Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

40 Acres

Originaltitel: 40 Acres__ Herstellungsland: Kanada__ Erscheinungsjahr: 2024__ Regie: R.T. Thorne__ Darsteller: Danielle Deadwyler, Kataem O’Connor, Michael Greyeyes, Milcania Diaz-Rojas, Leenah Robinson, Jaeda LeBlanc, Haile Amare, Elizabeth Saunders, Tyrone Benskin, …

40 Acres

Zum Trailer (engl. OV) geht’s hier!

Bei „40 Acres“ (2024) handelt es sich um einen düster-dramatischen postapokalyptischen Action-Thriller aus Kanada, in dessen Gestalt R.T. Thorne sein von ihm ebenfalls mitverfasstes Spielfilm-Regiedebüt vorlegte, nachdem er zuvor bereits als Produzent und Screenwriter aktiv war sowie eine stattliche Zahl an Shorts, Musik-Videos (u.a. für Sean Paul, Aleesia und Shawn Desman) sowie TV-Episoden (von Serien wie „Blindspot“, „Kung Fu“ und „the Porter“) in Szene gesetzt hatte. Die Ausgangslage der erzählten Geschichte ist folgende: Vor 15 Jahren wurde die Erde von einer mykotischen Pandemie heimgesucht, welche dazu führte, dass über 90 Prozent der tierischen Biosphäre ausgelöscht wurde, die Nahrungsmittel-Versorgung zusammenbrach sowie in Nord-Amerika obendrein ein Bürgerkrieg entbrannte. Viele Millionen Menschen starben an Hungersnot und Gewalt – und auch ein Ausklingen der Kämpfe änderte nichts daran, dass die Verbliebenen vor kontinuierlich geringer werdenden Möglichkeiten standen, ihr Überleben zu sichern…

Während sich einige Kannibalismus hingaben und mordend umherzogen, gelang es anderen indes, mit Geschick, harter Arbeit und entsprechenden Kenntnissen im landwirtschaftlichen Bereich weiterhin Obst und Gemüse anzubauen. Kultiviertes Land wurde überaus kostbar und begehrt – die geernteten Erzeugnisse sowieso – weshalb sich die Betreiber dazu gezwungen sehen, sich vor Plünderungen sowie noch deutlich schlimmeren Übergriffen schützen zu müssen. In der räumlich ausgedehnten, größtenteils bewaldeten Region, in der sich das Werk entfaltet, gibt es eine Reihe solcher Homesteads, die per CB-Funk miteinander in Kontakt stehen sowie punktuell an speziellen Örtlichkeiten Tauschgeschäfte (á la Marihuana gegen selbst-gebrannten Schnaps) abwickeln. Dank ihrer Leitlinien und ihrem Training bisher zuträglich gefahren, ist die Ex-Soldatin Hailey Freeman (Danielle Deadwyler) sozusagen Matriarchin einer dieser Höfe, auf dem sie mit ihren Liebsten zuhause ist sowie vorsichtig-misstrauisch isolationistisch möglichst wenig mit „der Außenwelt“ interagiert…

Ihr Partner Galen (Michael Greyeyes) kennt sich bestens mit Saaten und Bestellung aus – worüber hinaus zu ihrer Patchwork-Familie außerdem noch (absteigend im Alter) ihre Sprösse Emanuel (Kataem O’Connor), Raine (Leenah Robinson), Danis (Jaeda LeBlanc) und Cookie (Haile Amare) zählen. Ihre Zeit verbringen letztere überwiegend mit dem Lernen von typischem Schulstoff sowie über ihre afroamerikanische und indigene Herkunft und Kultur, mit Ertüchtigungs- und Waffen-Übungen, der Bewirtschaftung der Felder sowie mit Patrouillen entlang des Elektro-Zauns, mit dem sie ihr Grundstück abgegrenzt Schrägstrich gesichert haben. Gelegentlich verlassen sie das Gelände aber auch – z.B. um Gebäude der Umgebung nach Verwertbarem zu durchsuchen. Es ist als Emanuel – seines Zeichens ein young Adult – eines Tages mit seinem Quad einen See einige Meilen entfernt (zum Schwimmen) ansteuert, dass er im Zuge dessen die hübsche Dawn (Milcania Diaz-Rojas) erspäht, welche zu einer anderen Kommune der Gegend gehört…

