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Phantom Kommando

Originaltitel: Commando__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: Mark L. Lester__Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Rae Dawn Chong, Dan Hedaya, Vernon Wells, James Olson, David Patrick Kelly, Alyssa Milano, Bill Duke, Chelsea Field, Bill Paxton u.a.
Phantom Kommando

Die Blaupause des kultig dummen Actionkrachers: “Phantom Kommando”

Nach den großen Erfolgen mit den „Conan“ Filmen und vor allem mit dem ersten „Terminator“ wurden Arnold Schwarzenegger und sein Name zu einem Markenzeichen. Produzenten erkannten das und so geschah es, dass bei “Phantom Kommando” sein Name das erste Mal groß über dem Filmtitel stand. Somit begann mit „Phantom Kommando“ die Ära der Arnie Movies. Dabei ist die Story von „Phantom Kommando“ schnell erzählt.

Der abgesetzte Diktator des fiktiven Landes Val Verde lässt die Tochter (Alyssa Milano) von John Matrix (Arnold Schwarzenegger) entführen, um ihn zu zwingen, seinen Nachfolger zu ermorden. Matrix war ein ehemaliger Kommandant einer Spezialeinheit namens Silver Stars und war an der Absetzung des Diktators und an der Revolution gegen ihn aktiv beteiligt. Doch Matrix entscheidet sich dagegen und sucht auf eigene Faust seine entführte Tochter und ihre Entführer, zu denen auch Bennet (Vernon Wells), eines seiner ehemaligen Teammitglieder, gehört, mit dem er noch ein Hühnchen zu rupfen hat,…

httpv://www.youtube.com/watch?v=mh-QUh69MCg

Wie gesagt, die Story ist ziemlich banal und 08/15 und wirkt an vielen Stellen mehr oder weniger unfreiwillig komisch. Dabei setzt Regisseur Mark L. Lester gekonnt auf die Stärken seines Hauptdarstellers, nämlich alles umzunieten, was ihn auf seiner knapp 90minütigen Suche nach seiner Tochter über den Weg läuft. Lester, bekannt im B Movie Geschäft durch Filme wie „Die Klasse von 1984“ oder die beiden „The Base“ Filme, setzt mit Phantom Kommando einen weiteren B Streifen auf seine Liste. Zugegeben, es ist einer seiner besten, denn so stelle ich mir einen No-Brainer B-Actioner vor. Sinnlos, voll von Old School Action und Brutalität, mit einem Hauptdarsteller, der für 90 Minuten überzeugend den Lone Ranger geben kann und ein paar derb coole und sinnlose Sprüche bzw. Dialoge absondert, die manchmal sogar unfreiwillig komisch sind. Die Nummer am Anfang mit der Windrichtung, aus der die Soldaten kommen und dass er die riechen könne, ist eine meiner Favoriten Auch über den Rest des Films bleibt Arnold seinen Onelinern treu. Unter anderem ertönt wieder sein Markenzeichen: „I´ll be back“.

Phantom Kommando

Wenn Arnie die Lumpen zerlegt, können die Kaliber nicht groß genug sein!

Das geile an „Phantom Kommando“ ist, dass er eigentlich direkt loslegt – ohne große Umschweife, Vorgeschichte etc. *Bäm*, Matrix’ ehemalige Kollegen werden einer nach dem anderen abgemurkst, bis nur noch John übrigbleibt. Und schon sind sie auch hinter ihm und seiner Tochter her und gibt es die ersten Punkte auf Arnies heutigem Bodycount, der sich zum Ende laut imdb.com auf ca. 78 steigern soll. Wenn ich ehrlich sein soll, waren es bei mir gefühlte 200 Leichen, aber hey, wer will schon während des Films zählen?

Wo sind wir jetzt? Oh ja, ich sollte erwähnen, dass ich mir den Film während des Schreibens angucke. Gerade hat Arnie seinem Aufpasser, der ihn nach Val Verde bringen sollte, das Genick gebrochen. Müsste seine 3. Leiche sein und schon springt er aus einem fahrenden bzw. abhebenden Flugzeug, angefeuert von James Horners gut aufspielendem und passendem Score. Während der Film weiter läuft und jetzt in seine schwächste Phase kommt, erzähl ich mal, dass das Drehbuch, *hust hust* ja selbst solche Filme entstehen auf Grundlage eines Drehbuchs, und die Idee von Actiondrehbuchautor Veteran Steven E. de Souza stammt. Seines Zeichens Drehbuchautor von den beiden ersten „Stirb Langsam“ Filmen oder „Running Man“. Unrühmliche Ehre fand er, als er Regie bei Street Fighter mit van Damme führte.

