Originaltitel: Tiger House__ Herstellungsland: GB-Südafrika__ Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Thomas Daley__ Darsteller: Kaya Scodelario, Ed Skrein, Dougray Scott, Daniel Boyd, Julie Summers, Andrew Brent, Langley Kirkwood, Brandon Auret, … |
![]() Das amerikanische Covermotiv. |
![]() Das britische Covermotiv. |
httpv://www.youtube.com/watch?v=5OVmbCQRIAs
Von Spielfilm-Regiedebütant Thomas Daley´s „Home Invasion“-Thriller „Tiger House“ – welcher übrigens in keinerlei Verbindung zu der 2010er Veröffentlichung „Burning Bright“ steht, im Rahmen derer sich Briana Evigan damals in ihrem Zuhause mit einer eben solchen Raubkatze auseinandersetzen musste – hatte ich erstmals Anfang März 2014 im Kontext meines mich nach Kapstadt führenden Frühjahresurlaubs gehört, da die fünfwöchigen Dreharbeiten dieser britisch-südafrikanischen Co-Produktion dort gerade im beschaulichen Vorort Wynberg stattfanden. Angesiedelt im englischen Surrey, basiert der Streifen auf einer Skript-Vorlage des Krimi-Autoren Simon Lewis („Bad Traffic“), zu welcher Daley noch vor Vollendung des Schreibprozesses einen entsprechenden „Proof of Concept“-Trailer (mit James Purefoy als Erzähler) realisierte, auf dessen Basis er im Folgenden die Finanzierung des Projekts zu sichern vermochte. Überdies glückte ihm ein ersprießlicher Besetzungscoup in Gestalt der Verpflichtung Kaya Scodelarios – bestbekannt aus der preisgekrönten Originalserie „Skins“ – unmittelbar vor ihrem Hollywood-Durchbruch in der „Maze Runner“-Franchise sowie dem fünften „Pirates of the Caribbean“-Abenteuer…
Kelly (Scodelario) und Mark (Daniel Boyd) sind ein junges, verliebtes Pärchen: Während sie aus einfachen Verhältnissen stammt und nach der Schule u.a. als Regalauffüllerin jobbt, ist er der Spross einer reichen Familie – weshalb seiner dominanten Mutter Lynn (Julie Summers) die Beziehung auch nicht sonderlich zusagt. Eines Abends schleicht sich Kelly durchs Fenster in sein im Obergeschoß gelegenes Zimmer, überreicht ihm ein Geburtstagsgeschenk und gesteht ihm schließlich, dass sie schwanger sei – was die Stimmung stracks zerschlägt, da sich seine Freude darüber unerwartet stark in Grenzen hält. Simultan verschaffen sich vier bewaffnete Maskierte (unter ihnen Ed Skrein und Dougray Scott) Zugang zu dem Haus, überwältigen und fesseln binnen Minuten die komplette Familie und begeben sich fortan an die Ausführung ihres Plans, sich Mark´s Dad (Andrew Brent) zu greifen, mit ihm in die Bank zu fahren, für die er arbeitet, und eine derzeit im Tresorraum lagernde Millionensumme zu erbeuten. In dem ganzen Trubel gelingt es Kelly indes, sich vor ihnen zu verstecken – und da die Männer nichts von ihrer Anwesenheit ahnen, muss sie sich nun also entscheiden, ob sie sich weiter verborgen halten oder das alles andere als geringe Risiko eines Fluchtversuchs eingehen soll…
Um an „Tiger House“ einigermaßen Gefallen zu finden, markiert für den geneigten Zuschauer ein gewisser (individuell mehr oder minder umfangreich ausgeprägter) Grad an „Suspension of Disbelief“ – also die willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit in anbetracht bestimmter präsentierter Gegebenheiten – eine geradezu essenzielle Notwendigkeit: Wer dazu nicht in der Lage ist, dürfte regelmäßig den Drang verspüren, mit den Augen zu rollen, eine „Face-Palm-Bewegung“ auszuführen und/oder sich über das Gebotene (arg unvorteilhaft) aufzuregen. Unabhängig dessen wartet der Streifen allerdings auch mit so einigen positiven Eigenschaften auf, die keineswegs von der Hand zu weisen sind. Aber erst einmal der Reihe nach: Eröffnet wird mit einem straffen, per Handy-Video-Aufnahme dargereichten Prolog, der Kelly und Mark beim unbeschwerten gemeinsamen Zeitvertreiben zeigt. Sie berichtet ihm von ihrem strikten Gymnastics-Training – wohingegen er ihr eine alte Armbrust demonstriert, welche er aus Frankreich mitgebracht hat. Leichtsinn resultiert nur wenig später darin, dass er versehentlich den Abzugsmechanismus betätigt und sich der abgefeuerte Pfeil unmittelbar darauf tief in ihr Bein bohrt – was für sie mit einem Mal das jähe Ende ihrer bis dato hoffungsvollen Sport-Karriere bedeutet…
