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Scarlett – Diamond of Revenge

Originaltitel: Duchess__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Neil Marshall__Darsteller: Charlotte Kirk, Philip Winchester, Sean Pertwee, Colin Egglesfield, Colm Meaney, Stephanie Beacham, Yan Tual, Boré Buika, Pau Poch, Boris Martinez, David Chevers, Hoji Fortuna u.a.
Scarlett – Diamond of Revenge aka Duchess von Neil Marshall DVD Cover

Charlotte Kirk ist „Scarlett – Diamond of Revenge“.

Sexy Scarlett verdient ihre Moneten als Taschendiebin. Einen großen Anteil drückt sie an einen schmierigen Kleinkriminellen ab, der sie und ihre Freundin an der kurzen Leine hält. Eines Tages beobachtet Gangster Rob Scarlett bei ihrem Tun. Er stellt sie zur Rede und bietet ihr an, sie in die höheren Kreise des Verbrechens einzuführen. Doch Scarlett lässt die Gelegenheit fahren.

Als sie von ihrem „Chef“ krankenhausreif geprügelt wird, ist es Rob, der sich um Scarlett kümmert. Und diesmal macht er Nägel mit Köpfen. Er zieht Scarlett in seine Welt. Rob verdient sein Geld mit illegalem Diamantenhandel. Und er plant zu expandieren. Nach und nach führt er Scarlett in die Londoner Unterwelt und deren Verlockungen ein.

Als beide nach Teneriffa reisen, wird es schwierig. Denn hier toben Machtkämpfe. Sowohl Konkurrenten als auch einige von Robs engsten Vertrauten gehen gegen ihn und Scarlett vor. Alsbald kommt es zur Katastrophe.

Schaut in den Actionfilm hinein

Neil Marshall inszeniert seine große Liebe Charlotte Kirk… mal wieder

„Scarlett – Diamond of Revenge“, der im Original schlicht „Duchess“ betitelt wurde, ist nach „The Reckoning“ und „The Lair“ die bereits dritte Zusammenarbeit des Pärchens Neil Marshall und Charlotte Kirk. Mit „Compulsion“ steht sogar der vierte Titel bereits in den Startlöchern. Gerade in Bezug auf Neil Marshall fühlt es sich recht unbefriedigend an, dass er sein Talent für die belanglosen Streifen seiner wesentlich untalentierteren Verlobten herschenkt. Wobei, ich möchte nicht zu sehr meckern, wusste „The Lair“ mir doch halbwegs zu gefallen.

Nun also „Scarlett“. Der gerät dem Liebespaar, das auch gemeinsam am Drehbuch feilte, arg geschwätzig. Beständig ist irgendwer am Labern. Und wird es zu ruhig, schwätzt Scarlett aus dem Off. Leider sind die Dialoge weder witzig noch sonderlich erhellend. Im Falle von Scarlett geraten sie zudem reichlich ordinär und schwach synchronisiert.

Es braucht beinahe eine Stunde, bis endlich die Grundlagen geschaffen wurden, um zu dem Beititel des „Diamond of Revenge“ zu gelangen. Was allerdings nicht heißen soll, dass der Film nun steil gehen würde. Mitnichten. Es wird zunächst einmal wieder eine Menge gelabert. Nun eben über Rache. Aber Zug kommt keiner in die Chose. „Scarlett – Diamond of Revenge“ kommt einfach nicht zum Punkt.

Charlotte Kirk in Scarlett – Diamond of Revenge aka Duchess

Charlotte Kirk als sexy Flintenweib in „Scarlett – Diamond of Revenge“.

Dabei würde die grundlegende Geschichte locker einen unterhaltsamen kleinen Rache-Actioner hergeben. Wenn ein Neil Marshall als sein eigener Cutter für einen solchen Film aber mal eben 114 Minuten veranschlagt, schwant einem schon, dass hier etwas nicht stimmt. Marshall hätte wirklich viel intensiver ausdünnen und Szenen rausschmeißen müssen. Viele Dialoge und Einzelszenen bringen dem Film nichts – außer überflüssiger Laufzeit.

Und Marshall findet keinen Zugriff auf die dynamischeren Seiten seines Stoffes. Die Action ballt sich unvorteilhaft im letzten Drittel und macht auch hier kaum Meter. Es wird ein wenig geballert und Blut spritzt, aber keine einzige Actionszene begreift man als besonders oder als Highlight. Ein wesentlicher Grund: Charlotte Kirk wirkt in den Actionszenen unendlich steif und unbeweglich. Ihre Sexyness und Grazilität, die Marshall in den Minuten zuvor zelebrierte, gehen hier vollends verloren.

Philip Winchester mit Charlotte Kirk in "Scarlett – Diamond of Revenge"

Philip Winchester hat ein paar coole Momente in „Scarlett – Diamond of Revenge“.