Hailey ist wachsam und weiß um die Qualität der Survival- und Verteidigungs-Skills ihrer Familie – doch ihre Besorgnis wächst nichtsdestotrotz, als Gerüchte einer brutalen Miliz die Runde machen sowie nacheinander die Funk-Verbindung zu mehreren Farmen abbricht. Und dann spitzen sich die Ereignisse plötzlich ebenso direkt wie stark zu: Unwissend, dass ihre aktuelle Tausch-Location überfallen wurde, geraten Galen und die Kids in einen Hinterhalt – dem sie zwar entkommen können; wobei eines der Mädels allerdings kritisch verwundet wird. In Addition dazu entdeckt Emanuel Dawn blutend und verletzt am Zaun umherirrend: Obgleich ihm nahezu nichts über sie bekannt ist und er genau weiß, dass er damit gegen eine zentrale, ihrem Schutz dienende Vorgabe verstößt, lässt er sie rein und versteckt sie erst einmal in einer Scheune. Dawn gibt an, dass ihre Gemeinschaft attackiert wurde und ihre Tante Augusta (Elizabeth Saunders) sie zu ihnen mit der Bitte um Hilfe entsandt hatte – denn jene und Hailey sind befreundet; waren Kameradinnen beim Militär…

„40 Acres“ eröffnet mit einer Gruppe von Leuten, die sich unter sonnigem Himmel durch ein Maisfeld auf ein Haus zubewegen. Unabhängig ihrer gerufenen Beteuerung, sie kämen in keiner feindseligen Absicht und würden rasch weiterziehen, ist relativ klar, dass dem nicht so ist – u.a. weil sich simultan noch welche aus anderen Richtungen heranschleichen. Offenbar rechnen sie bloß mit wenig effektiver Gegenwehr einiger Bauern. Umso heftiger überrascht es sie, als sie prompt danach hart und geschwind dezimiert werden: Bspw. nutzt Hailey dafür eine Machete, Galen eine Tomahawk-Axt sowie Raine ein Sniper-Gewehr, mit dem sie präzise Headshots platziert. Auf solche Ernstfälle sind die Freemans vorbereitet. Als sie die Leichen zusammentragen, um sie außerhalb des Grundstücks zu begraben – samt unübersehbarer Erdhügel und Kreuze zur Warnung und Abschreckung – stellen sie fest, dass eine junge Frau noch nicht tot ist. Da Emanuel für sie zuständig war, weist seine Mutter ihn stracks an, es zu beenden – was er kurzerhand auch tut; jedoch mit leichtem Zögern…

Gewissenhaft-streng achtet Hailey darauf, dass der Fokus immerzu auf die Familie und ihr Fortbestehen gehalten verbleibt: Disziplin und Regeln – Bildung, Übung und Anwendung. Jedem wurden Arbeiten und Pflichten zugeteilt – und bündig wird diese implementierte Struktur anschaulich vermittelt. Galen hat unverblümte Freude daran, Gewürze zu sammeln und mit jenen die Mahlzeiten aufzupeppen, die sie stets am Esstisch vereint verspeisen: Annehmlichkeiten in einer von Hunger und Leid geprägten Welt. Quasi wie Licht in der Düsternis oder Wärme in der Kälte gibt es harmonische Momente sowie feierliche Rituale gemäß der Bräuche und Überlieferungen ihrer Ahnen – allerdings ist die Isolation einsam und zehrend; speziell für die Teenager. Besonders Emanuel – welcher mehr Verantwortung anstrebt und wegen der Situation noch nie eine Freundin hatte – sehnt sich nach sozialen Interaktionen. Dieser ewige Lockdown macht ihm zu schaffen – seine Empfindungen gegenüber Dawn vermag man unschwer nachzuvollziehen…

