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Christmas of the Dead

Originaltitel: Christmas of the Dead__ Herstellungsland: Schweden__ Erscheinungsjahr: 2025__ Regie: Albin Glasell__ Darsteller: Lilly Bengtsson, Agnes Gester, Albin Glasell, Robin Ahlqvist, …

Christmas of the Dead

Den Kurzfilm kann man sich hier anschauen (OmeU)!

Anfang November 2024 hatte ich im Rahmen eines Trips in den Norden Europas das Vergnügen, in Schweden einen Kurzauftritt in einem humorig-weihnachtlichen Action-Horror-Short zu absolvieren – welcher nun (pünktlich zum 4. Advent 2025) free for all auf „YouTube“ verfügbar ist: „Christmas of the Dead“. Meine Reise begann im norwegischen Oslo – bevor ich dann über die südliche Grenze nach Göteborg weiterzog, wo ich die Tage rund um Halloween verbrachte: U.a. mit Sightseeing, meinem bis dato zweiten Besuch des dortigen Kunst-Museums, einem zum Datum passenden Screening des immer wieder sehenswerten 1978er John Carpenter Klassikers sowie des Ausklangs jenes All-Hallows-Eve-Abends in dem entsprechend atmosphärisch dekorierten „Liseberg“-Freizeitpark – mächtige Kreatur-Figuren, über 200 kostümierte Schausteller, etwa 30.000 Kürbisse und diverse „Spuk-Häuser“ inklusive (siehe dazu Simon Sandquist’s sich innerhalb genau dieses außergewöhnlichen Settings entfaltenden 2023er SlasherKarusell“)…

Meine nächste Etappe – und zwar die, die im Vorliegenden von Relevanz ist – führte mich in die knapp 75 Kilometer entfernte Küsten-Stadt Varberg – wo ich mich in das Hotel eines lokalen Golf-Clubs einquartierte sowie am folgenden Morgen zum „Tofta Bygdegård“-Gemeindehaus (ein Stückchen nordwestlich) aufbrach, in welchem der Shoot nun stattfand, nachdem man nicht mehr in einer der Kirchen der Gegend drehen konnte Schrägstrich durfte, in der man Monate zuvor bereits ein wüstes Promo-Video für eine dem Projekt zugehörige Crowdfunding-Kampagne realisiert hatte. In Anbetracht jenes gefiel dem örtlichen Klerus das Entstehen eines Werks mit einem solchen Inhalt auf jenem „heiligen Boden“ nämlich plötzlich nicht mehr so wirklich – also wich man letzten Endes auf diese ein paar Wochen später neu aufgetane Möglichkeit in dem genannten Dörfchen ganz in der Nähe aus, da der Umfang der sonst „gewünschten“ Veränderungen am Skript nicht in Frage gekommen war…

Nach einer netten Begrüßung durch die Cast und Crew, von denen viele in der Region ansässig waren und sich im Vorhinein schon kannten, ging’s prompt ans Make-up – für welches bei mir Julia Nord und Ellen Rolf verantwortlich zeichneten. Meine Rolle war die eines Zombie-Mönchs – und während man im Veranstaltungs-Saal fleißig mit Szenen zugange war, die sich im fertigen Film im Innern der Kirche abspielen, konnte ich mich im Zuge dieser ungefähr zwei Stunden in der Maske prima mit allen Zugegenen unterhalten. Generell war die Stimmung sehr herzlich – alle waren mit merklichem Spaß bei der Sache. Am frühen Nachmittag stieß ich zu den anderen direkt am Set mit dazu – erst einmal im Background bei verschiedenen Einstellungen – bevor mein „großer Auftritt“ anstand, bei dem sich der Weg der beiden Leads mit meinem kreuzt. Eine Handvoll Takes aus unterschiedlichen Perspektiven – daraufhin stracks erneut zum Schminken, da mein „Ableben“ noch weitere Arbeit der Mädels vonnöten machte…

