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Man With No Past

Originaltitel: The Man With No Past__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: James Bamford__Darsteller: Adam Woodward, Charlotte Vega, Jon Voight, Marton Csokas, Philip Winchester u.a.
Man with no Past

Ob der Grafiker des Covers von „Man With No Past“ wohl „Terminator 2“-Fan war?

Ryder erwacht aus einem fiesen Traum. Im von Deutschland besetzten Paris killte er eine ganze Ladung fieser Nazis. Verwirrt von dem Traum, muss er schnell bemerken, dass er keine Ahnung hat, wo und wer er eigentlich ist. Er greift sich seine Siebensachen und verlässt die Stadt auf seinem Bike. In einer neuen Großstadt angelangt, laufen ihm zahlreiche Personen aus seinem verwirrenden Traum über den Weg.

Ryder beschließt, in der Stadt zu bleiben und Licht ins Dunkel seiner Vergangenheit sowie der seltsamen Träume und Visionen zu bringen. Alsbald wird er von einer neuerlichen Vision ereilt. Diese spielt im Alten Rom und wird von denselben Personen bevölkert, die Ryders Traum aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges mit Leben füllten.

Und Ryder wird noch mehr Visionen haben. Eine davon ist jedoch besonders seltsam. Sie spielt im Hier und Jetzt und scheint sich um ein entführtes Mädchen zu drehen. Was ist hier nur los?

Schaut in den Film hinein

Ein Mann ohne Vergangenheit mit ganz viel Vergangenheit

„Man With No Past“ startet spannend. Wir sehen Nazis bei ihrer Lieblingsbeschäftigung. Die als Hauptdarsteller geführten großen Namen wie Jon Voight, Marton Csokas und Philip Winchester sind ebenso Teil dieser Handlung wie Hauptdarsteller Adam Woodward. Irgendwie passt das gar nicht zu dem Artwork des Filmes. Das ist nämlich sehr modern und hat mit einem historischen Stück so gar nichts gemein.

Dann steigt stark choreographierte und in langen Einstellungen zelebrierte Action, in der Ryder zahlreiche Nazis umnietet und mit Granaten aus ihrem Leben sprengt. Das hat Druck und macht richtig Bock. Als Zuschauer denkt man trotzdem die ganze Zeit darüber nach, wie Artwork und Einstieg von „Man With No Past“ zusammenpassen könnten. Die Enttarnung des Einstieges als Traum lässt aber keinen Druck vom Kessel. Denn warum sollte der im Hier und Jetzt verankerte Ryder vom Nazikillen träumen?

Die weitere Entwicklung der Handlung sorgt nur für noch mehr Fragezeichen. Warum begegnet Ryder unentwegt Charakteren aus seinem Traum? Warum spielen genau diese Menschen erneut große Rollen in den weiteren Visionen von Ryder? Wer ist Ryder? Und wer sind seine reichlich fiesen Gegner um Großimmobilienentwickler Sanborn?

Adam Woodward als Ryder in Man With No Past

Adam Woodward macht als Ryder Laune.

Das verrätselte Konstrukt funktioniert für eine bestimmte Zeit recht ordentlich. Doch irgendwann verpassen Regie und Drehbuch den Punkt, wo sie mit den Auflösungen loslegen sollten. Vieles wirkt irgendwann repetitiv. In immer gleichen Abläufen werden nur noch mehr Fragen aufgetürmt. Schnell wird offenkundig, dass der Film auch ein ganzes Stück zu lang geraten ist und durch das Herumgerätsel nicht vollends getragen wird.

Und je weiter die Zeit voranschreitet, umso mehr legt man die Hoffnung auf etwas Science Fiction als Erklärung ad acta. Regisseur James Bamford („Air Force One Down“) und Drehbuchautor Steven Paul („High Ground“) schwebt für ihre Auflösung etwas „Großes“, etwas Metaphysisches vor. So müssen sie nicht viel erklären, wirken aber auch etwas feige, wenn sie sich um eine klare Auflösung drücken. Zumindest stoßen sie alle Türen für Fortsetzungen auf.

