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Die 7. Macht

Originaltitel: Wai Si Lei Chuen Kei__Herstellungsland: Hongkong/Deutschland__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Teddy Robin Kwan__Darsteller: Sam Hui, Ti Lung, Joey Wong, Teddy Robin Kwan, Alan Kuo, Bruce Baron, Heidi Makinen, Blackie Ko Shou-Liang, Lee Hoi-Hing, Wellington Fung Wing, Paulo Tocha, Eva Cobo u.a.
Die 7. Macht

In „Die 7. Macht“ gibt Sam Hui den Abenteurer Wisely

The Seventh Curse“ spielte anno 1986 etwas mehr als zehn Millionen Hongkong-Dollar ein, Wisely-Romane von Ni Kuang gab es mehr als genug, also wollten auch andere ein Stück vom Kuchen abhaben. Mit „Die 7. Macht“ alias „The Legend of the Golden Pearl“ folgte ein Jahr später der nächste Wisely-Film, allerdings von einer anderen Produktionsfirma, einem anderen Vertrieb sowie mit kompletten neuem Cast und Crew.

Der deutsche Titel scheint freilich einen Bezug zu „The Seventh Curse“ herstellen zu wollen, denn irgendwelche durchnummerierten Mächte gibt es weder im Film noch in der deutschen Synchro. Die einzige Macht von Bedeutung für die Handlung steckt in jener goldenen Perle, die von einem Mönchsorden im Gebirge von Nepal behütet wird. Diese Macht wiederum will das Bleichgesicht Howard Hope (Bruce Baron) für sich haben. Dass dieser überirdische Kräfte besitzt, zeigt sich schnell darin, dass er einen windigen Geschäftspartner ohne Hilfsmittel einäschert, als dieser ihm eine falsche Perle unterjubeln will. Man merkt die Fantasy- und Abenteuereinflüsse schnell, bei denen nicht nur die genreprägende „Indiana Jones“-Reihe, sondern noch mehr auf Phantastik setzende Rip-Offs wie „Auf der Suche nach dem goldenen Kind“ anscheinend Pate standen.

Auch der Abenteurer Wisely (Sam Hui) gehört zu jenen, die von Howard und seiner Assistentin (Heidi Makinen) für die Suche nach dem begehrten Artefakt angefragt werden. Howard ist Wisely allerdings suspekt, weshalb der Abenteurer und Autor ablehnt. Kurz darauf erhält er jedoch Nachricht von seinem Kumpel David Ko (Teddy Robin Kwan), der im Auftrag des reichen Pak Kei-Wei (Ti Lung) ebenfalls nach der Perle sucht, allerdings in Schwierigkeiten steckt. Für seinen Kumpel fliegt Wisely nach Nepal, besucht ein Straßenfest mit den vielleicht am wenigsten begeisterten Statisten aller Zeiten als Zuschauer und kloppt sich mit ein paar Schergen, als sein Kumpel vom Mönchsorden entführt wird.

Also bricht Wisely auf, macht die Mönche ausfindig und bringt die Perle in seinen Besitz, nur um feststellen zu müssen, dass er von David reingelegt wurde. Der ist gar nicht tot, sondern die behauptete Entführung war nur ein Trick, um an die Perle zu kommen, hinter der nun nicht nur Davids Auftraggeber, sondern auch die Mönche und Howard her sind…

Schaut euch den Trailer zu „Die 7. Macht“ an

„Die 7. Macht“ mag keine direkte Fortsetzung von „The Seventh Curse“ sein, funktioniert aber nach einem sehr ähnlichen Rezept, denn auch die Wisely-Verfilmung von Teddy Robin Kwan schmeißt einfach jede Menge Genres, Ideen und Einflüsse an die Wand und schaut, was kleben bleibt. Das ist nicht ganz so wild und durchgeknallt wie die erste Adaption, hat aber immer noch einiges zu bieten. Natürlich gibt es immer noch den Abenteuerfilm-plus-auf-die-Moppe-Aspekt, teilweise wird es romantisch, wenn Wisely und Kei-Weis Schwester Sue Pak (Joey Wong) zarte Bande knüpfen – inklusive Comedyszene, wenn sich Wisely im Schlafzimmer der Holden vorm hereinschneienden Bruder verstecken muss. Im Schlussakt geht es sogar unvermittelt in Science-Fiction-Gefilde, sodass es da nochmal richtig absurd wird, aber das Bonkers-Level, das „The Seventh Curse“ durchweg hielt, das gibt es hier nicht.

