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Die Reise zur geheimnisvollen Insel

Originaltitel: Journey 2: The Mysterious Island__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Brad Peyton__Darsteller: Dwayne Johnson, Michael Caine, Josh Hutcherson, Luis Guzmán, Vanessa Hudgens, Kristin Davis, Anna Colwell, Stephen Caudill, Branscombe Richmond, Walter Bankson u.a.
Die Reise zur geheimnisvollen Insel

Dwayne ‚The Rock‘ Johnson übernimmt für Brendan Fraser im Sequel „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“

Als sich „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ erfolgreicher als der Erstling erwies, ähnlich wie es bei „The Fast and the Furious 5“ im Vergleich zum direkten Vorgänger war, erhielt Dwayne ‘The Rock‘ Johnson das Label des Franchise-Retters. Dabei war schon „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ profitabel gewesen, während eine dritte Jules-Verne-Verwurstung trotz entsprechender Pläne nicht zustande kam.

Allerdings sind die Filme auch relativ autark voneinander. Die einzige Konstante neben den Verne-Motiven ist die aus dem Erstling übernommene Figur von Sean Anderson (Josh Hutcherson), der unter dem Verlust seines Abenteurer-Daddys leidet, nach dem verschollenen Abenteurer-Großvater Alexander (Michael Caine) sucht und mit Hilfe einer geheimnisvollen Nachricht den Schlüssel zu Opas Auffinden erhält. Seinen Stiefvater Hank Parsons (Dwayne Johnson) mag er dagegen weniger, womit dann das handelsübliche Familiendrama am Anfang steht, mit rebellischem Teenager, verständnisvollem Ersatzpapa und der dazwischenstehenden Mutter Elizabeth (Kristin Davis). Natürlich gibt es genregemäß keine bessere Chance zum Male Bonding als ein großes Abenteuer, zu dem die (für den Film fast schon völlig unwichtige) Mutterfigur erst gar nicht mitkommt.

Also hilft Hank dem Stiefsohn beim Dechiffrieren der Nachricht, zu der man neben Vernes „Die geheimnisvolle Insel“ auch noch Robert Louis Stevensons „Die Schatzinsel“ und Jonathan Swifts „Gullivers Reisen“ braucht. Die sind in der Logik dieses Films anscheinend in jeder Ausgabe stets mit den gleichen Illustrationen geschmückt, sodass man diese nur zusammenlegen muss, um den Standort der geheimnisvollen Insel rauszufinden. Denn alle drei schrieben über das gleiche Eiland und dorthin ist Opa verschwunden.

Als Übervater deluxe macht sich Hank auch mit Sean gemeinsam auf die weite und teure Reise, für deren letzte Strecke man den Helikopterpiloten Gabato Laguatan (Luis Guzman) nebst Tochter Kailani (Vanessa Hudgens) engagiert. Die gute Sache: Man findet die Insel und Alexander. Die schlechte: Man legt dort eine Bruchlandung hin und hat nur wenige Tage zum Verschwinden, denn die Insel versinkt alle 70 Jahre im Meer und der Zeitpunkt dafür ist bald…

httpv://www.youtube.com/watch?v=TvGOLSnAvnY

„Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ ist ein krudes Gemisch diverser Abenteuer- und Verne-Motive. Neben Inspirationen aus den drei oben genannten Büchern ist die Insel gleichzeitig auch noch Atlantis sowie Ankerpunkt von Captain Nemos Nautilus. Alles, was nicht passt, wird dagegen aus den Vorlagen herausgeworfen: Von Nemo keine Spur, sein U-Boot ist aber da, Riesen und Liliputaner aus „Gullivers Reisen“ gibt es auch nicht, dafür ist die Tierwelt hier wahlweise besonders groß oder klein. So ist „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ dann eine Art softer Monsterfilm für die ganze Familie, sowas wie „Kong: Skull Island“ ohne Tote, Gewalt oder echte Gefahr. Aber immerhin: In diesem Bereich gelingen Regisseur Brad Peyton („Rampage – Big Meets Bigger“) immer ein paar nette Szenen. Vermeintlich gefährliche Haie, die sich als kleine Fische entpuppen, bieten ähnlich etwas fürs Auge; auch der gigantische Zitteraal im Finale und der Angriff einer Riesenechse sorgen für Schauwerte, die immerhin ein bisschen Monsterfilm-Stimmung aufkommen lassen.

