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the Divide

 

Originaltitel: the Divide__Herstellungsland: USA-Kanada-Deutschland __Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Xavier Gens__Darsteller: Lauren German, Michael Biehn, Milo Ventimiglia, Michael Eklund, Rosanna Arquette, Courtney B. Vance, Iván González, Ashton Holmes, Jennifer Blanc, …

Das deutsche Covermotiv.

Ein internationales Postermotiv.

httpv://www.youtube.com/watch?v=mVESjJIWCEA

Seit der französische Regisseur Xavier Gens im Jahre 2007 mit seinem Spielfilmdebüt „Frontière(s)“ in Horror-Fankreisen prompt für Aufsehen gesorgt und anschließend dann auch gleich die millionenschwere Videogame-Adaption „Hitman“ nachgelegt hat, welche ich bis heute übrigens (angesichts ihres doch eher schlechten Rufs) als erstaunlich unterschätzt erachte, wurde es (abgesehen von dem amüsanten 2009er Gay-Superhero-Kurzfilm „Les incroyables Aventures de Fusion Man“) erst einmal eine Zeit lang relativ still um ihn bzw. sein Schaffen. Eigener Aussage nach hatten ihn seine schlechten Erfahrungen im Rahmen der Zusammenarbeit mit einem großen Hollywood-Studio (in diesem Fall: „20th Century Fox“) dazu veranlasst, sich (zumindest für den Moment) wieder kleineren Projekten zuzuwenden – wie zum Beispiel dem hier nun zur Besprechung vorliegenden klaustrophobischen Endzeit-Psycho-Thriller „the Divide“ (2011), seines Zeichens eine komplett im kanadischen Winnipeg realisierte Independent-Produktion…

Inmitten eines nuklearen Feuersturms, welchem New York (aus nie preisgegebenen Gründen) unmittelbar zu Beginn zum Opfer fällt, können sich acht Bewohner eines Appartementhauses in letzter Sekunde mit in die (durch eine dicke Stahltür gesicherten) Kellerräumlichkeiten des Hausmeisters Mickey (Michael Biehn) retten, bevor das Gebäude über ihnen vollkommen zerstört wird. Jene Gruppe setzt sich aus den beiden Halbbrüdern Josh (Milo Ventimiglia) und Adrien (Ashton Holmes), ihrem Kumpel Bobby (Michael Eklund), dem Ingenieur Delvin (Courney B.Vance), der allein-erziehenden Mutter Marilyn (Rosanna Arquette), ihrem Töchterchen Wendy (Abbey Thickson) sowie dem Anwalt Sam (Iván González) und seiner Lebenspartnerin Eva (Lauren German) zusammen. Zu ihrem Glück hat der ehemalige Feuerwehrmann, der seine Frau (offenbar) bei den Anschlägen des 11. Septembers verloren hat, sein „Reich“ (dort unten) quasi zu einem „Schutzraum“ ausgebaut – inklusive eines Notstromgenerators sowie Vorräten an Dosennahrung und Wasser in Kanistern…

Nicht nur hervorgehend aus seiner autoritären Art, welche u.a. mit einschließt, dass er sofort das Kommando sowie die Rationierung der Lebensmittel übernimmt, kommt es zwischen den verschiedenen Persönlichkeiten rasch zu Reibereien: Josh und Bobby etwa wollen unbedingt die „Situation an der Oberfläche“ erkunden – was Mickey aufgrund der drohenden radioaktiven Kontamination jedoch nicht zuzulassen bereit ist. Freudig erkeimte Hoffnung auf Rettung, ausgelöst durch die Tür irgendwann aufschweißende Männer in Schutzkleidung, zerschlägt sich allerdings jäh, als diese plötzlich Wendy verschleppen und aus automatischen Waffen das Feuer auf die Verbliebenen eröffnen. Nachdem es ihnen gelingt, diesen „Angriff“ abzuwehren und sogar zwei der Aggressoren zu töten, wagt Josh (einen „erbeuteten“ ABC-Anzug tragend) dann doch mal einen „vorsichtigen Blick nach draußen“ – wo er direkt auf ein Laborkomplex stößt, in welchem Menschenversuche durchgeführt werden! Leider wird er dabei aber entdeckt und attackiert – worauf der Kellerzugang umgehend fest versiegelt wird und die Leute (dahinter) fortan ihrem Schicksal überlassen werden. In den nächsten Tagen und Wochen bauen sie (infolge dessen) allesamt physisch wie psychisch immer weiter (unterschiedlich stark und schnell) ab – was relativ zügig u.a. in einem Zusammenbruch ihres Sozialverhaltens, seelischen Störungen sowie etlichen grausamen Taten resultiert…