In allen präsentierten Zeitlinien (Zweiter Weltkrieg, Altes Rom, Altes England, Jetztzeit) steigt eine größere Actionszene. Jene im Zweiten Weltkrieg ragt dabei ein wenig heraus, weil sie klasse choreographiert ist und die Pace für die weiteren Actionszenen gut setzt. Diese werden nämlich alle an sehr langen Takes gereicht, in denen die Kamera teils extrem dynamisch unterwegs ist und so die Darreichungsform der Action nie langweilig werden lässt. In Rom wird mit Schwertern aufeinander eingehackt und in England setzt es eine nette Kneipenkeilerei mit starken Moves.

Jon Voight als Sanborn in Man With No Past

Jon Voight gibt einen sinisteren Immobilienmogul.

In der Jetztzeit wird stylisch geballert, was für einen netten Bodycount sorgt. Insgesamt hätte ich mir aber gerade von der finalen Actionszene ein wenig mehr erwartet. Vor allem, wenn man eben sieht, was Radoslav Parvanov („The Princess“) als Action Designer im Vorfeld aufbietet.

Regisseur Bamford hat bereits mehrfach mit dem Kameramann Frank Meyer zusammengearbeitet. Der sorgte bislang für gediegene, immerhin gut aussehende, aber manchmal auch arg langweilige Bilder. In „Man With No Past“ zeigt er nun, dass er viel mehr kann als funktional bebildern. Es wirkt beinahe, als sei ein Knoten geplatzt, denn der Actionfilm ist mal nicht nur in der Action dynamisch, sondern auch in den Handlungsszenen!

Adam Woodward im James Bamford Film

Ryder kämpfte auch im Alten Rom.

Interessant ist auch, dass man in Sachen Settings und Ausstattung von „Man With No Past“ mehr als einmal denkt, dass Bamford wohl selber gedacht haben muss, dass ihm seine Westworld-Variante „Utopia“ derart misslungen ist, dass er deren zugegebenermaßen schönen Sets und Kostümen einfach noch einmal einen würdigen Filmauftritt kredenzen wollte. Hier erlebt man schon einige Déjà-vus.

Auch in Sachen Hauptdarsteller hatte James Bamford endlich mal ein gutes Händchen. Der Regisseur sucht sich nämlich normalerweise eher arg blasse Darsteller als Helden aus. Mit Adam Woodward („The Last Gunfight“) hat er sich einen kernigen Typen gesichert, der als schweigsamer Held gut funktioniert und eine ordentliche Physis mitbringt. Er kann zwar nicht mega toll Schauspielern, funktioniert als Brücke zum Zuschauer aber dennoch ordentlich. Er wird flankiert von einem unterforderten Jon Voight („The Painter“), einem wenig subtil als Bösewicht agierenden Marton Csokas („The Equalizer“) und einem leider kaum im Film anlangenden Philip Winchester („Scarlett – Diamond of Revenge“).

„Man With No Past“ könnte gerne eine Zukunft haben

Es kommt selten vor, dass man einem B-Film zu viele Ambitionen vorwirft. „Man With No Past“ ist in Bezug auf seine Handlung so ein Fall. Das Miträtseln macht zu Beginn auch wirklich Spaß, doch mit zunehmender Laufzeit steht sich die Erzählung selbst im Weg. Will nicht zum Punkt kommen und vor allem keines ihrer Geheimnisse preisgeben. Das ermüdet irgendwann und lässt sowohl Tempo als auch Spannung spürbar nachlassen. Die Auflösung wird zwar noch gereicht, doch das passiert viel zu spät, gerät seltsam unterwältigend und ergeht sich weitestgehend in Andeutungen.

Zum Glück besteht „Man With No Past“ nicht nur aus Handlung. Denn die Heldenfigur funktioniert, die namhafte Besetzung rund um den Helden wirkt zwar unterfordert, liefert aber solide ab, der Actioner schaut gut aus und die anständig über den Film verteilte Action macht in ihrer Aufmachung und Umsetzung richtig Laune. Für mich ist „Man With No Past“ nach „Air Force One Down“ James Bamfords bester.

06 von 10

Der Film startet Anfang Juli 2025 in seine digitale Auswertung. Ab 7. Juli könnt ihr ihn on Demand kaufen und ab 21. Juli leihen. Er kommt von Paramount Pictures und wurde bislang noch nicht FSK-geprüft. Eine FSK 16 sollte problemlos drin sein.

In diesem Sinne:
freeman.

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