Originaltitel: No Dead Heroes__Herstellungsland: USA/Philippinen__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Junn P. Cabreira__Darsteller: Max Thayer, John Dresden, Nick Nicholson, Toni Nero, David Anderson, Mike Monty, Steve Rogers, Paul Vance, Warren McLean, Harry Lausman, Joe Collins u.a. |
Nach dem Erfolg von „Rambo II“ und „Missing in Action“ sprossen die billigen Dschungel-Actionfilme mit Vietnambezug aus dem Boden, gerne auf den Philippinen gedreht und als US-Produktionen ausgegeben, weshalb Regisseur Junn P. Cabreira für „No Dead Heroes“ alias „Geheimcode Leopard“ das Pseudonym J.C. Miller wählte.
Von leopardischen Geheimcodes ist zwar im Film nichts zu sehen und zu hören, dafür reichlich Klischees. Der Auftakt spielt in Vietnam, wo alle Kriegsparteien den möglichst stereotypen Beschäftigungen nachgehen. Die G.I.s beschweren sich, dass es ihnen an Luftunterstützung und ähnlichen Hilfen mangelt, der Vietcong hockt in seinem Höllencamp und foltert amerikanische Kriegsgefangene zu Tode, natürlich unter russischer Anleitung, hier vertreten durch den KGB-Offizier Ivan (Nick Nicholson) – wie sollte diese Figur auch sonst heißen. Auch wenn Ivan eine wandelnde Leichenfabrik mit kurzer Lunte ist, so hat er sogar ein Ziel, denn er will einen CIA-Agenten unter den Gefangenen ausfindig machen.
Um das zu verhindern, schickt der zuständige CIA-Einsatzleiter eine Horde US-Soldaten los, um die Gefangenen zu befreien und den Agenten notfalls zu eliminieren. Was genau dieser Plan bezweckt, was der CIA-Kontakt weiß, wer er überhaupt ist und woran die G.I.s ihn erkennen könnten – all das bleibt das Geheimnis von Regisseur und Co-Autor Cabreira („Magic Kombat“). Er muss es ja auch nicht groß erklären, denn identitätslose Gefangene, identitätslose Vietnamesen und beinahe identitätslose US-Soldaten gehen fast samt und sonders drauf bei dem Befreiungsversuch, bei dem man immerhin William Sanders (Max Thayer) und Harry Cotter (John Dresden) so oft sieht, dass sie als Hauptfiguren erkennbar sind. Am Ende bleiben auch nur Harry, William und Ivan übrig, doch letzterer ballert ersteren über den Haufen, als dieser dem verletzten William in den rettenden Hubschrauber hilft.
Zehn Jahre später ist William Zivilist, als sich sein ehemaliger Vorgesetzter und die CIA an ihn wenden: Harry hat die Verletzungen überlebt, wurde durch Gehirnwäsche und einen Mikrochip im Brägen aber zum Killer in Sowjet-Diensten umgemodelt. William soll seinen alten Freund aufspüren und lebend gefangen nehmen, damit US-Wissenschaftler Maßnahmen gegen die Prozedur finden können…
Schaut euch den Trailer zu „Geheimcode Leopard“ an
Weil der typische US-Actionheld aber oft noch einen persönlichen Anlass braucht, nietet der umprogrammierte Harry auch noch Williams Familie um, als diese gerade bei der Geburtstagsfeier von Harrys Frau vorbeischaut. Intradiegetisch anscheinend eine Art Testlauf, zu was er unter Ivans Kontrolle fähig ist, allerdings auch eine der Szenen, die auf niederträchtige Art hervorstechen, ebenso wie die Szene, in der William einen gefangenen, gefesselten Terroristen nach erfolgreichem Verhör einfach abfackelt, oder jene Szene, in der die Schurken eine ganze Kirchenladung Gläubige abknallen, nur um das Gebäude als Treffpunkt zu nutzen. Im Vietcong-Camp zu Beginn des Films ist der Boden mit Leichen toter Gefangener bedeckt, während andere halbtot an Holzgestellen hängen. Reichlich derbe ist auch der Moment, in der ein Gefangener erst mit einer Zigarre verbrüht wird, ehe die Folterknechte ihm einen Fingernagel rausreißen. Denn natürlich sind Vietcong, Russen und südafrikanische Revoluzzer menschenfeindliche, religionshassende Kommunisten, wie William irgendwann auch nochmal explizit von sich gibt. Also veranstaltet er das Gemetzel vielleicht doch fürs Vaterland und nicht aus Rache, wer weiß.
