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U.S. Seals

Originaltitel: U.S. Seals__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1999__ Regie: Yossi Wein__Darsteller: J. Kenneth Campbell, Greg Collins, Hayley DuMond, Jim Fitzpatrick, Geff Francis, James Hicks, Jenny McShane, Ty Miller, Justin Williams, Burnell Tucker u.a.
U.S. Seals

Miese Spezialeinheiten-Action satt: “U.S. Seals”

In den europäischen Meeren und jenen des Nahen Ostens kommt es immer häufiger zu Überfällen von hochgerüsteten Piraten, die offensichtlich ganz genau wissen, wann sie wo zuschlagen müssen und welche Beute auf sie warten wird. Die Drahtzieher sind dabei vollkommen unbekannt. Eines Tages landen die amerikanischen Geheimdienste einen Zufallstreffer und machen eine ehemalige türkische Bohrstation vor der bulgarischen Küste als Basis der Piraten aus.

Sofort werden Mike Bradley und sein Team aus Navy Seals losgeschickt, um die Basis zu zerstören und die Lumpen dingfest zu machen. Die Bohrstation nehmen Mikes Mannen im Handstreich, meucheln dabei allerdings auch den Bruder eines noch wichtigeren Gangsterbosses, der nun natürlich Vergeltung fordert. Diese Gier nach Rache bezahlt Mike teuer. Seine Frau stirbt im Feuer einer Autoexplosion. Sein Sohn entkommt nur durch einen Zufall.

Nun ist Mike richtig sauer. Auf eigene Faust will er die im Ostblock operierenden Lumpen ausrotten. Doch freilich lassen ihn seine Kameraden nicht im Stich. Gemeinsam marschiert man in Kasachstan ein und sorgt für eine Menge Weltfrieden…

httpv://www.youtube.com/watch?v=DzGcrpQKR0c

Sozusagen. „U.S. Seals“ ist in seiner Handlung, seinen Abläufen und seinen Figurenkonstellationen typisches B-Actionkino seiner Zeit. Damals hatte man gerade die Strahlkraft diverser Spezialeinheiten erkannt und sie in Filmen zu Dutzenden auf die Actionfans losgelassen. Navy Seals, Delta Force, Green Berets, kaum eine Kampf- und Spezialeinheit der amerikanischen Streitkräfte blieb verschont. Rundherum drapierte man eine höchst dünne Story, besetzte ein paar kernige Typen und ließ anstelle ihrer Münder am liebsten die Waffen „sprechen“. Und genauso funktioniert „U.S. Seals“.

Leider hatten die Macher aber offensichtlich nicht genügend Geld für blöd rockende Daueraction, weshalb in dem Film erstaunlich viel gelabert wird. Leider geraten die zwischenmenschlichen Konversationen so schmierig, schmalzig und seifig, dass man irgendwann gar nicht mehr anders kann, als beständig zu spulen. Vor allem, da einem die unter den hirnrissig bekloppten Dialogen tönende Musikspur obendrein den letzten Nerv raubt. Und eines ist natürlich gesetztes Genre-Klischee: Wer soeben noch zu viel über sich und seine Familie laberte, stirbt fünf Minuten später den „Nein, bleib bei mir!“ Heldentod. Was den Film freilich extrem vorhersehbar macht… nicht dass er sonst über eine ansprechende Spannungsdramaturgie verfügen würde.

Ein einziger Offenbarungseid sind die Darsteller. Vor allem Mike-Bradley-Darsteller Jim Fitzpatrick kann nur als schlechter Witz klassifiziert werden. Im Deutschen mit der markigen Van-Damme-Synchro ausgestattet, wirkt er trotzdem wie der letzte Waschlappen. Weder hat er irgendwelches Charisma, noch wirkt er als Anführer in irgendeiner Form glaubwürdig. Seine hilflose Mimik bei den ausgekotzten Dialogzeilen ist ganz ganz großes Kino. Kurz davor war er im Übrigen als Anführer einer Delta-Force-Einheit in „Operation Delta Force III“ unterwegs, wo er bereits einigen Mitwirkenden von „U.S. Seals“ vor und hinter der Kamera über den Weg lief. Eben weil die Produktionsfirma Nu Image in dieser Zeit massiv im großen Spezialeinheiten-Teich fischte.