Auf ein paar Textzeilen am Anfang aufbauend, geschieht das World-Building primär via entsprechende Äußerungen sowie des Beiwohnens des Alltags der Freemans: Thorne und seine Co-Autoren Lora Campbell und Glenn Taylor konzentrierten sich auf ihre Protagonisten und deren eingeschränkten Informations-Stand – weshalb man nichts Konkreteres über andere Länder, die Lage in den Großstädten, über die nationalistische Miliz oder das Schicksal der Armee erfährt, geschweige denn aufgezeigt bekommt. Gedreht auf einer Farm im Norden Ontarios, hat Produktions-Designer Peter Cosco („Haunter“) alles authentisch anmutend hergerichtet – auch wenn man sich im Vorliegenden besser mal wieder keine intensiveren Gedanken über die Strom-Versorgung machen sollte. Umringt von Äckern und Wäldern sowie wiederkehrend feindlichen Angriffen ausgesetzt, bewahren die Freemans ihren Antrieb und ihre Hoffnung: Die heraufbeschworene Atmosphäre ist düster-bedrohlich – allerdings nicht frei von sporadisch Freudig-Behaglichem; vorrangig im zwischenmenschlichen Bereich…

Emanuel’s Coming-of-Age und Drang nach größerer Selbständigkeit führt zu Reibereien mit seiner Mutter: Austestend, hält er sich nicht mehr an einzelne ihrer strikten Anordnungen und Grenzen. Zwar will Hailey, dass er ein höheres Maß an Verantwortung übernimmt – doch hat er nicht erlitten, was sie so alles durchmachen musste. Das Wohlergehen ihrer Liebsten hat für sie oberste Priorität – inklusive des Inkaufnehmens bestimmter Opfer, um das zu erreichen. Ihre Abgeschottetheit sieht sie als eine notwendige Bedingung für ihr Überleben an – während er die Meinung vertritt, dass die Zukunft perspektivisch bloß mit stärkeren Kontakten nach außen zu bewältigen sei. Ein gewichtiger Konfliktpunkt ist ihre jeweilige Vertrauens-Bereitschaft: Ist es nobel oder naive von ihm, Dawn zu glauben und zu helfen? Ist sein Urteils-Vermögen getrübt? Und wenn ja: Von ihr unabsichtlich oder ihn bewusst manipulierend? Verschiedene mit den Gefahren und Belastungen um sie herum verknüpfte Verbundenheiten verleihen „40 Acres“ einen soliden emotionalen Kern

Die Charaktere, ihre Interaktionen und die sie verkörpernden Mimen überzeugen. Als Kampf-erprobte, psychisch vernarbte, andauernd wachsam-angespannte, ihre Familie wie eine unerbittlich-kraftvolle Löwin schützende Hailey agiert Danielle Deadwyler („Carry-On“) sehr gut. Ihre Blicke, Gesten, wie sie mit denen um sich herum spricht sowie ihre Effektivität im Rahmen jedweder Konfrontation – vereint mit den häufig unter einer stoisch-harten Schale verborgenen, aber dennoch unverkennbaren Gefühlen für ihre Nahestehenden – bringen die Mehrschichtigkeit des Parts ergiebig zum Vorschein. Neben ihr weiß insbesondere Michael Greyeyes („Firestarter“) in Gestalt einer nuancierten Performance positiv aufzufallen – und auch die Darbietungen Kataem O’Connors („Time Cut“), Milcania Diaz-Rojas‘ („Zury“), Leenah Robinsons („Ithaqua“), Jaeda LeBlancs („the Silence“) sowie jene von Newcomerin Haile Amare riefen bei mir keine Veranlassung zur Klage hervor. Die übrigen Akteure – unter ihnen John Tench und Elizabeth Saunders – sind indes kaum der Rede wert…