Phantom Kommando

Kultig Posen ist wichtiger als Schauspiel!

So, jetzt gerade hat Matrix einen der Bäddies, Sully, auf seine Art und Weise aus einer Telefonzelle gezerrt. Wir haben einen weiteren Charakter kennen gelernt. Stewardess Cindy, gespielt von der liebreizenden (kleiner Joke) Rae Dawn Chong. Das Kaufhaus, in dem Matrix auf Sully trifft, ist übrigens dasselbe, wie ein paar Jahre später, in dem er als Terminator dem T 1000 begegnet. Und schon sind wir in einer hitzigen Verfolgungsjagd, die damit endet, dass Sully kopfüber über einer Klippe hängen wird. Toter Nr. 4! nach knapp 40 Minuten. Jesus, legt der ein schwaches Tempo vor, denkt sich der geübte Review Leser jetzt, war da nicht mal die Rede von knapp 80? Nun gut, dass kommt ja noch im Showdown. Allerdings müssen wir uns bis dahin nochmals 40 Minuten gedulden.

Jetzt kommt gleich die Szene, wo Bill Duke einen auf die Mütze bekommt. Apropos Bill Duke und Arnie. Beide spielten ja später auch in „Predator“ zusammen. Regisseur John McTiernan wurde als erstem die Regie für „Phantom Kommando“ angeboten. Doch dieser lehnte ab. Zwei Jahre später arbeitete er halt bei „Predator“ zusammen mit Arnold und Produzent Joel Silver. Dabei fällt mir auf, ich hab ja noch kein Wort über den guten Joel verloren. Der Actionpapst, der immer in ständiger Konkurrenz mit Kollege Bruckheimer um die Wette Städte, Gebäude, Autos und alle Gebrauchsgegenstände, die ihnen im Weg standen, in die Luft jagte. Zugegeben, Bruckheimer machte es auf die lautere Art, aber das tut hier nix zur Sache. Silver hatte vor „Phantom Kommando“, mit „Nur 48 Stunden“ und „The Warriors“ gerade mal zwei nennenswerte Actionfilme auf seiner Liste stehen. Dementsprechend war „Phantom Kommando“ sein erster richtiger No Brainer. Zwei Jahre später kam „Lethal Weapon“ heraus und der Rest ist Geschichte (wo ist das Phrasenschwein?).

Ach ja, um noch einmal auf die letzte Szene von Bill Duke zu kommen – da sagt die gute Rae Dawn Chong mal etwas Wahres: „Nicht zu glauben, dieser Macho Scheißdreck. Diese Typen müssen zu viel rohes Fleisch essen!“ Geiler Satz, der wohl vielen Frauen, die gezwungen werden, sich den Film anzugucken, durch den Kopf gehen wird. Hm, Moppen waren auch gerade zu sehen… Toter Nr. 5 also. Jetzt kommen wir wieder zu ein paar Minuten, in denen es keine Action gibt. Neben den Toten gibt es bei „Phantom Kommando“ noch etwas, was man zählen könnte. Ich meine damit Goofs, Filmfehler oder auch Logikfehler. Kaum eine Minute, die vergeht, die nicht irgendwie einen Fehler aufbietet. Auch so was kann einen Film kultig machen.

Phantom Kommando

Alyssa Milano gibt Arnies entführte Tochter! Neben ihr: LassDampfAbBennet

Oohh und nun kommt die Szene, wo Arnie Waffen einkaufen geht. Anstatt sich auf typischem Weg Zutritt in den geschlossenen Waffenladen zu verschaffen, „leiht“ sich Arnold einen Bulldozer aus, um die Vorderfront des Ladens zu zerstören. An dieser Stelle möchte ich mich dafür entschuldigen, wenn ich Leuten, die den Film nicht gesehen haben, die Vorfreude nehme und ihnen alles spoilere *fies grins*.

