Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Aeon Flux

Originaltitel: Aeon Flux__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2005__Regie: Karyn Kusama__Darsteller: Charlize Theron, Marton Csokas, Jonny Lee Miller, Sophie Okonedo, Amelia Warner, Caroline Chikezie, Frances McDormand, Yangzom Brauen, Terry Bartlett, Alexander Benjamin u.a.
Aeon Flux mit Charlize Theron Cover

Charlize Theron als kämpferische Amazone in „Aeon Flux“

In den 1990er Jahren lancierte MTV eine Sendung namens „Liquid Television“, die verschiedene animeartige Serien unter einem Dach vereinte. Jede Episode war jeweils selten länger als zehn Minuten und wurde gezeichnet von großen neuen Animationshoffnungen aus aller Welt. Einer von ihnen: Peter Chung.

Frustriert darüber, seinen Alltag mit Geschichten über einen Haufen sprichwörtlicher Hosenscheißer zu fristen, entwarf er eine vollkommen andere, neue Figur. Die hatte mit den Babys der TV-Animationsserie „Rugrats“, die er vorher zeichnete, nur den anarchistischen Grundgedanken gemein. Ansonsten sprach sie aber von vornherein ein ganz anderes Publikum an. Denn was Chungs Heldin Aeon wöchentlich abzog, war alles, nur nicht Kinderprogramm-kompatibel.

Diese Powerfrau wollte Karyn Kusama auf die großen Leinwände wuchten. Dass die Regisseurin für derartige Vorhaben nicht die Verkehrteste sein konnte, hatte schon ihr Film „Girlfight“ gezeigt. Zudem gelang es der Regisseurin, die dank „Monster“ frischgebackene Oscar-Preisträgerin Charlize Theron („The Old Guard“) als Hauptdarstellerin und die MTV Filmproduktionsschmiede als Produzent an Bord zu holen. So stand der Fleischwerdung von Aeon nichts mehr im Wege.

Charlize Theron in Aeon Flux

Charlize Theron in Action!

Charlize Theron gegen eine Diktatur

Und so erzählt Kusama von einer Welt, in der 2011 alle Menschen von einer Seuche, ausgelöst durch einen unbekannten Virus, dahingerafft wurden. Wäre es Trevor Goodchild nicht gelungen, ein Gegenmittel zu finden, wäre die Menschheit wohl vollkommen ausgestorben. So erwischte es „nur“ 99 Prozent! Diese standen einer ihnen zunehmend feindlich gesinnten Natur gegenüber.

Dementsprechend verschanzten sie sich hinter den Mauern der letzten existenten Stadt namens Bregna. Freilich unter der Diktatur des Menschenretters Goodchild und seiner Helfershelfer, die als „Besitzer“ des Gegenmittels alle Macht für sich beanspruchten. Und dies über 400 Jahre hinweg, die sie scheinbar mühelos zu überdauern schienen.

Doch wo ein totalitäres Regime herrscht, gibt es immer auch eine Gegenbewegung – mit dem Namen Monican. Diesen Rebellen, die gegen Goodchild vorgehen, wo sie nur können, gehört auch Aeon an. Die gefährlichste, schnellste und effektivste Killerin der Rebellen.

Als ihre Schwester Una grundlos von den Polizeitruppen der Machthaber dahingemeuchelt wird, nimmt sie den ultimativen Auftrag mit Freuden an. Es gilt, Trevor Goodchild zu liquidieren. Kurze Zeit später steht sie vor dem Tyrannen und… zögert. Wieso scheint Goodchild sie zu kennen? Wieso nennt er sie Catherine? Wieso wirkt der ihr bisher fremde Name Catherine so seltsam vertraut? Ist in Bregna wirklich NICHTS so, wie es zu sein scheint?

Schaut in den Film hinein

„Aeon Flux“ hat vor allem eine nette Story

Nein! Und das ist gut so! Denn so kann „Aeon Flux“ vor allem handlungstechnisch mehr als nur einmal punkten. Hier setzt es Wendungen und Überraschungen, werden aus Freunden Feinde und andersherum, werden scheinbar klare Verhältnisse blitzschnell wieder gekippt und sitzt man diversen Finten auf. Als einen No Brainer kann man „Aeon Flux“ somit wahrlich nicht bezeichnen. Obendrein funktioniert das recht abenteuerliche Storykonstrukt hervorragend und hält die Spannung konstant oben. Was es auch dringend braucht, denn ansonsten fehlt es dem Film leider an Höhepunkten. Genauer: an actiontechnischen Höhepunkten.

Denn dass „Aeon Flux“ gerne ein Actionfilm wäre, sieht man an allen Ecken und Enden. Permanent werden Leute erschossen, aufgeschlitzt, durchbohrt und weggesprengt, entwickeln sich die meisten Story-Twists inmitten von Actioneinlagen und ist die zauberhafte Charlize Theron bestständig am Kicken, Springen und Fighten. Ergo ist die Leinwand beständig am Brennen, ABER es fehlen Szenen, die im Gedächtnis bleiben. Die Schauwerte im Actionbereich haben eine Halbwertszeit, die während des Abspanns endet.

