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Secret Headquarters – Das geheime Hauptquartier

„Secret Headquarters“ ist als Abenteuerkomödie mit Anleihen beim Superheldengenre für die ganze Familie gedacht. Ein 14-Jähriger entdeckt zusammen mit Freunden, dass sein Vater ein Superheld ist und ein geheimes Hauptquartier mit lauter Gadgets im Keller hat. Doch Schurken sind hinter der Technologie her. Jerry Bruckheimer produzierte den von Henry Joost und Ariel Schulman inszenierten Film.

Originaltitel: Secret Headquarters__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Henry Joost, Ariel Schulman__Produktion: Jerry Bruckheimer u.a.__Darsteller: Owen Wilson, Michael Peña, Walker Scobell, Jesse Williams, Keith L. Williams, Momona Tamada, Charles Melton, Abby James Witherspoon, Kezii Curtis, Jessie Mueller, Dustin Ingram u.a.
Secret Headquarters

Jerry Bruckheimer produzierte das von Henry Joost und Ariel Schulman inszenierte Familienabenteuer “Secret Headquarters”

Junge Haupt- und Identifikationsfiguren sind eine Konstante im Schaffen von Henry Joost und Ariel Schulman, von den jüngeren bedrohten Familienmitgliedern in ihren Horrorfilmen wie „Viral“ über die Protagonisten ihres Teen-Thrillers „Nerve“ bis zu der Nachwuchsrapperin an der Seite des Ermittlerduos in „Project Power“. Insofern war ihr Schritt zum Kinderabenteuer „Secret Headquarters“ fast schon eine logische Konsequenz.

Es beginnt allerdings mit dem Erwachsenen Jack Kincaid (Owen Wilson), der bei einem Campingtrip mit seiner Frau Lily (Jessie Mueller) den Crash eines UFOs beobachtet. Er eilt zur Absturzstelle, wo er nicht nur den Soldaten Sean Irons (Jesse Williams), sondern auch ein Alien-Artefakt findet, das ihm besondere Kräfte verleiht. Er wird zu einem Superhelden namens Guard, danach wird die Vorgeschichte im Schweinsgalopp durchgehechelt: Wie so viele Action- und Superhelden vernachlässigt Jack ob seiner Missionen Frau und Familie, weshalb seine Ehe in die Brüche geht und er seinen Teenagersohn Charlie (Walker Scobell) nur noch höchst selten sieht, was den 14-jährigen Racker natürlich tief ins Herz trifft.

Denn Daddy begeht die Nr.-1-Todsünde des amerikanischen Familienfilms: Er verpasst regelmäßig Juniors Baseballspiele. Insofern hat Charlie gewaltig den Kaffee auf, als Papa – angeblich ein langweiliger Computertechniker – ihn wegen einer angeblichen Konferenz vom Wochenendbesuch zurück Muttern schicken will. Stattdessen beschließt er eine Privatparty in Papas verlassenem Haus für seine Freunde Berger (Keith L. Williams), Lizzie (Abby James Witherspoon) und Maya (Momona Tamada) schmeißen, wobei sie im Keller jedoch Vaters geheimes Hauptquartier entdecken.

Also probieren sie fröhlich all die Guard-Gadgets aus, die sie in ihre Pfoten bekommen, ziehen damit jedoch die Aufmerksamkeit des Waffenfabrikanten Ansel Argon (Michael Pena) auf sich. Der möchte nämlich die Guard-Technologie für sich haben und rückt mit seiner Söldnertruppe an…

Schaut euch den Trailer zu „Secret Headquarters“ an

Secret Headquarters

Charlie Kincaid (Walker Scobell) muss feststellen, dass sein Vater Jack (Owen Wilson) ein waschechter Superheld ist

Vielleicht wollte Produzent Jerry Bruckheimer („Shopaholic“) auch ein Stück vom derzeit extrem populären Superheldenkuchen abhaben. Vielleicht wollte er erneut eine Action-Abenteuer-Story für die ganze Familie erzählen, so wie anno 2009 mit „G-Force“. Der war damals durchaus erfolgreich, während „Secret Headquarters“ vom ursprünglich geplanten Kinorelease zur Streamingpremiere auf Paramount+ herabgekanzelt wurde. Was allerdings auch ein Zeichen für die Qualität des Films ist, dessen Prämisse an Vorbilder wie „Spy Kids“ oder „Clockstoppers“ erinnert, wenn Kinder entdecken, dass Elternteile eigentlich Superhelden sind, fremde Technologie für jugendlichen Unfug einsetzen und gleichzeitig die Welt und das kaputte Familienleben retten müssen. Im Falle von „Secret Headquarters“ leider ohne jeden Einfallsreichtum, was schon auf der visuellen Ebene anfängt: Die dunklen Strampler des Guards und seines späteren Gegenspielers lassen selbst Standardkostüme aus den gewohnten Superheldenfilmen noch wie einfallsreiche Gewandungen wirken, während das titelgebende Hauptquartier durch einfallsloses, unpersönliches Design auffällt.