Dummerweise sind die Kreaturen dann auch das einzige Anliegen des Films. Die Set-Pieces werden holprig zusammengestoppelt, ohne jedes Interesse an Storytelling aneinandergereiht. Sind sie Viecher einmal aufgetaucht, dann haben sie ihre Pflicht getan, so etwas wie eine Hauptbedrohung gibt es nicht. Manches wie die Mini-Elefanten ist nur für eine hübsche Aufnahme dabei, während sich die menschlichen Figuren durch den Film schlafwandeln. Natürlich wachsen Hank und Sean zu einer Einheit zusammen, natürlich verlieben sich Sean und Kailani, aber nicht, weil der Film das irgendwie glaubhaft rüberbringen würde, sondern deshalb, weil es eben Abenteuerfilmstandard ist. Wobei in einem Anfall von Doppelmoral die Annäherung zwischen Sean und seinem Love Interest zwar einerseits komplett keimfrei ist, die Regie andrerseits aber auch gerne mal auf die Hot Pants von Kailani draufhält. All diese Entwicklungen sollen mit Kommentaren Alexanders ironisch gebrochen werden, doch auch hier versagt das Script der Gunn-Cousins Mark und Brian („Brightburn – Son of Darkness“) vollends, da ihnen das Talent ihres Bruders bzw. Cousins James abgeht: Alexander wirkt einfach nur wie einer nerviger Meckersack.

Die kindgerechten Actionszenen sind dann auch teilweise holprig inszeniert, was man vor allem an der hektischen, unübersichtlichen Verfolgungsjagd Riesenbienen gegen Riesenvögel sieht: Einzig und allein auf 3D-Effekte im Kino angelegt, die man daheim nicht mehr hat. So fehlt diesen Szenen oft eine Choreographie oder Dynamik, zumal der Plot sie eh nach Hölzchen-auf-Stöckchen-Methode einbaut. Da packt Gabato unvermittelt die Goldgier, damit ein paar Figuren nach ihm suchen müssen und es zu einer Last-Minute-Rettung kommen kann, da stehen die nötigen Reitbienen einfach hinterm nächsten Busch bereit, da werden wichtige Erkenntnisse in Sekunden ausgeknobelt, weil zufällig immer gerade jemand anwesend ist, der von diesem oder jenem Spezialgebiet Ahnung hat. Dazu noch ein paar Wegwerf-Verweise auf Jules Verne, etwa eine Ukuleleneinlage Marke „20.000 Meilen unter dem Meer“ oder ein Plotentwurf für einen möglichen dritten Teil (Ideengeber: „Von der Erde zum Mond“), fertig ist die uninspirierte Familienabenteuerlauge.

Die eigentliche Hauptrolle spielt hier der Greenscreen, aber trotzdem hat man eine überraschend namhafte Besetzung zusammengetrommelt. Dwayne Johnson übt schon mal für seine Rollen in diversen familienzentrierten CGI-Spektakeln, mit denen er daraufhin zum Superstar aufstieg (etwa die „Jumanji“-Sequels „Willkommen im Dschungel“ und „The Next Level“), ist aber immer noch ein Charmebolzen. Auch die Jungstars Josh Hutcherson („Future Man“) und Vanessa Hudgens („Bad Boys for Life“) machen noch das Beste aus ihren Rollen, während Altmeister Michael Caine („Tenet“) mit einer dahingeschluderten Performance enttäuscht – „Der weiße Hai 4“ ist wohl nicht der einzige Eintrag in seiner Filmographie, den er für jeden sichtbar nur für den Gehaltsscheck gedreht hat. Auch Luis Guzman („Reclaim – Auf eigenes Risiko“) spielt seine ärgerliche Klischeerolle ohne jeden Elan herunter. Kristin Davis („Sex and the City“) wird vom Film so vernachlässigt, dass ihre Rolle eher als Gastauftritt durchgeht. Einen Cameo im eigentlichen Sinne legt Branscombe Richmond („Eine perfekte Waffe“) hin.

Doch all der Aufwand, all die bekannten Namen und das teilweise ganz hübsche Creature Design können diesen Film nicht retten: Schwach inszenierte Green-Screen-Action, bei der niemand ernsthaft in Gefahr zu sein scheint, vollkommen egale Figuren, die Extraportion Familienkitsch und schludriges Storytelling machen „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ zu einem bunten Trip, der teilnahmslos am Zuschauer vorbeirauscht.

„Diese Reise zur geheimnisvollen Insel“ wurde hierzulande von Warner auf DVD, Blu-Ray und 3D-Blu-Ray herausgebracht, ungekürzt ab 6 Jahren freigegeben. In Sachen Extras gibt es Outtakes und entfallene Szenen.

© Nils Bothmann (McClane)

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