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Der Sex Pakt

Originaltitel: Blockers__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Kay Cannon__Darsteller: Leslie Mann, Ike Barinholtz, John Cena, Kathryn Newton, Graham Phillips, Gideon Adlon, Colton Dunn, Sarayu Blue, Geraldine Viswanathan, Miles Robbins, Gideon Adlon u.a.
Der Sex Pakt deutsches Filmposter

WWE-Superstar John Cena muss in der derben und dennoch warmherzigen Komödie „Der Sex Pakt“ ordentlich leiden.

Arschbier, das: Mittels Schlauch und Trichter über den Anus in den Darm eingeführter Gerstensaft. Einem Einlauf nicht unähnlich. Nur perlender und frischer im Geschmack. Vermutlich.

Soeben vorgestellter Durstlöscher spielt eine große Rolle in der amerikanischen Komödie „Der Sex Pakt“ (über die deutsche Titelgebung kann man sich angesichts des Originaltitels „Blockers“ und der falschen Rechtschreibung nur wundern), leitet er doch die wohl wahnwitzigste Sequenz des Filmes ein, die Regisseurin Kay Cannon munter immer weiter eskalieren lässt und die selbst dann nicht zum Ende kommt, wenn John Cena, einer der Hauptdarsteller, folgenden, wohl bald legendären Satz zum Besten gibt:

Und da kommt das letzte Arschbier…

„Der Sex Pakt“ mag bei seinen Gags alles andere als stilsicher sein, großen Spaß macht die häufiger unter die Gürtellinie zielende Komödie aber dennoch. Auch und vor allem dank eines wunderbar gegen den Strich gebürsteten John Cenas („Zwölf Runden“), der als überbordend gefühlsduseliger und mit dem Erwachsenwerden seiner Tochter so gar nicht zurechtkommender Vater eine großartige Show hinlegen darf.

Cena spielt dabei Mitchell, der am ersten Schultag seiner Tochter auf Lisa und Hunter trifft. Ebenfalls besorgte Elternteile, die ihre jeweiligen Töchter erstmals zur Schule bringen. Während die Erwachsenen extrem auf ihre jeweiligen Töchter fokussiert sind und untereinander stark fremdeln, wachsen die Töchter bald zu engsten Freundinnen zusammen. Freundinnen, die gemeinsam beschließen, bei ihrem Abschlussball ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Die Eltern ahnen davon freilich nichts.

Doch am Tag der Tage, die Töchter unserer drei Helden sind soeben in ihre Limousine gen Abschlussball verschwunden, stolpert Lisa über den Laptop ihrer Tochter. Dieser ist noch mit dem Handy ihrer Julie synchronisiert. Anhand eines zweideutigen Emoji-Gesprächs werden die drei Erziehungsberechtigten nun Zeugen, wie ihre Töchter einen Sex-Pakt schließen. Vor allem Mitchell und Lisa lässt dies vollkommen durchdrehen.

Sie beschließen, ihren Töchtern dazwischen zu funken. Hunter ist zwar eindeutig gegen dieses Vorhaben, wird letztlich aber zum Mitmachen bewegt. Die Folge ist ein chaotischer Trip quer durch die Nacht – voll von Erkenntnissen, schmerzenden Wahrheiten und eben Arschbier…

Schaut in „Der Sex Pakt“ mit John Cena hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=ao5Db7uNypE

Die Komödie „Der Sex Pakt“ findet eine gut funktionierende Gewichtung zwischen derben Komik-Einlagen und erstaunlich wahrhaftigen Momenten, die mal nicht platt moralisieren, sondern ihre Figuren plausible Erkenntnisprozesse durchlaufen lassen. Die fühlen sich durchaus realistisch an und machen sämtliche Charaktere des Streifens – seien es die Eltern oder eben die Kinder – menschlicher und zugänglicher.

Der Sex Pakt mit Leslie Mann, John Cena und Ike Barinholtz

Die Eltern (Ike Barinholtz, Leslie Mann und John Cena v.l.) erleben in „Der Sex Pakt“ mehr als irre Abenteuer.

