| Originaltitel: Silent Night, Deadly Night__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2025__Regie: Mike P. Nelson__Darsteller: Rohan Campbell, Ruby Modine, David Tomlinson, Sharon Bajer, Mark Acheson, Erik Athavale, David Lawrence Brown, Madeleine Cox u.a. |

Ho Ho Holy Shit! Der Weihnachtsmann mordet wieder!
1984 präsentierte der Slasher „Silent Night, Deadly Night“ einen wahrlich garstigen Killer im Kostüm eines Weihnachtsmannes. Das geriet so fies, dass man in Deutschland beschloss, Kinder, Jugendliche und Erwachsene vor dem Film zu schützen. Sprich: Er landete auf dem Index, wo er diverse Runden Glühwein genießen konnte. Die Amerikaner weiteten den ersten Streifen derweil zu einer Reihe lose verknüpfter Filme aus. Vier Fortsetzungen konnten so verzeichnet werden. 2012 brachte Regisseur Steven C. Miller mit „Silent Night – Leise rieselt das Blut“ ein Remake unter das blutdurstige Volk. Das hielt sich zwar nicht sonderlich an das Original, machte aber auf seine Art ordentlich Spaß.
Mike P. Nelson („Wrong Turn: The Foundation“) wollte da jedoch einen anderen Weg gehen. Sein neues Remake sollte sich nah am Original entlang hangeln, trotzdem aber die eine oder andere Überraschung für die Fans bereithalten. Das überzeugte, unter anderem auch die werbewirksam auf allen Plakaten prangenden Macher hinter „Terrifier 2“ und „Terrifier 3“. Wenn das keine guten Vorzeichen sind.
Alles dreht sich nun um Billy Chapman. Der hatte vor Jahren ein Weihnachtsfest zum Vergessen. Erst musste er miterleben, wie sein Großvater im Pflegeheim Blut spuckend das Zeitliche segnete, nur um hernach live dabei zu sein, wie seine Eltern auf offener Straße von einem Typ im Weihnachtsmannkostüm brutal ermordet werden. Für Billy begann damit eine ganz traurige Reise. Er wurde von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergereicht und erlebte hier viel Elend und Gewalt. Das legte irgendwann einen Schalter in seinem Kopf um und er tötete eine Pflegemutter.
Seitdem ist er auf den Straßen Amerikas unterwegs. Streift von Städtchen zu Städtchen und versucht, zu überleben. Doch immer zu Weihnachten wird der Schalter in seinem Kopf erneut umgelegt. Dann muss er an den Tagen bis zum Heiligen Fest Menschen töten. Und das tut der junge Mann. Mit Inbrunst. Freilich kann es so nicht endlos weitergehen. Als Billy in dem kleinen Ort Hackett ankommt und sich dort in sexy Pamela verguckt, scheint sich ein Weg aus dem ewigen Kreislauf des Tötens abzuzeichnen. Doch irgendetwas stimmt mit dem kleinen Ort so gar nicht und alsbald schwingt Billy wieder die Axt.
Weihnachtliches Geschnetzel im Slasher-Remake
Im Gegensatz zu „Stille Nacht – Leise rieselt das Blut“ arbeitet sich Mike P. Nelsons Remake des Originalstoffes sehr am Original ab. Präsentiert also sämtliche Geschehnisse aus dem Blickwinkel von Billy Chapman und hakt beinahe pflichtbewusst wichtige Schlüsselszenen des Originals ab. Doch er nimmt sich auch Freiheiten. Interessante Freiheiten. Eine erlaubt Billy Zwiegespräche mit „jemandem“.
Diese erlauben Einblicke ins Seelenleben des Protagonisten. Der kommt so nicht wie ein x-beliebiger Serienmörder rüber und vor allem erhalten seine Taten mit fortschreitender Laufzeit einen tieferen Sinn. Das ist ein interessanter Twist im Vergleich zum Original, der „Silent Night, Deadly Night“ irgendwann sogar die Pfade des Slasher-Genres verlassen lässt. Und der die Figur des Billy deutlich interessanter macht, als sie es im Original war.
All das hilft, nie die Verbindung zu Billy Chapman zu verlieren, egal wie blutrünstig er gerade unterwegs ist. Die Verdichtung der Ereignisse durch das ebenfalls von Nelson verfasste Drehbuch sorgt zudem für ausreichend Spannung. Entsprechend ist man im Geschehen drin und gespannt auf den Ausgang. Das kann aber nicht vollends verschleiern, dass „Silent Night, Deadly Night“ vor allem im Mittelteil richtig durchhängt.

