Originaltitel: Xiong Mao Ji Hua__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Zhang Luan__Darsteller: Jackie Chan, Wei Xiang, Shi Ce, Sean Kohnke, Han Yanbo, Jia Bing, Andy Friend, Temur Mamisashvili, Aleksandra Smirnova, Danny Ray, Xu Juncong u.a. |

Jackie Chan hat den „Panda Plan“.
Jackie ist ein großer Actionstar. Da er aussieht wie Jackie Chan, nimmt man der Actionkomödie „Panda Plan“ diese steile Prämisse gerne ab. Auch und vor allem, weil Jackie zu Beginn des Filmes zeigen darf, was einen Actionhelden ausmacht. Er springt mit einem Motorrad durchs Fenster einer Kirche und tritt einen Gegner im Flug von dessen Motorrad.
Auf dem Boden gelandet, wirbelt Jackie durch das Gotteshaus und räumt unter zahllosen Lumpen auf. Das Blut spritzt, ein Katana schlitzt, Handgranaten explodieren, die Halunken verenden im Doppelpack. Dass all das nicht allzu ernst gemeint ist, deutet ein kehliges „Schnitt“ an, was die Dreharbeiten zu Jackies neuestem Streifen unterbricht.
In der Drehpause wird Jackie unterbreitet, dass er der Tierpate eines Pandababys werden könne, das gerade die Welt im Sturm erobert. Jackie sagt zu und findet sich wenig später in einem futuristisch anmutenden Tierpark namens Noah Zoo wieder. Hier lässt er die verschiedenen Zeremonien über sich ergehen und genießt die Zeit.
Doch es wird nicht derart idyllisch bleiben, denn eine Handvoll Söldner hat sich Zutritt zu dem Zoo verschafft. Sie sollen das Pandababy entführen. Dass sie dabei Jackie über den Weg laufen würden, konnten sie freilich nicht ahnen. Allerdings können sie so endlich mal checken, ob es der Actionstar wirklich drauf hat. Und der erweist sich als deutlich zäher als gedacht.
Schaut in die Actionkomödie hinein
Jackie Chan und ein Panda
Zugegeben, Actionfilme brauchen nicht zwingend mörderkomplizierte Storys. Zumeist stehen derartige Konstrukte der Action im Wege und stören nur. Aber was „Panda Plan“ in Sachen Handlung liefert, ist dann doch einige Umdrehungen zu simpel. Das brutal dünne Story-Konstrukt trägt den Film vielleicht für die ersten 30 Minuten, danach setzt es dann doch extrem viel Leerlauf und hilflose Momente mit den ewig gleichen Abläufen.
Zudem ist das Figureninterieur nicht eben eine Zierde. Während Jackie Chan (wie in „Ride On“) als alternder Actionstar, der sich und seine Fähigkeiten durchaus glaubhaft hinterfragt und einige biografisch wirkende Rückblicke in seine echte Filmkarriere gestattet, noch richtig gut funktioniert, agieren um ihn herum nur Schießbudenfiguren. Die obendrein ziemlich miese Dialoge aufsagen müssen. Vor allem Wei Xiang als Jackies Manager ging mir einfach nur durchgehend auf den Sack.

Jackie Chan als idealisiertes Abbild seiner selbst.
Und auch das Pandababy ist ein echtes Problem. Wer am Ende, wenn eingeblendet wird, dass alle Tiere im Film visuelle Effekte waren, nicht „Ach echt?“ denkt, sollte vermutlich mal wieder zum Augenarzt. Der Panda erzeugt aufgrund seiner Künstlichkeit nicht einen einzigen „Ach ist der süß“-Moment. Richtig übel wird es, wenn er getragen wird und das Compositing mal so richtig Amok läuft. Da wird das grafische Modell auch mal ordentlich verzerrt. Und die Schattenwürfe der Arme, die den Panda umfassen, haben auch etwas seltsam Unheimliches. Seltsam ist im Übrigen auch, dass die verzweifelte Situation der Pandas in unserer Realität nicht einmal bei der Szene thematisiert wird, in der Jackie Chan die Patenschaft übertragen wird.
Die anderen Tiere im Film sehen ebenfalls echt mies aus. Highlight bilden dabei ganz klar ein paar rennende Zebras in einer Totalen. Die haben nichts mit lebendigen Tieren gemein. Apropos: Die wenigen Einstellungen, die den Noah Zoo zelebrieren, gemahnen eher an eine gut gepflegte Golfanlage als an ein Habitat für Wildtiere. Zumindest setzt Regisseur Luan Zhang in seiner Inszenierung auf so viel knallige Farbigkeit, dass nicht alles in derartiger Künstlichkeit absäuft. Immerhin.

Jackie Chan in Action.
Die Action ist ganz ordentlich über den Film verteilt. Leider wird sie nie so wirklich zelebriert und leidet inzwischen doch deutlich an ihrem gealterten Helden. Der wirkt in manchen Momenten sehr steif, hängt teils überdeutlich in Seilgeschirren und kann nicht einmal in seinen berühmten Slapstick-Momenten wirklich mit Verve, Tempo und Behändigkeit glänzen. Wobei man sagen muss, dass diese auch schon weitaus ideenreicher und vor allem witziger choreographiert waren als in „Panda Plan“. Hinzu kommt, dass Jackie Chan in einigen Szenen auch wirklich unvorteilhaft alt aussieht.
Aber das ist freilich der Lauf der Zeit. Wobei sich Action-Maestros wie Jackie Chan und dessen Stunt-Team schon die Frage gefallen lassen müssen, ob man nicht auch Nummern hinbekäme, die besser auf Chans aktuelle körperliche Fähigkeiten passen.
„Panda Plan“ ist was für die Kleinen
Ich muss zugeben, dass ich von „Panda Plan“ eine weitaus infantilere Nummer erwartet hatte. Dahingehend empfand ich den Streifen letzten Endes als gar nicht mal so schlimm – trotz furzendem und kackendem Panda, Söldnern mit Jackie-Chan-Tattoos und Reinigungsrobotern im Labermodus. Ich hatte irgendwann mehr damit zu kämpfen, überhaupt das Ende zu erleben, weil mich die Figuren anödeten und die repetitiven Handlungselemente etwa ab der Hälfte enorm ermüdeten.
Die Actionkomödie hat einige echte Tempoprobleme, produziert einiges an Leerlauf und ist mit eigentlich schlank anmutenden 100 Minuten Laufzeit immer noch viel zu lang. Auch und vor allem, weil die eher selten gereichte Action nie so wirklich kickt. Trotzdem: Jackie Chans Actionstar-Nummer ist wirklich sympathisch und es gibt ein paar amüsante Einlagen. Obendrein ist die Homebase der Lumpen ein Rocker vor dem Herren: Ein fettes Kriegsschiff! Es ist schade, dass dieses nicht wirklich bespielt wird.
Und so würde ich den Film vor allem einem sehr jungen Publikum gar nicht einmal verleiden wollen. Als 6-10-jähriger Steppke kann man mit „Panda Plan“ vermutlich sogar seinen Spaß haben. Als Erwachsener wird man seine liebe Not mit der ganzen Nummer haben. Vor allem, wenn gegen Ende aufgrund des Motivs des Oberbösewichtes – und wie damit umgegangen wird – mal eben der ganze bisherige Film vollkommen ad absurdum geführt wird. Den Chinesen hat es jedenfalls gereicht, Teil zwei ist bereits abgesegnet.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien von Splendid Film und ist mit einer Freigabe ab 12 ungeschnitten. Ihr könnt den Film auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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