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Angriff der Lederhosenzombies

Originaltitel: Attack of the Lederhosenzombies__Herstellungsland: Österreich__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Dominik Hartl__Darsteller: Gabriela Marcinková, Laurie Calvert, Margarete Tiesel, Patricia Aulitzky, Karl Fischer, Oscar Dyekjær Giese, Christian Schiesser, Julia Stipsits, Kari Rakkola, Christian Roupec u.a.
Angriff der Lederhosenzombies

Auf dem Berg da wird gemetzelt: “Angriff der Lederhosenzombies”

Der Alm-Öhi Franz würde es gerne sehen, wenn die Skipisten seines Wintergebietes ganzjährig genutzt werden könnten. Also entwickelt er ein neues Verfahren, um besonders tollen Kunstschnee herzustellen. Dem Zombie-Film-Kundigen schwant bei der zusammengemischten, grellgrün leuchtenden Substanz nichts Gutes. Und wirklich: Als Franz einen russischen Investoren einlädt, um dem seinen neuen Kunstschnee vorzuführen, kommt dieser mit der Substanz in Kontakt und beginnt sich sofort zu verändern.

Bei der anschließenden Wintersaison-Abschlussparty in der nahe gelegenen Skihütte des österreichischen Originals Rita erweist sich der inzwischen von Ekzemen übersäte Russe als sehr kontaktfreudig: Er beißt andere Partygänger, die sich ebenfalls flott verändern. Und die stürzen sich auf die anderen Gäste, darunter die Snowboarder Steve, Branka und Josh. Die wollten eigentlich vor Ort Sponsoren mit ihrem Können beeindrucken, aufgrund der opportunistischen Ader Steves vergraulten sie allerdings ihre potentiellen Geldgeber und sitzen nun auf dem Berg fest. Können die jungen Wintersportfans verhindern, dass sich die Untoten-Seuche ungebremst ausweitet?

Der Titel „Angriff der Lederhosenzombies“ weckt schon ein wenig falsche Erwartungen, lässt er doch an einen Trash-Hammer der Marke „The Asylum“ denken: Null Handlung, dilettantisch in Szene gesetzt und bemüht um jeden Witz ringend. Doch die Überraschung ist groß, wenn sich der Film dann von der ersten Sekunde an als profund in Szene gesetzter, weitgehend technisch makelloser, liebevoll getrickster und durchaus unterhaltsamer Funsplatter-Streifen entpuppt. Zumindest die Erwartungen an die Handlung werden nicht enttäuscht, denn die ist dann doch sehr dünn.

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Zumindest wird sie schnell auf Spur gebracht, etabliert eine glaubwürdige, relativ ausweglos erscheinende Grundsituation und kappt alle Verbindungen zur Außenwelt. Leider braucht „Angriff der Lederhosenzombies“ im Anschluss eine Weile, bis er sich richtig eingegroovt hat. Vor allem das Zombie-Geschnetzel kommt in dem effektiv 75 Minuten langen Horrorhappen zu Beginn etwas zu kurz. Zumindest erlaubt sich Regisseur Dominik Hartl ein paar ironische Brechungen des Zombie-Genres. Etwa wenn er seine Figuren darüber diskutieren lässt, ob man sich nun in einer Situation mit schnellen oder doch eher langsamen Zombies befindet. Hat der Film dann seinen eigentlichen Rhythmus gefunden, werden die Genre-Klischees ordentlich abgehakt und alle Schalter in Richtung großes Blutbad umgelegt.

Angriff der Lederhosenzombies

Die Helden der Zombie-Mär.

Ist dieses dann im Film angekommen, werden die Zombies kunstvoll mit Skistöcken, Snowboards, Skiern und sogar einem Zapfhahn enthauptet, halbiert, zur Ader gelassen und/oder komplett zerlegt. Auch Ausweidungsmomente findet man in „Angriff der Lederhosenzombies“ und eine Szene rund um eine Schneefräse sorgt für beachtliches Blutgematsche auf schneeweißem Untergrund. All das wird mittels toller, handgemachter Effekte in Szene gesetzt, geizt nicht mit blutigen Details und ist angenehm schlotzig im Abgang. Zudem ist der Bodycount angenehm hoch ausgefallen und wenn am Ende die Helden mit Snowboards inmitten der Zombie-Meute herumsliden und sie killen, hat man das so dann auch noch nie in einem Film gesehen.

