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Die Macht der Fünf

Regisseur und Drehbuchautor Robert Clouse kopiert mit „Die Macht der Fünf“ seinen eigenen Hit „Der Mann mit der Todeskralle“. Wieder müssen tapfere Geheimagenten ein schurkisches Martial-Arts-Mastermind aufhalten, das mit seinen Anhängern auf einer Insel lebt. Anstelle von Bruce Lee ermitteln hier unter anderem Joe Lewis, Richard Norton und Benny ‘The Jet’ Urquidez verdeckt auf dem Eiland.

Originaltitel: Force: Five__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1981__Regie: Robert Clouse__Darsteller: Joe Lewis, Bong Soo Han, Richard Norton, Benny Urquidez, Sonny Barnes, Ron Hayden, Bob Schott, Pam Huntington, Amanda Wyss, Peter MacLean, Tom Villard, Mel Novak, Patricia Alice Albrecht, Addison Randall u.a.
Die Macht der Fünf

Robert Clouse kopiert mit “Die Macht der Fünf” seinen größten Erfolg “Der Mann mit der Todeskralle”

Das Kalkül hinter „Die Macht der Fünf“ ist einfach zu ersehen: Hauptdarsteller Joe Lewis hatte sich schon in „Jaguar lebt“ als Karate-Bond versucht, Regisseur Robert Clouse hatte mit „Der Mann mit der Todeskralle“ Bruce Lees größten Erfolg verantwortet, damit waren sie prädestiniert für diesen ähnlich gelagerten Klopper.

Tatsächlich ist das Werk von Regisseur und Drehbuchautor Clouse („China O’Brien 2“) in erster Linie eine Variante seines Hits aus dem Jahr 1973. Wieder residiert ein schurkisches Martial-Arts-Mastermind auf einer Insel mit seinen Getreuen, wobei Fieswicht Reverend Rhee (Bong Soo Han) eine Art christliche Sekte anführt, deren Mitglieder ihm hingebungsvoll zu Füßen liegen. Dass der Mann trotz Predigten von Love and Peace auch ganz anders kann, erfährt ein Attentäter, den Rhees Wachleute in der Eingangssequenz packen. Nach Akkupunktur-Folter kommt er unter grausigen, erst einmal nicht gezeigten Umständen in den Katakomben des Eilandes zu Tode.

Da die gehirngewaschenen Sektenwichtel ihrem glorreichen Leader allerdings gerne mal all ihren Besitz überschreiben und die Tochter eines amerikanischen Big Shots unter ihnen ist, will der US-Geheimdienst das Mädel aus den Klauen des Reverends retten. Beauftragt wird Jim Martin (Joe Lewis), der ein Team aus vier Kampfsportspezialisten anheuert, die man gleich mal alle in Aktion sieht: Billy Ortega (Benny ‘The Jet‘ Urquidez) verkloppt ein paar Straßengangster, Lockjaw (Sonny Barnes) eine Horde Biker, während Ezekiel (Richard Norton) ein paar schlechten Billardverlierern einen Scheitel zieht. Laurie (Pam Huntington) wird von Jim höchstpersönlich auf Herz und Nieren geprüft (und danach noch auf ganz andere Sachen, zumindest andeutungsweise).

Als erste gemeinsame Teamaufgabe befreit man den Hubschrauberpiloten Willard (Robert Hayden) aus Gefangenschaft, danach geht die Truppe zwecks Undercover-Arbeit auf die Insel, als vermeintliche Begleitpersonen von Senator Forrester (Peter MacLean), der als Gast geladen wurde und bezeugen soll, dass dort alles in Ordnung ist. Die Helden finden natürlich heraus, dass dem nicht so ist…

httpv://www.youtube.com/watch?v=9X48mhd9_YY

Dass es bei „Die Macht der Fünf“ nicht auf große Schauspielkunst ankommt, macht schon das Casting klar, das diverse Martial-Arts-Könner in frühen Rollen aufbietet. Gerade Benny ‘The Jet‘ Urquidez („Death Match“) kickt zwar famos, agiert aber umso hölzerner. Hauptdarsteller Joe Lewis („Death Fighter“) macht sich gegen besser als bei seinem vorigen Leinwandausflug, auch wenn die darstellerisch beste Figur von Richard Norton („Tough and Deadly“) als verschmitzem Fighter gemacht wird. Sonny Barnes („Gymkata“) auf Helden- und Bob Schott („Shootfighter“) auf Schurkenseite sind im Schlagetot-Modus unterwegs, Amanda Wyss („Bloodfist IV“) irrlichtert als verstrahlte Tochter durch den Film und Pam Huntington („Man nennt mich Bruce“) ist brauchbar als zupackende Kämpferin. Bong Soo Han („The Trial of Billy Jack“) gibt einen soliden Schurken ab, ein kleines Highlight ist Peter MacLean („Breakin‘ 2: Electric Boogaloo“) als Schluckspecht-Senator.

