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Dracula III – Legacy

Originaltitel: Dracula III – Legacy__Herstellungsland: USA, Rumänien__Erscheinungsjahr: 2004__Regie: Jorge Montesi__Darsteller: Jason Scott Lee, Jason London, Roy Scheider, Diane Neal, Alexandra Westcourt, Rutger Hauer u.a.
Dracula III Legacy

Rutger Hauer als Vampirurvater in “Dracula III – Legacy”

Manchmal nähert man sich einem Film schon von Anfang an mit zurückgeschraubter Erwartungshaltung: „Dracula III – Legacy“ ist (zumindest für mich) solch ein Fall, denn bereits das Original („Dracula 2000“) kam kaum übers obere Mittelmaß hinaus, während die Fortsetzung („Ascension“) nicht nur im Vergleich erschreckend schwach ausfiel. Beide Sequels stammen zudem aus einer „Dimension Pictures“-Initiative, in deren Rahmen von 2001 bis 2003 in Osteuropa eine ganze Reihe Fortsetzungen (jeweils im Doppelpack) kostengünstig umgesetzt wurden, unter anderem „Hellraiser 7/8“ und „the Prophecy 4/5“. Aufgrund von Streitigkeiten bleiben alle Werke (mit Ausnahme von „Dracula II“) nach ihrer Fertigstellung noch rund zwei Jahre lang unveröffentlicht, bis man sie 2005 geballt auf den Markt brachte – ihre Qualität stellte sich dabei überwiegend als unterdurchschnittlich heraus. Umso erfreulicher, dass sich „Legacy“, aller negativen Vorzeichen zum Trotz, als unerwartet unterhaltsamer Action-Horror-Streifen entpuppt, welcher tatsächlich über weite Strecken passabel zu überzeugen vermag!

Die Ausgangssituation, welche Rumänien in einer nahen Zukunft präsentiert, in der ein Bürgerkrieg das Land ins Chaos gestürzt hat, ist interessant und zudem einigermaßen originell: Zwar griff die Nato per Entsenden von Schutztruppen aktiv in den Konflikt ein, doch diese sind angesichts der unüberschaubaren und außer Kontrolle geratenen Zustände hoffnungslos überfordert. Zudem dringen merkwürdige Berichte seitens der wenigen verbliebenen Reporter an die Öffentlichkeit – eine Forderung der Rebellen besagt etwa, dass sich alle Regierungsmitglieder mindestens einmal öffentlich bei Tageslicht zeigen müssten, bevor man überhaupt an eine Waffenruhe zu denken beginnt. In Wahrheit lehnt sich die Bevölkerung nämlich gegen Vampire auf, welche im Namen ihres Gebieters Schrecken verbreiten und ganze Städte auslöschen. In ihrer Not gehen einige Menschen sogar soweit, wehrlose Leidensgenossen unter Waffengewalt zusammenzutreiben und als „Lebendnahrung“ an die Blutsauger zu verkaufen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=KCdbLQKIk5U

Dracula III

Zieht den Vampiren dieser Welt einen Scheitel: Jason Scott Lee

Die Handlung setzt kurz nach Ende des zweiten Teils ein: Der Priester und „Daywalker“ Uffizi (Jason Scott Lee), welcher noch immer verbissen gegen seine Verwandlung ankämpft, bittet die Kirche bzw ihren Vertreter, Kardinal Siqueros (Roy Scheider), um Unterstützung für ein direktes Vorgehen gegen Dracula (Rutger Hauer), den Anführer der Vampire, welcher sich im tiefsten Landesinneren verborgen hält. Als man sein Gesuch ablehnt, hängt er seinen weißen Priesterkragen sprichwörtlich an den Nagel und nimmt die Sache in die eigene Hand. Sein Weggefährte Luke (Jason London) begleitet ihn auf der gefährlichen Reise, denn jener ist zugleich auf der Suche nach seiner Freundin Elizabeth (Diane Neal), welche von dem Fürsten der Finsternis verschleppt wurde. Auf halber Strecke bewahren die beiden eine britische Reporterin namens Julia Hughes (Alexandra Westcourt) vor dem sicheren Tod, nachdem ihr Hubschrauber abgeschossen wurde, worauf sie sich ihnen anschließt. Je weiter sie ins bergige Hinterland vordringen, desto intensiver werden die Kämpfe mit Vampiren und/oder Kollaborateuren – bis sie schließlich Draculas Burg erreichen und zum letzten Gefecht antreten…

Hmmm… die Geschichte klingt doch irgendwie nach – ja, genau: Joseph Conrad´s „Heart of Darkness” bzw Coppolla´s „Apocalypse Now”, was die Drehbuchautoren Patrick Lussier und Joel Soisson auch offen zugeben. Die Prämisse, dass zwei Jäger tief in den Wirren des „Feindeslands“ einen isolierten „Feldherrn“ aufzuspüren versuchen, funktioniert selbst im Rahmen dieser innerhalb der Vampir-Mythologie eingebetteten Version ziemlich gut. Der surreale Faktor wird vorliegend gleichwohl akzentuiert, denn Draculas Versteck entpuppt sich als eine prachtvolle alte Bastion mit vielen modernen Satellitenschüsseln auf dem Dach – in seinem Thronsaal laufen diverse TV-Geräte, jeweils eingestellt auf unterschiedliche Programme, welche teilweise recht bizarre Inhalte wiedergeben.