Rohan Campbell als killender Santa. © Studiocanal / Cineverse/ Heather Beckstead
Nelson fokussiert hier stark auf die sich anbahnende Liebelei zwischen Billy und Pamela. Die ist nett geschrieben, zumal Pamela ein hübsch eigensinniger Charakter ist, aber sie bremst den Film schon gewaltig aus. In Richtung Finale nimmt der Film wieder ordentlich an Fahrt auf, da pustet man aber doch schon gewaltig durch. Und leider ist das Finale dann eher medioker geraten. Denn der ganz große Knall und das ganz große Finish bleiben aus.
Allgemein sollte man sich vom Mitwirken „der Macher hinter Terrifier 2 + 3“ nicht soooo viel erwarten. Denn mit den Blutergüssen dieser Streifen kann und will „Silent Night, Deadly Night“ niemals mithalten. Das Gebotene ist derb, keine Frage: Äxte spalten Schädel, Kettensägen kommen zum Einsatz, ein Hirschgeweih wird zweckentfremdet und es wird auch mal geballert. Das Kunstblut fließt aber definitiv nicht in Strömen und der Splatter-Faktor bleibt auf einem normalen Level.
Am besten ist dies an der schon vor Filmstart viral gegangenen Nazi-Massaker-Szene zu erkennen, die einen rein vom Gore-Gehalt schon sehr unterwältigt zurücklässt. Da war auf der nach oben offenen Funsplatter-Skala definitiv mehr drin. Zumindest ist diese Szene aber höchst amüsant und punktet mit wundervoll doofen Wortspielen wie der „Silent White Power Night“. Zudem kann man „Silent Night, Deadly Night“ zugute halten, dass alle Kills handmade umgesetzt wurden und handwerklich perfekt rüberkommen. Schade ist, dass einige Kills im Off passieren oder in der manchmal nicht idealen Ausleuchtung absaufen.

Billy Campbell oder mordender Irrer? © Studiocanal / Cineverse/ Heather Beckstead
Die Darsteller schlagen sich allesamt ordentlich. Vor allem Rohan Campbell („Halloween Ends“) macht als Billy Chapman einen saustarken Job. Die anderen Darsteller profitieren davon, dass Mike P. Nelson auf einen Figurenpool setzt, bei dem man den Eindruck hat, dass alle irgendwie einen an der Klatsche zu haben scheinen. So können sich alle Schauspieler austoben und machen das auch ordentlich.
Inszenatorisch war ich ein wenig hin und hergerissen. Mir war „Silent Nigh, Deadly Night“ ab und an zu glatt, zu digital, zu wenig gritty. Und so fühlt sich der Film niemals so richtig schön fies an. Auch das Setting des Kleinstädtchens fand ich reichlich langweilig. Zumal man auch nicht wirklich viele Schauplätze zu sehen bekommt. Zumindest in Sachen Score fiel auf, dass der Film wahnsinnig viele Weihnachtslieder auffuhr, ohne dabei die üblichen Klischee-Songs abzufeuern. Einige hatte ich tatsächlich noch gar nicht gehört.
„Silent Night, Deadly Night“ bietet hübsche Anti-Weihnachtsstimmung
Ich liebe einfach Filme, die den Weihnachtsmythos so richtig schön zerlegen. Und killende Weihnachtsmänner sind immer gerne genommen. Diesem Duktus folgend, muss ich sagen, dass mich „Silent Night, Deadly Night“ durchaus abzuholen wusste. Mir gefiel die Nähe zum Original. Mir gefielen aber auch die Neuerungen, die der altbekannten Story einen interessanten Kniff geben und angenehm konsequent durchgezogen werden. Die ordentlichen Darsteller, ein ab und an schön schwarzer Humor und die durchaus vorhandene Spannung halten zusätzlich im Film drin.
Leider ist der Mittelteil tempomäßig echt misslungen und ehrlicherweise hatte der Gore-Bauer in mir sich eine rohere Bescherung von der Splatter-Action im Film versprochen. Klar, es werden onscreen Schädel geknackt und zerhackt, Arme abgetrennt und Körper aufgespießt, und zu Zeiten des Originals wäre das Remake vermutlich als Schlachtplatte sondergleichen durchgegangen. Aber wir sind heute mehr gewohnt. Und dieses Mehr kann der Film leider nicht bieten. Am Ende bleibt ein in meinen Augen gelungenes Remake, das aber nicht vollends abliefert und hinter dem 2012er-Remake insofern zurückbleibt, dass jenes irgendwie ehrlicher zu sich selbst war und dem Splatter-Irrsinn etwas bereitwilliger Tür und Tor öffnete.
![]()
STUDIOCANAL hat den Film am 11. Dezember 2025 in die deutschen Kinos gebracht. Ungeschnitten und mit einer Freigabe ab 18.
In diesem Sinne:
freeman
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
| Copyright aller Filmbilder/Label: STUDIOCANAL, Cineverse__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit 11.12.2025 im Kino |






