Originaltitel: Jurassic World: Rebirth__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2025__Regie: Gareth Edwards__Darsteller: Scarlett Johansson, Jonathan Bailey, Rupert Friend, Mahershala Ali, Manuel Garcia-Rulfo, Ed Skrein, Luna Blaise, David Iacono, Audrina Miranda, Bechir Sylvain u.a. |

In „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ verschlägt es unter anderem Scarlett Johansson und Mahershala Ali auf eine Dino-Insel.
Ursprünglich sollte „Jurassic World“ ja eine Trilogie werden, aber nachdem selbst der eher lauwarm aufgenommene dritte Teil „Ein neues Zeitalter“ noch mehr als eine Milliarde Dollar am internationalen Box Office einspielte, dauerte es nur drei Jahre bis zum nächsten Sequel: „Jurassic World: Die Wiedergeburt“.
Owen Grady und die anderen Figuren der Vorgänger sind nicht mit der Partie, selbst ein Alan Grant wird nur kurz im Dialog erwähnt. Trotzdem sind die vorigen Filme mitgedacht, denn während InGen den Dino-Park neu eröffnete (siehe „Jurassic World“), wurde natürlich fleißig an neuen Mutationen geforscht, um den Besuchern immer wieder Innovationen bieten zu können. Also sehen wir, dass es mal wieder eine abgeschiedene Dino-Insel gibt, von der keiner was wusste, wo an neuen Urzeitviechern geforscht wurde.
Dort lernt ein Laborknilch auch sehr unmittelbar die negativen Auswirkungen von Umweltverschmutzung kennenlernen, als er ein Snickers-Papierchen fallen lässt, dies zum Kurzschluss in einer Tür führt und die neueste Superkreation namens D-Rex ihn dann verfrühstücken kann – die Lektion hat er also gelernt, aber hat nicht lange was davon. Damit hat man natürlich wieder den (anfangs nur partiell gezeigten) Superdino, gegen den selbst der T-Rex ein Lappen ist und der natürlich erst im Finale wichtig wird.
Danach springt „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ in die Gegenwart, 15 Jahre später. Hier ist das eingetreten, was in der Realität (bisher) noch nicht passiert ist: Die Menschheit hat das Interesse an Dinos verloren. Ein verreckender Brontosaurus in New York ist kaum mehr als eine Verkehrsstörung, die meisten Urzeitechsen können eh nur in Äquatornähe überleben, weil sie dort noch ein lebensfähiges Klima vorfinden. Großes Interesse wecken die Tiere also nur noch bei Paläontologen wie Dr. Henry Loomis (Jonathan Bailey) oder dem Pharmakonzern ParkerGenix, der Herzmedikamente aus dem Blut bestimmter Dino-Arten gewinnen will. Dafür braucht es ein Team an Spezialisten, als Anführerin hat ParkerGenix-Vertreter Martin Krebs (Rupert Friend) die Söldnerin Zora Bennett (Scarlett Johansson) ausersehen. Der nächste Großkonzern, der nächste Konzern-Fuzzi, der in bester „Jurassic Park“-Tradition null Sympathiewerte mitbringt – kein Träumer wie John Hammond, sodern eine der typischen Profit-Arschgeigen der Filmreihe.
Henry muss als Berater mit, zum Team stoßen noch der Bootskapitän Duncan Kincaid (Mahershala Ali) und der schießfreudige Bobby Atwater (Ed Skrein) nebst ein paar Helferlein und so macht man sich auf, um die Proben von drei bestimmten Meeres-, Land- und Flugsauriern zu sammeln…
Schaut euch den Trailer zu „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ an
Vielleicht kann man „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ immerhin zugutehalten, dass er weder sich selbst noch dem Publikum große Illusionen darüber macht, worum es hier wirklich geht, nämlich Dino-Action. Eine große bedeutende Geschichte wird weder erzählt oder auch nur simuliert, sondern es geht um den Abenteuertrip zur Insel, das potentiell die Menschheitsgeschichte verändernde Medikament ist nur ein fadenscheiniger Grund. Zwischendrin stößt noch die schiffbrüchige Familie aus Reuben Delgado (Manuel Garcia-Rulfo), seinen Töchtern und dem Freund der älteren hinzu, aber auch die sind in erster Linie, damit noch ein paar mehr Leute in Gefahr geraten können. Um die Spannung zu steigern, werden die Gruppen bald wieder getrennt, sodass die Normalos ohne Waffen und Spezialkenntnisse durch die Wildnis juckeln. Dass es genau drei Blutproben von möglichst unterschiedlichen Sauriern sein müssen, unterstreicht am Ende des Tages nur, dass man den Film auf seine Set Pieces gezirkelt hat, die alle möglichst etwas Unterschiedliches bieten sollen.

