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Weiße Sklavin der grünen Hölle

Originaltitel: Gold of the Amazon Women__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1979__Regie: Mark L. Lester__Darsteller: Bo Svenson, Anita Ekberg, Donald Pleasence, Richard Romanus, Bob Minor, Bond Gideon, Fred Berhoff, Ian Edward, Juliet Graham, John Sarno, Maggie Jean Smith u.a.
Weiße Sklavin der grünen Hölle

“Weiße Sklavin der grünen Hölle” hat einen markigen deutschen Titel, ist aber ein TV-Abenteuerfilm von Mark L. Lester

Als man Mark L. Lesters harmlosen TV-Abenteuerfilm „Gold of the Amazon Women“ hierzulande „Weiße Sklavin der grünen Hölle“ nannte, hatte das zwar wenig inhaltliche Rechtfertigung, stellte aber wohl aber einen Versuch da sich an knallige Italo-Exploitation der Marke „Die weiße Göttin der Kannibalen“ anzuhängen.

Ganz abwegig ist die Marketingstrategie freilich nicht, denn Hauptdarsteller Bo Svenson hatte da schon den italienischen Men-on-a-Mission-Reißer „Ein Haufen verwegener Hunde“ auf dem Kerbholz. Hier spielt er Tom Jensen, Mitglied einer Gesellschaft von Abenteurern, dem ein anderes Clubmitglied von einer sensationellen Spur von sieben Städten voller Gold erzählt – doch genau in dem Moment verwandeln zwei Amazonenkriegerinnen den Mann in ein Nadelkissen, mitten in New York. Jensen verfolgt die beiden, die sich aber am Ende der Flucht durch gegenseitige Selbstentleibung via Pfeil und Bogen der Gefangenschaft und Befragung entziehen. Da muss der Mann wohl doch selber nach den Städten suchen und die Hintergründe herausfinden.

Zu diesem Zweck macht er sich mit seinem Entdeckerkumpel Luis Escobar (Richard Romanus) auf nach Südamerika, wo die beiden nicht nur die heiße Fährte, sondern auch ein Schurke erwartet: Clarence Blasko (Donald Pleasance). Der ist selbst auf der Suche den sieben Städten von El Dorado und möchte, dass die beiden auf eine Suche danach verzichten, ihm aber ihre Informationen geben. Damit ist dann ein Schurke etabliert, der aber immer so auf- und abtaucht wie es dem Drehbuch gerade beliebt und selten bedrohlich wirkt.

Natürlich hängen Tom und Luis, tolle Hechte, die sie sind, diese Luftpumpe und seine Gefolgschaft bei der erstbesten Gelegenheit ab und schlagen sich in den Dschungel. Dort erleben sie Abenteuer und suchen nach dem Schatz, während Blasko ihnen auf den Fersen ist, also immer dann, wenn das Drehbuch ihn gerade lässt…

Natürlich kommen sie auch irgendwann zu den Amazonen, die der Originaltitel verspricht; auf weiße Sklavinnen muss man in dieser grünen Hölle allerdings verzichten, denn Mark L. Lester („Truck Stop Women“) und sein Drehbuchautor Stanley Ralph Ross (vor allem fürs Fernsehen tätig, etwa bei einer Folge von „Geschichten aus der Gruft“) halten sich an die eigentliche Amazonen-Mythologie. Will heißen: Diese leben hier stark und unabhängig in der Wildnis, während Männer als Sklaven in Käfighaltung leben und nur für Fortpflanzungszwecke dienen. Das hat hier angesichts der Damen, die sich darum prügeln, wer bei Tom und Luis zuerst an die Buletten darf, schon etwas von einer Männerphantasie. Außerdem überzeugen die Helden die Amazonen schließlich auch mit ihrem Penis, ähh, ihrem Charakter, sodass sie nachher gemeinsam nach den Schätzen suchen. Aber immerhin leistet sich der Film dabei ein paar progressive Kommentare zu Geschlechterrollen, vor allem wenn die Amazonen die Rolle von Mann und Frau gänzlich gegenteilig zu Machodenken verstehen: Männer haben gut auszusehen und sind für die Reproduktion da, während die Frauen die Arbeit verrichten und die Kriege führen. Und – ganz im Geist der liberalen 1970er – am Ende kommt man am weitesten, indem man zusammenarbeitet und alle Vorstellung von Geschlechterrollen Vorstellungen bleiben lässt.

