Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Bloodsport

Originaltitel: Bloodsport__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Newt Arnold__Darsteller: Jean-Claude Van Damme, Donald Gibb, Leah Ayres, Norman Burton, Forest Whitaker, Roy Chiao, Philip Chan, Pierre Rafini, Bolo Yeung u.a.
Bloodsport

“Bloodsport” geriet zum Durchbruch seines Hauptdarstellers Jean Claude van Damme.

Die Legende will, dass van Damme eines Tages mit Freunden in einem Restaurant verabredet war. Als er das Lokal betrat, kam ihm Menahem Golan, Chef der Cannon-Produktionsgesellschaft, entgegen. Van Damme schaltete blitzschnell und brüllte ihm hinterher: “Menahem, it’s me, vän Dämm” Golan blieb verwundert stehen, als auch schon ein Bein über seinem Kopf hinwegfegte. Eine Vorstellung, die ihn sehr beeindruckte. So sehr, dass er van Damme zu einem Casting vorlud.

Hier überraschte die belgische Springbohne erneut mit unglaublicher Körperbeherrschung. Golan warf ihm daraufhin ein Drehbuch namens Bloodsport vor die Füße, beraumte eine sechswöchige Drehzeit in Hongkong an und überließ dem Drehteam ein Budget von 2 Millionen Dollar. Van Damme hatte vandammt noch mal nichts zu verlieren und drei Wochen später begannen die Dreharbeiten zu einer der denkwürdigsten Erfolgstorys überhaupt …

Ein kleiner Junge namens Frank Dux steigt mit einigen Freunden ins Haus einer japanischen Familie ein. Ein Katana hat es ihnen besonders angetan. Doch bevor man mit der Beute verschwinden kann, erscheint die Familie Tanaka und versucht die Diebe zu stellen. Sie können nur Frank ergreifen, der nun für seine Untat einstehen soll. Doch Tanaka will ihn gar nicht der Polizei übergeben. Vielmehr wendet er sich an Franks Familie und bietet ihnen einen Deal an: Er will Frank in die Martial Arts einführen und ihn zu einem Sparingspartner für seinen Sohn Shingo aufbauen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=pi8hS8qcoDc

Bloodsport

Jean Claude van Damme als Frank Dux, der angeblich selbst am Kumite teilgenommen hat.

Franks offenkundig französischstämmige Familie sagt diesem Plan zu, hofft sie doch, dass Frank so seinem Leben eine sinnvolle Richtung geben kann. In der Folgezeit muss Frank eher als Punchingball denn als gleichberechtigter Trainingspartner von Shingo herhalten, doch er steht die Zeit ohne zu murren durch. Plötzlich stirbt Shingo und Tanaka will das Training einstellen, doch Frank kann ihn dazu überreden, ihn weiterhin zu trainieren. Die Folge ist das vermutlich wohl intensivste Kampfsporttraining, das man sich vorstellen kann und bei dem Franks Reflexe, Schnelligkeit, Präzision und Härte ebenso geschult werden wie seine Sinne, innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Frank ist am Ende des Trainings ein perfekter Meister der Martial Arts und wird als solcher von der US Army als Nahkampfspezialist einberufen. Just in dieser Phase steht wieder ein Kumite an, eine geheime, alle 5 Jahre stattfindende Vollkontaktkampfsportveranstaltung bei der es einzig und allein um die Ehre geht. An diesem Kumite möchte Frank um jeden Preis teilnehmen, hofft er doch mit einem Sieg den Ruhm und das Ansehen seines nunmehr todkranken Meisters Tanaka noch einmal endgültig aufleben lassen zu können. Doch dabei steht er vor diversen Problemen: das Militär will auf einen seiner besten Männer nicht verzichten und verfolgt ihn unbarmherzig, eine neugierige Reporterin hängt sich an seine Fersen und der Kämpfer Chong Li stellt sich als Franks ultimative Nemesis heraus … ganz abgesehen von den anderen Fightern aus aller Welt, durch die er sich den Weg zum Finale bahnen muss!