Irgendwann am Abend war’s für die meisten dann geschafft – wohingegen „die Kerntruppe“ noch zu einer anderen Location hin wechselte. Zuvor hatten wir noch gemeinsam gesessen: Ein schön Schweden-typisches Köttbullar-Gericht. Anschließend noch etwas gequatscht, mir das Make-up abgewaschen sowie zurück in Richtung Hotel – wobei ich den freundlich geäußerten Hinweis unweigerlich leicht amüsant (da ungewohnt) fand, draußen bitte gut auf Elche zu achten, die zu der Zeit wohl gerade ziemlich aktiv waren (bis heute bin ich allerdings noch nie einem in der Wildnis begegnet). Binnen eines Jahres finalisiert, wurde „Christmas of the Dead“ der Öffentlichkeit (plangemäß) Mitte Dezember 2025 dargereicht – alles in allem 12 Minuten, 40 Sekunden lang laufend (im O-Ton mit englischen Untertiteln) auf dem offiziellen Kanal der kleinen dahinter steckenden Schmiede zu finden, welche seit ihrer 2022er Gründung Genre-Kost based on Folklore, Mythology and all the Beings that inhabit them produziert…

An die volkstümliche nordische Legende „De Dödas Julotta“ angelehnt, wird die Geschichte der Teenagerin Liv (Lilly Bengtsson) erzählt, für die nach dem spurlosen Verschwinden ihrer Mutter just ein weiteres Fest allein mit ihrem Vater (Albin Glasell) ansteht. Die Laune ist gedrückt – auch weil Mikael Liv dazu animieren möchte, selbständig am nächsten Morgen den traditionellen Tagesanbruch-Gottesdienst zu besuchen, da Elina das so gewünscht hätte. Also bricht sie in der späteren Nacht müde durch den Schnee zur Kirche hin auf – wo sie sich ein Psalmenbuch schnappt und sich auf eine vordere Bank in dem bloß spärlich hellen Hauptschiff niedersetzt. Rasch überkommt sie allerdings ein seltsames Gefühl: Sich umdrehend, erkennt sie erschrocken, dass die übrigen Personen im Raum allesamt Untote sind, die umgehend feindselig auf sie zu reagieren beginnen! Plötzlich schreitet da jedoch jemand ein – sich schützend zwischen sie platzierend: Es ist Elina (Agnes Gester) – welche ihrer „Berufung“ gefolgt war, (neben anderem) solche oder ähnliche Situationen zu verhindern…

Die zugrunde liegende Überlieferung besagt, dass vor dieser besonderen Messe der Menschen (jeweils am ersten Feiertag) die Geister der Verstorbenen immerzu auferstehen, um unter sich ihre eigene abhalten. In vergangenen Ären sollte die Story zugleich bewirken, dass die Leute in den wegen der Dunkelheit und des Wetters durchaus gefährlichen Wintern nicht zu früh aufbrachen – sprich: Sie sicherer an ihr Ziel kamen. In diesem Fall konnte Liv nicht richtig schlafen und ist daher einfach schonmal losgezogen – nur um somit ungeahnt in diese Überschneidung der Welten der Lebenden und Toten hineinzugeraten. Stets in der bzw. für die Kirche aktiv gewesen, hatte Elina für sich die harte Entscheidung getroffen, ihre Familie zugunsten einer ebenso speziellen wie wichtigen Rolle innerhalb der Ekklesia aufzugeben: Von da aus an war es zu ihrer „Mission“ geworden, in diesem der Normal-Bevölkerung verborgenen Bereich unserer Existenz „die Ordnung“ zu wahren – wenn nötig, mit Gewalt. Und angesichts der Lage, in der Liv nun steckt, ist letzteres augenscheinlich kaum mehr vermeidbar…

