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Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers

Originaltitel: Di Ren Jie Zhi Shen Du Long Wang__Herstellungsland: China, Hongkong__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Tsui Hark__Darsteller: Mark Chao, Angela Baby, Feng Shaofeng, Lin Gengxin, Carina Lau, Kim Beom, Chen Kun, Hu Dong, Sheng Jian u.a.
Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers

“Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers” von Tsui Hark

Mit „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“ meldete sich Regie-Enfant-Terrible Tsui Hark („Once upon a time in China“) nach Jahren des Darbens an den Hongkonger und chinesischen Kinokassen mit einem reinrassigen Blockbuster zurück. Die Figur des Titelhelden basierte auf einem bekannten chinesischen Beamten der Tang-Dynastie mit Namen Di Renjie, der sich zeitlebens vor allem wegen seines Kampfes gegen Korruption einen Namen gemacht hatte. Der holländische Schriftsteller Robert van Gulik, der sich neben seinem eigentlichen Job als Diplomat mit chinesischer Geschichte und Kultur beschäftigte, entwickelte auf der Grundlage von Di Renjies Leben seinen Romanhelden „Richter Di“, der fortan einem chinesischen Sherlock Holmes gleich Kriminalfälle löste. Zumindest diese Grundprämisse übernahm Tsui Hark für seinen Blockbuster, strickte ansonsten aber eigene Storys um Di Renjie.

In „Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers“ geht er nun einen Schritt zurück, denn der Film stellt ein Prequel zu dem vorhergehenden Blockbuster um die Phantomflammen dar. Wir befinden uns im China der Tang Dynastie. Ein ausländischer Aggressor will in das Land einfallen. Der chinesische Kaiser und seine weitsichtige Frau schicken eine riesige Flotte, um den Invasoren Einhalt zu gebieten. Doch die Flotte kommt nicht weit. Irgendetwas vernichtet Hunderte Schiffe beinahe spielerisch und nur wenige Soldaten überleben. In der Heimat machen bald Gerüchte von einem Seeungeheuer die Runde. Hat man die Götter etwa erzürnt? Man beschließt, sie mit dem Leben einer schönen Frau zu besänftigen. Parallel wird ein Staatsbeamter von der Kaiserin verpflichtet, den Ereignissen auf den Grund zu gehen. Eher zufällig wird auch Detective Dee alias Di Renjie in die Ereignisse hineingezogen und er geht mit gewohnter Akribie und Bauernschläue den Vorfällen auf den Grund…

httpv://www.youtube.com/watch?v=M6pCNVVU5xo

Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers

Tsui Hark überflügelte mit dem Prequel sogar das ohnehin sehr erfolgreiche Original.

Seeungeheuer, riesige Flotten, intrigante Höflinge, seltsam missgebildete Charaktere, ein Reptilienmensch, eine Massenver- giftung, viele schwerelose Fights und Figuren, die förmlich über die Dächer der Hauptstadt des chinesischen Kaiserreiches fliegen… „Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers“ steht seinem Vorgänger in Sachen fantasievollem und diverse Haken schlagendem Storytelling in nichts nach. Dabei erlaubt Hark sich sogar kleinere politische Spitzen, immer abfedernd verpackt in eine großartige Ausstattung und eine unfassbar dynamische Inszenierung. Garniert mit leichtfüßigen Humoreinlagen bietet auch der Rückblick in das Leben des jungen Detective Dee glanzvolle und pompöse Unterhaltung, die auch trotz kleinerer Längen mitzureißen versteht und einen angenehmen Spannungsbogen beim großen Whodunit-Rätselraten zu etablieren weiß.

Dabei fällt früh auf, dass die Story etwas geradliniger und packender geraten ist als beim Vorgänger und der Fantasy- und Actionanteil doch deutlich nach oben geschraubt wurde. Hier lauern dann aber gleich die größten Fallstricke des Filmes. Denn Tsui Hark peppte seine zahlreichen, stark choreographierten Martial Arts Einlagen mit vielen, sehr verspielt wirkenden Waffen auf, die samt und sonders aus dem Computer stammen und den Fluss der Action immer mal wieder unterbrechen. Auch die riesig dimensionierte Eröffnungsszene um die chinesische Flotte und das angreifende Seemonster ist zwar kein Reinfall, mutet aber durchgehend sehr künstlich an und ist in Zeiten von Bilderbuch-Flotten wie im „300Sequel schon längst technisch überholt. Dafür weiß der fette Showdown um das Seeungeheuer auch technisch vollends zu überzeugen. Licht und Schatten dominieren also den Action- und Fantasypart, der immer dann am meisten kickt, wenn Tsui Hark auf großes Drumherum verzichtet und sich auf den jeweiligen Kern konzentriert.

Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers

Die Erfolgsformel ist einfach; Mehr Action, mehr Schauwerte, mehr Fantasy, …

Schade ist, dass das Prequel nicht auf das Mitwirken des scheinbar ewig jungen Andy Lau bauen kann. Sein Nachfolger (bzw. im Prequel-Sinne ja eher Vorgänger) Mark Chao („Monga – Gangs of Taipeh“) schlägt sich zwar beachtlich und transportiert die Marotten des Detektivs sehr gut, es fehlen ihm aber das Charisma und die Ausstrahlung Laus. Da man beispielsweise die Frau des Kaisers mit Carina Lau und damit mit der gleichen Darstellerin wie in „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“ besetzte, hätte man meines Erachtens auch Lau durchaus wieder reaktivieren können. Das große Problem für Chao ist dabei vor allem, dass Hark ein wenig zu feige ist, was dessen Figur angeht: Da werden im Sekundentakt Lippen gelesen und das fotografische Gedächtnis des Helden wird immer wieder visualisiert, was Detective Dee ein wenig zu sehr in Richtung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes“ umbiegt. Und dass dies nicht nötig wäre, hat Hark eigentlich in dem Vorgängerfilm hinlänglich bewiesen. Auch Chaos Co-Star Shaofeng Feng will nie so recht im Film ankommen und fällt eigentlich nur optisch ein wenig aus dem Rahmen. Aber sei’s drum: Die Darsteller des Streifens schlagen sich allesamt sehr solide und Tsui Hark schraubte das sonst so typische Asia-Overacting erstaunlich stark zurück! Selbst optisch gefühlt in die Richtung hysterisches Schauspiel tendierende Darsteller agieren absolut geerdet und ohne groß drüber zu sein.

Regie-Derwisch Tsui Hark stellt derweil sein Können vollends in den Dienst seines Filmes. Die selbstverliebten Optikspielereien der letzten Jahre, die seine letzten Filme zu wilden, überspannten Schnittgewittern mit einem Zuviel an Einfällen gemacht hatten, hatte er schon für den Vorgängerfilm stark zurückgenommen. Auch in „Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers“ lässt er seine Kamera in den schwelgerischen Pomp seiner Ausstattung eintauchen und verzichtet auf übermäßige Mätzchen. In der Action inszeniert er so dynamisch und schnell wie eh und je. Zur Untermalung seiner Bilder konnte er Kenji Kawai gewinnen. Der ist bereits bei den ersten Takten der Filmmusik unverkennbar herauszuhören, kann mit den Bilderwelten Harks aber nicht Schritt halten und geht meist ziemlich unter. Auch ein richtig packendes Thema vermisst man leider vollkommen.

Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers

… noch strahlendere Helden und finsterere Fieslinge!

Ungefähr auf der Filmmitte, des mit 2 Stunden und 10 Minuten etwas zu langen Filmes, fragt man sich als Zuschauer schon, wie und vor allem ob die bisher angerissenen Storystränge zusammenfinden werden. Man hat hier durchaus ein wenig das Gefühl, Tsui Hark könnte sich in den weitverzweigten Fallstricken seiner Story verheddert haben. Zumal das Mysterium um das titelgebende Seeungeheuer immer wieder zu stark in den Hintergrund gedrängt zu werden scheint. Doch es gelingt Hark am Ende vorzüglich, alle offenen Fragen zu beantworten und alle losen Handlungsfäden miteinander zu verknüpfen. Wenn dann alles in einen großen, alles abrundenden Showdown kulminiert, zeigt sich mal wieder das Genie des HK-Regisseurs. Das Ergebnis ist eine opulente „Sherlock Holmes“ Variation im fernen Osten, die spannend und visuell höchst berauschend ausgefallen ist und beinahe tadellos zu unterhalten weiß. Der etwas charismaarme Hauptdarsteller und die leider sehr durchwachsenen Special Effects lassen „Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers“ immer mal wieder straucheln. Fans von „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“ können allerdings vorbehaltlos eine Sichtung wagen und erleben einen Film, der insgesamt auf dem gleichen Niveau überzeugt wie der Vorgänger.

Die deutsche DVD/Blu-ray und 3D Blu-ray kommt am 22. Mai 2014 von Koch Media in den Handel, ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten und wartet darüber hinaus auch mit einigen Extras zum Film auf.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: KochMedia__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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