„the Divide“ eröffnet in Gestalt einer fantastisch arrangierten Anfangssequenz, in der die an einem ihrer Appartementfenster stehende Eva hinaus auf die gerade in einem Flammenmeer untergehende Millionenstadt schaut: Sowohl ihr als auch dem Publikum bietet sich ein Bild von schrecklicher Schönheit, welches Gens (ganz wunderbar) nur in Form kurzer Ansichten und Reflektionen aufzeigt, ohne dem (CGI-) „Spektakel“ eine dominierende Aufmerksamkeit einzuräumen. Stattdessen konzentrierte er sich vielmehr auf die „Reaktion“ Evas, welche erst von Sam aus ihrer fassungslosen Starre gerissen wird, als dieser sie am Arm packt und aus der Wohnung hinein ins Treppenhaus zerrt, wo sie und diverse weitere fliehende und angsterfüllte Bewohner des (durch schwere Erschütterungen erbebenden) Hauses sich ihren Weg hinunter in Richtung des Eingangs bahnen – im Gegensatz zu den meisten von dort aus aber obendrein noch bis in den (entsprechend besser geschützten) Keller flüchten, zu welchem sie sich ihren Zutritt allerdings erst einmal „erkämpfen“ müssen. In mehreren Belangen ist dieser nur rund 100-sekündige Einstieg charakteristisch für alles Nachkommende: Das Augenmerk der Betrachtung liegt (beinahe ausschließlich) auf den Figuren – und so erhält der Zuschauer ausnahmslos Ereignisse aufgezeigt, die sich (stets) im Sichtfeld mindestens einer der Protagonisten abspielen. Nicht von ungefähr erinnert die Treppe (symbolisch) an eine „Abwärtsspirale“ – und das rettende Untergeschoss erreichen bloß all jene, die im Vorhinein cleverer, schneller und/oder stärker als die (auf der anderen Seite der Stahltür jetzt den Tod findenden) Übrigen waren: Unverkennbar lautet Darwinismus hier das ausschlaggebende Stichwort…

Der Titel des Films bezieht sich u.a. auf die von der Außenwelt abgeschnittene „Lage“ der betreffenden Überlebenden, welche sich (im Zuge dessen) nicht nur mit dem Verlust der meisten ihrer bisherigen alltäglichen (materiellen, sozialen etc.) Freiheiten konfrontiert sehen, sondern auch mit einem kontinuierlichen Schwinden des zu Beginn noch gewähnten Gefühls von Sicherheit, da immer mehr „akute Bedrohungsquellen“ zutage treten – wie etwa das vermeintliche (sich jedoch als feindlich gesinnt entpuppende) „Rettungsteam“, die sich abzeichnende Nahrungs- und Trinkwasser-Knappheit, die gefürchteten Auswirkungen der Strahlung oder (vor allem) die mit der Zeit gar anwachsend voneinander ausgehende Gefahr für Leib und Leben. Diese zwischenmenschlichen Spannungen nehmen ebenso beständig zu wie die nervlichen Belastungen. Weit über die Essensverteilung hinaus geht es bald schon primär um Macht und Dominanz: Basierend auf Faktoren wie die jeweilige Ausprägung des eigenen Interesses und Selbsterhaltungsdrangs, der psychischen Gefestigtheit sowie Intensität der einzelnen Abhängigkeiten, Freundschaften und Beziehungen, konzentrierten sich Gens und seine Skript-Autoren Karl Mueller und Eron Sheean auf den konstant voranschreitenden, u.a. von Frust, Misstrauen, Angst, Paranoia und „Lagerkoller“ (zusätzlich) genährten Humanitätsverlust unter den Eingeschlossenen, in deren Reihen die dunklen Seiten einiger (im Angesicht des Todes sowie eines nahezu kompletten Wegfalls der bisherigen „Allgemeinordnung“) immer gravierender die Oberhand erlangen. Die Sache ist nur, dass man nie die Chance erhält, echte Sympathien zu diesen (sich zudem permanent streitenden) Personen aufzubauen – was ein „aktives Mitfiebern“ erschwert und dem Werk gerade in diesem Bereich (durchs Fehlen einer derartigen „emotionalen Verbindung“) ein Ausschöpfen seines vollen Potentials verweigert…