Der kernige Bo Svenson („Cracker Jack 3“) ist als Held natürlich trotzdem ein souveränes Alphamännchen, was Svenson routiniert verkörpert, aber auch mit einer etwas schmierigen Selbstherrlichkeit. Seine Landsfrau Anita Ekberg gibt die Königin der Amazonen ausdrucksarm mit stets verhärmtem Gesichtsausdruck, als sei ihr nur zu bewusst, dass die glorreichen Tage als Fellini-Muse in „Das süße Leben“ schon eine Weile vorbei waren. Dritter bekannter Name ist Donald Pleasance („Die Klapperschlange“), der als Schurke darstellerisch eine solide Bank ist, aber dann auch nicht mehr gegen das Drehbuch und die dort angelegte Lurfigkeit seines Charakters ankommt. Der Rest vom Fest ist solide bis vergessenswert, wobei sich Richard Romanus („Murphys Gesetz“) mit einer ähnlichen Schmierlappigkeit wie Svenson hervortut.

Für einen Fernsehfilm gönnt sich „Weiße Sklavin der grünen Hölle“ durchaus einigen Aufwand bei Kulisse und Locations, während es ansonsten reichlich zahm bleibt. Aufgrund der TV-Herkunft bleiben größere Härten und ein Exploitation-Faktor aus, während die Action meist ein unübersichtliches Gewusel ist, in dem man selten erkennt wer jetzt gerade wem den Kopf einhaut – selbst dann, wenn sich der Amazonenstamm mit einer rein männlichen Angreifertruppe kloppt. Immerhin: Bei dem gelegentlichen Auftauchen von Dschungeltieren wie Schlangen, Affen oder Krokodilen greift Lester anscheinend nicht auf Stock Footage zurück, sondern lichtet ein paar trainierte Tiere und brauchbare Attrappen ab, was den entsprechenden Szenen gut bekommt und etwas mehr Drive reinbringt.

Dagegen fehlt der Geschichte jede Art von Drive. Episodenhaft schleppt sich „Weiße Sklavin der grünen Hölle“ dahin, manche Station des Abenteuers (etwa der Halt im Eingeborenendorf) könnten problemlos weggelassen werden, aber irgendwie müssen die 90 Minuten ja voll werden, selbst wenn sich einiges eben nach Füllmaterial anfühlt, das weder als Schauwert dient noch Abenteuerfilmflair verströmt. Wenn zusätzlich Blasko am Ende noch ein weiterer Schurke aus dem Hut gezaubert wird, dann wirkt das unmotiviert, als traue man der eigenen Geschichte nicht, und selten hat man das Gefühl, dass die Helden ernsthaft in Gefahr geraten.

So bleibt dann zumindest ein in seinem Kommentar zu Geschlechterrollen gewitzter, ganz gut ausgestatteter Abenteuerfilm, dem es leider an Drive, Schauwerten und einer vernünftigen Schurkenfigur fehlt. Es gibt zwar kaum etwas an „Weiße Sklavin der grünen Hölle“, das ausfallend schlecht wäre, aber das verdeutlicht unterm Strich nur wie unheimlich banal und egal das ganze Unterfangen für den Zuschauer daherkommt.

„Weiße Sklavin der grünen Hölle“ war in Deutschland schon immer ab 12 Jahren freigegeben und wurde 2016 von Whitepearl/Soulfood auf DVD herausgebracht. Da dort eine Szene auf Englisch ist, kann es sein, dass diese in früheren Fassungen fehlte.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Whitepearl/Soulfood__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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