Diese Besetzung kämpft oder säuft sich durch die übersichtliche Handlung, die mit den üblichen „Der Mann mit der Todeskralle“-Routinen daherkommt: Nächtliches Herumschleichen auf dem Gelände, Kämpfe mit Wachen, schurkisches Misstrauen, tote Nebenfiguren. Das dient natürlich dazu die Zeit vor dem obligatorischen finalen Aufräumen zu füllen, ebenso wie die Team-Zusammenstellung. Dabei kann man raten, ob der deutsche Titel sowie der originale, „Force: Five“, wahlweise Teamchef Jim oder den ebenfalls zulangenden Willard außen vor lassen, aber vermutlich wird der Pilot nicht als vollwertiges Mitglied der Eingreiftruppe betrachtet. Deren Backstorys sind natürlich kaum von Belang, doch immerhin gibt der Film ihnen mit knappen Pinselstrichen genüg Persönlichkeit, dass die Heldentruppe nicht austauschbar wird.

Auch sonst hat „Die Macht der Fünf“ durchaus guten Drive und sogar den einen oder anderen netten Oneliner, etwa wenn Ezekiel nach einer Schurkenentsorgung via Sägeblatt ein „Thank God for Black & Decker“ vom Stapel lässt. Auch ganz nett sind die Anspielungen auf König Minos und sein Labyrinth, wenn es um Rhee und das todbringende Gangsystem im Keller der Insel geht – natürlich gelangt der Held irgendwann auch hinein und muss dort bestehen, wo zig andere ihren Tod fanden. Das sind alles nette kleine Akzente, welche die Schema-F-Story etwas aufpeppen, wenngleich „Die Macht der Fünf“ immer noch Stangenware ohne größere Ambitionen ist.

Aber immerhin Stangenware, in der immer mal wieder ordentlich zugelangt wird. Schusswaffen kommen nur sporadisch vor und werden schnell aus den Händen ihrer Halter entfernt, damit sich die Helden und Schurken in solide choreographiertem Fratzengeballer ein paar verpassen können. Dabei fallen vor allem Lewis, Urquidez und Norton als Könner ihres Faches auf, inszeniert wird das Ganze als gute Hausmannskost – handwerklich in Ordnung, aber eben ohne große Finesse. Gerade im Showdown kopiert Clouse nochmal deutlich das „Der Mann mit der Todeskralle“-Rezept, wenn der schurkische Grandmaster den Helden aus dem Hinterhalt attackiert, hier nur nicht in einem Spiegelkabinett, sondern aus dem Sichtschutz von Rauch heraus.

„Die Macht der Fünf“ macht dabei klar, dass Robert Clouse Zeit seiner Regiekarriere von seinem großen Erfolg mit Bruce Lee zehrte, aber dann doch in erster Linie ein solider Action-Handwerker, kein Visionär war. So kopiert der Film brav das Rezept von „Der Mann mit der Todeskralle“, füllt seine übersichtliche Handlung mit recht gelungenen Martial-Arts-Szenen und setzt seine Figuren markig in Szene, ist trotz seiner Kurzweil aber ohne große Halbwertszeit.

„Die Macht der Fünf“ erschien nach seinem Kinoeinsatz hierzulande nie offiziell auf VHS, nur als Bootleg, und war dort auch noch um Handlung gekürzt. 2014 erschien der Film bei Shamrock Media ungeprüft auf DVD, zwei Jahre später freigegeben ab 16 Jahren bei DigiDreams auf DVD und Blu-Ray. All diese Veröffentlichungen auf Disc sind ungekürzt und bieten in Sachen Bonus ein Interview mit Joe Lewis, zwei Specials zu Benny Urquidez, Trailer und Galerien.

© Nils Bothmann (McClane)

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