| Originaltitel: Interzone__Herstellungsland: Italien__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Deran Sarafian__Darsteller: Bruce Abbott, Beatrice Ring, Teagan Clive, John Armstead, Kiro Wehara, Alain Smith, Franco Diogene, Giorgio Carosi, Laura Gemser, Deran Sarafian u.a. |
Der Weg nach Hollywood führt oft über Umwege. Deran Sarafian durfte dort unter anderem „Mit stählerner Faust“, „Gunmen“ und „Tödliche Geschwindigkeit“ inszenieren, nachdem er schon einige B-Movies auf dem Kerbholz hatte, darunter das Italo-Endzeitvehikel „Interzone“.
Schon der Auftakt in einer Endzeit-Kneipe ist reichlich bizarr. Dort tanzen nicht nur die letzten überlebende Disco-Gogo-Tänzer zur Belustigung der Leute, Held Swan (Bruce Abbott) klaut ein paar Pokerspielern bei einem gefakten Handgemenge auch einen Diamanten, was nach einem smarten Move aussieht, bis der Film klarmacht, dass in dieser Postapokalypse eigentlich Tauschwirtschaft herrscht. Danach schließt Swan an der Bar Freundschaft mit zwei Dudes, die auf Schatzsuche gehen wollen, direkt aber danach mit ihm und einem weiteren Kerl ein Trinkspiel spielen, in dem nur einer von vier Cocktails nicht vergiftet ist. Swan gewinnt mit etwas Trickserei, bei welcher der Film allerdings nie erklärt, wie sie denn funktioniert. Die anderen sind tot, also wird das nix mit der Schatzsuche, aber es hätte ja eh maximal einer von den Typen überlegt, weshalb man sich fragt, was sie mit dem ganzen Tinnef eigentlich bezwecken wollten.
Derweil haben es die schurkische Mantis (Teagan Clive) und der ebenso schurkische Balzakan (John Armstead) auf den Schatz der Interzone abgesehen, der jedoch von Mönchen unter der Führung von General Electric behütet wird. Die beherrschen nicht nur Telepathie, sondern haben auch eine unsichtbare Barriere um ihr Domizil errichtet, durch welche die Banditen nicht durchkönnen und wieder abziehen. Der Drehbuchlogik von „Interzone“ (sofern es diese jemals gab) wollen die Mönche aber lieber noch einen wackeren Helden suchen, ehe die Schurken die Schwachstelle in der Barriere finden, von der sie gar nichts wissen (ja sicher). Also wird Panasonic (Kiro Wehara) ausgeschickt, um Swan zu suchen, von dem die Vorhersehung, die göttliche Eingabe oder der Kaffeesatz sagt, dass er der Auserwählte ist.
Panasonic wird bei seiner Wanderung zwar von einer Schlange gebissen, aber dank Kollege Zufall kommt genau in dem Moment Swan vorbei und rettet ihn. Bei einer Sklavenauktion retten sie noch die adrette Tera (Beatrice Ring) und machen sich auf in den Kampf gegen Mantis, Balzakan und deren Banditenhorden…
Dass Italo-Schlocker auf den Spuren von „Mad Max“ und Co. sich selten durch tolle Drehbücher oder große Budgets auszeichnen, ist den Kennern des Genres schon bekannt, aber „Interzone“ ist selbst in der Hinsicht nochmal eine besondere Nummer. Denn das ganze Treiben ist bisweilen von Anfang an so komödiantisch angelegt, dass man bald nicht weiß, welcher Witz denn nun gewollt ist und wo die unfreiwillige Komik anfängt. So gibt es schon einige absurd-bizarre Passagen in dem Film, von denen viele mit Bodybuilding-Schurkin Mantis zu tun haben. Die verfüttert ihre Lover gern mal an ein Monster im Kellerloch, wenn die sie nicht befriedigen, manchmal auch die, die das schaffen. Natürlich kommt auch Swan in die Lage, was unter anderem zu absurden Silhouetten-Tanzszenen der Bodybuilderin hinter einem weißen Laken führt. Außerdem füttert sie den Helden mit allerlei Zeug, als hätte sie (oder die Drehbuchautoren) einmal zu oft „9½ Wochen“ gesehen – nur beim stinkenden Fisch, da lehnt Swan dann ab. Die Gratwanderung zwischen Ironie und Idiotie zieht sich durch den ganzen Film: Die Mönche heißen nicht nur nach Elektromarken, es gibt auch einen Hinweis auf die Natur des ominösen Schatzes. Tote Personen kehren ohne Erklärung wieder ins Leben zurück. Panasonic hat noch eine persönliche Rechnung mit Balzakan offen, die aber nach der entsprechenden Erläuterung keine Rolle mehr spielt. Als Panasonics Schwägerin sieht man in der betreffenden Rückblende dann Italo-Genre-Queen Laura Gemser („Endgame“) in einer Minirolle.
