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Fist Fighter

Originaltitel: Fist Fighter__Herstellungsland: Mexiko, Spanien, USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Frank Zuniga__Darsteller: Jorge Rivero, Edward Albert, Brenda Bakke, Mike Connors, Simón Andreu, Matthias Hues, Emiliano Redondo, Eliazar García Jr., Tony Isbert, Gus Rethwisch u.a.
Fist Fighter DVD Cover

Matthias Hues gibt in „Fist Fighter“ mal wieder den muskelbepackten Fieswicht.

C.J. Thunderbird lebt im Grunde genommen einfach in den Tag hinein. Hier ein Job, da ein Job. Mehr ist da nicht. Keine Familie, keine Freunde, nur ein kläffender Streuner, der Thunderbirds Nähe sucht. Doch Thunderbird wirkt zufrieden. Sehr sogar. Da ereilt ihn eines Tages ein Telegramm. In diesem wird ihm erklärt, dass Rhino Reinhart, der Mörder seines besten Freundes, in Bolivien in brutalen Faustkämpfen wüte.

Wer ihm das Telegramm schickte und wer dieser beste Freund gewesen sein soll, das ist eine andere Geschichte. In „Fist Fighter“ reicht das simple Namedropping und Thunderbird reist natürlich sofort gen Bolivien. Klimaneutral mit dem ÖPNV im Klapperbus. Vor Ort angekommen, macht er bei einem brachialen Faustkampf sofort auf sich aufmerksam. So sehr, dass er direkt einen Kampf mit dem vermeintlichen Mörder seines besten Freundes einfordern kann.

Doch als er Rhino endlich gegenübersteht, wird der Schauplatz illegaler Wett- und Kampfaktivitäten wegen von der Polizei gestürmt. Thunderbird bekommt seine Rache nicht. Ganz im Gegenteil. Wenig später fährt er sogar ein, weil er bei dem Kampfevent verschwundenes Geld bei sich hat. In einem mittelalterlich anmutenden Knast geht Thunderbird nun durch seine ganz persönliche Hölle. Doch seine Rachegedanken halten ihn am Leben.

Schaut in den Actioner mit Matthias Hues hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=mzHzOazwaDQ

Es ist schon erstaunlich, dass ein an einem Rachethema aufgehangener Film selbiges so gut wie nie nutzt. Weder erfahren Rhino Reinhart noch dessen dunkle Hintermänner, warum Thunderbird sie unbedingt bestrafen will. Und auch die Charaktere, zu denen Thunderbird im Filmverlauf eine Beziehung aufbaut, werden in keinster Weise über die Hintergründe und Motive der Kampfmaschine aufgeklärt. Die natürlich von selbst keinen Ton zu dem fraglichen Vorfall verliert und von der man im Verlauf des Filmes null erfährt. Involvement baut man so freilich keines auf.

Dafür punktet „Fist Fighter“ mit einer interessanten Struktur. In den ersten 30 Minuten spult er die komplette Handlung eines Kampfsportfilmes der Marke „Karate Tiger 3“ und Co. ab: Der Held will jemanden rächen. Er leiert den entscheidenden Kampf an. Irgendein Hansel trainiert ihn. Es setzt ein paar Trainingsmontagen und schon steht der große Entscheidungskampf an. Wo die damals so populären Reißer der immer gleichen Bauart nach dem Big-Fight dann endeten, startet „Fist Fighter“ in ein ganz neues Kapitel durch.

Denn Thunderbird landet nun in einem optisch schwer faszinierenden Knast, in dem es ums pure Überleben geht. So muss Thunderbird die Repressalien des Knastleiters ebenso ertragen, wie einen Fight gegen einen hünenhaften Typ, bei dem man aufgrund der Bildqualität des deutschen Datenträgers nie weiß, ob der mit einem Wollpullover verwachsen ist, oder er so extrem behaart zur Welt kam. Derweil lässt der Film außerhalb des Knastes den wahren Bösewicht hinter Rhino Reinhart wüten. Und der ist durchaus konsequent und richtet vornehmlich Buddys des eingeknasteten Helden.