Nach rund 20 bündigen Einführungsminuten, in denen das Publikum u.a. spezielle Infos über Kelly, Mark und Lynn erfährt – inklusive der Sache mit der Schwangerschaft, welche man im Grunde jedoch getrost (und problemlos) hätte weglassen können – dringt das finstere Quartett ins Gebäude ein und begibt sich umgehend daran, die im Innern Zugegenen möglichst zügig in seine Gewalt zu bringen. Dabei setzt sich Mark allerdings derart energisch zur Wehr, dass es ihm tatsächlich gelingt, den Anführer der Gruppe schwer zu verletzen: Mit einer tief in seiner rechten Körperseite steckenden Scherbe ist Shane von dem Punkt an dazu verdammt, sowohl gegen wiederholt drohende Bewusstlosigkeit als auch Schmerzen sowie letztlich gar den Tod anzukämpfen. Seine Gefährten schleppen ihn kurzerhand ins Jugendzimmer – wo sie ihn hinlegen und seinen neuen (der gewandelten Situation angepassten) Anweisungen folgen. Ein Krankenhaus kommt für ihn in diesem Abschnitt ihres Vorhabens nicht in Frage. Etwas Unsicherheit bereitet ihm (und seinen Kollegen Reg und Sveta) unterdessen die Anwesenheit Callums – welcher eigentlich nur mit von der Partie ist, da sich Shane dem Vater eben jenes Hitzkopfs „verpflichtet“ fühlte…
Spontan hatte Kelly ausgerechnet den Freiraum unter Mark´s Bett als ihr erstes Versteck auserwählt – wo sie sich nun sozusagen „gefangen“ wiederfindet; mit Shane über ihr auf der Matratze ruhend sowie Callum dort ständig ein und aus gehend. Zwar verfügt diese Phase über durchaus Suspense-volle Momente – ist an sich allerdings nicht gerade glaubwürdiger Natur: Das fängt damit an, dass man sie bei ihren Aktionen (wie z.B. ihre Tasche mit einem Hockey-Schläger zu sich heran zu ziehen) normalerweise hören oder sehen müsste – egal wie gestresst, aufgeputscht und mit anderen Dingen beschäftigt die Kriminellen zu der Zeit auch sein mögen. Dazu noch das öde Klischee, dass ihre Handy-Leistung just dann verbraucht ist, als sie die Polizei kontaktieren will – und schließlich dass sie bei ihrem Entkommen aus dieser Bredouille (unbemerkt zur Flurtür hinaus) den Alarm eines Weckers zur Ablenkung einsetzt, der dafür im Prinzip jedoch nicht unbedingt laut genug anmutet bzw. klingt. Generell scheint Shane´s Crew unverkennbare Probleme mit ihrer „peripheren Seh-Fähigkeit“ zu haben – eine Szene an einer Treppe sticht da besonders heraus – aber wie zuvor ja schon thematisiert: Je erfolgreicher die Vermeidung, darüber nachzudenken, desto höher der Entertainment-Grad…
Wie eine „grazile Raubkatze“ schleicht sich Kelly fortan durch das geräumige Haus – verschafft sich einen Überblick (etwa wie und wo Mark und dessen Mom festgehalten werden) und sucht nach einem praktikablen Weg nach draußen. Als ein Nachbar auftaucht und dieser dem unbeherrschten Callum prompt brutal zum Opfer fällt, wird ihr das Ausmaß der Gefahr gewahr, in der sie alle schweben – weshalb sie sich dazu entschließt, ihn „proaktiv“ (per Ausnutzen des damit verknüpften Überraschungseffekts) anzugreifen, bevor er den Geiseln irgendwelchen Schaden zufügen kann (was sich immer akuter abzuzeichnen beginnt). Obgleich es ihr nicht glückt, ihn auszuschalten, lässt er jedoch von den Gefesselten ab und konzentriert sich stattdessen primär auf die Jagd nach ihr: Ein erbittertes Katz&Maus-Spiel entbrennt, im Zuge dessen Kelly u.a. Mark´s Armbrust in ihren Besitz nimmt, die jener nach dem einleitenden Vorfall auf dem Dachboden deponiert hatte, und sich mit ihr ebenso gewillt wie tatkräftig darum bemüht, den sprichwörtlichen „Spieß“ umzudrehen. Zugegeben, das Ganze ist so formelhaft wie es klingt – und dennoch vermag das Zurschaugestellte keine allzu hohe Erwartungen hegende Genre-Freunde in einem passablen Umfang bei Laune zu halten…
