Originaltitel: Futurama: Into the Wild Green Yonder__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2009__Regie: Peter Avanzino__Sprecher: Billy West, David Herman, Dawnn Lewis, John DiMaggio, Lauren Tom, Phil Hendrie, Phil LaMarr, Snoop Dogg u.a. |

Das Cover der DVD von „Futurama: Leela und die Enzyklopoden“.
Aller guten Dinge sind Vier
Seltsam unspektakulär und pflichtschuldig läuft die Ansammlung von vier dtv-Spielfilmen aus, zusammengefasst auch “Futurama – Season 5″ genannt. Allerdings mit Ansage: Nachdem Dwayne Carey-Hill mit “Bender’s Big Score” und “Bender’s Game” zwei detailversessene, episodenhafte Beiträge abgeliefert hatte, die eher Ansammlungen von Popkultur-Reminiszenzen waren als eigene Geschichten, darf nun Peter Avenzino wieder ans Ruder, der mit “Die Ära des Tentakels” den bislang ruhigsten Kurs fuhr. Er sollte sich in der Abschlussarbeit selbst treu bleiben, treuer jedenfalls als es dem auf Überraschungen hoffenden Publikum lieb sein kann.
Zeugnis legt schon die einfallslose Eröffnung ab. Man erinnere sich an die spektakuläre Präsentation der Crew im ersten Film oder an die Pre-Title-Sequenzen im zweiten und dritten, die jeweils auf grandiose Art und Weise alte Disney-Kurzfilme bzw. die “Yellow Submarine” der Beatles aufs Korn nahmen, so wie es nur Groenings Produktionsschmiede kann. Nun bekommt man einen von “Family Guy”-Vater Seth MacFarlane eingesungenen Titelsong, der in das “Mars Vegas”-Casinoambiente einführt. Als Frank Sinatra-Verarsche macht das die paar Sekunden ja Laune, als Ersatz für die fantasiereichen Eröffnungen der Vorgänger bleibt das zu wenig.
Wenig gibt auch der restliche “Mars Vegas”-Abschnitt, der sich weitestgehend in altbekannten Manierismen der populären Figuren erschöpft. Fernsehpoker wird etwas auf die Schippe genommen, derweil Bender mit einer Gangsterbraut anbandelt, wovon der Bandenchef nicht so begeistert ist. Willkommen bei der Resteverwertung! Worauf die ganze Geschichte hinauswill, ist auch mit bestem Bemühen nicht zu erkennen; sämtliche Gangsterfilmklischees wurden schon in den Serienepisoden “Bendless Love” und “Bender Gets Made” durchgekaut, so dass sich die Gags um den begriffsstutzigen Corleone-Verschnitt Donbot und seine tatenfreudige rechte Hand Clamps teils schon penetrant wiederholen.
Weites Land
Zum Glück geht’s bald los mit der eigentlichen Storyline, die sich zwar – auch das ist beileibe nicht neu in den Zeiten, in denen wir leben – dem Naturschutz verschreibt, dies aber auf durchaus gelenke Weise. Der überdimensionale Golfplatz, der sich platzverschwenderisch über zwölf Prozent der kompletten Galaxie erstreckt, fasst ganz ausgezeichnet den menschlichen Drang zur Ausdehnung zusammen, selbst aus solch niederen Beweggründen wie dem Spieltrieb, und als Amy Wongs Vater Leo mal eben einlocht und per Astralkapsel in Sekundenschnelle auf den Zielstern fliegt, um dem Hole-in-One mit dem überdimensionierten Golfball per Hand etwas nachzuhelfen, wird auch noch eben der Fortschritt in der Kommunikationstechnologie angeschnitten.
Das sind die Ideen, für die man die Abenteuer der Planet Express Crew liebt. Ohnehin folgen die Reisen durchs All diesmal vorgelegten Pfaden, die sich nach Minigolf-Art ergeben, so als habe die schier unendliche Richtungslosigkeit der All-Sphäre unter den logistischen Bemühungen der Erdenbewohner ihre grenzenlose Freiheit verloren und sei zum Straßenverkehrsnetz umfunktioniert worden.
Und doch, letztlich wird der starke Drehbucheinfall nicht genug ausgebaut. Statt dessen verlagert sich die Erzählung auf eine Gruppe von feministischen Umweltaktivistinnen in rosafarbener Kleidung, deren Appell bald auch Leela einholt. Das blonde Dummchen-Oberhaupt mit auffallend maskuliner Stimme (offenbar eingesprochen von Bender-Sprecher John DiMaggio) wirkt eher nervig als lustig und der gesamte übertriebene Aktionismus hätte noch wesentlich besser parodiert werden können. Ähnlich geht es Fry bei seinem Missionarszug und seinem Engagement in der Gruppe der Alufolienhüte tragenden Obdachlosen. Es plätschert alles auftrieb- und höhepunktlos dahin, so dass man beinahe die Drehbuchanweisungen Welle für Welle rauschen hört. Das Interesse an der Handlung wird gerade noch so leidlich aufrechterhalten, aber für Aha-Effekte reicht die Kraft nicht aus.
Ein kraftloser Abschluss einer Phase… aber noch lange nicht das Ende
So bleibt zu vermelden: Wie schon bei “Die Ära des Tentakels”, der aber immerhin mit einer starken Grundidee aufwarten konnte, fehlen die wahnwitzigen Einschübe virtuoser Nichtigkeit, wie Dwayne Carey-Hills Futurama-Filme sie zu zelebrieren wusste. Anstatt einfach mal das Tempo durch logikanspannende Zeit- und Gedankensprünge hochzupeitschen, wird zunächst wie nach Vorschrift ein Vorspiel vorne angehangen, das thematisch rein gar nichts mit dem Rest zu tun hat, um dann eine wenig beeindruckend inszenierte Umweltgeschichte zu erzählen, die nur in Fragmenten die alte Klasse aufblitzen lässt, wie man sie schlichtweg gewohnt ist.
Nun endlich wird der Vorwurf, Futurama sei nicht für das Spielfilmformat geeignet, greifbar. Musste man ihn nach dem höchst gelungenen “Bender’s Big Score” nämlich noch als nichtig abwinken, lohnt es jetzt, sich Gedanken um ihn zu machen. Vielleicht gerade rechtzeitig für das erneute Umdenken ins 20-Minuten-Format, das bereits ein Jahr später Früchte tragen sollte. Wie wir jetzt, mehr als 15 Jahre und drei weitere reguläre Staffeln später wissen, hat sich „Futurama“ als unverwüstliche Dornenranke erwiesen, die selbst unter unwirtlichsten Umständen zu überleben mag – sogar im Streaming-Haus der Maus.
Informationen zur Veröffentlichung von „Futurama: Leela und die Enzyklopoden“
Im April 2009, rund ein Jahr nach Erscheinen von „Bender’s Big Score, veröffentlichte 20th Century Fox die letzte DVD der Futurama-Spielfilmreihe. Neben dem Hauptfilm in zahlreichen Audio- und Untertiteloptionen enthält die Disc eine Stunde an Zusatzmaterial im Stil der Vorgänger – geschnittene Szenen, Storyboards, Mini-Featurettes und mehr. Den Audiokommentar haben sich die Macher auch diesmal nicht nehmen lassen. Die Disc heute noch einzeln zu erwerben, dürfte in den meisten Fällen nicht mehr viel Sinn ergeben. Heute greift man daher am ehesten zur Komplettbox im Schuber. Eine Blu-ray-Auswertung erscheint angesichts der Übernahme von Fox durch Disney mehr als unwahrscheinlich.
Sascha Ganser (Vince)
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