| Originaltitel: Refuge__ Herstellungsland: Bulgarien-USA__ Erscheinungsjahr: 2023__ Regie: Renny Harlin__ Darsteller: Sophie Simnett, Aston McAuley, Raza Jaffrey, Jason Flemyng, Johanna Harlin, Shervin Alenabi, Kaloyan Minev, Howard Dell, Mila Lyutskanova, Max Kraus, … |

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Bei „Refuge“ handelt es sich um ein mit gewissen Action-Anteilen aufwartendes bulgarisch-amerikanisches Horror-B-Movie aus dem Jahr 2023, bei dem inhaltlich die Themenbereiche Traumata und Besessenheit im Zentrum der erzählten Geschichte stehen und welches seitens des in den betreffenden Genres erfahrenen Filme-Machers Renny Harlin (u.a. „5 Days of War“ und „the Dyatlov Pass Incident“) in Szene gesetzt wurde. Eigentlich war jener Anfang 2021 nach Sofia gereist, um den Fantasy-Martial-Arts-Streifen „Ninja Fury“ zu drehen – doch wurde ihm kurz nach seiner Ankunft auf einmal mitgeteilt, dass die Finanzierung geplatzt sei und der Shoot von daher nicht beginnen würde. Stattdessen boten ihm einige Produzenten dieses Projekt hier an, das just zuvor wiederum seinen Regisseur „verloren“ hatte – und mit ’nem mehrwöchigen Aufenthalt in der Gegend ohnehin ja schon fest eingeplant, sagte er zu…
Während seiner Stationierung in Afghanistan hat Sergeant Rick Pedroni (Aston McAuley) bereits eine Menge Belastendes (darunter Selbstmord-Attentate sowie den Tod mehrerer Kameraden) erlebt, als seine Einheit eines Nachts in ein Gefecht mit einigen Taliban-Kämpfern gerät – ganz in der Nähe einer Felshöhle, die von den Einheimischen strikt gemieden wird, wie jene energisch behaupten. Um in der Hinsicht auf Nummer sicher zu gehen, meldet sich Rick (nach einem entsprechenden Aufruf seines Team-Leaders) freiwillig, diese zu erkunden: Drinnen stößt er nach etlichen Metern zuerst auf diverse unnatürlich leuchtende Schriften und Malereien an den Wänden – bis plötzlich eine Gestalt auf ihn zu stürmt, die er instinktiv niederschießt; sich jedoch als ein Kind entpuppt. Bestürzt, tritt er an den regungslosen Körper heran – welcher wenig später schlagartig (ihn dabei komplett einhüllend) zu Staub explodiert…
Nach diesem „Vorfall“ wird er zurück in die Staaten geflogen – allerdings redet er nun kaum mehr und ist die meiste Zeit apathisch in sich gekehrt. PTSD lautet die Diagnose – und weder seine sich behutsam-herzlich um ihn kümmernde Frau Kate (Sophie Simnett) noch sein Vater Sebastian (Jason Flemyng) – seines Zeichens selbst ein seelisch zerrütteter Veteran – sind da eine Verbesserung herbeizuführen in der Lage. Im Gegenteil: Stetig nehmen aggressive Ausbrüche bei ihm zu – gepaart mit anderen merkwürdigen Geschehnissen in seinem Umfeld. Auch eine besondere Therapie-Form seiner Ärztin (Johanna Harlin) entwickelt sich zunehmend in eine unbehaglichere (anstelle einer Fortschritte erzeugenden) Richtung. Engagiert bemüht sich Kate unverschreckt darum, dahinter zu gelangen, was nur mit ihrem Mann los ist. Die Antwort darauf findet sich schließlich in altarabisch-islamischen Überlieferungen…
„Refuge“ wurde von Ben Sztajnkrycer verfasst: Sein bis dato dritter Feature-Film – nach der durchaus netten 2006er „the Birds“-Variante „Kaw“ sowie dem 2010er Made-for-TV-Thriller „A Trace of Danger“; beide jeweils ja schon eine Weile her. Im Vorliegenden präsentiert er einem eine diverse vertraute inhaltliche Elemente aufweisende Story, die er zu einem spontan gar nicht mal ununterhaltsam klingenden „Grundgerüst“ zusammenschusterte: Zu beschreiben in etwa als eine Kombination aus „Red Sands“, „In Waves and War“, „Djinns“ und „the Exorcist“. Obgleich primär in den USA angesiedelt sowie mit Rick und seiner Familie christlich geprägt, spielt deren Religion innerhalb der Entfaltung keine größere Rolle – wohl aber jene durch den Mekkaner Mohammed im frühen siebten Jahrhundert in Arabien gestiftete; und das inklusive spezieller in die polytheistische Ära davor zurückreiche „Verflechtungen“…
