Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Freelance

Originaltitel: Freelance__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Pierre Morel__Darsteller: John Cena, Alison Brie, Alice Eve, Marton Csokas, Christian Slater, Juan Pablo Raba, Molly McCann, Julianne Arrieta, Sebastian Eslava u.a.
John Cena ballert sich durch Freelance

John Cena ballert sich durch “Freelance”.

Die neue Actionkomödie von Pierre Morel („96 Hours“) startet furios. In einer beeindruckenden POV-Sequenz werden wir durch das bisherige Leben des Hauptcharakters Mason Pettits gehetzt. Am Ende erfahren wir, dass sein letzter Einsatz für die US-Army in einem Desaster endete. Er überlebte schwer verletzt, viele seiner Kameraden starben. Inzwischen verdient er seine Brötchen als Anwalt… und er hasst es. Auch für das Familienleben scheint er nicht geschaffen. Seine Ehe ist kaum mehr als ein Trümmerfeld.

Da steht auf einmal sein ehemaliger Kamerad Sebastian vor ihm. Der leitet inzwischen einen privaten Sicherheitsdienst, der weltweit operiert. Er offeriert Mason einen Job. Die Journalistin Claire Wellington plane ein Interview mit dem Autokraten des Fantasiestaates Paldonia und Mason soll als ihr Bodyguard in der Bananenrepublik fungieren. Das alles klingt für Mason zu verlockend – bis auf eine Ausnahme: Der Autokrat Juan Venegas ist der Mann, den Mason für das Scheitern seines letzten Armee-Einsatzes verantwortlich macht.

Trotzdem sagt er zu. In Paldonia läuft dann alles sehr schnell aus dem Ruder. Der Neffe von Venegas putscht diesen aus dem Amt. Das Land droht im Chaos zu versinken und Mason muss alles geben, damit er und seine Schutzbefohlene heil aus dem Land herauskommen.

Schaut in die Actionkomödie hinein

Pierre Morel schickt John Cena in den Dschungelkrieg

Nach „96 Hours“ galt Pierre Morel vielen als neue Hoffnung des Actionkinos. Doch nach dem Knaller ging es nach Meinung ebenso vieler rapide bergab. Meiner Meinung nach hat der Franzose mit „The Gunman“ allerdings nur einen echten Stinker im Portfolio, mit allen anderen Streifen wusste ich mich weitgehend immer zu arrangieren. Und genau das gilt nun auch für „Freelance“.

Der erfindet das Genre der Actionkomödie ganz sicher nicht neu, bedient deren Klischees aber solide und weiß eigentlich immer zu unterhalten. Vor allem die furiose Einführung von Mason und der flott getaktete Start in „Freelance“ wissen absolut zu überzeugen. Auch die Einführung von Alison Bries („Promising Young Woman“) Claire funktioniert prächtig und das grundlegende Screwball-Comedy-Feeling ist schnell etabliert. Trifft hier doch eine zickige Erfolgsjournalistin auf die taffe, sehr geerdete Kampfmaschine.

Dann knallt auch schon die erste Action los. Auf einer Brücke überschlagen sich explodierende Karren, Menschen zerplatzen auf der Windschutzscheibe und echte Bloodpacks verspritzen ihren Inhalt! Morel wird auch im weiteren Verlauf überwiegend auf Handmade-Effekte und nur selten auf CGIs setzen. Dafür sind letztere umso gruseliger – vor allem die Rückprojektionen um unsere reitenden Helden sind mega gruselig.

John Cena, Alison Brie und Juan Pablo Raba in Freelance

John Cena, Alison Brie und Juan Pablo Raba (von links) in “Freelance”.

Auf jeden Fall sind unsere Helden und der Autokrat nach der Brückenactioneinlage zu Fuß im Dschungel von Paldonia unterwegs. Mehr und mehr beginnt nun Venegas-Darsteller Juan Pablo Raba („Peppermint“) jede einzelne Szene zu stehlen. Der Darsteller beginnt nach Belieben zu schalten und zu walten. Sorgt für tollen Humor. Vor allem der in „Freelance“ mal nicht gar so steif rüberkommende John Cena („The Suicide Squad“) profitiert stark von den gemeinsamen Szenen mit Raba.

