Gelangweilte Clerk-Girlies gegen Bratwurst-Nazi-Mischwesen. In Kevin Smiths Horrorkomödie „Yoga Hosers“ bekommen es Lily Rose-Depp und Harley Quinn Smith mit den besagten Bratzis zu tun, die sich ausgerechnet in dem Supermarkt ausbreiten, in dem sie arbeiten. Neben den berühmten Eltern der Hauptdarstellerinnen vor und hinter der Kamera sind unter anderem Justin Long, Adam Brody, Tony Hale und Natasha Lyonne in Nebenrollen mit dabei.
Originaltitel: Yoga Hosers__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Kevin Smith__Darsteller: Lily-Rose Depp, Harley Quinn Smith, Johnny Depp, Adam Brody, Harley Morenstein, Ashley Greene, Austin Butler, Tyler Posey, Jennifer Schwalbach Smith, Justin Long, Tony Hale, Natasha Lyonne, Genesis Rodriguez, Vanessa Paradis, Haley Joel Osment, Ralph Garman u.a. |

In Kevin Smiths „Yoga Hosers“ treten Lily-Rose Depp und Harley Quinn Smith gegen Nazi-Bratwurst-Mischwesen an
Nachdem Kevin Smith vor allem als Schaffer von Slacker-Komödien für die Generation X große Erfolge feierte, wollte er sich nochmal neu erfinden, auch im Horrorgenre reüssieren. Nach „Red State“, einem Thriller mit Horror-Anleihen, sollte seine bisher unvollendete True-North-Trilogie kommen, die mit „Tusk“ begann und mit „Yoga Hosers“ fortgeführt wurde.
So waren die Hauptfiguren dieser Horrorkomödie schon in einer kleinen Szene in „Tusk“ zu sehen: Die beiden schwer gelangweilten Clerks-Girls für die Generation Social Media und besten Freundinnen Colleen Collette (Lily-Rose Depp) und Colleen McKenzie (Harley Quinn Smith). Ähnlich wie dereinst Randall Graves und Dante Hicks arbeiten diese eher widerwillig an der Kasse eines Supermarkts, der in diesem Falle Colleen Collettes Vater Bob (Tony Hale) gehört. Stilecht werden alle Figuren mit Einblendungen von Fun Facts im Social-Media-Style eingeführt, quasi ein Guy-Ritchie-Trademark in der Version für Instagram-Süchtige.
Wenn die Colleens, so ihr Spitzname, nicht gerade im Lagerraum des Supermarkts mit ihrem deutlich älteren Drummer-Kumpel Ichabod (Adam Brody) ihre Rockband-Proben abhalten, träumen sie von Highschool-Seniors wie Hunter Calloway (Austin Butler) und langweilen sich durch den Schulunterricht. Dort erzählt die Geschichtslehrerin natürlich auch die plotrelevante, tatsächlich an historische Tatsachen angelehnte Story über den Künstler Adrien Arcand (Haley Joel Osment), der in Kanada eine Nazi-Partei aufbaute. Fiktiv wird es dann, wenn es um dessen rechte Hand geht, den verschwundenen Andronicus Arcane, der geheime Experimente durchführte, quasi eine Mischung aus Nazi-Mystiker und Dr. Mengele light in der Kanada-Version.
Die Colleens werden tatsächlich von Hunter und dessen Kumpels zu einer Party eingeladen, müssen an jenem Abend jedoch arbeiten. Kein Problem, dann kommen die Jungs eben vorbei. Allerdings machen sich an jenem Abend auch Nazi-Experimente aus der Arcane-Werkstatt in dem Supermarkt breit: Die Bratzis, Mischwesen aus Bratwürsten und Nazis…
Schaut euch den Trailer zu „Yoga Hosers“ an
Wie schon bei „Red State“ und „Tusk“ zeigt sich: Eine wirkliche Neuerfindung für Smith ist der Wechsel ins Horrorgenre nicht, stattdessen verankert er seine Slacker- und Popkultur-Nerd-Tropen einfach in einem anderen Genre, nur weniger frech und frivol. Dummerweise scheint ihm dabei das humoristische Gespür weitestgehend abhandengekommen zu sein. Stets die gleichen Flachwitze: Kanadier sprechen ein komisches Englisch, bei dem „about“ wie „aboot“ klingt (Smith ist selbst Kanadier, das soll wohl Selbstironie sein) und lieben Hockey, die pickelhaubenbewehrten Bratzis (von Smith selbst verkörpert) bohren sich bevorzugt ins Rektum ihrer Opfer und brüllen deutsche Phrasen wie „wunderbar“, „das Boot“ und „das Fräulein“, müde Running Gags wie der Satz „Goddamn yoga hosers!“. Die Girls sind passiv-aggressive Vertreterinnen einer Null-Bock-Generation mit Handysucht und Dauergeschmolle. Nur hin und wieder gelingen Smith hier mal kleinere Gagtreffer, etwa wenn die Colleens einander über ihre Handys schreiben, obwohl sie direkt nebeneinanderstehen, oder wenn sie Dödel-Dad Bob durch das Singen eines rührseligen Songs zum hemmungslosen Flennen bringen, um dessen neuem Trophy Wife Tabitha (Natasha Lyonne) die Tour zu versauen.