Charlize Theron sexy in Aeon Flux

Gestylt ist in „Aeon Flux“ nicht nur die Frisur von Charlize Theron.

Selbst der groß vorbereitete Showdown rockt nicht wirklich. Zwar versucht man auf Biegen und Brechen, noch eine monumentale Actionszene zu lancieren. Ausgerechnet hier versagen dann aber die Effektkünstler, die ansonsten einen hervorragenden Job machen. Nicht falsch verstehen: Die letzten Szenen sehen schon eindrucksvoll aus, aber sie können ihre CGI-Herkunft keine Sekunde verbergen. Somit bleibt die Action wahrlich hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Was über die Story und die Action weit hinaus geht und noch lange nachwirkt, ist der Look des Filmes. Hier wird absolut glaubwürdig eine vollkommen andere, mehr als futuristisch anmutende Welt entworfen. Diese ist im Vergleich zu der Trickvorlage zwar deutlich gelackter und wirkt wie sauber geleckt, macht aber dem Grundprinzip des Filmes, dass nichts ist, wie es scheint, alle Ehre. Denn in dieser Welt kann sich alles gegen den Menschen richten – sogar Grashalme!

Fantastisch sind die vollkommen durchdesignten Interieurs der Häuser, die Outfits der Darsteller, ja sogar ihre Frisuren und Bartputze. Hier sitzt alles auf dem Punkt. „Aeon Flux“ offenbart einen Stilwillen, der Respekt abringt und den Film mehr als nur einen optischen Höhepunkt beschert. Highlight im Outfitbereich setzt Aeons „Nachtgewand“. Ein My weniger Stoff wäre nackt!

Diesem Designfeuerwerk gibt sich die Regisseurin auch absolut hin und versucht, so viele Details wie möglich ins Bild zu rücken. Dabei vergisst sie aber ein wenig, dass man heute auch mit Perspektiven und Einstellungen Erstaunen im Publikum erzeugen kann – kurz: Ihre Regie wirkt ein wenig uninspiriert, ja dröge.

Aeon Flux langt hin

Aeon haut einen Lump aus den Latschen!

Was über das Produktionsdesign und die Ausstattung hinaus ebenfalls lange im Gedächtnis bleibt, ist Aeon beziehungsweise ihre Darstellerin. Charlize Theron im hautengen, schwarzen, sexy Bodysuit war niemals erotischer! Alleine die schwarze Kurzhaarfrisur, die sie hier aufträgt, ist ein echter Burner und wird mehr als einmal genutzt, um diverse Bereiche ihres Gesichtes neckisch zu verdecken. Zudem kommt der hochgeschossenen Südafrikanerin mit den Modelmaßen ihre langjährige Ballettausbildung mehr als einmal zu Gute.

So elegant und grazil habe ich lange niemanden mehr kicken sehen. Alleine schon durch ihre Körperhöhe und ihre langen Beine wirken alle Bewegungen – seien es Überschläge, Salti oder High Fly Aktionen – wie in die Leinwand hinein gegossen. Grandios. Doch auch die harten Einlagen stehen ihr verdammt gut und wirken absolut glaubwürdig. Es ist also kein Wunder, dass Charlize Theron auch nach „Aeon Flux“ noch einige actionlastige Rollen annehmen sollte.

Der Rest des Castes schlägt sich wacker, hat aber Probleme gegen die Charlize-Show anzukommen. Zu erwähnen seien der niemals sympathischer gewesene Marton Csokas („The Equalizer“), der fiese Jonny Lee Miller („The Covenant“) und die Schwergewichte Pete Postlethwaite („Alien 3“) und Frances McDormand („Darkman“) in Kleinstrollen.

Recht höhepunktlos kommt der Score von Graeme Revell daher. Zwar kann er das Geschehen zumeist recht treffend untermalen, aber wirklich im Gehörgang hängen bleibt nichts. Es gibt nicht einmal ein brauchbares/griffiges Aeon-Theme. Schade.

„Aeon Flux“ kommt nicht an die animierte TV-Serie heran

Und damit schließt sich der Kreis. Ein durchschnittlicher Score, ohne Herzblut inszenierte Action (bei der die PG-13-typische Blutleere noch das geringste Problem ist) und eine etwas müde Kameraarbeit prallen auf eine durch und durch interessante Story, eine grandiose und detailreiche Ausstattung und den funkelnden Diamanten Charlize Theron, die den Film von Minute eins an an sich reißt und mühelos beherrscht. Eines muss jedoch klar sein: An die subversive Zeichentrickvorlage kommt die zu glatt-gebügelte Verfilmung niemals heran.

06 von 10

DVD und Blu-ray zum Film kommen von Paramount Pictures Home Entertainment. Diese waren mit einer Freigabe ab 12 allesamt ungeschnitten. Am 23. Oktober 2025 brachte das Label den Film erstmals auch als 4K UHD im Steelbook heraus.

In diesem Sinne:
freeman

Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Paramount Pictures__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

Tagged as: , , , , , , , , , , , ,

Wie Viele Actionnerds gibt es?

  • Keine Sorge, du bist mit deiner Vorliebe nicht allein! Uns besuchten bereits 20581986 andere Actionnerds