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das Andere

Originaltitel: Significant Other__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2022__ Regie: Dan Berk & Robert Olsen__ Darsteller: Maika Monroe, Jake Lacy, Matthew Yang King, Dana Green, Loudon McCleery, Teal Sherer, Marcella Lentz-Pope, …
das Andere

“Significant Other” heißt hierzulande “das Andere”.

Zum deutschen Trailer geht´s hier!

Bei “Significant Other” – hierzulande unter dem Titel “das Andere” veröffentlicht – handelt es sich um einen von Dan Berk und Robert Olsen verfassten und in Szene gesetzten dramatischen Sci-Fi-Mystery-Horror-Thriller aus dem Jahr 2022. Seinen Anfang nahm das Projekt zu Beginn der Covid-19-Pandemie, als die beiden sich 2020 gerade im “Lockdown” befanden und sich Gedanken darüber machten, welche Art von Geschichte man unter den damals aktuellen (einschränkenden) Bedingungen überhaupt verfilmen können würde. Also konzipierten sie eine sich mit nur zwei Figuren ausschließlich im Freien entfaltende Story, die sie schnell und kostengünstig (u.a. per Verwendung von iPhone-Kameras) zu realisieren gedachten – und das nach Möglichkeit mit Maika Monroe in der weiblichen Hauptrolle, mit der sie zuvor bereits bei “Villains” (2019) zusammengearbeitet hatten…

Je mehr sie jedoch an der Vorlage feilten – reizvolle Aspekte ausgestalteten – desto stetiger entwickelte sich das Ganze hin zu einem den Rahmen einer Microbudget-Produktion übersteigenden Unterfangen. Zugute kam ihnen dabei, dass die betreffenden Auflagen und Verordnungen fortan schrittweise wieder gelockert wurden sowie innerhalb der Branche ein reges Interesse an solch “kleiner skalierten” Werken bestand – und so erhielten sie 2021 dann “grünes Licht”, während “Paramount Pictures” siegreich aus einem wahren “Bieterkrieg” um die entsprechenden Rechte hervorging. Das entstandene Resultat eröffnet nun jedenfalls mit dem Anblick eines wie ein Meteorit ausschauenden, über einer Waldregion niedergehenden rotglühenden Objekts – wonach ein grasender Rehbock zuerst irgendetwas zwischen den Bäumen nahebei wittert, bevor er plötzlich brutal von hinten seitens eines “außerweltlichen Tentakels” gepackt wird…

Unweit davon fahren Ruth (Maika Monroe) und Harry (Jake Lacy) in Richtung einiger geplanter Tage in der majestätischen Natur des amerikanischen Nordwestens. Schon lange ein Paar, ist er eher der humorvollere – sie indes ernster und reservierter; was mit auf bestimmte Erlebnisse in ihrer Vergangenheit zurückzuführen ist. Dennoch harmonieren sie prima, sind glücklich und interagieren ebenso charmant wie amüsant miteinander. Als ein seiner Mutter in deren Restaurant aushelfender Junge sie im Zuge ihres “letzten Stopps in der Zivilisation” ominös flüsternd “Did you see the red star come down?” fragt, wird schnell klar, dass Berk und Olsen nicht unbedingt die Erschaffung “bleierner Kost” im Sinn hatten, sondern stattdessen in der Hinsicht einen gewissen (nett zu registrierenden) “klassisch-B-Movie-haften Genre-Vibe” mit einbinden Schrägstrich heraufbeschwören wollten…

Anders als Harry ist Ruth nicht so der “Outdoor-Typ” – doch ihm zuliebe begleitet sie ihn auf diesem Wander-Trip hinein in die Tiefen des Waldes, bei dem sie die Schönheit der Flora, Fauna und Landschaft zu erkunden anstreben. Trotz des nassfeuchten Wetters und Ruth´s Schwierigkeiten damit, das Zelt aufzubauen, ist die Stimmung keineswegs schlecht – nicht unwesentlich dank seines aufheiternd-ermutigend-positiven Gebarens. Als Ruth in der Nacht ein Reh bemerkt, das sie wiederum bloß regungslos-direkt anstarrt, verstärkt das die eigenwillige Empfindung nur, welche sie in dieser abgelegenen Gegend verspürt. Indes weiß das Publikum anhand des Geweihs, dass jenes Tier das aus der Einstiegs-Sequenz ist. Nach Sonnenaufgang und einem weiteren Marsch gerät das für sie nicht konkretisierbare unbehagliche Feeling mit einem Mal jedoch in den Hintergrund, als sie und Harry die Küste erreichen…