Kaya Scodelario dürfte wohl ein Hauptgrund dafür sein, sich diesen Streifen hier anzusehen – welchen sie mit einer starken „Screen Presence“ quasi auf ihren zarten Schultern „trägt“. Ihren authentischen britischen Akzent vorweisend sowie in so einigen Einstellungen an eine junge Nicole Kidman erinnernd, verleiht die auch „im dramatischen Fach“ geübte Schönheit (siehe die 2011er „Wuthering Heights“ Adaption) ihrer Figur „Menschlichkeit“ und überzeugt zudem als resolute Widersacherin, die im Schlussdrittel überdies in einer modisch-schicken Dompteur-Zirkusjacke gekleidet agiert. Für den psychisch instabilen, zu Gewalt neigenden Callum wird das „Duell“ mit Kelly zu einer regelrechten Obsession: Dank seiner Handlungen läuft der an sich gut abgesteckte Plan zunehmend aus dem Ruder. Ed Skrein („the Transporter: Refueled“) verkörpert ihn solide – was so auch auf Dougray Scott (TV´s „Hemlock Grove“) als langsam sterbender Shane zutrifft, der im Angesicht seines Zustands bestimmte Entscheidungen noch einmal einer Reflexion unterzieht. Die verbliebenen Beteiligten – unter ihnen Langley Kirkwood („Dredd“), Brandon Auret („Chappie“), Andrew Brent („Death Race 2“), Julie Summers („Spud“) und Daniel Boyd („Reverb“) – sind dagegen kaum der Rede wert…
Mit seinen oberflächlich gestrickten, sich mehrfach eher unclever verhaltenden Protagonisten hat Skript-Autor Lewis dem Film „keinen Gefallen getan“. Als interessant empfand ich da höchstens die Interaktionen zwischen Shane und Kelly, welche den späteren Entwicklungen einen neuen, nachvollziehbar-gewichtigen „Einfluss-Faktor“ bescheren. Des Weiteren ist in diesem Kontext anzuführen, dass parallel zu dem sich gedeihlich steigernden Action-Gehalt die zu registrierenden Unglaubwürdigkeiten ebenfalls noch ein wenig an Volumen gewinnen – so wie in artverwandten Veröffentlichungen des Öfteren ja nicht unähnlich – doch hey, zumindest geht Daley´s Umsetzung der einzelnen Konfrontationen in Ordnung und wird das Tempo zugleich ein neuerliches Stück weit mit angehoben, wodurch sich der finale Akt angenehm kurzweilig entfaltet. Cinematographer Willie Nel („Sleeper´s Wake“) hat die Ereignisse kompetent bebildert, vereinzelt wurden Aufnahmen verschiedener im Haus installierter Überwachungskameras zwischengeschnitten, der gewählte Look und die Editing-Arbeit entsprechen den Erwartungen und der „dynamische“ Score Roger Goula Sardas („Brand New-U“) hat bei mir keinerlei Veranlassung zur Klage hervorgerufen…
Das komplette Geschehen spielt sich rein auf dem Anwesen von Mark´s Familie ab. Im Einklang damit wird auch der Überfall auf die Bank nicht aufgezeigt – allerdings verfolgen ihn Shane und Callum zum Teil per gehaltener Funkverbindung (akustisch) mit. Es ist den Verantwortlichen gelungen, die räumlich begrenzte Location ergiebig auszunutzen, so dass das Setting einen durchaus abwechslungsreichen Eindruck hinterlässt. Darüber hinaus hat Delay einige echt ansehnliche Sequenzen arrangiert, die den Zuschauerpuls jeweils spürbar beschleunigen – allen voran eine in einem Badezimmer angesiedelte – doch langt das insgesamt nicht wirklich aus, um die maue Drehbuch-Vorlage in einem genügenden Maße zu kaschieren, welche einem zum Ende hin obendrein sowohl noch einen brauchbaren „Twist“ als auch einen zwar keineswegs vorausahnbaren, simultan jedoch hochgradig hanebüchen-undurchdachten Ausklang serviert. Schade eigentlich, denn ansonsten vermochte mich „Tiger House“ (strikt im Sinne eines „gradlinig-unambitionierten B-Movies“) gar nicht mal so übel zu unterhalten. Besser als diverse vergleichbare Werke (á la „Stash House“) ist er allemal…
gute
Während der Film in den USA bereits auf DVD und BluRay (jedoch „Region-A-locked“) sowie in England auf DVD erhältlich ist, sind mir bis heute (01/2016) noch keine Veröffentlichungspläne für Deutschland bekannt. Wer jetzt schon gern eine „Region-B“-BluRay sein Eigentum nennen möchte, der kann in der Hinsicht seit einigen Wochen in Australien fündig werden…
Stefan Seidl
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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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