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Bad Ass

Originaltitel: Bad Ass__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Craig Moss__Darsteller: Danny Trejo, Ron Perlman, Charles S. Dutton, Patrick Fabian, Joyful Drake, John Duffy, Harrison Page, Winter Ave Zoli, Craig Sheffer, David A. Arnold, Jennifer Blanc u.a.
Bad Ass

In „Bad Ass“ von Craig Moss räumt Danny Trejo in der Titelrolle auf

2010 machte das virale Video des sogenannten Epic Beard Man die Runde, der dabei gefilmt wurde, wie er nach einem Streit an Bord eines Busses angegriffen wurde, den wesentlich jüngeren Angreifer allerdings niederschlug, woraus Regisseur und Co-Autor Craig Moss (auch verantwortlich für die Sequels „Bad Ass 2: Bad Asses“ und „Bad Ass 3“) gleich einen ganzen Film strickte.

Dabei wird der Moment kontextualisiert und umgedeutet: Stritt sich im Video ein Schwarzer mit dem weißen Bartträger und war der Grund für den Streit nicht wirklich klar, vielleicht die Folge eines Missverständnisses oder sogar eines (ungewollt?) rassistischen Kommentars durch den Bärtigen, so ist die Sache in „Bad Ass“ klar: Zwei Skinheads belästigen die Passagiere eines Busses, vor allem einen älteren Schwarzen, doch der barttragende Hot-Dog-Verkäufer und Vietnamveteran Frank Vega (Danny Trejo) haut den Unruhestiftern vor die Moppe, nachdem sie seine Schlichtungsversuche ignorieren und ihn attackieren.

Das Gedankenspiel beginnt jedoch erst an diesem Punkt und gibt dem rüstigen Senior einen Hintergrund: Frank ist ein vom Leben enttäuschter Veteran, der für sein Land in den Krieg zog, aber nach mehreren Jahren Dienst und verletzungsbedingter Rückkehr mehrere Tiefschläge einstecken musste: Die Jugendliebe hatte inzwischen jemand anderen geheiratet, seine Talente waren auf dem Arbeitsmarkt nichts wert und die vermeintliche Übergangslösung des Hot-Dog-Verkäuferdaseins wurde zum Dauerzustand, der inzwischen durch großformatige Food-Trucks in Gefahr ist. Damit reflektiert „Bad Ass“ nicht nur den Frust vieler Arbeiterklasse-Amerikaner, sondern passt auch ins seit „Taken“ und „The Expendables“ beliebte Genre des Altherren-Actionfilms, das Trejo schon mit „Machete“ bediente und an dessen Werbespruch („They fucked with the wrong Mexican“) sich auch der Slogan auf dem „Bad Ass“-Poster hält: „They messed with the wrong senior citizen“.

Doch der Aufhänger für den Feldzug des toughen Seniors sind nicht ein paar dahergelaufene Skinheads, sondern Gangster, die seinen besten Kumpel Klondike Washington (Harrison Page) umnieten. Da die Polizei untätig bleibt, geht Frank selbst auf die Jagd nach den Tätern…

httpv://www.youtube.com/watch?v=ci5S-hazgVo

Bad Ass

Er ist der Bad Ass: Frank Vega (Danny Trejo)

Das artet nicht dann freilich nicht in die aufwändige und durchchoreographierte Action diverser Neeson-Vehikel, der Entbehrlichen oder eines „John Wick“ aus, sondern orientiert sich in erster Linie an „Death Wish“. Wie der rote sehende Charles Bronson räumt Frank Vega unter dem Gesocks der Stadt auf, wenn auch zielgerichteter als im Erstling, in der Verbrechersuche eher mit späteren Sequels wie dem vierten „Death Wish“-Film zu vergleichen. Dabei bleibt das Ganze bodenständig, vor allem klassische Faustkämpfe mit rohem Charme stehen auf dem Plan, die Schießeisen sprechen dagegen kaum und im Finale verwendet man Stock Footage aus der Busjagd von „Red Heat“ – im Gegensatz zu Nulpen wie Jim Wynorski bemüht sich Craig Moss aber um ein Anpassung eingekauften Materials in den Restfilm durch Farbfilter und ähnliche Scherze, sodass der Einsatz des Stock Footage eigentlich nur bei Kenntnis des Originalfilms auffällt.