Irgendwann schaut dann auch noch der murmelnde Schluffi-Ermittler Guy Lapointe (Johnny Depp) aus „Tusk“ vorbei, der seitdem nicht witziger geworden ist, aber immerhin bei den Ermittlungen in Sachen Bratzis helfen will. Viel zu ermitteln gibt es aber, so wie es auch wenig Plot gibt, denn „Yoga Hosers“ wirkt wie eine Ansammlung notdürftig verbundener Szenen ohne Spannungsaufbau. So dauert es eine Weile bis zum ersten Auftauchen der Bratzis, das Szenario eines Überlebenskampfes im Supermarkt angeteasert, aber schnell ad acta gelegt, wenn die Colleens eine Bratzi-Welle durch Yoga-Nahkampf-Einlagen abwehren. Nach etwas Geplänkel im Mittelteil steht dann ein verlaberter Showdown in Überlänge und ohne echte Highlights an, kurzes Nachgeplänkel inklusive von den Hauptdarstellerinnen selbst gesungener „O Canada“-Rockversion, aus die Maus. Das rauscht weitestgehend teilnahmslos am Publikum vorbei, zumal die Figuren alle viel zu grotesk für echte Sympathien, aber zu stereotyp und unlustig für echtes Satire-Potential sind.
Allzu viel Budget war für „Yoga Hosers“ nicht da, was natürlich für eine Funsplatter-Sause, in deren Tradition sich Smiths Film einordnen möchte, nur bedingt hilfreich ist. So sehen die Bratzis und Eishockey-Goalie-Monster bewusst trashig und billig aus, die wenigen Schmadder-Effekte sind bisweilen auch eher kostengünstig, etwa wenn die Bratzis ihr Senfblut verspritzen. Einer davon wird „Gremlins“-Style in die Mikrowelle gesteckt, was man wahlweise als Hommage oder schamlosen Klau ansehen kann. Ohne Popkulturzitate kommt natürlich auch dieser Smith-Film nicht aus, wenn auch eher in dezenter Weise. Vieles davon ist sowieso wenig gewitzt wie das Wiederholen von Schlüsselsätzen aus „Rocky“ oder „The Dark Knight“, anderes dagegen ganz putzig, etwa die plottechnische Parodie auf „The Boys from Brazil“ oder der Verweis auf Smiths „Clerks“-Reihe, wenn man Dantes „I’m not even supposed to be here today“ zitiert. Dennoch: In seinen View-Askewniverse-Filmen war Smiths Spiel mit Popkultur-Referenzen wesentlich pointierter.
„Yoga Hosers“ ist sowieso eine Art Familienprojekt, sind Lily-Rose Depp („Crisis“) und Harley Quinn Smith („Once Upon a Time in Hollywood“) doch seit dem Kindergarten die besten Freundinnen, die sich mit viel Enthusiasmus, aber eher mittelviel Talent in den Film stürzen. Die Eltern sind auch am Start: Papa Kevin Smith eben als Regisseur und Bratzi-Verkörperer, Papa Johnny Depp („London Fields“) bemüht lustig als Guy Lapointe, die Mamas Vanessa Paradis („Der Hexenclub von Bayonne“) und Jennifer Schwalbach Smith („Jersey Girl“) in mäßig interessanten Nebenrollen. Smith-Buddy Justin Long („Youth in Revolt“) macht immerhin Laune als Yogi Bayer, während Adam Brody („River Wild“), Hailey Joel Osment („Future Man“), Tony Hale („American Ultra“) und Natasha Lyonne („Revenant“) in kleinen Parts den Film mit ihrem Talent aufbessern, aber auch nicht retten können.
So ist „Yoga Hosers“ eine dieser bemühten Horrorkomödien mit ordentlich Holzhammer-Humor, die sich noch dazu in Sachen Funsplatter und Effekte verhältnismäßig zurückhält. Ein paar trashig-charmante Kostüme und zwei, drei nette Gags über die Generation Instagram wenden angesichts vieler Rohrkrepierer-Gags, mäßig überzeugender Leads und des wenig aufregenden Simpelplots da nicht mehr viel zum Positiven. Komplett verständlich, dass Smith anschließend wieder ins View-Askewniverse zurückkehrte, wo er wieder sehenswertere Arbeiten zustande brachte.
Für die Auswertung von „Yoga Hosers“ in Deutschland sicherte sich Sony die Rechte und ließ den Film von der FSK prüfen, die ihn ungekürzt ab 12 Jahren freigab. Allerdings verzichtete Sony – ähnlich wie später bei „Section Eight“ und „Accident Man 2“ – auf eine physische Auswertung, weshalb man „Yoga Hosers“ nur bei Plattformen wie Amazon oder Apple TV+ streamen kann.
© Nils Bothmann (McClane)
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