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Kalifornia Nightmare

Originaltitel: Marshal Law__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Stephen Cornwell__Darsteller: Jimmy Smits, James Le Gros, Kristy Swanson, Vonte Sweet, Scott Plank, Channon Roe, Michael Cavalieri, Rodney Rowland, Tai Thai, Camilla Belle u.a.
Kalifornia Nightmare

Jimmy Smits erlebt den “Kalifornia Nightmare”

„Highland Glen“ ist der Name einer neuen Luxuswohnsiedlung unweit von L.A. Ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem soll sie obendrein zu einer der sichersten machen. Gerade erst ist die Siedlung eingeweiht wurden und ihr Besitzer ist schon freudig erregt, ob des erhofften Umsatzes, den er mit dem Verkauf der Villen machen will (damals war die Immobilienwelt noch in Ordnung…). Doch die bald anstehende Weihnachtszeit wird wohl keine friedliche werden, denn es rückt eine Bande junger Krimineller an. Diese will Rache für den Tod eines Mitgliedes nehmen, dass Jack, der Bauleiter der „Highland Glens“, umnietete, um zu verhindern, dass der Kerl eine junge Frau vergewaltigt. Mit aller Brutalität dringen die Kriminellen nun in die Wohnsiedlung ein und wollen Jack den Garaus machen. Doch der entpuppt sich als irre wehrhafter Typ … kein Wunder, ist er doch ein Ex-Cop.

Da dessen Love-Interest in die Hände der Bösewichter fällt und er obendrein seine in einem Haus eingeschlossenen Kinder retten muss, ist auch klar, welcher Film hier Vorbild gestanden hat: „Kalifornia Nightmare“ ist, bricht man ihn auf das Wesentliche herunter, ein astreines Stirb Langsam Rip-Off. Und auf dem Papier hat der Film auch nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um gut zu rocken. Leider steht der Film sich dabei aber immer selbst im Weg. Das beginnt schon bei der Tatsache, dass „Kalifornia Nightmare“ geschlagene 30 Minuten braucht, um die Belagerungsgrundsituation zu etablieren. Der geneigte Zuschauer wird in der Phase erschlagen von familiären Kitsch rund um Jack und dessen Kinder, die alle zusammen die Frau von Jack vermissen, die bei einem Autounfall ums Leben kam. Der Besitzer der Wohnsiedlung darf das Arschloch geben. Jack macht dessen Frau schöne Augen und irgendwie rennt immer mal ein Pferd herum, wenn nicht gerade die Erde bebt. Ein Einstieg in einen Actionkracher sieht definitiv anders aus.

Parallel bekommen wir immer mal sporadisch verklickert, dass eine Bedrohung anrollt. Ein Haufen Krimineller (ein bunt gemischter Haufen: Latinos, Gothics, Häftlinge, ein Anführer Marke James Dean, …) fährt durch die Gegend, nietet Cops um und ist allgemein ganz dolle böse. Im Mittelteil von „Kalifornia Nightmare“ rücken diese Halunken in die Wohnsiedlung ein. Diese wurde vorher komplett geräumt, so dass es nicht einmal ordentlich Kollateralschäden geben kann und der Bodycount will und will einfach nicht anrollen. Auch Jack killt in der Phase eher zufällig oder aus Notwehr.

