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VANish

Originaltitel: VANish__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Bryan Bockbrader__Darsteller: Maiara Walsh, Danny Trejo, Tony Todd, Esperanza Díaz, Joe Davis, Denise Dorado, Austin Abke, Bryan Bockbrader, Adam Guthrie u.a.
VANish

“VANish” dreht sich um ein Kidnapping, das in einen blutigen Alptraum mündet.

Vielfilmer Danny Trejo hat wieder zugeschlagen. Doch diesmal hatte er ein gutes Gespür, entpuppt sich der Entführungsthriller „VANish“ doch als äußerst unterhaltsame Angelegenheit mit einem ganz besonderen Kniff…

Die Halbbrüder Max und Jack unterhalten sich gerade noch über irgendwelche Nichtigkeiten, als beide auf einmal seltsame Masken hervorkramen und diese überziehen. Sie halten mit ihrem Fahrzeug unvermittelt an und stürmen in ein Haus. Hier schnappen sie sich die aparte Emma und bringen sie in den Fluchtwagen. Der Van der Familie, den schon der Vater von Max und Jack fuhr. In diesem rast man vom Tatort und liest einen dritten Kompagnon auf: Shane. Nun setzt man einen Anruf an Emmas Vater ab. Fünf Millionen will das Trio von selbigem erpressen.

Das sollte für Emmas Vater eigentlich kein Problem darstellen, ist er doch der Chef eines mexikanischen Kartells. Doch Emma bereitet die drei schon darauf vor, dass sich ihr Vater kaum auf einen Deal einlassen werde, habe er sie doch einst verstoßen. Unseren Entführern ist das ziemlich egal. Sie verleihen ihren Forderungen offensichtlich Nachdruck genug, denn Emmas Vater ist tatsächlich bereit, seine Tochter freizukaufen. Auf dem Weg zur Lösegeldübergabe muss Emma bemerken, dass es ihren drei Entführern gar nicht wirklich um das Geld geht…

httpv://www.youtube.com/watch?v=CNQGoLx1nds

In der Folge hat „VANish“ die eine oder andere Wendung im Gepäck. Diese sorgen für einen nicht immer vorhersehbaren Handlungsverlauf und haben teils extreme Auswirkungen auf die Dynamik zwischen den handelnden Personen. Eine angenehme Grundspannung ist die Folge, die ungefähr auf der Hälfte beinahe komplett aufgelöst wird, weil „VANish“ hier schon seine Karten auf den Tisch legt. Erstaunlicherweise gelingt es dem Film aber trotzdem, seine Spannung zu halten, was vor allem daran liegt, dass er nun ziemlich Amok läuft. Aus dem anfänglichen Entführungsthriller mit einigen rabiaten Gewalteskalationen, wird ein Gemisch aus Grindhouse und Terror, das in zunehmenden Maße sein Tempo steigert und mit Volldampf in Richtung Showdown rast.

Das klingt nicht verkehrt, aber es wird euch nicht so wirklich klar, wo der eingangs erwähnte besondere Kniff liegt? Nun, dieser ist inszenatorischer Art: Die Handlung von „VANish“ steigt von der ersten Einstellung an bis zum Abspann durchgehend in dem Van von Jack und Max! So verlässt die Kamera im Gegensatz zu den Figuren nie den Van! Wenn etwa Max und Jack Emma entführen, hören wir das aus dem vor dem Haus parkenden Van. Wir sehen erst, was abgeht, als die beiden Kerle Emma in Richtung des Transporters zerren. Wenn die Kamera dann doch mal den Van „verlässt“, wird sie nur auf dessen Chassis installiert und filmt in den Innenraum des Vehikels. Apropos Vehikel: „VANish“ erinnert aufgrund dieses Ansatzes stark an den Paul Walker Thriller „Vehicle 19“, nur dass „VANish“ sein Konzept noch viel konsequenter durchzieht.

VANish

Emma hat keine Lust das brave Entführungsopfer zu geben.