Die “Story” des Filmes beruft sich auf angeblich wahre Ereignisse und erzählt die Geschichte des amerikanischen Martial Arts Experten Frank Dux. Dieser gehörte einst zum Nachrichtendienst der amerikanischen Armee, wo er als Nahkampfspezialist diente und zum Kumite geladen wurde, das er als erster Nichtasiat überhaupt gewonnen haben soll. Das weder seine Militärakten noch Interviews mit seinen Offizieren schlüssige Beweise für eine Partizipation an einem derartigen Event liefern konnten, lassen die Aussagen und die “wahre” Geschichte hinter Bloodsport genauso unwahrscheinlich erscheinen, wie die Tatsache, dass bis heute die Existenz eines als Kumite beschriebenen Wettbewerbs nicht nachgewiesen werden konnte. Derartige Sperenzchen braucht es allerdings gar nicht, denn auch wenn die Story freilich nicht oscarverdächtig ist, funktioniert sie doch hervorragend und transportiert das Thema des sich durchschlagenden Außenseiters auf den Punkt und mit einem Verve, der einfach mitreißt. Da stört es auch nicht, dass die Substorys um die Militärs, die Dux verfolgen, und um die Reporterin im Grunde nur Ballast sind, die für kleinere Verschnaufpausen zwischendurch sorgen sollen und das ernste Geschehen im Ring auflockern sollen. Hier soll vandammt noch mal gefightet werden und das wird es dann auch …!

Bloodsport

Wo van Damme hin haut, wächst kein Gras mehr!

Doch vor die Kämpfe hat der liebe Gott das Training gesetzt und schon das macht dem Zuschauer klar, was ihn demnächst erwarten wird: Brillant geschnitten, schnell und abwechslungsreich prasseln schon hier die Eindrücke auf den Zuschauer hernieder, der sich dem begeisternden Geschehen spätestens mit Einsetzen der kultigen 80s Mucke nicht mehr entziehen kann. Das ganze Training ist freilich einzig und allein darauf ausgerichtet, van Dammes unglaublich elegante physische Präsenz abzufeiern und wenn eines gelingt, dann das. Mit Ankunft in Hongkong fliegen dann die Fetzen. Man versuchte ein ethnisch gut durchmischtes Teilnehmerfeld zusammenzustellen, leider kommen dabei nur selten Versuche auf, auch verschiedene – vor allem landestypische – Kampstile zu etablieren. So hat man zwar einen Sumoringer ebenso an Bord wie kleine Kung Fu Chinesen, einen harten Kickboxer und einen im Affenstil kämpfenden Afrikaner, insgesamt ähneln sich die Kampfstile aber enorm und verlegen sich eben auf die – vor allem für amerikanische Filme typischen – Schlag-, Trittkombinationen, denen eine gewisse spektakuläre Note immer ein wenig abgeht. Dadurch wirkt das Geschehen – auch aufgrund der teils knackigen Kürze der Kämpfe – zwar recht realistisch, aber eben auch ein wenig einheitlich (nicht langweilig oder eintönig!). Die Kampfchoreographie hat übrigens der echte Frank Dux übernommen, der seit seiner Militärzeit häufiger Filmdreharbeiten beratend unterstützte.

