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Pig Killer

Originaltitel: Pig Killer__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Chad Ferrin__Darsteller: Jake Busey, Lew Temple, Bai Ling, Kate Patel, Ginger Lynn, Cyril O’Reilly, Michael Paré, Robert Miano, Robert Rhine, James Russo, Susan Priver, Silvia Spross u.a.
Pig Killer DVD Cover

“Pig Killer” basiert auf dem Leben des Serienkillers Robert William Pickton.

Dass Willie gewaltig einen an der Murmel hat, ist direkt zu Beginn klar. In einer Bar hört der Schweinezüchter Stimmen, die ihm irgendetwas einflüstern. Doch Willie ist nicht unterwegs, um ordentlich einen zu heben. Vielmehr ist er auf Frauenjagd. Am örtlichen Strich wird er fündig und schleppt eine Prostituierte ab.

Diese macht er mit Rauschmitteln gefügig, vergewaltigt sie und erwürgt sie dabei. Während sein Lieblingsschwein Balthazar zuschaut und von Willie am Kopf gestreichelt wird. Und Balthazar hat allen Grund zu frohlocken, denn die Leiche der Dame wird in einem Häcksler zerkleinert und an Balthazar und seine schweinischen Buddys verfüttert.

Kurz darauf lernen wir Wendy kennen. Wendy ist eine dieser Frauen, die von kaputten und zerbrochenen Männern angezogen wird. Und auch Willy springt seinerseits voll auf sie an. Sie soll sein 50. Opfer werden. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Mit seinem Bruder, der wie Willie von der gemeinsamen Mutter missbraucht wurde und vom kaputten Vater ebenfalls keinerlei Hilfe zu erwarten hatte, will er das Land seiner Familie veräußern. Außerdem steht eine große Party bevor. Und obendrein sind ihm zwei Cops auf den Fersen.

Schaut in den Film hinein

Real-Crime-Thriller über den Serienmörder Robert William „Willie“ Pickton

Robert William „Willie“ Pickton ist ein kanadischer Serienmörder. 2007 wurde er für den Mord an sechs Frauen verurteilt, steht allerdings im Verdacht, bis zu 50 Frauen umgebracht zu haben. Dabei soll der Betreiber einer Schweinemast die Leichen zerkleinert und an seine Schweine verfüttert haben. Es wird zudem vermutet, dass Pickton gemeinsam mit seinem Bruder Dave Teile der ermordeten Frauen den selbst produzierten Wurstwaren beimengte.

Eine finstere Seele also, der sich Regisseur und Drehbuchautor Chad Ferrin in „Pig Killer“ auf schwarzhumorige Weise zu nähern versucht. Sein Ansatz ist, dass er die letzten Tage Picktons in Freiheit bebildert. Entsprechend wirft er den Zuschauer mittenrein ins Geschehen und präsentiert nach wenigen Minuten, wie Jake Busey als Willie Hure Bai Ling mit einer elektrischen Säge zerlegt und sich wie im Wahn mit seinem Schwein unterhält.

Robert William „Willie“ Pickton gespielt von Jake Busey in Pig Killers

Jake Busey gibt in “Pig Killers” auch mit Maske alles.

Warum Willie Pickton das macht, reichen Regie und Drehbuch in kurzen Momenten nach, in denen Picktons Mutter wenig sympathische Züge offenbart und der Film auch Inzest-Motive bedient. Wie es einst zum ersten Mord kam, das wird beispielsweise nicht erklärt. Auch bleibt reichlich vage, was Willie eigentlich immer wieder so stark triggert, dass er morden muss.

Und apropos sympathisch: Das sind in dem Film die wenigsten Figuren. Vor allem das Umfeld von Willie scheint sich nur aus moralisch total kaputten, im Sinne des schwarzhumorigen Ansatzes brutal überzeichneten Charakteren zu rekrutieren. Das sorgt für den einen oder anderen humorigen Moment, macht es aber zugleich schwer, in das Treiben hinein zu finden. Denn mit diesen Gestalten will man gar nicht mitfiebern.

Jake Busey in Pig Killer

Jake Busey überdreht in “Pig Killer” gar nicht so sehr, wie geglaubt.