Söldnerin Zora Bennett (Scarlett Johansson) und Paläontologe Dr. Henry Loomis (Jonathan Bailey) sind ein ungleiches, aber effektives Team
Mit der Strategie hat „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ teilweise sogar Erfolg, denn zumindest die ersten größeren Actionszenen liefern das, was „Jurassic World“ lediglich partiell bot und „Das gefallene Königreich“ nur minimal: Action mit dem Mosasaurus. Hier attackiert der riesige Wasserdino gleich mehrmals Boote und wird sogar noch von Spinosauriern begleitet, die mit ihm in einer Art Symbiose leben. Das sorgt für kreative maritime Action, die noch eben Neuheitenwert in der Franchise hat. Deutlich konventioneller, aber dafür sehr schweißtreibend fällt die obligatorische Begegnung mit dem T-Rex aus: Dieses Mal müssen ein paar Figuren an dem schlafenden Biest vorbeischleichen, ein aufblasbares Boot schnappen und damit (dem natürlich aufwachenden) Vieh entkommen, was jedoch spannend gemacht ist, wenn Verengungen den Saurier gerade noch aufhalten oder Charaktere unter dem umgedrehten Boot sind, während dies vom T-Rex attackiert wird.
Ebenfalls einigermaßen kreativ kommt die Begegnungen mit den Flugsauriern daher, inklusive Kletterpartie an der Steilwand und Überlebenskampf in der Nisthöhle. Manchmal gönnt sich der Film sogar augenzwinkernde Ironie, etwa wenn eine Begegnung mit einem Velociraptor anders endet als erwartet. Dann sind dann aber auch all jene Momente, die absolut kalkuliert und vorhersehbar sind: Gefressen werden natürlich nur unbedeutende Helferlein und notorische Arschkrampen, der Rest überlebt selbst die aussichtslosesten Situationen. Damit fallen der Spannungspegel und das Überraschungspotential leider auch schnell in Richtung Keller.

ParkerGenix-Vertreter Martin Krebs (Rupert Friend), Bootskapitän Duncan Kincaid (Mahershala Ali) und Matrose LeClerc (Bechir Sylvain) gehören auch zum Team
Wobei „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ sowieso kein Film der starken Figuren ist. Duncan leidet am Verlust seines Sohnes, den der Film aber immer nur anreißt und nie gut erzählt. Zora ist die toughe, etwas abgehalfterte Söldnerin, die sich nochmal mit ordentlich Kohle locken lässt und in dem idealistischen Wissenschaftler Henry ihren Gegenpart findet. Natürlich überzeugt er sie von den Vorzügen des selbstlosen Handelns, natürlich läuft das Ganze auf eine Art Liebesgeschichte hinaus, deren einziger ansatzweise origineller Zug darin liegt, dass die Frau mal die Actiondraufgängerin ist und der Mann der nett-verhuschte Intellektuelle – aber auch das gab es schon vorher. Die Familiengeschichte der Delgados ist dann noch schemenhafter erzählt und hebt die Familie dann nur geringfügig über den Status jener Pappkameraden hinweg, die den Opferstempel quasi schon auf der Stirn tragen.