Es ist nämlich dort – am Rande des Waldes, oben an einer Steilklippe, mit dem sich bis zum Horizont erstreckenden Pazifik darunter – dass sich Harry vor ihr hinkniet, einen Ring hervorholt und Ruth einen Heiratsantrag macht. Leider löst das bei ihr sogleich eine Panik-Attacke aus – gefolgt von dem Vorwurf, dass er doch genau wissen würde, wie sie generell dazu steht. Das war ihm bekannt, bestätigt er enttäuscht und niedergeschlagen – allerdings sei es ihm “das Risiko wert” gewesen; angesichts dessen, was sie einander bedeuten und wie toll es ja zwischen ihnen laufen würde. Das streitet sie auch gar nicht ab – nur eine Ehe eingehen, das möchte sie nicht. Gewiss spielt da das Beiwohnen der belastend-schweren Scheidung ihrer Eltern mit rein – womit er sie prompt freiheraus konfrontiert, als sie nach einer schweigsamen Weile darüber zu reden beginnen: “I think your parents’ splitting fucked you up more than you like to admit…”

Wie wir in “das Andere” nun erfahren, leidet Ruth an Angst-Zuständen, nimmt deswegen Medikamente ein und befindet sich in therapeutischer Behandlung. Verschiedene Themenpunkte werden angeführt und in die Geschehnisse integriert – unter ihnen potentielle “Missdeutungen und Wirrungen” in Beziehungen, Vertrauen, Selbstachtung und Wertschätzung, Ausprägungen und Auswirkungen von Stress, Erwartungshaltungen und Ressentiment sowie die Befürchtung, durch Bindungen und Verpflichtungen im Bereich der persönlichen Freiheit eingeengt zu werden oder (im noch schlimmeren Fall) sozusagen “die eigene Individualität” zu verlieren. Aufwühlungen, Diskussionen und Erläuterungen helfen nicht wirklich dabei, dass es ihnen unbedingt rasch gelingt, die getrübte Laune wieder zu bessern – und so suchen sie sich jeweils mehrfach Zeit für sich allein, um über all das nachzudenken; den Kopf freizubekommen…

Auf solch einem “Spaziergang” stößt Ruth zufällig auf den übel zugerichteten, teils von einer Art Fungus bedeckten Kadaver des zuvor begegneten Rehs. Der Fund lässt sie und Harry sich erneut annähern – u.a. via des gemeinsamen Spekulierens, was dafür denn wohl verantwortlich war. Als sie am nächsten Morgen “mit dem Klopapier loszieht”, erspäht sie ein Stück weit von der Camp-Stelle entfernt eine Höhle, welche sie neugierig erkundet und in der sie schon bald auf eine schleimige, bläulich leicht leuchtende Substanz aufmerksam wird – unmittelbar bevor sie etwas hinter sich wähnt, sich umdreht und zu schreien anfängt. Um sie besorgt, entdeckt Harry sie rund 30 Minuten später – einfach nur still zwischen den Bäumen stehend. Sich fortan deutlich ruhiger, emotionsärmer, tendenziell dissoziiert verhaltend, kann er sich das nicht nachvollziehbar erklären. Plötzlich entschuldigt sie sich bei ihm und meint: “I haven’t been feeling like myself…”

Ruth eröffnet ihm, dass sie sich seither über einiges im Klaren geworden sei – dass sie sich als Paar definitiv von ihren Eltern unterscheiden würden sowie durchaus “eine unabhängige Chance” verdienen: Daher habe sie es sich ausgiebig überlegt und würde sich freuen, wenn Harry ihr noch einmal “die Frage” stellen würde! Unweigerlich reagiert er skeptisch auf diesen unverhofften Gesinnungs-Wechsel – doch vermag sie ihn zu überzeugen: Schließlich sind sie ja bereits sechs Jahre lang zusammen, lieben sich ungebrochen und streben weiterhin eine vereinte Zukunft an. Also kehren sie an eben jenes malerische Fleckchen Erde zurück: “Ruth Miller, will you spend the rest of your life with me?” – “Yes, I will.” Dieses Ehe-Versprechen wird abgegeben, als der Film ziemlich exakt die Hälfte seiner Laufdauer erreicht – worauf Berk und Olsen mit einem Mal quasi “einen Schalter umlegen”; sie das Ganze nun kräftig “durchstarten” lassen…