Als Rick eines Tages (in eingangs noch unbekannter Intention) das gerade abgehaltene Gebet störend die Moschee seines Wohnorts betritt und dabei auf sein Beherrschen einer antiken Sprache sowie seinen abgeleisteten Dienst in einer für seine Mythen berüchtigten Region Afghanistans aufmerksam macht, erweckt das die Verwunderung und Neugier des Imams Ibrahim (Raza Jaffrey) – an welchen sich Kate im Folgenden dann auch direkt wendet; von ihrer Hoffnung und Entschlossenheit geleitet auf der Suche nach Rat und Unterstützung. Ibrahim willigt ein, ihr zu helfen – was seine Gattin Rasha (Mila Lyutskanova) und sein Sohn Farid (Shervin Alenabi) aber nicht so recht gutheißend verstehen wollen, da sie sich wegen ihres Glaubens und ihrer Kultur in der örtlichen Gemeinde keineswegs integriert fühlen und sich außerdem mitunter unschönen fremdenfeindlichen Kommentaren und Ansichten ausgesetzt sehen…
Wie es sich herausstellt, wurde Rick von dem „Geist“ eines Dschinns besessen – wobei jener aber weder beschwingte Lieder singt noch einem Wünsche erfüllt; sich da also markant von solchen Exemplaren wie in Disney’s „Aladdin“ oder TV’s „I dream of Jeannie“ (ebenso wie vom „Wishmaster“) unterscheidet. Die Verzahnung von Trauma-Bewältigung mit Horror ist bewährt und nicht arm an Potential – siehe bspw. „the Babadook“, „Hereditary“ oder Adrian Lyne’s „Jacob’s Ladder“ – allerdings ist nichts hier irgendwie inspirierter Beschaffenheit oder elevated konzipiert worden – und nein, auch das Vorhandensein von Subplots, die sich um Themen wie Islamophobie, Zuwanderung und Integration sowie arabische Folklore ranken, ändert nichts daran. Oberflächlich und unoriginell gestrickt daherkommend, mangelt es dem Drehbuch u.a. an Qualität sowie einem engeren, tiefer schürfenden Fokus…
„Refuge“ hätte definitiv einige Rewrites vertragen können, um mehr als nur belanglose Genre-Kost (samt einer Vielzahl Vorhersehbarkeiten, mauer Dialoge und unterentwickelter Charaktere) zu sein. Es wird nie wirklich klar, welche Fähigkeiten der Dschinn so alles beherrscht: Die von ihm gebotenen sind im Prinzip die üblichen – á la das Auftauchen in Albträumen, glühende Augen, von Leuten Besitz ergreifen, Möbel verrücken Schrägstrich stapeln, Gegenstände oder Personen durch die Luft schleudern oder unter Wasser drücken (et cetera pp.). Seine Macht über Rick ist noch nicht vollumfänglich – wächst aber stetig an und belässt den Heimkehrer in der Zwischenzeit überwiegend in einem schweigsamen, emotions- und teilnahmslosen, bisweilen allerdings seitens jäher Stimmungs-Schwankungen und aggressiver Momente unterbrochenen Zustand, den die Ärzte dem psychischen Schock des im Krieg Widerfahrenen zuordnen…
Leider steht mit der Entscheidung, seine Figur derart zu gestalten, jedoch auch in Verbindung, dass man keinerlei brauchbare emotionale Connection zu ihm aufzubauen vermag – was zusätzlich dadurch negativ verstärkt wird, dass der ihn verkörpernde Aston McAuley (TV’s „Rebus“) ungefähr so viel Charisma ausstrahlt wie eine Scheibe Toastbrot. Die Fahlheit seiner Performance wird gar noch deutlicher, wenn er über gemeinsame Szenen mit Sophie Simnett (TV’s „Daybreak“) verfügt, welche Kate rundum prima portraitiert sowie überzeugend transportiert, wie strapazierend es für Angehörige (oder enge Freunde) meist ist, mit vergleichbaren Schicksalen ihnen nahe stehender Menschen (ohne der übernatürlichen Komponente, versteht sich) umzugehen bzw. selbst fertig zu werden. Glaubwürdig nimmt man der Britin weit mehr als nur den beherzten Antrieb und Willen ab, Besserung für ihren Mann erreichen zu wollen…