Auch sonst ist „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ eine reichlich kalkulierte Angelegenheit, deren Mechanismen und Designfragen arg durchschaubar sind. Der D-Rex sieht aus wie eine Kreuzung aus dem Tyrannosaurus Rex und dem Xenomorph aus den „Alien“-Filmen, mit einem kleinen Schuss Rancor aus „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“. Eine Begegnung mit Riesen-Pflanzenfressern kopiert jenen Sense-of-Wonder-Moment aus dem ersten „Jurassic Park“, als Alan Grant und Co. erstmals auf die Saurier treffen. Isabella (Audrina Miranda), die jüngere Delgado-Tochter, stößt irgendwann auf einen knuffigen Mini-Triceratops, der anscheinend kein Jungtier, sondern eine besonders kleine Gen-Neuzüchtung ist, von der man außerfilmisch ganz doll Stofftiere verkaufen kann. Apropos außerfilmischer Profit: Wenn die Helden im Finale eine Art kleinen Supermarkt in der Forschungsanlage finden, dessen Auslage noch vollkommen intakt ist, dann zählt das wohl zum Product Placement der besonders dreisten Art.
Insofern reißt „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ erzählerisch wahrlich keine Bäume aus, sondern arbeitet brav all jene Franchise-Punkte ab, die aus den Vorgängern schon vorgegeben sind. Aber immerhin heuerte Universal das richtige Personal hinter der Kamera an, um auch das Formelhafte noch recht temporeich und kurzweilig abzudrehen. David Koepp („Indiana Jones und das Rad des Schicksals“), der auch schon „Jurassic Park“ und das erste Sequel „Vergessene Welt“ schrieb, sorgt für eine ordentliche Taktung im Drehbuch, Mainstream-Handwerker Gareth Edwards („The Creator“) filmt das Script mit ordentlichem Tempo und hübscher Inszenierung ab, Kameramann Jonathan Mathieson („Doctor Strange in the Multiverse of Madness“) sorgt für schicke, meist farbenfrohe Bilder mit Abenteuerflair. In den Labor- und Nachtszenen wird der Horrorfaktor dann hochgedreht, in denen man dann auch den entsprechend horriblen D-Rex loslässt.
Scarlett Johansson („Hail, Caesar!“) und Mahershala Ali („Free State of Jones“) wechseln seit einer Weile zwischen buntem Mainstream und gehobenerem Kino hin und her. Hier sind beide in okayer Routineform zu sehen, haben aber auch schon in Kommerzkino mit mehr Elan gespielt, man denke an Johanssons launige Black-Widow-Auftritte oder Alis Antagonistenpart in „Alita: Battle Angel“. Rupert Friend („Canary Black“), der hier wie ein totaler Wiedergänger von Orlando Bloom aussieht, macht seine Sache als klischeehafter Konzernschleimi recht launig, Solides gibt es von Jonathan Bailey („Wicked“) und Manuel Garcia-Rulfo („6 Underground“). Der Rest vom Fest ist egal bis vergessenswert, als hätte die Belegschaft schon am Set bemerkt, dass sie eigentlich nur Mittel zum Zweck für reichlich Dino-Radau sind.
„Jurassic World: Die Wiedergeburt“ macht immerhin mehr her als Joe Johnstons versaubeutelter „Jurassic Park III“ oder J.A. Bayonas in zwei Hälften zerfallender „Das gefallene Königreich“, aber letzten Endes ist er ziemliche Sollerfüllung. Er liefert die erwartbaren Set Pieces, bisweilen sogar sehr effektiv (gerade auf dem Wasser), die Handlung ist nur Mittel zum Zweck, die Figuren sind stereotyp und die prominente Besetzung nur eine Riege von Erfüllungsgehilfen. Das ist bisweilen schon etwas dreist und vorhersehbar, wird aber immerhin recht kurzweilig und temporeich erzählt. Mit seiner Proben-Nehmen-und-Verschwinden-Story ist er vielleicht sogar recht ehrlich, was seine Motive angeht, aber zeigt dann nur, dass der Original-„Jurassic Park“ nicht nur Spektakel-, sondern auch Erzählkino war, was man hier besser nicht erwartet.
„Jurassic World: Die Wiedergeburt“ kommt am 2. Juli 2025 von Universal in die deutschen Kinos und hat eine Freigabe ab 12 Jahren.
© Nils Bothmann (McClane)
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Copyright aller Filmbilder/Label: Universal Studios__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 2.7.2025 in den deutschen Kinos |