Das Gefühl kann man auch deshalb bekommen, weil William wenige Tage nach dem gewaltsamen Tod von Frau und Tochter intim mit einer Doppelagentin wird, in einer plumpen, überlangen Sexszene am Lagerfeuer mitten im Busch, deren Peinlichkeitsfaktor durch einen schmierig-seifigen Popsong im Hintergrund neue Höhen erreicht. Auch sonst die Musikuntermalung oft daneben und der Trash-Faktor hoch. So wird manchmal offensichtliches Stock Footage (u.a. von einem Papstbesuch) verwendet und die Darstellerleistungen sind auch massiv hölzern. Bei Max Thayer („Sworn to Justice“) kommt zum laienhaften Schauspiel erschwerend hinzu, dass er physisch nicht in der besten Form für einen Actionhelden ist. Nick Nicholson („Wild Weasel“) als böser Russki und Toni Nero („Stille Nacht, Horror Nacht“) als Agentin overacten sich einen Wolf zurecht, sodass John Dresden („Commando Squad“) mit seinen zweieinhalb Gesichtsausdrücken noch am besten aussieht, wenn auch nur im Vergleich zu den ganzen Knallchargen um ihn herum.
Die Story ist natürlich riesengroßer Käse und liefert noch dazu einige logische Klöpse. So wird es zum ungewollten Running Gag, dass bei so gut wie jedem Einsatz von William nicht nur alle Schurken, sondern auch alle seine Mitstreiter draufgehen, was ihn jetzt so semigut als Helden und Anführer dastehen lässt. Welche Rolle ein Papstattentat bei einem Plan zur kommunistischen Weltherrschaft spielen soll ist ebenso schleierhaft wie die Beteiligung eines asiatisch aussehenden Drogenhändlers, aber „Geheimcode Leopard“ scheint eh nur alle Schurkenklischees wie an einer Checkliste abhaken zu wollen: Kommunisten, Religionshasser, Vergewaltiger, Waffenhändler, Drogenhändler – all das trifft auf Ivan und seine Truppe zu. Warum sich manche von den südamerikanischen Rebellen nachher mit den Helden zusammentun und im Showdown urplötzlich gegen die eigenen Leute kämpfen, ist ebenso schleierhaft wie die Frage, warum sich die Doppelagentin nicht zu einem effektiveren Zeitpunkt enttarnt – etwa dann, wenn sie Harry gefangen nehmen kann. Aber dann könnte sie William ja nicht den Hintern retten und mit eine Instant-Lovestory durchlaufen, die selbst für einen Billigholzer der 1980er plump und unglaubwürdig daherkommt.
Aber nun sind Drehbuch, Schauspiel oder Production Values jetzt nicht unbedingt die Pfunde, mit denen Cheapo-Ballerfilme von den Philippinen wuchern, sondern die Action. Und auch da wechseln sich bei „Geheimcode Leopard“ Licht und Schatten ab. Die Befreiungsaktion zu Beginn liefert zwar einige garstige Tode, viel Geballer und eine Explosion des Camps, ist aber mit so wenig Sinn für Figuren und Raum inszeniert, dass man oft gar nicht weiß, wer sich wo befindet und wie viele US-Soldaten überhaupt im Einsatz sind. In der Mitte kommt das Highlight, wenn William plus Getreue ein Terrorcamp einäschern und es neben zahlreichen Toten auch noch jede Menge Sperrholzkonstruktionen zum Wegsprengen gibt. Inklusive „Missing in Action“-Rip-Off-Moment, wenn William sich mit einem M60 in der Hand aus seinem Versteck in einem Karren aufrichtet. Im Finale werden dann ein paar Steinhäuser in die Luft gejagt, während sich Helden und Schurken mit Wummen, Messern und Granaten dezimieren. Hier wird es allerdings unübersichtlich, wenn gute Revoluzzer und böse Revoluzzer, die alle ähnlich aussehen, sich gegenseitig über den Haufen ballern, während der Final Fight zwischen William und Harry aussieht, als ob ein Sechstklässler ihn choreographiert hätte. Zwischen diesen drei großen Set-Pieces gibt es immer wieder kleine Scharmützel, der Bodycount ist hoch und es gibt auch ein paar blutige Einschüsse, aber bei der Action herrscht eher Masse als Klasse. Aber immerhin wird dabei für Filipino-Billig-Action noch einiger Aufwand betrieben, das muss man „Geheimcode Leopard“ lassen.
Insofern kann man als geneigter Actionseher seine Zeit schlechter verbringen als mit „Geheimcode Leopard“, denn immerhin gibt es ordentlich Geballer und auch einigen Trash-Charme mit seinen zahlreichen Blödheiten. Ein wirklich guter Film wird angesichts des inkohärenten Bierdeckelplots, der grausigen Darstellerleistungen und der durchgehenden Plattheit freilich nicht draus.
Auf VHS erschien „Geheimcode Leopard“ nur merklich gekürzt in Deutschland, in den USA gibt es ihn seit einigen Jahren ungekürzt auf DVD und Blu-Ray. In Deutschland veröffentlicht ihn Imperial Pictures am 31. Oktober auf DVD, ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben.
© Nils Bothmann (McClane)
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