
Shane Black 2018 auf der Comic Con in San Diego. Copyright: Gage Skidmore unter der Lizenz CC BY-SA 3.0
Drehbuchautoren kennt man im Actiongenre eher selten, weshalb manchem Zuschauer erst bei der Publicity angesichts von Shane Blacks Regiedebüt „Kiss Kiss, Bang Bang“ auffiel, wie viele Actionklassiker der Mann verfasst hat. Abgesehen von Steven E. de Souza (unter anderem „Phantom Kommando“, „Running Man“ und „Stirb Langsam“) hat wohl niemand diese Menge an Actionhits auf dem Kerbholz.
Shane Black und seine Faszination für Pulp- und Hard-Boiled-Krimis
Shane Black wurde am 16. Dezember 1961 in Pittsburgh geboren und interessierte sich schon früh für Pulp- und Hard-Boiled-Kriminalgeschichten. Eine Leidenschaft, die man auch vielen seiner Drehbücher anmerkt.
Shane Black studierte Film und Theater an der UCLA und wohnte später in einer WG von Drehbuchautoren, dem sogenannten Pad O‘ Guys, darunter Ed Solomon („3 Engel für Charlie“, „Super Mario Bros.“) und Jim Herzfeld („Meine Frau, ihr Vater und ich“, „Meet the Deedles“). Sein wichtigster Kumpel und Mitbewohner allerdings war Fred Dekker, mit dem er später mehrere Projekte stemmte – als Duo dann auch als Black & Dekker bekannt.
Unter anderem gab Dekker, der schon vor Black Erfolg hatte, Spec Scripts (Drehbücher ohne technische Angaben, die komplett auf die Story fokussieren) von Black an seinen Agenten, damit dieser es an Hollywood-Studios weiterleitete. Dies führte schließlich dazu, dass Hollywood-Mogul und Actionproduzent Joel Silver auf Black aufmerksam wurde, welcher „Lethal Weapon“ produzierte – Blacks erstes umgesetztes Drehbuch, welches zum Megahit wurde.

Nachdem er Teil 1 als Schauspieler nicht überlebte, entfesselte er Jahre später selbst als Regisseur den Predator. Copyright: Twentieth Century Fox
Auf den Superhit „Lethal Weapon“ folgt eine lange Durststrecke
Shane Blacks Stil gefiel Silver, weshalb er ihm eine Nebenrolle in „Predator“ gab, damit er noch am Set am Skript der eigentlichen Autoren feilen könne. Laut Black habe er aber nichts mehr verbessern müssen und das Drehbuch der Thomas-Brüder wurde originalgetreu umgesetzt. Nach diesem Erfolg war auch die Produktion eines älteren Drehbuchs von Black und Dekker angedacht: „Shadow Company“.

Kein Erfolg an den Kassen, aber unter Actionfans mehr als beliebt: Der von Black geschriebene „Last Boy Scout“. Copyright: Warner Home Video
John Carpenter sollte bei der Geschichte, in der untote Vietnamveteranen an Weihnachten in einer US-Kleinstadt Amok laufen und von einem alten Kameraden aufgehalten werden, Regie führen, Walter Hill produzieren. Leider wurde das Projekt, das vom Personal her nach dem Traum eines jeden Action- und Horrorfans klingt, eingestellt.
Auch in der Folgezeit war das Glück Black nicht hold: Der von ihm und Dekker geschriebene „Monster Busters“, bei dem Dekker Regie führte, war an der Kasse ebenso mäßig erfolgreich wie der von Joel Silver produzierte Bruce-Willis-Reißer „Last Boy Scout“ von Tony Scott und der von Renny Harlin inszenierte „Tödliche Weihnachten“.
Für „Lethal Weapon 2“ schrieb Black einen Entwurf, an dessen Ende Riggs allerdings sterben sollte. Da die Produzenten einen lockereren, komödiantischeren Ton anstrebten, der Black nicht zusagte, ging die Reihe ohne den Originalautor weiter, bereits mit einem neu verfassten Skript für „Lethal Weapon 2“ – und das bei sonst gleich bleibendem Personal in Sachen Regie, Produktion und Darsteller sowie anhaltendem Erfolg.

Shane Blacks Reputation übersteht sogar den Flop „Last Action Hero“. Copyright: Sony Pictures Home Entertainment.
Der Marktwert von Shane Black übersteht sogar Flops wie „Last Action Hero“
Auch an einem besonders schweren Flop der 1990er war Black beteiligt: „Last Action Hero“. Das Script der Newcomer Zak Penn und Adam Leff wurde mehrfach umgearbeitet, wobei das Studio schlussendlich den Löwenanteil Shane Black und David Arnott zusprach.
Die Produktion von „Last Action Hero“ war turbulent, Penn und Leff fühlten sich einerseits übergangen, fanden es andererseits paradox, dass ausgerechnet derjenige ihren Film umschrieb, dessen Werke beziehungsweise Stil sie eigentlich parodieren wollten. Als der Film dann fast zeitgleich mit dem 1993er Oberhit „Jurassic Park“ startete, war sein Schicksal besiegelt.
Obwohl es Blacks verfilmte Drehbücher an der Kasse schwer hatten, tat das seinem Marktwert keinen Abbruch: Er und Joe Eszterhas („Basic Instinct“, „Jade“, „Showgirls“) übertrafen sich mit immer neuen Bestmarken, die für ihre Skripts bezahlt wurden, mit dem Preis für Blacks „Tödliche Weihnachten“-Drehbuch als Endpunkt der Fahnenstange.
Eine 10-jährige Auszeit beendet Shane Black mit „Kiss Kiss, Bang Bang“