Der “Drama-Abschnitt” von “das Andere” ist beendet – und das in Gestalt einer gelungenen Überraschung, welche auch nicht die letzte vorm Abspann sein wird. Science-Fiction-, Thriller- und Horror-Elemente treten prominenter in den Vordergrund – zudem kommt ein wenig Action ins Spiel und zieht das Tempo straff an. Es gibt sogar einen blutigen Hai-Angriff sowie weiteren Humor zu verzeichnen! Unverkennbar hatten die Macher Vergnügen daran, mehrfach den inhaltlichen Fortgang sowie den “Ton” ihres Werks abzuwandeln. Sonderlich originell ist das meiste davon zwar nicht gerade – u.a. fühlt man sich mitunter an Streifen wie “Annihilation” oder “Invasion of the Body Snatchers” erinnert – doch passt der Suspense-Grad und wurden die einzelnen Versatzstücke und Ideen inspiriert genug eingebettet und variiert, um das Interesse an dem Gebotenen aufrecht zu erhalten und dabei nicht den Eindruck zu erwecken, bloß “schlichte Kopien” zu sein…

Über Maika Monroe (“Watcher“) und Jake Lacy (“Rampage“) in den Hauptrollen besteht keine Notwendigkeit zur Klage: Sie vermitteln die jeweiligen “Entwicklungen” ihrer (beide übrigens weder ungeschickt noch unüberlegt agierenden) Figuren ebenso glaubwürdig wie die speziellen Eigenheiten der Beziehung von Ruth und Harry – erlauben einem, ihre Empfindungen, Taten und Reaktionen nachzuvollziehen. Mit seinem Charme, Witz und Antrieb bemüht sich Harry von Beginn an, die generell eher ernste sowie dort in der Wildnis nicht wirklich zufrieden-glückliche Ruth bestärkend zu ermuntern, welche ihrerseits überdies an Ängsten und Selbst-Unsicherheit leidet sowie diese mit Hilfe von Pillen und einem Therapeuten unter Kontrolle zu bewahren versucht. Clever konzipiert ist in diesem Zusammenhang ein Moment, in dem sie absichtlich-bewusst das sonst möglichst unterdrückte Verspürte “an die Oberfläche kehren” lässt…

Von einem soliden Score Oliver Coates’ (“Aftersun”) untermalt, haben Berk, Olsen und ihr Cinematographer Matt Mitchell (“Little Woods”) einen ansehnlich bebilderten Film geschaffen, bei dem sie die pittoresken, isoliert-menschenleeren Landschaften (maßgeblich der dichte Wald sowie ein “rauer” Küsten-Abschnitt) effektiv mit dazu nutzten, die gewünschte Atmosphäre zu erzeugen – u.a. via Drone-Shots sowie der Verwendung einer “SnorriCam” bei den Panik-Attacken Ruths. Die CGI-Qualität geht für das Budget in Ordnung und mit seinen 84 Minuten ist der Film auch gut bemessen. Schade jedoch, dass im finalen Akt einige Dinge etwas zu ausführlich verbal dargelegt werden: Das wäre so überhaupt nicht nötig gewesen und schadet der betreffenden Szene im Zuge dessen obendrein. Dennoch hat mich “das Andere” alles in allem brauchbar zufrieden zu stellen vermocht – nicht unwesentlich dank seiner kompetenten Leads und netten Wendungen…

knappe7 von 10

Hierzulande ist “das Andere” exklusiv auf Paramount+ verfügbar.

Stefan Seidldas Andere

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das Andere

 

Copyright der “das Andere” Postermotive und Pics: Paramount Players / Quay Street Productions / Paramount+ / Doaly (Illustration Poster Artwork)__ Infos zur dt. VÖ: Freigabe: FSK-16__ DVD/BluRay: nein/nein

 

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Categorised in: Horror, the Horror Pit

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