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Yukon – Ein Mann wird zur Bestie

Originaltitel: Death Hunt__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1981__Regie: Peter R. Hunt__Darsteller: Charles Bronson, Lee Marvin, Andrew Stevens, Carl Weathers, Ed Lauter, Scott Hylands, Angie Dickinson, Henry Beckman, William Sanderson, Jon Cedar, James O’Connell, Len Lesser, Maury Chaykin u.a.
Yukon

Charles Bronson und Lee Marvin im Duell in “Yukon”

Das als Spätwestern inszenierte Aufeinandertreffen zweier Heavies, die Genreikonen Charles Bronson („Ein Mann räumt auf“) und Lee Marvin („Delta Force“) als Kontrahenten in „Yukon“.

Man schreibt das Jahr 1931: In den Bergen Kanadas sind die Trapper die letzte Bastion der Western-Ideals, wozu auch Spaß nach alter, mittlerweile illegaler Westerntradition gehört: Hundekämpfe. Als Hazel (Ed Lauter) seinen Kampfhund nach Niederlage töten will, schreitet der Trapper Albert Johnson (Charles Bronson) ein, zwingt ihn dazu ihm den Hund zu verkaufen. Albert ist der letzte edle Loner, setzt sich für das Tier inmitten der sonst durchweg verlotterten Trapper ein, und will an sich nur seine Ruhe. Auf die Starpersona seines Darstellers gemünzt, sagt er wenig, meist kurze, knackige Sätze.

Im Gegensatz zu Albert Johnson hat der Polizeichef des Ortes, Edgar Millen (Lee Marvin), längst resigniert. Zusammen mit seiner rechten Hand Sundog (Carl Weathers) und einer dicken indianischen Prostituierten schiebt er eine ruhige Kugel, lässt sich auch von seinem neuen Mountie Alvin Adams (Andrew Stevens) nicht zur Aktion leiten, als er ihn die illegalen Hundekämpfe aufmerksam macht. Andernfalls würden sich die Trapper anstelle der Hunde bekämpfen, so Millens Kommentar, ohne Idealismus oder hohe Ziele.

Hazel und seine Jungs fangen jedoch aus verletztem Stolz einen Privatkrieg mit Johnson an, der sich wiederum effektiv und tödlich wehrt. Gezwungenermaßen will Millen ihn verhaften, worauf der Trapper durch die Schneelandschaft vor seinen Häschern flieht…

httpv://www.youtube.com/watch?v=iEWKkAeZRsE

Als Spätwestern, der das Aussterben der letzten Westerner, der Trapper, am Rande thematisiert, erinnert „Yukon“ ein wenig an Werke wie „The Wild Bunch“. Hier wie dort sind die ersten technischen Errungenschaften zu bewundern, welche menschliche (bzw. männliche) Eigenleistungen ersetzen würden. In einer fast trotzigen Geste geht das Funkgerät als modernste Errungenschaft bei einer frühen Schießerei drauf, doch es ist klar, dass die Trapper Relikte sind. Johnson findet sich damit ab und will nur in Ruhe gelassen werden, der Rest ergeht sich in mehr oder minder barbarischen Gesten und den Gesetzeshütern ist alles egal. Wobei Millen als ausgesprochen ambivalente Figur angelegt ist: An sich sympathisiert er mit Johnson, versucht die Sache anfangs zu dessen Gunsten zu lösen, ist sich aber nach der Eskalation klar, dass der Konflikt nicht ohne Gewalt zu lösen ist und gibt den Trappern durch die Blume zu verstehen, dass sie Johnson dann besser umlegen.

Allerdings fehlt dabei bisweilen der psychologische Unterbau: Eine einzelne Erwähnung der verlotterten Trapperwesens erklärt noch nicht wirklich, warum einer einem anderen bei einer Belagerung in den Rücken schießt oder die etwas wechselhafte Einstellung Millens. Einige Laufzeit und ein paar Erklärungen mehr hätten hier Wunder gewirkt, um die Charaktere abzurunden.

„Yukon“ mag in der Tradition der Spätwestern stehen, wirkt aber auch wie die Vorlage für einen prägenden Actionfilm des Folgejahres: Ein Veteran, der nur seine Ruhe will, wird aus ursprünglichen banalen Gründen durch die Wildnis gehetzt, in „Rambo“ kommt die Nationalgarde, hier blut- und geldgierige Freiwillige hin, und die Helikopterszene aus „Rambo“ findet hier eine Art Vorläufer bei einem Flugzeugeinsatz (trotzdem ist Kotcheffs Film kein Plagiat, da es die Romanvorlage zu „Rambo“ bereits vorher gab). „Yukon“ teilt sich in zwei Hälften: Numero Uno liefert die Exposition und die Belagerung von Johnsons Haus, Nummer zwei dann die Hetzjagd durch die Wildnis. Gegenseitiges Belauern, Fallenstellen, das Einer-gegen-alle-Prinzip: Mit bekannten, aber doch simplen Kniffen wird hier Spannung erzeugt, wenngleich das Ende recht konventionell ausfällt.

Zudem gibt es immer wieder kleinere Brüche zwischen den Episoden der Verfolgung, z.B. wenn die Jagd auf Johnson von jetzt auf gleich von der kleinen Trapperfehde zur groß angelegten Hetzjagd mit Unmengen von Freiwilligen wird oder auf die statische Belagerung der plötzlich sehr aktive Jagdplot folgt. Dafür entschädigt „Yukon“ dann mit famosen Shoot-Outs, die irgendwo zwischen Western und Actionfilm anzusiedeln sind mit gesunder Härte aufwarten.

Außerdem nutzt Peter Hunt die Gelegenheit Charles Bronson („Nevada Pass“) als mythische Rächerfigur ins rechte Licht zu setzen und der gibt den wortkargen, charismatischen Loner, wie so oft, und das mit stoischem Charisma. Noch etwas besser ist Lee Marvins („Die gefürchteten Vier“) Darbietung als resignierter Gesetzeshüter mit einem immer wieder aufschimmernden Rest an Prinzipien. Carl Weathers („Action Jackson“) hingegen bietet soliden Support, ähnlich Andrew Stevens („Ein Mann wie Dynamit“), an die beiden Hauptdarsteller kommt allerdings nur noch Ed Lauter („The Beautiful Ones“) als fanatischer Trapper ansatzweise heran.

Mit ein paar Peckinpah-Themen (Gewaltentwicklung, Aussterben des klassischen Westerners) gewürzt, aber daran nur am Rande interessiert ist „Yukon“ ein spannender Mix aus Spätwestern, Thriller und Actionfilm, kurzweilig in Szene gesetzt und mit schicken Schauwerten. Ein etwas besserer psychologischer Unterbau und eine stringentere Dramaturgie hätten dem Film sicherlich gut getan, aber ein sehenswertes Bronsonvehikel ist trotzdem entstanden.

Die deutsche DVD und Blu-Ray von „Yukon“ kommen von Koch Media und sind ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Das Bonusmaterial umfasst Trailer, eine Bildergalerie und ein Radiointerview mit Charles Bronson und Lee Marvin.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Koch Media__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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