„Christmas of the Dead“ ist das bislang ambitionierteste Werk aus dem Hause „Sägen Film“. Entstanden u.a. mit Unterstützung der Region Halland, der Gemeinde Varberg sowie dank 84 Backer einer „Kickstarter“-Kampagne, bei der 106.276,- SEK (umgerechnet ungefähr 9.740,- Euro) zusammenkamen, hat Nebendarsteller, Produzent, Skript-Autor und Regisseur Albin Glasell („Star Beast“) eine moderne Variante einer in seiner Heimat verwurzelten folkloristischen Erzählung kreiert, indem er jene inhaltlich und stilistisch mit Action- und Horror-zentrischen Einflüssen und Elementen neu ausgestaltete – welche ihrerseits auf sein Faible für gewisse trashy Grindhouse-Flicks sowie Streifen von George A. Romero, Lucio Fulci, Sam Raimi und Co. zurückzuführen sind. Zudem ist auch ’ne ordentliche Schüppe an Humor (öftermals schräger oder schwarzer Beschaffenheit) sowie gar was fürs Herz vertreten – resultierend aus dem (für beide unerwarteten) Wiedersehen von Liv und ihrer Mutter; woraufhin Entscheidungen und Ansichten hinterfragt werden sowie Liv’s Selbstvertrauen Bekräftigung erfährt…

Sobald die Zombies Liv zu ergreifen versuchen, wechselt Elina quasi in den „Krieger-Modus“ und nimmt den Kampf auf – mit Fäusten, Kicks, einem Kruzifix-Nunchaku sowie Schüssen aus antiken Pistolen. Blut spritzt, Schädel explodieren, Wunden werden gerissen sowie Köpfe von Schultern getrennt – fast alles davon in Form von CGIs; durchaus mit dem Comic-haften Vibe des Ganzen harmonierend. Darüber hinaus wird Liv anfangs energisch beim Egoshooter-Zocken gezeigt – übrigens ein „Easter Egg“ in Bezug auf zwei vorherige Shorts Glasells – was ihr wiederum zugutekommt, als sie von Elina inmitten des all des Chaos eine doppelläufige Schrotflinte (als X-Mas-Geschenk) erhält. Mit immer mehr Gegnern zu ihnen hereinströmend, markiert es ihre beste Chance, oben im Turm die Glocke zu läuten – da die Untoten dann denken würden, die Messe (und ihre diesjährige Zeit an diesem Ort) sei zu Ende. Geschwind begibt sich Liv daran – während sich Elina indes darum bemüht, ihr dafür den Rücken so effektiv und lange wie möglich freizuhalten…

Über die Performances Agnes Gesters („Mirror Lake“), Glasells, Newcomerin Lilly Bengtssons sowie Robin Ahlqvists („Eva & Adam“) – welcher den Haupt-Antagonisten hier verkörpert – muss man sich genauso wenig ernsthaft beklagen (nicht nur da sie keine Schauspiel-Profis sind) wie über einzelne „ungeschliffene“ Dialogzeilen oder Momente, in denen man dem Gebotenen sein limitiertes Budget ansieht. Klar, hätte es mehr hergemacht, in einer echten Kirche zu drehen – doch trägt das (wie auch die Kostüme und Make-up-Arbeit) mit zum Charme bei und sollte eigentlich niemanden wirklich verstimmen; zumal Eigenschaften wie das locker-beschwingte „Augenzwingern“ (samt cheesy Oneliner), die anständig konzipierte Entfaltung, das relativ flotte Tempo, der dynamisch-coole Score Erik Engbos („Yule Cat“) sowie die ebenfalls von ihm stammende Bebilderung positiv zu erwähnen sind (die kräftigen Farben sowieso). Meines Erachtens hat sich das Engagement der Beteiligten gelohnt: „Christmas of the Dead“ ein netter kleiner Kurzfilm geworden.

7 von 10

Stefan Seidl

Christmas of the Dead

(© Sägen Film)

Christmas of the Dead

(Behind-the-Scenes-Pics © Stefan Seidl)

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Copyright des „Christmas of the Dead“ Poster- und Promomotivs sowie der Screenshots: Sägen Film (in association with Virgo Film)__ Freigabe: Not Rated__ DVD/BluRay: nein/nein

 

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Categorised in: Actionfreunde live vor Ort, the Horror Pit

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