Und hört man Nu Image, weiß man, wie die Action ausschaut: Es gilt die alte Faustformel: Es wird irre viel geballert und fast nix getroffen. Vergleicht man dann das Ergebnis mit den damals gängigen Streifen, ist die hier gebotene Action nichts Besonderes. Beständig wird geballert, andauernd explodiert etwas und es gibt die eine oder andere aufwändige Szenerie zu bestaunen. ABER vergleicht man das hier Gebotene in seinem Aufwand mal mit dem heutigen B-Action-Ausstoß wird hier schon fett geprotzt! Offensichtlich war die bulgarische Armee bereit, Soldaten, Waffen und Fahrzeuge zu sponsern. Dementsprechend ist der Bodycount doch ganz nett und vor allem gibt es einige Actionmomente, die sich der normale B-Actioner heute gar nicht mehr leisten kann.

Highlight ist dabei eine Querfeldein-Verfolgungsjagd zwischen zwei MTWs, die dank eines schrägen Anschlussfehlers auf einem belebten Marktplatz endet, wo die beiden Kampfgefährte alles platt walzen (Darunter auch ein Trabant!) und so manche Stuntmen erst in den letzten Sekunden aus dem Weg hüpfen dürfen. Auch unmotiviert eingebundene, aber hübsch aussehende Explosionen verstärken den Spektakel-Faktor enorm. Dementsprechend ist man gerade bei dem Faktor Action sehr hin und hergerissen. Ist die Filmaction nun nur unterer Durchschnitt (im Vergleich zu ähnlichen Produktionen jener Zeit) oder doch durchaus amtlich (im Vergleich zu heute).

In jedem Fall ist die Action recht schludrig umgesetzt. Man erkennt, dass die Eröffnungs-Actioneinlage und der Showdown im selben Setting spielen. Rampen für durch die Gegend fliegende Autos sind schlecht getarnt. Bloodpacks sind Mangelware. Kunstblut erst recht. Befestigte Stellungen zersplittern bei Explosionen in Pappmaché-Kügelchen. Stock Footage hat es vor allem im Umfeld der Piraterie-Szenen. Die Seals treffen mit ihren Endlosmagazinen alles sofort, die Gegner treffen nicht einmal, wenn sie minutenlang zielen und und und. Hier schaut dann immer mal wieder das Unvermögen der beiden Nixkönner Mark Roper (Produktion) und Yossi Wein (Regie) durch.

So hat Roper auch als Regisseur einige Filme amtlichst versenkt (Man denke an die Gary Daniels Flops „Queen’s Messenger“ und „City of Fear“) und der als Kameramann mehr als solide arbeitende Yossi Wein kann unter seinen bislang zehn Regie-Arbeiten nicht eine einzige wirklich brauchbare verbuchen. Dahingehend stellt auch „U.S. Seals“ keine Ausnahme dar. Die Story ist Schrott. Die Dialoge sind noch schrottiger. Die Darsteller sind eine Katastrophe und als Spezialeinheit schlichtweg unglaubwürdig (zählt einfach mal mit, wie oft man sich hier gegenseitig durch die Feuerlinie rennt!). Die Action ist unvorteilhaft über den Film verteilt und ballt sich massiv an Anfang und Ende des Streifens. Und so wirklich kicken will sie auch nicht. Vom Aufwand her wäre die Möglichkeit dazu da gewesen. Nur fehlte es auf Seiten der Macher an den Fähigkeiten… Das Beste allerdings kommt zum Schluss: Dieser Film erhielt eine Fortsetzung. Und die rockt mal wirklich!