Das dreht sich erst im Schlussdrittel, wenn Jack endlich zum Gegenangriff bläst und sich die Übelwichte vornimmt. Allen drei Abschnitten sind dabei zwei Sachen gemein:
1. Die gebotene Action ist hübsch Old Schoolig umgesetzt, gerät durchaus mal etwas ruppiger und die platzenden Bloodpacks wirken deutlich harscher als heutige CGI Blutfontänen.
2. Der Editor des Filmes läuft ab und an komplett Amok! Der zwei Jahre vorher erschienene „Natural Born Killers“ scheint bei ihm gehörige Nachwirkungen gehabt zu haben. Da werden in Ballerszenen Bildfetzen zukünftiger!!! Ereignisse geschnitten oder metaphorische Bilder von herumrennende Pferden blitzen auf. Und auch der Kameramann scheint ein Fan von Oliver Stones Film gewesen zu sein. Inszeniert er vor allem zu Beginn noch sehr bodenständig und beinahe langweilig, nutzt er vor allem bei der Bebilderung der Szenen um die Bösewichter einen Camcorder bzw. eine Videokamera, verfremdet die Bilder nachträglich und dreht an der Kamera, dass die Perspektiven beinahe aus dem Fernseher zu fallen scheinen. Dazu kommen noch ein paar schnelle Zooms und schon hat man da zwei optische Konzepte, die irgendwie gar nicht zusammengehen wollen. Zumindest bei „Kalifornia Nightmare“, bei Oliver Stone funktionierte das Zusammenspiel verschiedener Bildquellen deutlich besser. Einzig das Bemühen, mittels dieser Stilmittel um die Bösewichter eine Art surreale Komponente zu errichten, kommt halbwegs beim Zuschauer an.

Die Action besteht vorwiegend aus diversen Shootouts. Kleinere Handgemenge sind flott vorbei und die finalen Explosionsszenen, die wohl für offene Münder sorgen sollen, sind leider ziemlich offensichtliche Modelleffekte oder mittels Computer in die Szenen montierte Feuerbälle, die ziemlich peinlich ausfallen. Die größten Probleme der Action sind die bereits erwähnte technische Umsetzung, die durchaus Druck aus den Konfrontationen nimmt, und die Tatsache, dass Jimmy Smits als Held arg ungelenk und träge wirkt. Der hünenhafte Darsteller bestreitet zwar die dramatischeren Momente rund um Jacks Familie ziemlich stark, in der Action wirkt er aber teils arg überfordert. Auch kann er seine wuchtige Präsenz nicht gewinnbringend in die Action einbringen, da diese mehr auf Ballereien und weniger auf Körperlichkeit setzt. In weiteren Rollen sieht man Channon Roe („Soldier Boyz“), James Le Gros („Der Staatsfeind Nr. 1“), Kristy Swanson („Buffy“), Rodney Rowland („Space“), Camilla Belle („10 000 BC“) und Billy Burke („Drive Angry“). Sie spielen durch die Bank ok, leiden aber allesamt darunter, dass das Drehbuch mehr auf Klischeefiguren, denn auf lebendige Charaktere setzt.

Zugegeben, für eine TV Produktion ist „Kalifornia Nightmare“ ein solider Stirb Langsam Klon mit einigen Härten und einem optischen Konzept, das man zu damaligen Zeiten sicherlich eher selten im TV zu sehen bekommen hat. Heute wirkt vor allem letzteres eher ziemlich befremdlich. Zudem zerfällt der Film zu deutlich in drei Teile und wirkt vor allem was das Tempo angeht arg behäbig. Obendrein ist sein Held arg hüftsteif und bekommt kaum starke Szenen zugeschanzt. Die Action ist recht klein skaliert und die Effekte gegen Ende sind leider zu durchschaubar geraten und wirken antiquiert. Auch mit dem Spannungsbogen hat der Film so seine liebe Not, was vor allem daran liegt, dass die Bösewichter von „Kalifornia Nightmare“ nie so wirklich loswüten dürfen. Was dagegen ein Schmunzeln hervorruft, sind Metalversionen von Weihnachtsliedern und fast schon genial beknackte Szenen (genannt seien die auf Fahrrädern anrückenden Sicherheitsangestellten der Wohnsiedlung). Für einen verregneten Nachmittag ist der Film durchaus geeignet, sucht man gelungene Stirb Langsam Klone, gibt es aber weitaus bessere Vertreter.

„Kalifornia Nightmare“ war bis vor kurzem noch ab 18 freigegeben. Twentieth Century Fox ließ den Film unlängst neu prüfen und konnte eine Abstufung der ungekürzten Fassung auf FSK 16 verkünden. In dieser Form ist „Kalifornia Nightmare“ nun Teil der „Action Cult Uncut“ Reihe.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Twentieth Century Fox__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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