Was den Film so einzigartig im Genre macht, ist die Wirkung der Kämpfe: Mitreißender umgesetzte Fights in einem derartig auf Turniermodus getrimmten Film habe ich noch nirgends gesehen. Bester Beleg dafür ist zum Beispiel die Tatsache, dass Ober Bad Ass Chong Li nur durch seine Kampfsporteinlagen zur riesigen Bedrohung aufgebaut wird. Da gibt es keine Streitigkeiten neben dem Ring, keine Animositäten, kein früher zum Krüppel geschlagener Bruder … nichts. Und auch wenn Li neben dem Turnier vielleicht ein echter Schmusebär ist, aufgrund seiner Kampfsporteinsätze und seiner fatalen Finishing Moves ist er so ziemlich das hassenswerteste Subjekt überhaupt. Obendrein wurden die Kämpfer recht interessant gecastet, so dass zum Beispiel der kleine Belgier van Damme fast immer gegen Gegner antreten muss, gegen die er fast schon zierlich wirkt, was die Spannung konsequent oben hält, zumal, wenn er dann wirklich immer mal eine eingeklinkt bekommt. In diesen Moment spürt der Zuschauer selber jeden Schlag, als wäre er Dux. Highlights dieser Involvierung des Zuschauers in das Geschehen sind der Kampf zwischen Dux Freund Ray Jackson und Chong Li – bei dem man mit van Damme NOOOOOOO schreien möchte -, der Fight zwischen Frank und Paco – Come on … Come on … Yeah … Come on (die genialste Szene im Film) – und freilich der Hammerendkampf zwischen Chong Li und Frank Dux, der einen auf der Gefühlsklaviaturebene alle Ups und Downs mit durchleben lässt! Wer spätestens bei dem Endfight nicht im van Damme Spagat vorm TV hockt, sollte mal sein Empathiezentrum im Hirn untersuchen lassen … oder seine Gelenkigkeit erhöhen. Kurzum: Die Fights rocken alles weg. Klar, aus heutiger Sicht fehlen ein paar spektakulärere Einlagen und die Choreographie könnte noch rasanter sein, doch die Fights sitzen einfach und transportieren auch eine ordentliche Härte, inklusive offenen Brüchen, gebrochenen Genicken und rausgehauen Zähnen. Ohne eine blutige Nase geht hier ohnehin keiner von der Matte. Yeah!

Bloodsport

Der formidable Bösewicht Bolo Yeung bekommt auf die Kauleiste …

Neben dieser Action im Ring, die mit unglaublicher Ernsthaftigkeit vorgetragen wird, gibt es auch noch zwei kleinere Actioneinlagen mit den Militärs und Frank Dux, die auf ihre charmant leichtfüßige Art herrlich augenzwinkernd daherkommen und ihren Höhepunkt haben, wenn Dux – einem Musicalstar gleich – mitten im Versuch wegzurennen, diverse tanzähnliche Posen präsentiert, bei denen er obendrein seinen Verfolgern schelmisch zulacht. Und derartige Momente sind es auch, die neben den herberen Brutalitäten über den Film hinaus lange in Erinnerung bleiben. So wird jeder, der Bloodsport gesehen hat, wissen, was gemeint ist, wenn ich sage: “Münzenspiel um eine Frau”, “Goldzahn aus Blutlache nehmen” oder “Welchen Stein soll ich zerschlagen?”. Irgendwie passt an dem Film rein von der Einbeziehung des Zuschauers her alles. Optisch wird das ganze auch aus heutiger Sicht ziemlich souverän von Newt Arnold umgesetzt, der die Kamera immer am rechten Fleck hat und auch weiß, was funktioniert. So präsentiert er in den ersten Kämpfen so gut wie keine Zeitlupe, der letzte Kampf erzeugt dann gerade durch den massiven Zeitlupeneinsatz in Verbindung mit Flashbacks und Musik Gänsehaut. Auch den Schauplatz Hongkong bindet er einige Male gelungen in den Film ein und zeigt dabei eben nicht nur die Touristenzentren der überfüllten Millionenstadt. Dass die Musik hier auf den Punkt sitzt, habe ich schon mehrmals anklingen lassen und spätestens wenn in einer dieser begeisternden Montagen mehrerer Finishing Moves einzelner Fights “Fight to Survive” ertönt, ist klar, worum es hier geht! Spitze!

Darstellerisch darf man hier freilich nichts erwarten. Ich würde die Darsteller hier auch eher als Athleten bezeichnen wollen, denn wie so oft in Filmen dieses Genres müssen die meisten “Darsteller” eben nicht viel mehr machen, als sich selber zu “spielen”. Und so ist eigentlich nur interessant, was sie im athletischen Sinne draufhaben. Und dahingehend hat man hier einen netten Haufen zusammengecastet, der sein Handwerk beherrscht und, wenn man den zeitgenössischen Berichten glauben mag, auch gerne einmal richtig draufgehauen hat, um den Realitätsgrad zu erhöhen. Überraschend ist in Hinsicht auf den Cast das Mitwirken des vandammt jungen Forest Whitaker, der in Zukunft ja eher durch feingeistigere Filme auffallen wird!