Bereits unmittelbar nach ihrer Flucht hinunter in den Keller lassen sich die Gruppenmitglieder verhältnismäßig leicht in die beiden klassischen (die weitere Entwicklung bestimmenden) „Opfer/Täter-Kategorien“ einteilen: Furcht, Unsicherheit und verzagtes Denken auf der einen Seite – Vorurteile, Beleidigungen, rassistische Kommentare, aggressive Züge sowie homophobe und misogyne Tendenzen auf der anderen. Echte Bemühungen, sich zum Zwecke des Überstehens dieser Situation zu einer „Einheit“ zusammenzufinden, gibt es so gut wie keine – und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf, lange bevor ihr Verpflegungsvorrat in einem kritischen Maße zu schwinden anfängt. Das generelle Konzept, dass spezielle Umstände bei den Leidtragenden einen Verfall ihrer Menschlichkeit bzw. (moralischen, gesellschaftlichen etc.) Werte hervorrufen können, einhergehend mit einem Erstärken ihrer „ursprünglichen“ (annähernd animalischen) Instinkte und Triebe, ist ein ebenso pessimistisches wie altbekanntes, welches schon etliche Male in den verschiedensten Varianten (sowohl literarisch als auch cineastisch) aufgearbeitet wurde. Inhaltlich vermag „the Divide“ der Materie weder frische Impulse zu verleihen noch neue Facetten abzugewinnen – dank seiner gewählten Herangehens- und Inszenierungsweise ist es Gens aber dennoch gelungen, sie (zumindest für den „bereitwilligen Betrachter“) ziemlich reizvoll und effektiv umzusetzen. Zum Teil ist das der Tatsache zu verdanken, dass er den gesamten Film chronologisch abgedreht sowie seine Akteure zum Fasten und Improvisieren aufgefordert hat – was u.a. dazu führte, dass einige während jener sechs Wochen bis zu 10 Kilo abnahmen, ihre Parts immer weiter ausgestalteten und auf diesem Wege so manche Szene mit einer Art „rohen Energie“ versahen, welche einen überaus ansprechenden „ungehobelt-kantigen Eindruck“ erzeugt(e)…

In der Hauptrolle liefert die von mir seit Jahren schon geschätzte Lauren German („Hostel 2“) eine wunderbar zurückhaltende Performance ab – was sie klar von der Mehrheit der übrigen Beteiligten abgrenzt: Eva ist die ruhige, vorwiegend in sich gekehrte Stimme der Vernunft, die u.a. aus ihrer „überwundenen Vergangenheit“ Kraft für die Bewältigung aller aktuellen Herausforderungen zu schöpfen versucht. Iván González („Taxi 4“) mimt ihren Lebenspartner Sam, der zunehmend an dem auf ihn (von gleich mehreren Seiten) einwirkenden Druck zu zerbrechen beginnt, relativ solide – ebenso wie Courtney B.Vance (TV´s „Criminal Intent“) den bedacht vorgehenden Delvin, der prompt mit Mickey aneinander gerät sowie sich (entgegen seines „nach außen hin gezeigten“ Gebarens) doch irgendwie immerzu selbst der Nächste zu sein scheint. In der Rolle des sensiblen Künstlers Adrien, welcher sich mit Eva anfreundet und im Prinzip auch viel besser zu ihr passt als Sam, verbleibt Ashton Holms („Wind Chill“) ein wenig blass – was primär an der Beschaffenheit seiner Figur (seitens der Vorlage) liegt, da diese meist eher passiv am Rande des Hauptgeschehens agiert. Mit merklichem Engagement bei der Sache ist derweil Michael Biehn („Planet Terror“) als der von Bitterkeit, Zorn und xenophoben Gedanken beeinflusste, simultan allerdings auch recht fokussiert handelnde Mickey: Eine starke Leistung – zwar nicht im Sinne „feiner Nuancen“ oder so, wohl aber in dem eines „Badass-Musterbeispiels“. Von den Ereignissen des 11.09.01 hart getroffen sowie auf Dauer verändert, liegt nun eine Menge an ihm, ob diese Leute (hier) leben oder sterben…