Die rudimentäre Story ist natürlich mal wieder eine reine Folie für Comedy, Kloppe und sonstige Schauwerte, weshalb sie dementsprechend dünn bleibt. Warum Kei-Wie so einen Narren an der Perle gefressen hat, ob er nur ein reicher Geschäftsmann mit Handlangern oder doch ein Gangsterboss ist, das wird alles nie so recht klar. Manche Seitenwechsel und Meinungsumschwünge kommen ebenso urplötzlich wie Enthüllungen, dass diese oder jene Figur eine vermeintlich tödliche Situation überlebt hat – wobei zumindest im Falle von Wisely eh klar ist, dass er nicht einfach abnippeln wird. Der größte Knaller kommt allerdings im letzten Drittel, wenn verschiedene Figuren (auch vermeintlich böse) feststellen, dass sie ja Ähnliches wollen und nur die besten Absichten haben – hätten sie sich nur einige Zeit und diverse Tote früher unterhalten, dann wäre einigen Leuten Leid erspart geblieben. Andrerseits hätte es dann auch weniger Spaß fürs Publikum gegeben.

Denn das ganze Gebalge um die Perle liefert natürlich reichlich Stoff für Action und Schauwerte. Zu den Highlights gehören eine Verfolgungsjagd, in der Wisely nebst Entourage in einem Auto von gegnerischen Motorrädern, Autos und Lastwagen bedrängt werden, Schusswechsel, Stunts und Autocrashs inklusive. In einer anderen Sequenz versuchen Wisely und David mit dem Flugzeug zu entkommen, während die Mönche sie verfolgen, außerdem gibt es einiges an Klopperei.

In Sachen Choreographie und Einfallsreichtum ist auch das hier keine Konkurrenz für Jackie Chan oder Sammo Hung, dynamisch sind die Kampfszenen aber dennoch, gerade wenn sich Wisely mit Schergen durch ein Bergdorf prügelt oder teilweise von der Decke hängend gegen die Mönche in deren Höhle kämpft, wofür Action-Choreograph Blackie Ko Shou-Liang („Legacy of Rage“) mit seinem guten Namen steht. Die Locations wie das Hauptquartier von Kei-Wei, eine Eishöhle oder verborgene Katakomben unter den Pyramiden sind vom Szenenbild hübsch wie bunt gestaltet und lassen gemeinsam mit einigen On-Location-Drehs außerhalb von Hongkong erkennen, dass hier etwas mehr Geld in die Hand genommen wurde.

Der typische Hongkong-Humor der Ära kommt auch immer wieder mal durch, gerade über die geringe Größe des von Regisseur Teddy Robin Kwan („Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“) gespielten Hallodris David wird gern geblödelt. Einige Slapstickeinlagen bietet die Abenteuersause ebenfalls, aber es gibt ja auch Komiker und „Mad Mission“-Star Sam Hui die Hauptfigur, der das entsprechende Material launig umsetzen kann als zupackender Autor mit Charme und dem gelegentlichen Tritt ins Fettnäpfchen. Eastern-Legende Ti Lung („Three Kingdoms“) verleiht Kei-Wei überraschend viel Gravitas, Bruce Baron („Atlantis Inferno“) als Antagonist overactet ordentlich, macht seine Sache auch okay. Joey Wong („City Hunter“) schlägt sich ganz gut als Love Interest, wird aber vom Film etwas stiefmütterlich behandelt, der Rest vom Fest zeichnet sich wahlweise durch krasses Over- oder Underacting aus, aber es ist ja auch nicht so, als ob „Die 7. Macht“ ein großer Schauspielfilm wäre.

Die darstellerischen Performances sind also durchwachsen, das Drehbuch dünn und die Logik nur partiell anwesend, aber trotzdem (und manchmal genau deswegen) ist „Die 7. Macht“ ein recht spaßiges Unterfangen. Alle paar Minuten ist was los, es gibt Schauwerte in Sachen Locations wie Action, die Genremischung ist wild und manchmal herrlich blödsinnig. Der Quasi-Vorgänger war da noch exzessiver, absurder und launiger, aber Freude bereitet auch diese Wisely-Adaption.

„Die 7. Macht“ ist bei Imperial Pictures/Cargo Records in Deutschland auf DVD erschienen, ungekürzt ab 16 Jahren. Je nach Auflage und Covervariante unter dem deutschen Verleihtitel oder dem internationalen Verleihtitel „The Legend of the Golden Pearl“. Als Bonus gibt es immer Trailer.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Imperial Pictures/Cargo Records__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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