Zwar wirft „Pig Killer“ mit zwei Cops und Wendy auch nettere Figuren in den Ring, doch diese Figuren haben insgesamt zu wenig Screentime, um wirklich zu funktionieren oder im Film anzukommen. Und das ist freilich verwunderlich bei einem über 120 Minuten langen Film. Der verliert sich immer wieder in Nebensächlichkeiten und bekommt keinen rechten Zug in seine Dramaturgie. Zwar teast er mit einer Party einen Höhepunkt, der in der Vorstellung des Zuschauers munter durch eskalieren könnte, doch er liefert nicht. Im Gegenteil, das Finale ist mit antiklimaktisch noch nett umschrieben.

Das Hauptaugenmerk von Regisseur Chad Ferrin liegt in erster Linie darin, den Zuschauer vor den Kopf zu stoßen. „Pig Killer“ soll eklig sein. Tabus brechen. Und Jake Busey stellt sich voll in den Dienst dieses Anliegens. Schiebt den Frauen seinen Penis (sichtlich ein Dildo, der öfter vor der Kamera herum wackeln darf) zwischen die Beine, zersägt sie voller Wollust oder sitzt splitternackt und nur mit einer Schweinemaske bekleidet im Wandschrank und holt sich einen runter, nur um hernach eine Spritze mit Drogen ins Auge einer Prostituierten zu treiben und ihr mit einer Pistole mit Vibrator-Aufsatz als Schalldämpfer die Lebenslichter aus zu knipsen.

Kate Patel als Wendy

Kate Patel gibt als Wendy ihr letztes Hemd. Sozusagen…

Entsprechend hat man mehrfach im Film das Bedürfnis, sich mal ordentlich zu duschen. So schmuddelig und unangenehm kommt die White-Trash-Atmosphäre von „Pig Killer“ trotz seines glatten Digitallooks rüber. Alle Schauplätze sind abgeranzt und widerlich. Immer wieder wird erwähnt, wie es da stinkt. Und man glaubt das nur zu gerne. Das Geschmodder im Film, von dem es gar nicht so viel hat, wird an handmade Effekten gereicht. Die sind mal wahrlich ansehnlich und mal seltsam billig in ihrer Anmutung. Ein absolutes Highlight von „Pig Killer“ ist sein 80s-lastiger Score.

Jake Busey („Predator: Upgrade“) macht als Willie Pickton einen starken Job. Ich muss zugeben, dass ich gedacht hätte, dass der Mime die Figur mehr überziehen würde, aber er lässt ihr eine Art Restwürde. Leider wirkt sein Killer nie wirklich bedrohlich, auch weil er freilich aufgrund der Anlage des Filmes zu einer Art Spielball verschiedener Zufälle und Entwicklungen wird. Kate Patel wirkt als Wendy einige Male sehr überfordert von ihrer Rolle. Um James Russo („Vigilante Diaries“) zu entdecken, muss man bis nach den Abspann abwarten und Michael Paré („Concrete War“) hätte als Cop – und damit als eine der wenigen positiv gezeichneten Figuren – mehr Screentime verdient. Zumal er in seiner Rolle angenehm engagiert wirkt.

„Pig Killer“ lässt final nicht richtig die Sau raus

Der leider viel zu lang geratene und vor allem gegen Ende gefühlt immer mehr ausfransende „Pig Killer“ hätte einen klareren roten Faden gut vertragen können. So manche Idee hätte im Sinne der Anlage als schwarzhumoriger Thriller mehr zugespitzt werden dürfen. Und irgendwie hat man das Gefühl, dass man den eigentlich stark spielenden Jake Busey einfach gerne noch mehr und noch intensiver hätte wüten sehen wollen. Entsprechend startet der auf Tatsachen basierende „Pig Killer“ leider nie so richtig durch und fehlen ihm echte Höhepunkte.

Was den Film reizvoll macht, ist, dass er aufgrund seiner räudigen Anmutung, den kaputten Figuren und diversen salopp gebrochenen Tabus tatsächlich eine Art Extremerfahrung darstellt, die es erst einmal durchzuhalten gilt.

5 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 9. November 2023 von der Busch Media Group. Der Film hat eine hoch verdiente FSK 18 als Freigabe erhalten und kommt ungeschnitten. Streamen kann man „Pig Killer“ freilich auch. Am 16. November legt Busch Media auch noch ein Mediabook mit zahlreichen Extras nach. Darunter ein Making-of, ein Behind the Scenes mit Michael Paré und ein Interview mit dem Regisseur.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Busch Media Group__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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