Shane Blacks triumphales Comeback als Drehbuchautor und sein Debüt als Regisseur: „Kiss Kiss, Bang Bang“. Copyright: Warner Home Video
Doch negative Schlagzeilen über Blacks ausschweifendes Privatleben, die Flops und ein generelles Gefühl, dass er ausgelaugt sei und die Studios immer nur die gleichen Drehbücher von ihm wollten, schickten ihn in eine Auszeit, bei der ihm sein zweiter Mentor neben Joel Silver, James L. Brooks, half. Er gab ihm Platz zum Arbeiten und ermutigte ihn, sein Herzensprojekt zu schreiben.
Nach fast zehn Jahren auf Tauchstation erblickte das Ergebnis, erneut von Joel Silver produziert, das Licht der Leinwand. Erstmalig von Black selbst inszeniert: „Kiss Kiss, Bang Bang“. Damit holte Black auch Robert Downey Jr. wieder aus der Versenkung, der sich später revanchierte, indem er Black die Regie für den Megahit „Iron Man 3“ übertrug. Danach inszenierte Black den eher kleinen „The Nice Guys“, ehe er das Reboot zu jenem Klassiker betreute, in dem er sich 1987 als Darsteller betätigt hatte: „Predator: Upgrade“.
Shane Black als Schauspieler
Für befreundete Filmemacher tritt Black immer wieder als Darsteller auf: In „Jagd auf Roter Oktober“ von seinem „Predator“-Buddy John McTiernan trat er ebenso auf wie in James L. Brooks‘ „Besser geht’s nicht“. In dem von seinem Bruder Terry verfassten „Dead Heat“ spielte er einen Cop, ebenso in „RoboCop 3“ und „Die Nacht der Creeps“ von Fred Dekker. Dekker konnte er jüngst unter die Arme greifen, indem er ihn als Co-Autor für „Predator: Upgrade“ und den Pilotfilm „Edge“ an mit an Bord holte, bei denen er als Autor und Regisseur tätig war. Blacks Filme sind häufig Buddy Movies, zeichnen sich durch extrem sarkastische bis zynische Sprüche aus und spielen häufig an Weihnachten.
Akademisch hat sich nun ein Autor, der Lesern dieser Seite bekannt sein dürfte, mit Shane Black und seinem Schaffen auseinandergesetzt. In „Action, Detection and Shane Black. Antiessentialist Genre Theory and Its Application“ stellt Nils Bothmann die These auf, dass die meisten von Blacks Filmen eine Genre-Mischform aus Action und Detektion darstellen: DetAction. Nach allgemeinen Überlegungen zu Genretheorie folgen genaue Bestimmungen der Genres Action, Detektion und DetAction – letzteres umfasst nicht nur Blacks Werke, wurde aber von diesem klar geprägt. Danach unternimmt der Autor Analysen von Blacks Filmen mit Blick auf Aspekte wie Gender oder Intermedialität.
© Nils Bothmann (McClane)
Die Filmografie von Shane Black
1986 | Die Nacht der Creeps (Darsteller) |
1987 | Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis (Drehbuch) |
Predator (Darsteller) | |
Monster Busters (Drehbuch) | |
1988 | Dead Heat (Darsteller) |
1989 | Lethal Weapon 2 – Brennpunkt L.A. (Drehbuchentwurf) |
1990 | Jagd auf Roter Oktober (Darsteller) |
1991 | Last Boy Scout – Das Ziel ist Überleben (Drehbuch, Produktion) |
Die Verschwörer (TV-Serie, Darsteller) | |
1992 | Lethal Weapon 3: Die Profis sind zurück (Basierend auf Blacks Figuren) |
1993 | Last Action Hero (Drehbuch) |
Robocop 3 (Darsteller) | |
Mike the Detective (Kurzfilm, Darsteller) | |
1994 | Night Realm (Darsteller) |
1996 | Tödliche Weihnachten (Drehbuch, Produktion) |
1997 | Fahr zur Hölle Hollywood (Darsteller) |
Besser geht’s nicht (Darsteller) | |
1998 | Lethal Weapon 4 – Zwei Profis räumen auf (Basierend auf Blacks Figuren) |
2002 | The Boy Scout (Kurzfilm) |
2005 | Kiss Kiss, Bang Bang (Regie, Drehbuch) |
2006 | A.W.O.L. (Kurzfilm, Drehbuch, Produktion) |
2007 | Monkeys |
2013 | Iron Man 3 (Regie, Drehbuch) |
2015 | Edge (Regie, Drehbuch, Produktion) |
Any Day (Darsteller) | |
2016 | The Nice Guys (Regie, Drehbuch) |
Lethal Weapon (TV-Serie, Drehbuch) | |
2017 | Swing State (Darsteller) |
2018 | Predator: Upgrade (Regie, Drehbuch) |
Wild Nothing (Kurzfilm) | |
2019 | Doc Savage (Regie, Drehbuch)
In Search of the Last Action Heroes (Interview) |