Nachdem die verängstigte Wendy (Newcomerin Abbey Thickson) verschleppt und zum Opfer seltsamer Experimente wird, verliert ihre Mutter schnell ihren „seelischen Halt“ und gleitet zuerst in einen hysterischen, später dann in einen „sich selbst aufgebenden“ Zustand ab – im Rahmen dessen sie sich den dominanten Männern (Bobby und Josh) auf sexueller Ebene vollkommen ergibt: Von Anfang an ohnehin ein angeschlagenes Selbstwertgefühl aufweisend (angesprochen auf ihre nicht mehr sehr festen Brüste, fixiert sie diese irgendwann etwa mit Panzerband), wird sie quasi zu einer „willenlosen Sex-Marionette“ – was gewisse Sequenzen hervorragend darlegen (unter ihnen eine, in der ihre Hände gar wie an „Fäden“ jener Art gefesselt sind). Ungekünstelt, mit Hingabe sowie frei von Eitelkeit meistert Rosanna Arquette („Crash“) den Part mit Bravour. Bobby und Josh indes gehen (seit jeher) eigennützig im Leben vor und verfügen über eine durchaus aggressive Ader: Eigenschaften, die aufgrund der belastenden Begebenheiten immer stärker potenziert werden – mit fatalen Folgen. Die von ihnen gehegte „Mischung“ aus Sorge und Groll reagieren sie eingangs noch unterschiedlich ab – u.a. übernimmt Bobby die Aufgabe, eine Leiche zu zerteilen, wohingegen Josh seine Wut insbesondere gegen Mickey richtet – doch als sie an einem bestimmten Punkt die „Machtposition“ innerhalb der Gruppe erlangen, lassen sie sich fortan „einfach gehen“, ohne von jemandem mehr beschränkt bzw. zurückgehalten zu werden. Milo Ventimiglia („Pathology“) und Michael Eklund („Hunt to Kill“) haben die ihnen gebotenen Freiheiten grandios ausgenutzt und sind mit ihren Rollen absolut over-the-Top gegangen – was den Film in ebenso unbehagliche wie ihn deutlich von „mutlos-glatteren“ Mainstream-Produktionen abhebende Gefilde vordringen lässt…

Physisch (u.a. resultierend aus der Verstrahlung) wie auch psychisch bauen die Verbliebenen kontinuierlich weiter ab – allen voran Bobby und Josh, welche sich in diesem Zusammenhang (obendrein) teilweise schminken, sich die Haare abrasieren und sogar „Abwandlungen ihrer gewähnten Sexualität“ zutage kehren, was ihnen (in gleich mehrerlei Hinsicht) ein krankes, groteskes und einschüchterndes Auftreten verleiht. Diese dunkel-bedrohliche Atmosphäre, zusätzlich genährt seitens der stets nur schwach ausgeleuchteten Räumlichkeiten, den vielen Ängsten und Unsicherheiten, den grausamen Taten sowie dem Fehlen einer konkreten (hoffnungsvollen) Perspektive, erzeugen genügend Reiz und Anspannung, dass man über einige Verfehlungen des Skripts (dennoch) wohlwollend hinwegsehen mag – wie die nicht sehr weit ausgelotete Charaktertiefe, einige halbherzig angerissene Backstorys oder diverse Klischees im Bereich der Reaktionen und Dialoge. Die „9/11“-Verweise (einstürzende Hochhäuser, Mickey´s Verlust und Trauma, Folter als „legitimes“ Verhörmittel etc.) sind bloß oberflächlicher Natur, muten (an sich) aber relativ ordentlich eingebunden an, vereinzelte schwarzhumorige Kommentare erfüllen ihren Zweck und spezielle Einstellungen wurden schlichtweg exzellent arrangiert – wie zum Beispiel eine, in der Josh (eingewickelt in einer amerikanischen Fahne) weinend den Kopf kahl geschoren bekommt. Unterlegt mit einem stimmungsvollen Score Jean-Pierre Taiebs („Vertige“) sowie vorzüglich bebildert von Cinematographer Laurent Barès („À l’intérieur“), realisierte Gens das Werk mit handwerklicher Kompetenz und einem unverkennbaren visuellen Flair – und das trotz der „nicht gerade schicken“ Location des alten Kellergemäuers, in welchem nahezu alle Ereignisse angesiedelt sind. Die (wenigen) CGI-Shots der zerstörten Stadt sind qualitativ recht ansehnlich ausgefallen, wie auch einige Fincher-eske Kamerafahrten – während der allgemeine Gewaltgrad zwar „nicht übermäßig hoch“ einzustufen ist, sich die gesamte Wirkung der härtesten Momente dafür aber im Prinzip erst in den Gedanken des Betrachters wahrlich umfassend entfaltet…

Fazit: „the Divide“ markiert eine gleichermaßen düstere, rohe, nihilistische wie ungemütliche Kombination aus einem soziologisch ausgerichteten (Kammerspiel-artigen) Thriller und einer post-apokalyptischen Horror-Geschichte, welche (mal wieder) den Verlust der Menschlichkeit unter dem Druck einer (körperlichen wie seelischen) Extremsituation beleuchtet. Wer solche (sich u.a. an ein „ausgesuchtes Genre-Publikum“ richtende) Filme schätzt, nichts gegen so manch eine am Ende noch offen gebliebene Frage hat sowie im Angesicht eines ansprechenden Unterhaltungswerts durchaus auch gewisse inhaltliche Schwächen zu „vernachlässigen“ bereit ist, der sollte eigentlich auf seine Kosten kommen und entsprechend ruhig mal einen Blick riskieren…

überaus starke

Hierzulande ist der Film seit Mai 2012 auf DVD und BluRay erhältlich…

Stefan Seidl

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Categorised in: Psychohorror, Reviews

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