Und genauso steif wie die Heldin gerät eben die Action. Nur einige übertrieben brutale Einlagen lassen aufhorchen. Etwa eine wirklich widerlich aussehende kolumbianische Krawatte, ein angebohrter Kopf, eine mittels Brecheisen abgerissene Bauchdecke und ein von einem Auto komplett zermantschter Goon. Alles leider kaum mehr als Selbstzweck, bei dem das Drumherum nicht passt. Sieht man dann noch, dass die eigentliche technische Umsetzung der Actionszenen passt (wenig CGI, zerstörte Umgebung bei Ballereien, …), ist man nur noch enttäuschter ob der dargebotenen, enttäuschend unspektakulären Einlagen.

Wo sich Neil Marshall Mühe gibt, ist das in Szene setzen seiner Holden. Ihr nackter Knackarsch strahlt uns mehrmals von der Leinwand entgegen. Frau Kirk darf zudem nur engst anliegende Klamotten tragen. Und hat sie dann doch mal mehr an, sind entsprechende Kleider bis zum Brustbein hochgeschlitzt. Apropos Brust: Die fällt mehr als einmal beinahe aus den engen Oberteilen.

Blöderweise lenkt das nicht davon ab, dass Frau Kirk eines ganz bestimmt nicht kann: Schauspielen. Weder in den Momenten, in denen sie verführerisch rüberkommen soll, noch in den dramatischen oder physischen Momenten wirkt sie sattelfest. Mit unbewegter Mine stolpert sie durch den Plot und ist nicht einmal ansatzweise in der Lage, einen glaubwürdigen Charakter zu entwickeln,

Charlotte Kirk im Racheactioner von Neil Marshall

Charlotte Kirk mit einem mal wieder nichtssagenden Gesichtsausdruck.

Philip Winchester („Rogue Hunter“) kann das in den gemeinsamen Szenen erstaunlich stark abfedern, liefert er doch einen sehr charismatischen und vor allem coolen Gangster ab. Sobald er aber aus der Handlung gedrängt wird, wird es wirklich schwierig. Denn obschon sich ab sofort Neil-Marshall-Buddy Sean Pertwee („Howl“) und Hoji Fortuna („Banzo“) als Sidekicks der nun Duchess genannten Hauptfigur mühen, bekommen sie Charlotte Kirks Unvermögen nicht eingefangen. Eigentlich macht in der zweiten Hälfte nur Colin Egglesfield („Die Bangkok Verschwörung“) als charismatischer Bösewicht Punkte. Vollkommen egal für den Film: Colm Meaney („Gangs of London“) in einem undankbaren Cameo.

Inszenatorisch kann man Neil Marshall („Centurion“) keine Vorwürfe machen. Interessant ist, wie zweigeteilt er seinen Film reicht. Während die Szenen in London von Innenaufnahmen und dort verwendeter Komplementärfarbausleuchtung dominiert werden, setzt er auf Teneriffa weitgehend auf natürliches Licht, viele Außenaufnahmen, satte Farbigkeit und Urlaubsbilder inklusive Drohnenflügen. Das Ganze wirkt durchgehend wertig und weist Marshall als den versierten Handwerker aus, der er nun einmal ist. Kleine Highlights setzt er des Weiteren mit Split-Screen-Szenen, stylischen Überblendungen und Standbildern mit Charakternamenszügen.

„Scarlett – Diamond of Revenge“ zündet nicht

„Scarlett – Diamond of Revenge“ ist einer dieser Filme, bei denen man bis zum Abspann auf dem Sofa hockt und sich fragt: Wann geht es denn nun endlich mal los? Ich denke, viele Filmfans haben längst die Hoffnung aufgegeben, dass von Marshall noch einmal eine echte Großtat zu erwarten ist. Wenn die dann sehen, wie er seine Charlotte in „Scarlett“ vermeintlich cool mit Mütze in einem Boxring herumhampeln lässt, werden sie vermutlich direkt abwinken und den Film ad acta legen.

Was der auch durchaus verdient hätte. Das ewige Geschwätz zerrt an den Nerven. Es fehlt dem im Gangstermilieu spielenden Streifen an schillernden Figuren und coolen Dialogen. Und Regie und Drehbuch kriegen einfach nicht den Hebel in Richtung satter Rache-Action umgelegt. Mehr noch: Sobald hier Action anrollt, gerät sie einfach nur unbefriedigend. Ein paar derbe Härten ernten ein „Hohoho“, beim Rest schaut man einfach nur bedröppelt in Richtung TV.

Meinereiner ist zumindest Ferkel genug, um sich an Frau Kirk ein Auge zu holen. Auch die allgemeine technische Umsetzung stimmt. Und Philip Winchester ist nicht erst seit „Strike Back“ eine coole Sau. Aber mehr Positives fällt mir hier leider wahrlich nicht ein. So bleibt kaum mehr als ein „Schade“.

04 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 24. April 2025 von Dolphin Medien. Die Datenträger sind ab 18 freigegeben, ungeschnitten und komplett frei von Extras. Es gibt nicht einmal ein Kapitelmenü. Ihr könnt den Film auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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