Doch nicht nur vor, auch hinter der Kamera finden sich einige einschlägige Italo-Bekannte. Zu den Produzenten gehört Schlonzfilmer Joe D’Amato („Die Aasgeier kommen“), das Drehbuch schrieb Sarafian gemeinsam mit Claudio Fragasso – also dem Mann, der den Obertrash-Heuler „Troll 2“ nicht nur verantwortete, sondern auch bis heute für eine gelungene Horrorkomödie hält, wie man der Doku „Best Worst Movie“ entnehmen kann. Vielleicht liegt es also an dessen Involvierung, dass man die gewollten Witze oft nicht zünden, andere Sachen dagegen Knaller in Sachen unfreiwillige Komik sind. Zusammen haben er und Sarafian dann also ein Plot geschrieben, der einerseits die Standards des Endzeitfilms innovationsfrei bedient (Banditen wollen ein Objekt, dass ihnen die Herrschaft über die Welt verschafft), andrerseits trotzdem voller Logiklücken ist. So scheint die Tatsache, dass die Mönche nach einem Helden suchen, die Banditen erst auf eine mögliche Lücke im Schutzwall aufmerksam zu machen. Woher die Mönche ihre Fähigkeiten haben, bleibt ebenso unklar wie die Frage, was die Interzone eigentlich ist, von der alle so ehrfürchtig sprechen und die dem Film auch noch seinen Namen gibt. Und wenn Swan in die Monsterhöhle fällt, dann liegt dort passenderweise eine Schrotflinte rum, mit der er das billig aussehende, mies designte Vieh ohne Federlesen wegpusten kann.
So kommt „Interzone“ als spannungs-, innovations- und logikfrei daher, aber man kann ja immer noch auf Schauwerte hoffen, doch für die war leider kaum Geld da. Die meisten Kämpfe sehen aus wie vom Laientheater choreographiert und im Finale machen sich die Banditen bei Swans Anblick in die Buchsen und fliehen, sodass nur die Final Fights gegen Balzakan und Mantis bleiben, die sogar etwas zackiger daherkommen als die restlichen Prügeleien des Films. Hinzu kommt eine Verfolgungsjagd in der Filmmitte, die vielleicht kein Musterbeispiel für Rasanz ist, aber immerhin paar okaye Stunts bietet. Das Design der Zukunftswelt ist im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten annehmbar und die Action bietet auch einen herrlich abstrusen Moment, wenn Mantis Swan eigentlich abknallen kann, aber gnädigerweise so lange wartet, dass der sich noch einen Raketenwerfer schnappen und sie in tausend Stücke sprengen kann.
Für die Hauptrolle gewann man Bruce Abbott, den meisten bekannt als arme Wurst Dan Cain aus „Re-Animator“ und dessen erstem Sequel, in denen er die Eskapaden von Herbert West immer mit ausbaden muss. Vielleicht war seine relative Bekanntheit beim Genrepublikum auch der Grund, warum er hier für die Hauptrolle gecastet wurde. Er macht sich aber ordentlich als schlitzohriger Held mit verschmitztem Grinsen. Beatrice Ring („Zombie III“) in der weiblichen Hauptrolle ist dagegen mäßig, Kiro Wehara („Kilimandscharo – Auf der Jagd nach dem verlorenen Schatz“) so richtig schlecht und das Fieslingsduo aus John Armstead („Blue Thunder“) und Teagan Clive („Sinbad – Herr der sieben Meere“) liefert hier eine derbe Overacting-Gesichtskirmes ab, die immerhin zum Trash-Charakter des Films passt.
Denn mit der geneigten Freundesrunde und einigem Bier kann man bei „Interzone“ sicherlich die große Trash-Party ausrufen, sich an den schlechten Schauspielleistungen, den zahllosen Logikfehlern und Beklopptheiten sowie die größtenteils amateurhaften Schauspielleistungen schon erfreuen, auch wenn das Ganze für den Trash-Olymp dann doch noch etwas zu behäbig inszeniert ist. Als richtiger Film hat „Interzone“ immerhin einen gut aufgelegten Bruce Abbott und ein paar geringe Schauwerte auf der Habenseite, aber das war es auch schon.
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„Interzone“ erscheint am 13. Dezember 2025 bei Action Cult in Deutschland auf DVD, ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben.
© Nils Bothmann (McClane)
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