Was allerdings bei der Action auffällt, ist, dass „Angriff der Lederhosenzombies“ ein wenig behäbig wirkt, was sein Tempo angeht. Hier und da hätte vor allem der Schnitt etwas dynamischer sein dürfen und vor allem der Soundtrack klimpert so gleichtönig vor sich hin, dass ausgerechnet in dem finalen Gemetzel keine formvollendete Gaudi aufkommen mag. Abseits der Action ist der Film großartig in Szene gesetzt! Die überwiegend zum Einsatz kommenden Komplementärfarben geben dem Treiben einen comichaften Grundton, die verschneiten Landschaften lassen ordentlich Stimmung aufkommen und die Snowboard-Szenen machen ordentlich was her. Einige Einzelszenen sind geradezu großartig: Etwa eine aus der Entfernung gefilmte, große Explosion, die das Schlachtfeld für das Final-Massaker bereitet. Oder die wirklich fantastische Tanzeinlage inmitten beseelt schwankender Untoter… Die stehen nämlich auf Musik!

Um die österreichische Produktion international vermarkten zu können, wurde sie überwiegend in englischer Sprache in Szene gesetzt und in den Hauptrollen international besetzt. Die jungen, unverbrauchten Mimen machen ihre Sache gut, lassen hier und da aber ein wenig komisches Timing missen. Aufgrunddessen lässt der Film auch den einen oder anderen Gag liegen. Als Identifikationsmasse taugen Laurie Calvert (Steve), Gabriela Marcinková (Branka) und Oscar Dyekjær Giese (Josh) aber alle mal, werden aber vor allem in der Splatteraction von dem urigen Original Margarete Tiesel als Skihütten-Inhaberin Rita wiederholt an die Wand geklatscht. Ob die nun lernt, was „Bring it on“ bedeutet, oder mit einem MG aus dem 2. Weltkrieg um sich ballert, sie hat immer die Lacher auf ihrer Seite.

Angriff der Lederhosenzombies

“Ärm, du hast da was im Auge!” “Wo? Ich seh’s nicht!”

Spätestens wenn in „Angriff der Lederhosenzombies“ mit Bierzeltgarnituren Zombieköpfe halbiert werden, macht der östereichische Zombie-Funsplatter-Streifen wirklich richtig viel Spaß. Von Einlagen, in denen Körperteile im Takt eines Walzers in Zeitlupe vor der Kamera vorbeifliegen, ganz zu schweigen. Die handgemachten Effekte werden vor allem gegen Ende die Gorehounds ordentlich mit der Zunge schnalzen lassen. Das winterliche Setting hat Flair. Sich blutrot färbender Schnee geht eigentlich immer. Der Humor passt. Die Darsteller wissen zu gefallen. Die Story steht dem Treiben nicht im Weg und einige Szenen sind wirklich ganz großes Zombie-Matsch-Kino. Das macht den Streifen zu einem amüsant blutigen, versiert in Szene gesetzten Filmvergnügen, lässt aber aufgrund kleinerer Problemherde einiges an Potential auf der Piste: „Angriff der Lederhosenzombies“ hätte etwas mehr Tempo nicht geschadet, das Gemetzel hätte schon deutlich eher so richtig durchstarten dürfen, die Musik hätte deutlich mehr Schmiss vertragen (dabei steigt der Film so cool im „The Thing“-Soundmodus ein!) und hier und da wären ein paar mehr Gags nicht verkehrt gewesen. So hätte man beispielsweise die Rotwild-Zombie-Viecher gerne prägnanter in den Fokus rücken können. In der Folge wirkt es immer mal, als hätte wer die Handbremse reingeschmissen und der Film bekommt sie einfach nicht mehr gelöst.

6 von 10

Capelight Pictures bringt „Angriff der Lederhosenzombies“ am 24.2.2017 auf DVD und Blu-ray in eure Heimkinos. Ungeschnitten mit einer FSK 18 Freigabe.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Capelight Pictures__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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