Und rund um Rabas Figur hält das ansonsten nicht eben anspruchsvolle Drehbuch zahlreiche interessante Entwicklungen und Überraschungen bereit, die „Freelance“ gut stehen, die Erwartungen des Publikums unterlaufen und der Handlung alsbald einen ganz eigenen, interessanten Drive geben. Hier und da, das sei nicht verschwiegen, wirken diese Entwicklungen aber auch ein wenig zu kompliziert und bremsen den Film.

John Cena mit Wumme in Freelance

John Cena mit Wumme!

Leider wird die Action nach dem flotten Einstieg deutlich zurückgefahren. Eine Jagd zwischen einem Helikopter und Cena/Brie macht Laune, wirkt aber nicht hunderprozentig ausgekostet. Und bis zum Showdown passiert dann in Sachen Action eigentlich gar nichts mehr. In dieser Phase fällt überdeutlich auf, dass dem Film ein echter Bösewicht fehlt, der dem Film vielleicht immer mal wieder mehr Drive hätte mitgeben können. Zumal sich „Freelance“ in seinem Mittelteil immer mal wieder zieht, den einen oder anderen egalen Dialog zu viel auffährt.

Der als Fieswicht vorgesehene Marton Csokas („The Equalizer“) kommt dann tatsächlich erst in den letzten 30 Minuten im Film an – wenn der Showdown bereits anrollt. Wirklich ernstnehmen kann man ihn da nicht mehr, auch wenn das Drehbuch versucht, über seine Figur noch die eine oder andere Fehlstelle zuzufahren. Schade ist, dass der Film Christian Slater („El Gringo“) und Alice Eve („Replicas“) in mal wirklich total egalen Rollen versauern lässt. Slater etwa hätte man sehr gerne auch als Bösewicht aufbauen dürfen.

Heldenparty im Pierre Morel Dschungelactionfilm

Schon eine praktische Deckung, so ein Traktor.

Tja, und am Ende wirkt dann leider auch noch der Showdown durchwegs gebremst. Zwar wird viel geballert und der Bodycount ist ansprechend, zumeist wird aber im „Peng, du bist tot“-Modus gearbeitet. Ohne echte Highlights, Härten oder fette Explosionen. Hier hätte Morel gerne mal noch ein paar echte Höhepunkte lancieren dürfen.

Bei Look und Feel von „Freelance“ kann man sich nie beklagen. Morels Kameramann Thierry Arbogast setzt für die 40 Millionen Dollar teure Produktion die natürlichen Begebenheiten Kolumbiens, das Paldonia doubelt, äußerst ansprechend und in kinoreifen Bildern in Szene. In der Action wird es angenehm dynamisch und die Bebilderung ist immer übersichtlich. Absolutes Highlight ist der POV-Einstieg im „Hardcore Henry“-Stil. Der Score ist angenehm relaxed.

„Freelance“ liefert sympathische Unterhaltung

Die Actionkomödie wird jene, die von Pierre Morels Schaffen schon länger nicht mehr überzeugt sind, nicht bekehren. Alle anderen erhalten mit „Freelance“ lockere, leichte und sympathische Unterhaltung, die vor allem dank dem großartig aufgelegten Juan Pablo Raba mit ein paar köstlich humorigen Momenten aufzuwarten versteht. Auch die Paarung John Cena und Alison Brie funktioniert und sorgt für Kurzweil. Leider fehlen dem sehr oberflächlich geratenen Film eindrückliche Bösewichte und echte Actionhighlights. Auch hat „Freelance“ mindestens 15 Minuten zu viel auf der Uhr, was sich hier und da in nicht zu leugnendem Leerlauf niederschlägt.

5 von 10

Splendid Film bringt den Film am 5. Oktober 2023 in die deutschen Kinos. In den USA kassierte er für einige blutigere Momente und diverse Fucks ein R-Rating, in Deutschland gab man sich mit einer FSK 12 zufrieden.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film / Santiago Garcia / AGC STUDIOS__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 5. Oktober 2023 im Kino

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