In diesem Sinne:
freeman


……


Ein Qualitätsgarant ist der für stark schwankende Klasse stehende Name „Nu Image“ ja gemeinhin nicht, doch was die B-Schmiede mit diesem unterirdischen Machwerk ablieferte, ist schon dreist billig. Gemeinhin kommt es ja nicht oft vor, dass die Fortsetzung eines Films gleichzeitig berühmter und besser ist, doch an den bei Teil 2 Regie führenden Ausnahmekönner Isaac Florentine will ich hier gar nicht denken, denn dann erscheint dieser von Murksregisseur Yossi Wein inszenierte Schund gleich noch grottiger als er sowieso schon ist.

Special-Forces-Filme gibt es ja wie Sand am Meer, egal ob im A- („Navy Seals“) oder B-(„Operation: Delta Force“)Genre, doch einen derart uninspirierten, lustlos gemachten, niedrig budgetierten und handwerklich unheimlich billigen Vertreter wie „U.S. Seals“ findet man wahrlich nur selten.

Schon die wirr zusammengeschusterte Story unterbietet den minimalistischen Standard des Genres beinahe noch: Weitgehend zusammenhanglos kämpft eine Seal-Einheit gegen eine Bande neuzeitlicher Piraten, zwischendrin kommen ein paar geliebte Freunde und Verwandte um und ein Sinn ist in dem ganzen nur schwerlich zu erkennen.

Tatsächlich gibt es an „U.S. Seals“ fast überhaupt nichts, was auch nur ansatzweise gelungen ist: Ein Budget scheint nichtexistent, weshalb man in Bulgarien drehte und alle aufwendigeren Aufnahmen sich ausschließlich aus Stock Footage zusammensetzen. Der Cast ist ein grausam untalentierter Haufen unterirdisch agierender, blasser No Names, die Dialoge hölzern, die Story dämlich. Die Seals selbst agieren nicht wie eine Spezialeinheit, sondern rennen während aller Kämpfe völlig unkoordiniert durch die Gegend, laden nie nach und zielen müssen sie auch nie.

Macht aber nichts, da man offensichtlich nicht mal Geld für umfallende Statisten hatte, denn erschossene Badguys kriegt man nicht wirklich oft zu sehen. Dementsprechend unterirdisch ist dann auch die Action insgesamt, Geld war sowieso keines da und nicht einmal die simpelsten Schusswechsel vermochte der gute Yossi mit etwas zu würzen, das man auch nur ansatzweise als „spektakulär“ betiteln könnte. Zwei nette – aber absolut sinnlose – Autostunts sind diesbezüglich schon das einzig halbwegs akzeptable, doch das rettet bei weitem nichts mehr.

Überhaupt wirkt die ganze Inszenierung des Films so lustlos, uninspiriert, billig und hingewurschelt, dass man zu dem Ergebnis kommen muss, dass wohl keiner der Mitwirkenden an diesem Machwerk in auch nur irgendeiner Form Gefallen gefunden hat. Filmfehler gibt es in unzählbaren Maßen, die Schauplätze sind billig, die Action lahm, die zur Lückenfüllung bemühten Familienkitsch-Elemente peinlich, Spannung kommt bis auf einen kurzen Moment gegen Anfang sowieso nicht auf – was ist hieran also überhaupt noch gut? Richtig, nichts.

Fazit: Hundsmiserabel übler Special-Forces-C-Müll mit hirnrissiger Handlung, talentfreien Schauspielern, billig gemachten Explosionen, dilettantisch und lustlos inszeniert, voller Stock Footage – hab’ ich noch was vergessen? Egal, war sicher auch grottig.

© Ed Hunter

Auf DVD und Blu-ray sucht man den Film bei uns vergeblich. Im TV läuft er ab und an auf Sendern wie Vox oder Tele 5. In Großbritannien werden Fans physischer Datenträger bei dem Label Hollywood DVD fündig.

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