Erinnert ihr euch an die Goofs und Logikfehler, von denen ich eben sprach? Jetzt kommt ein Paradebeispiel dafür. Arnie wird verhaftet und die gute Rae Dawn Chong verfolgt den Polizeiwagen und parkt neben ihm. Die Polizisten flirten mit ihr, scheinen dabei aber natürlich nicht zu merken, dass die Gute auf dem Rücksitz genug Waffen hat, um halb Los Angeles in Schutt und Asche zu legen. Und es kommt noch besser. Rae Dawn Chong versucht sich am Raketenwerfer, um Arnie rauszuholen. Ja ne, is klar! Wo hat die Gute das gelernt? Die Antwort im Film: „Ich hab die Gebrauchsanweisung gelesen!“ Nun gut, ich bezweifle zwar, dass einem geklauten Raketenwerfer eine Gebrauchsanweisung beiliegt, aber na ja, ich erwähnte es ja schon mehrfach: No Brainer! Mittlerweile haben wir das halbe Dutzend an Toten, die auf Arnies Konto gehen, überschritten.

Im Moment befinden wir uns im Anflug auf die Insel, wo Matrix’ Tochter festgehalten wird und gleich der 3. Weltkrieg ausbricht. Huch, wessen Gesicht erblicke ich da bei einem Kurzauftritt? Ja tatsächlich, es ist Bill Paxton. Zuvor auch in „Terminator“ und später auch nochmals in „True Lies“ zusammen mit Arnie zusehen.

Phantom Kommando

Arnie kriegt sie alle!

Gerade mal zehn Leichen auf seinem Bodycount und noch gute 20 Minuten Film, wo bleiben die 80 Toten, fragt ihr euch? Die kommen gleich. Denn wir kommen auf die Insel und zum finalen Showdown. Arnie, gerade nur in knappem Badehöschen zu sehen, ist auf dem Weg zu seiner Tochter und er ist bis an die Zähne bewaffnet. Ab jetzt wird wohl jeder Mann ein Grinsen auf dem Gesicht haben. Wir erleben jetzt 15 Minuten Stunts ala „A-Team“ und komplett sinnlose und überzogene Action. Filmemachen kann doch so simpel sein, wenn man es für den Mann macht. Nach zwei Minuten auf der Insel hat er schon drei mal so viele Menschen gekillt wie zuvor im ganzen Film. Gekonnt wechselt Arnie die Waffen. Stürmt er noch mit einer M16 das Lager, geht es Schlag auf Schlag weiter. Munition alle … benutzt er halt das Messer, danach zückt er auf die Schnelle die Desert Eagle und ohne zu wissen, woher, ist da plötzlich eine Schrotflinte in seinen Händen! Puh nach dem ganzen Gemetzel sind wir ja schon im Haupthaus der Bäddies angelangt, wo gleich der Diktator das Zeitliche segnen wird. Das Haus wurde übrigens auch für den Endshowdown in „Beverly Hills Cop“ verwendet, falls sich jemand gedacht haben sollte, dass ihm das Haus bekannt vorkommt. Und da wären wir auch schon beim Endkampf zwischen Matrix und Bennett, natürlich mit Messern und Fäusten, ist ja ein Männerfilm. Bennett muss dann am Ende ein ganz schönes Rohr verlegen. Vernon Wells, der Bennett spielt, war ursprünglich für die Rolle des John Matrix vorgesehen. Gott sei Dank hatten die Produzenten ein Einsehen, sonst hätte man gleich das Geld zum Fenster rauswerfen können.

Der Film ist zu Ende. Arnie wird wohl mit Rae Dawn Chong in die Kiste steigen und mit ihr und seiner Tochter glücklich bis ans Ende seiner Tage leben. Schwülstig klingt das schon, aber was soll’s. Was bleibt vom Film? Einer der No Brainer schlechthin, mit so dilettantischen Fehlern ausgestattet, dass es schon wieder witzig ist, und nur mit einem Hauch von einer Story gesegnet. Dafür aber mit Arnie in der Hauptrolle und jeder Menge toter Menschen. Dazu saucoole Sprüche und et voila, Lester liefert einen unterhaltsamen und kurzweiligen B-Actioner. Kurzum: Ein Spaß für jung und alt, freilich solange sie männlichen Geschlechts sind.

„Phantom Kommando“ war im Kino und auf VHS trotz FSK 18 Freigabe grundsätzlich cut! Mit dem Aufkommen der DVD steuerte die Fox nach. Inzwischen hat sie gar den Director’s Cut veröffentlicht, der in einigen Sekunden noch einmal derber daherkommt, als die R-Rated Version des Streifens. Das Ganze ist uncut ab 18 freigegeben und Teil der „Action Cult Uncut“ Reihe.

© Samir

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Copyright aller Filmbilder/Label: Twentieth Century Fox Home Entertainment__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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