Galen ist minder verbissen, wenn es um die Erziehung bzw. Ausbildung der Kids geht – legt jedoch viel Wert auf die Aufrechterhaltung und Weitergabe seiner indigenen Traditionen; gerade in einer solchen Zeit. Unaufdringlich wartet der Film mit historischen und Rassen-bezogenen Inhalten auf, die einige gewiss gar nicht richtig registrieren dürften. Das fängt bereits bei dem an das 1865er 40-Acres-and-a-Mule-Versprechen General William T. Shermans angelehnten Titel an: Jener hatte den ehemaligen Sklaven nach dem Bürgerkrieg Land und ein Maultier als „Wiedergutmachung“ zugesagt – allerdings wurde dies nach der Ermordung Abraham Lincolns sowie des Amtsbeginns Präsident Andrew Johnsons wieder zurückgenommen. Seither steht das Geschehene als Symbol für den Unwillen der Regierung, angemessene Reparationen zu leisten sowie der afroamerikanischen Bevölkerung bessere ökonomische Chancen einzuräumen. Und was wiederum den Ureinwohnern des Kontinents ab zirka 1620 so alles angetan wurde, sollte ja hinlänglich bekannt sein…

Hailey und Galen verteidigen das ihnen gehörende Land gegen eine maßgeblich aus Weißen bestehende Miliz. An sich ist das natürlich nicht unbedingt subtil – genauso wenig wie der in diesem Kontext gewählte Nachname Freeman – doch kommt einem das nie vordergründig herausgestellt vor; stattdessen harmonisch in die Story eingebettet, welche einen intimeren Fokus mit Thematiken verbindet, die weit über die Grenzen der Farm und zentralen Figuren hinausreichen. Die Materie nimmt sich ernst und der Unterhaltungsgrad ist angenehm hoch – u.a. dank ein paar auflockernder sowie regelmäßiger bei Freunden des Genres (also von Streifen wie Doug Aarniokoski’s „the Day“) mit Sicherheit Zufriedenheit hervorrufender Situationen. Die Action – Fights, Shootouts sowie der Einsatz von Klingen – wird hart, bündig und direkt dargeboten – mit dem beschriebenen Einstieg sowie einem Teil des Showdowns, im Zuge dessen einige Eindringlinge in einem stockfinsteren, abgeriegelten Haus der Reihe nach von Galen ausgeschaltet werden, meine persönlichen Highlights markierend…

Sowohl der Score Todor Kobakovs („the Samaritan“), die Kamera-Arbeit Jeremy Bennings (TV’s „the Expanse“) als auch Thorne’s Regie sind von kompetenter Beschaffenheit, die kreierte Atmosphäre ist stimmig und manch inszenatorisch-stilistischer Einfall verdient lobende Erwähnung – wie z.B. ein bloß durch Mündungsfeuer erleuchtetes Setpiece oder ein Perspektiv-Wechsel, der plötzlich die Sicht auf etwas Schreckliches freigibt, das dem Zuschauer (nicht aber dem Protagonisten) bis dato verborgen war. Nicht immer ist das Pacing perfekt, das Suspense-Level so intensiv wie es sein könnte oder die u.a. von Werken der Science-Fiction-Autorin Octavia Estelle Butler („Parable of the Sower“) inspirierte Handlung einen überraschen könnend unvorhersehbar – in Addition dazu, dass ein bis zwei Ereignisse und Entwicklungen nicht vollends konsequent „durchgezogen“ werden – allerdings gibt es an „40 Acres“ im Ganzen eine Menge zu mögen; zumal die Mehrzahl ähnlicher Veröffentlichungen (á la Jon Keeyes‘ „the Survivalist“) von klar schwächerer Qualität sind…

knappe7 von 10

Während „40 Acres“ in den USA bereits als DVD und BluRay erhältlich sowie in anderen Ländern (wie z.B. GB) als Video-on-Demand verfügbar ist, sind mir bis heute (12/2025) indes noch keine Veröffentlichungspläne für Deutschland bekannt…

Stefan Seidl

40 Acres

(© Visit Films, Magnolia Pictures, Magnet Releasing & Vertigo Releasing)

Was hältst Du von „40 Acres“?
zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright des „40 Acres“ Postermotivs und der Pics: Hungry Eyes Film / Ontario Creates / Téléfilm Canada / Visit Films / Magnolia Pictures & Magnet Releasing (US) / Vertigo Releasing (UK)__ Freigabe der amerikanischen VÖ: R__ DVD/BluRay: ja/ja

Tagged as: , , , , , , , , ,

Wie Viele Actionnerds gibt es?

  • Keine Sorge, du bist mit deiner Vorliebe nicht allein! Uns besuchten bereits 21143567 andere Actionnerds