Dracula III

Rutger Hauer gibt Dracula

Apropos „Ursprünge“: Endlich konnte man bei einem Projekt mal die kostengünstige Location sinnig mit dem eigentlichen Inhalt verknüpfen – gedreht wurde u.a. in Sighisoara, dem Geburtsort von Vlad (dem Pfähler) sowie auf der Insel Snagov, wo er angeblich begraben liegt. Die herbstlichen Farben des Laubes tragen viel zur gelungenen Atmosphäre bei, genauso wie die Landschaften (karge Feldflächen, dichte Wälder, imposante Berge) und Architektur jener Region (historische Gebäude, klassische (Kopfsteinpflaster-) Altstadt-Straßenzüge etc). Die „natürlichen Kulissen“ spielen allgemein eine wichtige Rolle (die Rebellen haben ihr Hauptquartier beispielsweise in einem Höhlensystem), ein Großteil der Szenen findet im Freien statt, also ganz im Gegensatz zum Vorgängerfilm. Die Vermittlung einer trostlosen Stimmung funktioniert hervorragend – verängstigte Bewohner, gewalttätige Milizen, überforderte Nato-Soldaten, blutrünstige Vampire, menschenleere Dörfer, herumliegende Leichen, gepfählte Opfer am Wegesrand und so weiter. Eine Sequenz, in welcher dutzende Blutsauger in der Dämmerung einen Berg heruntergekrabbelt kommen, ist einfach klasse, und am Ende werden die erotischen Aspekte des Vampirismus erneut anschaulich hervorgehoben.

Jason Scott Lee („Soldier“/„Dragon: the Bruce Lee Story“) und Jason London („Carrie 2“/„the Glass House 2“) machen ihre Sache dieses Mal überraschend ordentlich, nachdem sie mich zuvor (in „Ascension“) schwer enttäuscht hatten. Ihre Chemie stimmt, was den Anfang fast wie ein amüsantes „Buddy-Movie“ wirken lässt, zumal der Humor, welcher aus ihren Interaktionen heraus entsteht, durchaus leichtfüßig und witzig daherkommt. Beide Figuren erhalten bei diesem Einsatz zudem deutlich mehr Tiefe zugesprochen. Roy Scheider´s („Jaws“/„Romeo is bleeding“) Cameo kommt und geht ohne nachhaltigen Effekt, Alexandra Westcourt´s („Bug“/TV´s „Watch over Me“) Verkörperung der Reporterin verbleibt relativ blass, Diane Neal (TV´s „Law & Order SVU“/„Second Born“) bietet hier bloßes (aber angenehmes) „Augenfutter“. Und dann wäre da noch Rutger Hauer („the Hitcher“), dessen Karriere sich in den letzten Jahren wieder leicht gefestigt zu haben scheint (vgl. „Batman begins“/„Sin City“): Getreu der Ausrichtung des Films, legt er den alternden Dracula ähnlich wie Brando damals Colonel Kurtz an, allerdings springt der Funke letztendlich leider nicht ganz über. Hauer hat in der Vergangenheit schon ähnliche Rollen gespielt, doch dieses Mal konnte er mich nicht vollends überzeugen, was sicher keineswegs nur an seiner recht geringen Screen-Time liegt – bewertend würde ich seine Leistung irgendwo in der Mitte seiner vergleichbaren Auftritte in „Buffy, the Vampire Slayer“ (negativ) und „Salem´s Lot“ (positiv) einordnen.

Dracula III

Wo Vampire, da scharfe Mietzen!

Klar gibt es etliche Schwächen, vor allem auf dem Logiksektor (Vampire können Kirchen betreten, ertragen das Läuten der Glocken hingegen nicht?!), aber für einen B-Film kann sich das Endergebnis durchaus blicken lassen. Zu keiner Zeit wird einem beim Sichten langweilig – es passiert ständig etwas, die visuelle Umsetzung der Geschehnisse weiß zu gefallen. Etwaige Kampfszenen, übrigens von Lee persönlich choreographiert, sind partiell recht heftig geraten, doch häufig bekommt man einfach zu wenig zu sehen, da das alte „Schattenansicht der Action an der Wand“-Stilmittel (mitsamt Blut, welches dagegen spritzt) leider sehr oft Verwendung findet. Selbst beim (Schwert-) Endkampf zwischen Uffizi und Dracula wird die entscheidende Sequenz nicht explizit gezeigt. Für Abwechslung auf diesem Sektor ist trotzdem gesorgt: Das Waffenarsenal der Slayer ist vielseitig (u.a. Peitsche, Sichel, Harpune), die Auseinandersetzungen teils überraschend kreativ ausgefallen (der Angriff eines maskierten Zirkusangehörigen auf Stelzen (!) bleibt in dieser Hinsicht besonders in Erinnerung) – nur leider manchmal etwas kurz. Obwohl das Ende mit der Zeit auf absehbare Weise seine Schatten voraus wirft, funktioniert es letztendlich trotzdem zufriedenstellend. Abschließend lässt sich auf jeden Fall sagen, dass Regisseur Patrick Lussier („White Noise 2“/„the Prophecy 3“) inszenatorisch wirklich solide Arbeit abgeliefert hat, welche vergleichsweise positiv aus dem sonst üblichen „DTV-Sequel-Morast“ herausragt.

Fazit: „Dracula III – Legacy“ hat mich positiv überrascht, denn er bietet (gerade im Vergleich zum Vorgänger) wirklich gute B-Film-Unterhaltung vor einer interessanten optischen und handlungstechnischen Kulisse …

In Deutschland ist der Film von “Universum Film / Falcom Media” auf DVD veröffentlicht worden – FSK 16 (uncut) sowie mit einer netten Menge an Extras.

Stefan Seidl

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Vorgängerfilme:
Dracula 2000
Dracula II

Copyright aller Filmbilder/Label: Universum Film / Falcom Media__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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Categorised in: Reviews, the Horror Pit

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