Als Rick’s Vater, der selbst noch mit den belastenden Folgen seines eigenen Militär-Einsatzes zu ringen hat, ist derweil ein solide agierender Jason Flemyng („Welcome to the Punch“) mit von der Partie – und als Therapeutin Dr. Dale, zu deren Patienten nunmehr beide männliche Pedronis zählen, tritt Renny’s Gemahlin Johanna Harlin („the Bricklayer“) in Erscheinung; das aber bloß mit gewissen Einschränkungen zufrieden stellend. In der Rolle des Imams – welcher zum Schluss sozusagen die islamische Variante des durch William Peter Blatty berühmt gewordenen Rituals praktiziert – rief Raza Jaffrey („Sweet Girl“) bei mir keinen Grund zur Klage hervor – u.a. weil er und Simnett/Kate ergiebig miteinander harmonieren – während Shervin Alenabi (TV’s „Gangs of London“) als Farid indes nichts weiter als einen „Standard-Part“ abbekommen hat – nämlich den des (in Anbetracht des Alltags-Rassismus um ihn herum) aufsässigen, wütenden Sohns…
In „Refuge“ werden Rick und einige andere Kameraden in einer Veteranen-Klinik dazu animiert, im Rahmen der Behandlung Masken zu basteln, um auf diesem Wege ihre seelische Verfassung auszudrücken: Entsprechend düster und grotesk sind die Ergebnisse. Das beruht tatsächlich auf einer real praktizierten Methode – allerdings tendiert es schon in eine leicht unfreiwillig komische Richtung, wenn die Männer mit diesen Horror-Gesichtsbedeckungen herumlaufen oder im Stuhlkreis sitzen. Zudem musste ich unweigerlich daran denken, dass Harlin als übernächstes die „the Strangers“-Reboot-Trilogie drehte. Dass der Dschinn (via Rick) die Kontrolle über diese Gruppe übernimmt, passt an sich gut zu dem Aspekt kollektives Trauma – wird aber ebenfalls kein Stück näher beleuchtet. Im Ganzen ist der Streifen weder gehaltvoll noch irgendwie kreativ geartet – sowie darüber hinaus nicht einmal vernünftig spannend oder Schrecken-einjagend…
Unabhängig dessen, dass die besten Zeiten Harlins (siehe u.a. „Die Harder“, Cliffhanger“, „the Long Kiss Goodnight“ und „Deep Blue Sea“) bereits länger zurück liegen, ist er dennoch weiterhin ein kompetenter Regisseur, der dieses Projekt hier kurzfristig übernehmen und handwerklich routiniert über die Bühne bringen konnte. Erneut lässt er aber jedwede Form von Individualität vermissen – ähnlich wie etwa bei „the Legend of Hercules“, „Bodies at Rest“ oder „the Misfits“ zuvor. Das Wiedererkennen bestimmter Sets auf dem Gelände der Nu Boyana Studios trägt mit zu diesem Eindruck bei und Unebenheiten im Bereich des Pacings sowie des eigentlichen Genre-Schwerpunkts sind nicht zu verleugnen. Dass nie ein innigerer Grad an creepy-düsterer Atmosphäre aufkommt, ist mit dem Score Frederik Wiedmanns („Monster Summer“) zuzuschreiben – doch immerhin geht Matti Eerikäinen’s (TV’s „Cryptid“) Bebilderung in Ordnung…
Die Produktion wies eine ausreichende Budgethöhe auf und hat einige fähige Beteiligte vor und hinter der Kamera zu bieten – im Laufe der weniger als 90-minütigen Entfaltung habe ich mich nicht gelangweilt und gab es durchaus ein paar Momente, die mir zuzusagen wussten. Nichtsdestotrotz ist der Film nicht ernsthaft zu empfehlen – auch wegen des zwischen haarsträubend und banal schwankenden wüsten Finales, bei dem mehrere Gläubige und Polizisten vor der Moschee gegen besessene maskierte US-Soldaten sowie Kate, Ibrahim, Sebastian und Dr. Dale drinnen im Gebäude „the Covenant“-meets-„Exorcist: The Beginning“-artig gegen den A-rab Demon ankämpfen. Was am Ende bleibt, ist ein enttäuschend generisches B-Movie, welches sein inhaltliches Potential in keiner Weise auszuschöpfen vermochte sowie obendrein stereotyp natürlich außerdem noch in Gestalt einer „Fortsetzungs-kompatiblen“ 08/15-Epilog-Sequenz ausklingt…
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Während „Refuge“ in Australien bereits auf DVD zu haben sowie in weiteren Ländern (wie z.B. Amerika) als Video-on-Demand verfügbar ist, sind mir bis heute (12/2025) indes noch keine Veröffentlichungspläne für Deutschland bekannt…
Stefan Seidl

(© B2Y Productions, Voltage Pictures & Defiant Screen Entertainment)
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| Copyright der „Refuge“ Poster-, Covermotive und Pics: B2Y Productions / Revelations Ent. / Top Film Distribution / Voltage Pictures (US) / Defiant Screen Ent. (AU)__ Freigabe der australischen DVD: MA-15+__ DVD/BluRay: ja/nein |