Erst als Thunderbird aus dem Knast entkommen kann, startet Teil drei von „Fist Fighter“, in dem der vormals unterbrochene Kampf beinahe übergangslos fortgesetzt wird und alle Fronten geklärt werden. Schade ist, dass „Fist Fighter“ trotz dieser vermeintlichen Ereignisdichte immer mal wieder ziemlich schlaff in den Seilen hängt und trotz gerade einmal knapp 90 Minuten Nettolaufzeit deutlich zu lang wirkt. Spannung möchte leider nie aufkommen, weil Thunderbird beständig zu übergroß und unbesiegbar gezeichnet wird.

Die Fights in „Fist Fighter“ reißen nicht mit

Letzteres passiert durchgehend auch in den Fights, die so keine wirkliche Dramaturgie oder „Kampfstory“ entwickeln mögen. Thunderbird ist immer am Vorwärtsmarschieren. Einige Schwinger lassen ihn mal torkeln, der Gesamtsieg wirkt aber nie gefährdet. In der Folge fightet man auf dem heimischen Sofa nie mit und ist nie vollends drin. Dabei müht sich „Fist Fighter“ wirklich redlich.

Denn Jimmy Nickerson, Choreograph und Trainer der Hauptdarsteller, konfrontiert den Zuschauer mit gut gefilmten, rauen, brutalen und schmucklosen Faustkämpfen, die in keinster Weise gebremst wirken. Matthias Hues berichtete im Nachgang, dass er bei den Dreharbeiten gar K.O. gegangen sei. Dieses Engagement sieht man den Kampfszenen auch an, wirklich begeistern wollen sie allerdings trotzdem nicht.

Als graumelierte Föhnfrisur tragende Hauptfigur von „Fist Fighter“ agiert Jorge Rivero („Death Match“), der physisch top austrainiert wirkt, für den Film aber irgendwie immer ein wenig zu alt rüberkommt. Ausstrahlung und Charisma kann man dem Darsteller aber nicht abstreiten, was einigermaßen hilft, über seine so gut wie gar nicht entwickelte Figur hinwegzusehen.

Als seinen Konterpart Rhino erleben wir einen mal wieder physisch irre präsenten Matthias Hues („Showdown in Manila“). Allerdings wird der von Regisseur Frank Zuniga ausschließlich als Punchingball für Thunderbird eingesetzt und muss darum niemals wirklich spielen. Ein paar sehr schöne Show-Stealer-Auftritte hat Edward Albert („Shootfighter“) als abgewrackter Ex-Boxer Punchy, der im Filmverlauf zu Thunderbirds Buddy mutiert.

„Fist Fighter“ haut nicht wirklich um

Schade ist, dass „Fist Fighter“ aus seinem Südamerika-Setting so gut wie gar nichts macht. Abgesehen von dem tollen Knastsetting (In Thunderbirds Zelle klafft gar ein Abgrund!) spielt „Fist Fighter“ vorwiegend in finsteren Spelunken und abseits gelegenen Sets. Der Film könnte prinzipiell also überall angesiedelt sein. Davon abgesehen ist die oben gezeichnete erzählerische Struktur des Filmes nicht uninteressant, bekommt man doch mehr oder weniger zwei Filme zum Preis von einem.

Leider will keiner so richtig mitreißen. Dazu bleiben einem die Figuren und deren Motivationen einfach durchweg zu fremd. Und auch der Action fehlt der letzte Kick. Wortwörtlich. Mit der Zeit werden die brachialen, allerdings erstaunlich wirkungslosen Schwinger der Faustkampfchoreographien nämlich sehr eintönig. Ein wenig anders geartete Action – Verfolgungsjagden, Ballereien – hätten hier zur Abwechslung sicher Wunder gewirkt. So geriert sich „Fist Fighter“ leider als zu wenig mitreißend.

04

Der 2015 vom Index gestrichene „Fist Fighter“ erschien im Dezember 2019 erstmals in Deutschland auf DVD. Der durchweg zu dunkel abgetastete Streifen ist mit einer FSK 18 uncut und kann nie verbergen, dass ein VHS-Tape als Master diente. Laufrollenschäden inklusive.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Imperial Pictures__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Nein/Ja

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