Bloodsport

Kumite, Kumite, Kumite!

Das Hauptaugenmerk liegt dennoch auf dem ungemein sympathischen Jean Claude van Damme, der in den Spielszenen zwar eher unbeholfen wirkt, in den Kampfsporteinlagen aber unglaubliche Schaukampfqualitäten auffahren darf. Dank seiner Ballettausbildung wirkt er zudem immer sehr elegant und seine herrlich verwirrten Gesichtsausdrücke nach Einschlägen fremder Fäuste sind immer wieder zum Kugeln. Doch schon in diesem Film zeichnete sich ab, dass van Damme es auf einzigartige Weise beherrschte, alle Zuschauersympathien auf sich zu vereinen … sei es durch sein doch recht charmantes Auftreten oder aufgrund seiner physischen Fähigkeiten. Zweiteres war es dann auch, was ihm den Hals retten sollte …

Denn sein fulminanter Auftritt als Ivan in Karate Tiger war es, der Menahem Golan das Projekt Bloodsport wieder ins Bewusstsein rufen sollte! Was war geschehen? Nun, als das Bloodsport Team aus Hongkong zurückkehrte und kurz darauf die fertige Schnittfassung vorlegte, klappte Golan die Kinnlade runter. Nicht weil der Film so gut gewesen wäre. Mitnichten! Die erste Schnittfassung war so katastrophal ausgefallen, dass Golan, der obendrein zugab, den Film nie als etwas anderes als eine Videopremiere geplant zu haben, den Film im Giftschrank der Produktionsfirma verschwinden ließ, wo er zwei Jahre lag! Van Damme selber gab den Film aber nie auf und bemühte sich auf eigene Faust und auf eigene Kosten um einen neuen Schnitt. So besorgte der renommierte Carl Kress (Oscar für Flammendes Inferno) einen vollkommen neuen Schnitt, was Golan aber auch nicht interessierte. Doch nach dem Erfolg von Karate Tiger erinnerte sich Golan an das ungeliebte Filmkind und gab dem Film doch noch eine Chance … Das Ergebnis: Der bis dato erfolgreichste Film der Cannon Group überhaupt, der in den Kinos 50 Millionen Dollar umsetzen konnte, zu einem Selbstläufer in den Videotheken wurde und van Damme Tür und Tor in Hollywood zumindest aufstoßen sollte – den eigentlichen Durchbruch besorgt der Kickboxer, da dieser ihm einen Major Deal bringen wird …

Was bleibt, ist der Kampfsportklassiker überhaupt! Nuff’ Said.

In Deutschland nahm sich zunächst Kinowelt des Filmes in zwei Auflagen an, jeweils ab 18 und uncut. Eine im normalen Amaray und eine in einem genialen, teiltransparenten Schuber, in dem man ein silbernes Digi findet, dass neben der DVD auch noch Aushangfotos des Filmes offeriert! Sehr nett! Die technische Seite der Kinowelt DVD ist mehr als ordentlich und dürfte sich fast analog auf der kurz darauf erhältlichen MGM DVD von Bloodsport wiederfinden … 20th Century Fox nahm den Streifen zudem in seine “Action Cult Uncut” Reihe auf, bei unveränderter Freigabe und ungeschnitten. Am 28. Juni 2013 erscheint die Blu-Ray zum Film aus dem Hause Fox!

In diesem Sinne:
freeman, dem bewusst ist, dass 10/10 für diesen Film sehr hochgegriffen wirken, doch wie bei Rambo 2 möchte ich damit auch der Bedeutung des Filmes für das Subgenre der Kampfsportfilme huldigen und da der Film nun mal nach wie vor King im Ring ist, geht imo die 10/10 in Ordnung. Würde ich hier nicht als Fan schreiben, sondern als verbiesterter Hardcorekritiker, würde ich vermutlich eher zu einer 7/10 tendieren. Das nur zur Einordnung …

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Twentieth Century Fox Home Entertainment__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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