Das ist auch insofern blöd, da sich große Teile des Films an dieser Location abspielen, wenn „Secret Headquarters“ wie eine „Kevin – Allein zu Haus“-Kopie mit außerirdischen Gadgets abläuft. Mit Jetpack, Magnetpeitsche, Portal, Krafthandschuh und Schutzschildgenerator spielt man Katz und Maus mit den Schurken, die sich durch ziemliche Inkonsequenz auszeichnen. Mal killt Argon Untergebene schon wegen Kleinigkeiten, wenn eine Lehrerin der Kids ihn allerdings um das Objekt seiner Begierde, die Energiequelle des Guards, bringt, dann kriegt er lediglich einen Wutanfall und verteilt die Frau nicht einfach über den Flur. Ähnlich schwankt dann auch der Ton, der für ältere Zuschauer zu albern und kindisch, für Kinder bisweilen aber zu düster und brutal ist. Denn Argon hinterlässt nicht nur ein paar Leichen und will den Kiddies ans Leder, sondern im Finale liefern er und der Guard sich sogar einen überraschend gut choreographierten, allerdings eher kurzen Fight, bei dem auch schon mal ein Kopf auf ein Waschbecken gehämmert wird.

Secret Headquarters

Unter Beobachtung: Charlies bester Kumpel Berger (Keith L. Williams) und Charlies Schwarm Maya (Momona Tamada)

Doch um die Erwachsenen geht es hier eh nur am Rande, sondern in erster Linie um die Kinder. Doch die sind wandelnde Klischees, vom schmächtig-schüchternen Charlie über den schwarzen Plapper-Sidekick Berger bis hin zur adretten Popular-Girl-Streberin Lizzie. Natürlich gibt es ein paar romantische Verstrickungen inklusive einem besonders zuckersüßen und brechreizverursachenden Jeder-Topf-hat-seinen-Deckel-Ende inmitten der rauchenden Trümmer eines Schulballs. Wenn die Hauptfiguren dieses Films die Guard-Gadgets benutzen, um bei Klassenarbeiten zu schummeln oder Baseballspiele zu gewinnen, dann ist das nicht etwa Betrug, sondern coole Streiche, so die (Nicht-)Moral des Ganzen. Allerdings sind die Racker auch viel zu stereotyp und uninteressant gezeichnet, als dass man sich wirklich dafür interessieren würde, kennen sie doch in erster Linie zur zwei Modi: hilflos kreischend in Gefahr geraten oder mit pseudocooler Pose irgendwelche Listen ausführen. So bleiben sie dann ähnlich steril wie der ganze Look des Films, der mit jeder Menge mittelgutem CGI aufwartet, das ihn aber nur reichlich leblos und künstlich wirken lässt. „Secret Headquarters“ kann nie das Gefühl vermitteln, dass hier etwas auf dem Spiel steht, weder das Leben seiner Protagonisten noch das Familienglück der Kincaids.

Hinzu kommt, dass Keith L. Williams („Good Boys“) und Reese-Witherspoon-Nichte Abby James Witherspoon („Miss Bodyguard“) alles andere als besonders starke Kinderdarsteller sind – Momona Tamada („To All the Boys: P.S. I Still Love You“) ist etwas besser, aber auch kein neuer Stern am Schauspielhimmel. Auch Walker Scobell enttäuscht hier, nachdem er im vergleichbaren „The Adam Project“ als jüngeres Ryan-Reynolds-Alter-Ego wesentlich stärker aufspielte. Owen Wilson („No Escape“) gibt ebenso routiniert wie egal die Rolle des überforderten, aber doch irgendwie heldenhaften All-American-Dude, während Michael Pena („Fantasy Island“) immerhin etwas Freude in seiner Schurkenrolle versprüht, aber auch nicht so wirklich glänzen kann. So bleiben die markigsten Momente des Films bei Jesse Williams („Cabin in the Woods“) als verbittertem Ex-Militär und Söldner wider Willen, aber der hat nur eine kleine Nebenrolle.

Insofern ist „Secret Headquarters“ die langweiligere und blödere Alternative zu (ebenfalls nicht durchweg gelungenen) Konkurrenzprodukten wie „The Adam Project“, „G-Force“ oder der „Spy Kids“-Reihe. Das Design ist hässlich und unansprechend, mit der Superheldenformel weiß der Film nichts anzufangen und die Witze sind ebenso harmlos wie blöde. Dass der Mix aus teilweise überraschend kaltblütigen Szenen und Kiddie-Klamauk auch noch an jeder Zielgruppe vorbeischießt, passt da fast schon wieder ins Bild dieses missratenen Familienabenteuers.

„Secret Headquarters“ erlebte seine Premiere in Deutschland auch im Streaming bei Services wie Paramount+. Ab dem 19. Januar ist er von Paramount auch auf DVD und Blu-Ray erhältlich, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es entfallene Szenen, ein Gag Reel und Featurettes.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Paramount__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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