Dass man beim Showdown auf Busse zurückgreift, passt zum Film, schließlich ist Frank sonst als Buspassagier unterwegs, wenn er verschiedene Zeugen abklappert und neuen Beweisen nachgeht, was visuell ganz hübsch auf der Straßenkarte nachgezeichnet wird. Neues Terrain schließt Craig Moss dabei freilich nicht: Nach und nach arbeitet sich Frank an immer neuen Schlägern ab, erhält an jeder Station einen neuen Hinweis und arbeitet sich episodenhaft zu den Drahtziehern vor, die genregemäß natürlich einen größeren Finsterplan haben. Dass die wesentlich jüngere Nachbarin Frank verfällt gehört zu den weniger überzeugenden Subplots des Films, der recht holzschnittartig bekannte Genreschablonen nachzeichnet und auf große Überraschungen verzichtet.

Bad Ass

Panther (Charles S. Dutton) und Bürgermeister Williams (Ron Perlman) führen nicht unbedingt Gutes im Schilde

Immerhin versteht „Bad Ass“ es besagte Schablonen mit Leben zu füllen, wenngleich der Film dabei nicht immer kohärent ist. Einerseits gibt sich das Ganze immer etwas selbstironisch, indem der Film mit Onelinern aufwartet, einigen Witz besitzt (nett: Der Running Gag um die Erklärung des Flashdrive) und Auftritte seines Helden mit einem eingängigen Hip-Hop-Song untermalt, dessen Worte „I’m a Bad Ass“ zur Hymne des Ärsche tretenden Frank werden. Verweise auf den viralen Clip finden sich auch, etwa wenn der letzte niedergeschlagene Bösewicht beim Verlangen nach einer Ambulanz nur noch „I need amber lamps“ herauskriegt, so wie der Schlägereiverlierer aus dem originalen Video. Andrerseits versuch sich „Bad Ass“ auch an ernsten Seiten, dazu gehört die überraschend einfühlsam erzählte Hintergrundgeschichte Franks, der gerne einmal den besten Tag seines Lebens inmitten all der Enttäuschungen erleben möchte, sowie sozialkritischer Blick auf das Leben in den Armutsvierteln von L.A., den „Bad Ass“ allerdings mit der ganz groben Kelle nachzeichnet: Nicht nur wird erwähnt, dass der Tod eines Weißen von zig Cops untersucht wird, nein, der Film muss auch noch zeigen wie die vier Polizisten, die Klondikes Mord aufklären sollen, lieber die Zeit im Büro verdödeln.

Musste Danny Trejo („Dead in Tombstone“) sonst vor allem böse gucken oder betont cool wirken, so überrascht er hier mit einer für seine Verhältnisse überraschend nuancierten Performance. Ein großer Schauspieler ist an dem B-Veteranen immer noch nicht verloren gegangen, aber in „Bad Ass“ beweist er, dass er mehr kann als ihm zugetraut wird. Ron Perlman („Blade 2“) als Bürgermeister in gerade mal drei Szenen zu sehen, Charles S. Dutton („Surviving the Game“) hat etwas mehr zu tun, legt dabei aber eine launige, wenn auch manchmal etwas overactete Darbietung aufs Parkett. Akzente setzen TV-Seriengesicht Patrick Fabian („Veronica Mars“) als befreundeter Cop, Winter Ave Zoli („Psych:9“) als halbseidene Masseuse und John Duffy („Bite Me“) als frecher Nachbarsjunge, der immer wieder (recht lustige) Witze über Franks Alter macht. Etwas blass bleibt Joyful Drake („Catch Hell“) in der Rolle seiner Mutter, Amber Lamps (noch eine Anspielung auf den Epic Beard Man), so wie auch die meisten niederen Fieslingschargen eher austauschbar erscheinen.

So bebildert „Bad Ass“ in erster Linie bekannte Selbstjustizmuster, hat aber einige nette visuelle Einfälle, einen überraschend starken Danny Trejo und erkennbare Ambitionen zu bieten, auch wenn letztere etwas zwischen ausgestellter Retro-Coolness und ernsteren Ansätzen hängen bleiben. Die Action ist wenig spektakulär, aber angenehm roh und das offensichtliche CGI-Blut trägt zum Billigcharme des Films bei. „Bad Ass“ begeistert vielleicht nicht, aber hat durchaus was.

Knappe:

In Deutschland ist der Film bei Universal ungekürzt mit 18er-Freigabe auf Blu-Ray und DVD erschienen und liefert an Bonusmaterial neben dem Trailer zum Film einen Audiokommentar von Craig Moss.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Universal__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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