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Kidnap

Originaltitel: Kidnap__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Luis Prieto__Darsteller: Halle Berry, Lew Temple, Christopher Berry, Dana Gourrier, Robert Walker Branchaud, Malea Rose, Ritchie Montgomery, Justin Lebrun, Kurt Krause, Erica Curtis u.a.
Kidnap

Halle Berry dominiert den mega rasanten Actionthriller “Kidnap”.

Mit Kidnapping kennt Halle Berry sich dank ihres Mitwirkens in „The Call – Leg nicht auf“ bestens aus. War sie in dem rasanten „Telefon-Thriller“ aber lange Zeit eher zur Passivität verdammt, ist sie in ihrem neuesten Streifen „Kidnap“ immer mitten in der Action.

Karla Dyson ist mit ihrem kleinen Sohn Frankie in einem Freizeitpark unterwegs. Doch so richtig genießen kann vor allem Karla den Tag nicht. Die beständigen Streitereien mit ihrem Ex-Ehemann zerren an ihren Nerven und der klamme Geldbeutel macht wirklichen Spaß in dem Park der Attraktionen unmöglich. Da ereilt Karla ein Anruf ihres Anwalts: Ihr Ex will das alleinige Sorgerecht für Frankie.

Karla ist total durch den Wind. Doch sie hat keine wirkliche Zeit, den Schock zu verarbeiten, denn der immer in Hörweite befindliche Frankie antwortet ihr plötzlich nicht mehr… Zunächst noch halbwegs gefasst, dann zunehmend panischer werdend, sucht sie nach ihrem Filius. Plötzlich sieht sie, wie ihr Frankie von einer fremden Frau in ein Auto gezerrt wird. Ein Adrenalinschub durchschießt Karla, sie springt in ihr Auto und rast hinter dem Wagen der Entführerin her.

Zunächst planlos, was sie tun soll, zumal sie ihr Handy bei den hektischen Aktionen verloren hat, beschließt sie, die Entführerin nicht mehr aus den Augen zu lassen. Es entwickelt sich eine atemlose Verfolgungsjagd mit diversen Spannungsspitzen…

Tempo satt gibt es auch im Trailer zu „Kidnap“

httpv://www.youtube.com/watch?v=HHn5uq37k84

Viel mehr gibt es in Sachen Handlung über diesen extrem flotten Actionthriller gar nicht zu berichten. Regisseur Luis Prieto startet nach ruhigem Beginn urplötzlich von Null auf Hundert durch und präsentiert das Schreckensszenario aller Eltern. Und das auf ebenso unspektakuläre wie höchst effektive Art und Weise. Wenn Karla beinahe beiläufig beobachtet, wie ihr Frankie in ein fremdes Auto gezogen wird, kommt das einem emotionalen Paukenschlag gleich. Den Prieto als eine Art Startschuss für eine beinahe 60 Minuten lange Dauerverfolgungsjagd begreift.

Diese bietet alles, was Actionfans begehren: Spektakuläre Crashes, hohes Tempo und wilde Fahrmanöver. Dazu gesellt sich eine tolle Kameraarbeit, die vor allem ein paar grandiose Landschaften in tollen Bildern verewigt (Hier gibt es unter anderem Straßen zu sehen, die nicht über Flüsse führen, sondern die IN IHNEN gebaut wurden!). Ein energetischer Soundtrack treibt den Film immer weiter nach vorne und sogar die Psychologie der Hauptfigur ist in dieser ewig langen Verfolgungsjagd stimmig.

Kidnap

Diese Mutter lässt sich nicht beirren: Halle Berry in “Kidnap”.

Denn Karla wächst an der Aufgabe. Wirkt anfangs total überfordert. Teilweise sogar nervig naiv. Doch dann stellt man sich vor, wie man selbst in der Situation agieren würde. Rationale Denkmuster wären in einer solchen Ausnahmesituation und vor allem so schnell kaum drin. Doch mit zunehmender Laufzeit entwickelt Karla ein ganz anderes Verständnis für ihre Lage. Es geht nicht mehr einfach nur darum, Frankie zu retten. Es geht darum, an den Verfolgern dran zu bleiben und so die Rettung Frankies wahrscheinlicher zu machen.

Dabei setzt es auch ein paar hübsche Storyschlenker. Wenn etwa die Entführerin auf einmal neben Karla auf dem Beifahrersitz hockt, entwickelt der Thriller eine ganz neue Dynamik. Auch die Art und Weise, wie „Kidnap“ vermeintliche Hilfe auftauchen und meist wieder entschwinden lässt, sorgt für ordentlich Spannung und aufregende Momente.

Glücklicherweise fällt der Streifen mit dem Ende der Verfolgungsjagd nicht in ein Loch. Im Gegenteil: Absolut zwingend wird zu dem nächsten Schauplatz übergeleitet, in dem „Kidnap“ noch einmal richtig Spannung aufzubauen versteht. Witzigerweise ähnelt der Film hier ziemlich „The Call“, ohne diesen jedoch zu kopieren.

Getragen wird „Kidnap“ fast ausschließlich von einer irre präsenten Halle Berry („X-Men“), die mit einer richtigen Power-Performance punktet und den Zuschauer in ihrer Verzweiflung immer auf ihrer Seite weiß. Dagegen bleiben die Bäddies leider arg gesichtslos und blass. Hier lässt das Drehbuch von Knate Gwaltney ein paar Möglichkeiten zu leichtfertig liegen. Auch die anderen Figuren im Film sind kaum mehr als Stichwortgeber in diesem Einpersonenstück. Doch das fällt kaum negativ ins Gewicht.

Kidnap

Die Alfamutter und ihr Junges.

Nicht ganz rund läuft „Kidnap“ allerdings in Sachen Logik. Hier schießt der Film ein paar echte Böcke (mein Liebling: Ein wegen Spritmangels liegengebliebenes Auto hat urplötzlich doch noch etwas Sprit für eine Actionszene), kann die aber zumindest während des Filmgenusses komplett platt walzen. Hier geschieht einfach zu viel, um sich wirklich an der Logik aufzuhängen. Dabei schaut man auch über diverse Zynismen der Story hinweg, denn die Verfolgungsjagd zum Wohle des Kindes führt doch zu einigem Kollateralschaden – auch menschlichem!

Kann man darüber hinwegsehen, erhält man mit „Kidnap“ ein echtes Powerhouse von einem Actionthriller, der nach minimal kurzer Anlaufzeit in eine Endlos-Verfolgungsjagd durchstartet und den Zuschauer einfach mit sich reißt. Spektakuläre wechseln sich mit spannenden Momenten ab und das Finale ist ein echter Nägelkiller geworden. Vor allem Halle Berry beweist als zunehmend konsequenter agierendes Muttertier echte Action-Woman-Qualitäten und sorgt beim Zuschauer mit einer feinen Performance für ordentliches Involvement. Dennoch ist „Kidnap“ dank diverser Makel ganz sicher nichts für die Ewigkeit, aber als unterhaltsamer Zeitvertreib rockt der Entführungsthriller ordentlich durch.

7 von 10

Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erscheint am 21.9.2017 von Eurovideo. Ursprünglich für Mai vorgesehen, kam ein nach zweifacher Verschiebung nicht mehr für möglich gehaltener Kinostart in den USA dazwischen. Genau da wäre der Film auch in Deutschland gut aufgehoben gewesen.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Eurovideo__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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