Was auch wichtig ist, wirken die Figuren zu Beginn doch arg reißbrettartig entwickelt. Die Folge sind die üblichen Klischees: Bei den Töchtern gibt es ergo den Nerd, die Taffe und die „Prinzessin“. Und auch die Eltern kommen nicht besser weg. Da wären der Überfürsorgliche, die alleinerziehende beste Freundin der Tochter und der Loser. Während das Drehbuch die Eltern lange Zeit nicht aus ihrem engen Korsett herauslassen kann (der Film wäre ja quasi sofort zu Ende), überrascht es bei den Töchtern deutlich früher mit Unverkrampftheit und Zeitgeist. Die Mädels nehmen sich, was sie wollen, haben derbe Sprüche auf Lager und ihre tollen Darstellerinnen spielen immer wieder beherzt über die vorgegebenen Rollenklischees hinweg.

Das mündet in einen interessanten Ansatz, der den Film von ähnlichen Genre-Vertretern wie „American Pie“ und Co. überdeutlich abhebt: Die Kinder im Teenageralter haben durchweg ein reflektierteres Verhältnis zur Sexualität als ihre Eltern. Weswegen das Thema Sex im Umfeld der Töchter auch immer unverkrampfter und gleichzeitig respektvoller angegangen wird. Auf dieser Grundlage aufbauend schafft es „Der Sex Pakt“ auch, gängige Geschlechterklischees zu hinterfragen. So wird beispielsweise auch thematisiert, warum der erste Sex von Frauen nicht nur von deren Eltern als „Verlust der Unschuld“ angesehen wird, während sich die Sohnemänner fürs Ende der Jungfräulichkeit gefühlt an jeder Straßenecke ein High Five abholen können…

Der Sex Pakt mit WWE-Superstar John Cena

John Cena erklärt zwei eindeutig zweideutige Emojis…

Das ist eingebettet in eine gut funktionierende und nachvollziehbare Handlung, die nach leicht schleppendem Beginn immer rasanter und turbulenter wird. Regie-Debütantin Cannon nimmt nach zirka 30 Minuten nur noch sehr selten den Fuß vom Gas und lässt vor allem John Cena ordentlich leiden. Und der ist einfach großartig als viel zu leicht losheulender Klotz von einem Kerl, der am lautesten kreischt und am schnellsten in Deckung geht, wenn irgendetwas passiert. Der WWE-Superstar (lest auch unser Special über Wrestling-Stars in Filmen) geht in seiner Rolle förmlich auf und bekommt von seinen Co-Stars Leslie Mann („Immer Ärger mit 40“) und Ike Barinholtz („Bright“) mit perfektem Timing die Bälle für weitere abstruse Momente zugespielt.

Bei beiden ist die darstellerische Range deutlich größer als bei Cena, weshalb sie vornehmlich für die dramatischeren Momente im Film zuständig sind und auch die glaubwürdigeren Reifeprozesse durchmachen. Was nicht bedeuten soll, dass sie nicht auch ein paar großartige Lacher lancieren würden. Und davon gibt es im Film einige. Die großartig ausgekostete Arschbierszene. Ein Kotzerama. Die irren sexuellen Vorlieben der Nebendarsteller Gina Gershon („Best of the Best 3“) und Gary Cole („Warte, bis es dunkel wird“), die in einen abstrusen Vierer mit großartiger Untertitelung münden… und noch viele Szenen mehr.

Der Sex Pakt mit Gideon Adlon, Kathryn Newton und Geraldine Viswanathan

Das letzte Selfie als Jungfrauen? Gideon Adlon, Kathryn Newton und Geraldine Viswanathan (v.l.) brillieren als Töchter der überspannten Eltern in „Der Sex Pakt“.

Das ist alles technisch sauber in Szene gesetzt, wenngleich der Soundtrack ein wenig beschwingter hätte sein dürfen. Beschwingter hätte man sich auch das Finale gewünscht, denn ausgerechnet im „Showdown“ geht dem Film unerwarteterweise ein wenig die Puste aus. Diesem kleinen Makel, diversen Klischees und auch einigen ins Leere laufenden Gags zum Trotz entpuppt sich „Der Sex Pakt“ als temporeiche, nicht immer geschmackssichere, jedoch das Herz am rechten Fleck tragende Komödie, die zudem von einnehmenden Darstellern mühelos über die Ziellinie bugsiert wird.

6 von 10

„Der Sex Pakt“ läuft seit dem 12. April 2018 in den deutschen Kinos, kommt von Universal Pictures und ist mit einer Freigabe ab 12 ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Universal Pictures__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__ Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 12.4.2018 in deutschen Kinos

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