Die Folge ist beispielsweise ein Shootout in dem Van! Mit einer Handfeuerwaffe und einer Uzi beharken sich hier zwei Charaktere und gehen dabei hinter ihren jeweiligen Sitzen in Deckung. Dergleichen habe ich persönlich in noch keinem Film gesehen. Auch der bleihaltige Showdown steigt ausschließlich in und um den Van herum und wir sehen durch die Fenster und offenen Türen des Vans, wann es wen, wie und warum erwischt. Ein derart beschränkter Schauplatz kann schnell langweilig werden, wenn man keine Mittel und Wege findet, ihn in Szene zu setzen. Doch genau das gelingt „Vanish“ hervorragend. Aus immer neuen Perspektiven werden die in dem Fahrzeug agierenden Charaktere inszeniert. Einzig, dass so gut wie alle Dialoge im Schnitt-Gegenschnitt-Verfahren umgesetzt werden, deutet darauf hin, wie eingeengt der Platz zum Agieren für den Kameramann gewesen sein muss.

In Sachen Schauspiel ist der Film weitgehend ein Vier-Personenstück. Die Darsteller sind sehr unverbraucht und machen ihre Sache ganz ordentlich. Was auch daran liegt, dass das Drehbuch durchaus glaubhafte Charaktere entwirft und mit erstaunlich guten Dialogen punktet. Zunächst wäre da der geradlinige, einigermaßen beherrschte und etwas unberechenbare Jack (durchaus sympathisch verkörpert von Schauspieldebütant Austin Abke), der seine liebe Not damit hat, seinen Halbbruder Max im Zaum zu halten. Bryan Bockbrader, der zudem das Drehbuch schrieb und Regie führte, hat als ebenjener Max die nettesten Dialogzeilen abbekommen, kann einen mit seiner überspannten Art aber durchaus auch nerven. Adam Guthrie bekommt derweil seinen Charakter Shane nicht unter Kontrolle. Der unter postraumatischem Stress leidende, drogensüchtige Veteran überfordert Guthrie sichtlich. Gemeinsam mit Emma Darstellerin Maiara Walsh sorgt er aber eindrücklich dafür, dass „VANish“ über den Umweg eines mittleren Splatterinfernos immer mehr in den Wahnsinn abgleitet. Was Guthrie so manchen Pluspunkt bringt. Walsh hat mit Emma die stärkste Figur abbekommen. Jene weiß genau, welche Knöpfe sie drücken muss, um ihre Entführer zu manipulieren. Gegen Ende mutiert sie dann vollends zum Powergirl und wird ordentlich handgreiflich.

Die beiden großen Namen im Cast haben kleine Nebenrollen abbekommen. Während Danny Trejo („Bullet“) als Chef des mexikanischen Kartells eine nicht unerhebliche Rolle für den Film inne hat, ist Tony Todds („Sabotage“) Auftritt als Cop für „VANish“ vollkommen unerheblich. Er befeuert eine kleine, nicht unkomische Episode, hätte aber auch ohne jegliche Probleme aus dem Film geschnitten werden können, ohne dass dieser darunter gelitten hätte.

VANish

Danny Trejo räumt in dem Van auf!

„VANish“ entpuppt sich als schwer unterhaltsamer Trip, der recht geerdet anfängt und zu Beginn nur mittels kleiner, dafür umso mehr reinhauender Gewalteskalationen immer mal wieder für Aha-Momente sorgt. Im Mittelteil wird die Story zwar ordentlich vorangetrieben, es kommt aber dennoch ab und an etwas Leerlauf ob der arg überbordenden Dialoge auf. Doch so schwer fällt das gar nicht ins Gewicht, weil man die ganze Zeit nur staunt, wie konsequent „VANish“ seinen „Ein-Schauplatz-Ansatz“ durchzieht und wirklich zu keiner Sekunde den Van verlässt. Erstaunlicherweise gelingen dem Film im Mittelteil sogar ein paar erstaunlich atmosphärische Momente. Und dann dreht der Film vollends ab, färbt sich ordentlich blutrot ein und macht den Van tatsächlich zum Schauplatz des Showdowns! Wer immer diese Idee hatte, sie ist grandios. Spätestens hier schwebt ein Hauch Tarantino und früher Rodriguez über „VANish“. Ohne dass dies bemüht oder gewollt wirken würde. Ihren größten Problemherd hat die twistreiche Story im Mittelteil, wenn zu viele Fragezeichen auf einen Schlag und etwas zu früh aufgelöst werden. Des Weiteren fallen der eine oder andere schwache Schauspielmoment ebenso auf wie die leider etwas billig wirkenden, dafür sehr deftig ausfallenden, vollkommen handgemachten Splatter-Einlagen.

Die DVD/Blu-ray zum Film erscheint am 27. April 2015 und ist mit einer höchst gnädigen FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Das Gremium hatte da offensichtlich einen guten Tag.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Pierrot Le Fou__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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