| Originaltitel: Fatal Instinct__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1993__Regie: Carl Reiner__Darsteller: Armand Assante, Sherilyn Fenn, Kate Nelligan, Sean Young, Christopher McDonald, James Remar, Tony Randall, Clarence Clemons, Michael Cumpsty, John Witherspoon, Blake Clark, Edward Blanchard, David Greenlee, Tim Frisbie, Michael MacCleod, Carl Reiner, Laurie Lapinski u.a. |


„Crazy Instinct“ erscheint als Nr. 91 der „Limited Collector’s Edition“-Reihe.
Wenn man seine Filmparodie nicht etwa primär an den weltberühmten Paul-Verhoeven-Klassiker anlehnt, dessen legendäre Verhörszene man sich trotzdem für das Poster borgt, sondern ganz direkt nach einem bedeutungslosen Michael-Madsen-Thriller aus dem Vorjahr benennt… dafür braucht man schon Nüsse. Oder einen Carl Reiner.
„Fatal Instinct“ nennt sich das Ergebnis offiziell, wurde aber während der Produktionsphase auch mal „Frontal Attraction“ gerufen, bekam im Nachhinein den Spitznamen „Triple Indemnity“ verpasst und wurde nebenher für den begriffsstutzigen Deutschen in „Crazy Instinct“ umbenannt, um die phonetische Nähe zur Basic-Instinct-Schablone zu bewahren und marktschreierisch darauf hinzuweisen, dass wir es mit einem lustigen Film zu tun haben. Ein Titel-Overkill, der aber doch ungefähr eine Vorstellung davon geben dürfte, auf welches Ziel die Konfetti-Kanone ausgerichtet ist.
Spoof Comedy ist ja dank Zucker-Abrahams-Zucker, Mel Brooks & Co. immer schon eine äußerst bunte Angelegenheit gewesen. Ob Western, Science Fiction oder Katastrophenfilm, kein Genre war je heilig, mit Ausnahme der Komödie selbst natürlich, die immun ist gegen jede Form des Parodiertwerdens. Wo allerdings der Ernst, die Anmut, die Eitelkeit regieren, da ist ihr Zerrspiegel nicht weit.
1993 schmorte der parodistische Film allerdings schon ein wenig im eigenen Saft. „Hot Shots“ unternahm bereits seinen zweiten Versuch, den Actionfilm auf den Arm zu nehmen, „Loaded Weapon“ schlug bequem in die gleiche Kerbe und buchstabierte sein primäres Vorbild dabei inzwischen sogar schon aus. Dass die 80er auch und vor allem eine Dekade des Actionfilms waren, lässt sich an der Häufung von hochexplosivem Gag-Material gut ablesen. Selbst „Robin Hood – Helden in Strumpfhosen“, eine Demontage von Edelmut und Heldentum, ist im Dunstkreis der Ballerbirnenbrüder Charlie Sheen und Emilio Estevez einzuordnen, denn was ist das altmodische Wald- und Wiesenabenteuer schließlich anderes als Action mit schmalem Kaliber?
Reiner wiederum gibt vor, sich vornehmlich am klassischen Film Noir abzuarbeiten, einer Ausformung des US-amerikanischen Kriminalfilms, die in ihrer ursprünglichen Form in den 40er und 50er Jahren verbreitet war und mit Eleganz wesentlich mehr zu tun hatte als mit Daueraction. Mit Blick auf die Hauptfigur hat man allerdings vom Start weg das Gefühl, all der Zigarettenqualm, die Saxophone und der Fatalismus stehen am Ende im Dienste des Bemühens, im Fahrwasser der neuen Galionsfigur der Spoof-Komödie zu schwimmen, der Nackten Kanone höchstpersönlich, Leslie Nielsens Trottel-Cop Frank Drebin.
Wenig jedenfalls unterscheidet Armand Assantes („Vorhof zum Paradies„) Interpretation eines Gesetzeshüters von Nielsen, der im Jahr darauf zum dritten und letzten Mal als Drebin auf Verbrecherjagd gehen sollte. Alle Trademarks sind da: Signale werden falsch gedeutet, Fettnäpfchen en masse mitgenommen, das große Ganze geflissentlich ignoriert, das selbst verkörperte Stereotyp bleibt unverrückbar in einem eskalierenden Plot der Widerstände. Assantes Charakter Ned Ravine, der seinen Namen dem Ned Racine aus „Body Heat“ (1981) zu verdanken hat, ist zwar eher Noir Detective als schießwütiger Dinosaurier-Cop der Eastwood-Schule, aber auch der Drebin-Humor zeigte sich ja stets leicht angenoirt und liebäugelte mit der Hilflosigkeit des Mannes im Angesicht rassiger Weiblichkeit.
Während die Police-Procedural-Routine in etwa dieselbe ist wie bei „Die nackte Kanone“, wo es von Tatort zu Tatort ging, geht das Drehbuch von „Crazy Instinct“ jedoch eigene Wege und kreuzt Milieus, in denen Reiner als Regisseur bereits zu Gast war („Tote tragen keine Karos“, 1982). Klassische Noirs wie Billy Wilders „Frau ohne Gewissen“ (1944) und moderne Erotikthriller wie Adrian Lynes „Eine verhängnisvolle Affäre“ (1987) setzen die Koordinaten und liefern Stoff nicht nur für einzelne Slapstickeinlagen und Easter Eggs, sondern für ganze Plotelemente. Gleich bei der Eröffnung am Santa Monica Pier bedient sich die Inszenierung sämtlicher Tricks des Business, beginnend mit einem Close-Up-Schwenks in Form stöckelnder Frauenfüße, gehüllt in High Heels. Wir wissen, dass die Kamera nun die wohlgeformten Linien hinauf in den Norden nehmen wird.
Nur diesmal wird nichts draus, weil sich sämtlicher Müll des Stegs am Absatz der Dame verfängt, die daraufhin hektisch mit dem Bein zu zucken beginnt. Im Namen des heiligen Running Gags kann man sich schon mal darauf einstellen, dass der unkonventionelle Müllpicker in den weiteren Szenen-Intros noch eine Menge zu tun bekommen wird; es ist der Auftakt des üblichen Spiels zwischen der Erwartungshaltung, gebildet durch jahrzehntelang ausgereifte Konventionen, und dem Bestreben, sie konsequent zu unterlaufen.
Obwohl Assantes Deadpan-Humor im Grunde nicht viel anders funktioniert als der seines weißhaarigen Kollegen, geht die Rechnung zumeist nicht ganz auf, was man ebenso über Reiners Regie sagen könnte. Wenn die Dame in unschuldigem Weiß um Feuer für ihre Zigarette bittet und der Detective eine Taschenlampe hinhält, ist das ein Gag, der nicht erst in der deutschen Übersetzung verlorengeht, sondern im Grunde nie einer war; zumindest keiner von Format.
Man kann nicht so recht einordnen, wo es hakt. Gefeuert wird schließlich aus allen Rohren, auch die Streuung ist breit: Es gibt Zitate und Nachstellungen bekannter Filmszenen, Double Entendres und Funny Background Events in praktisch jeder Filmminute. Naturgemäß sitzt gelegentlich auch ein Schuss, und Humor ist immerhin etwas zutiefst Individuelles, so dass das Muster der Einschusslöcher wohl bei jedem Zuschauer ein wenig anders aussieht. Und doch wirkt aus dem Vergleich mit den Premium-Vertretern dieser speziellen Art der Comedy vieles schlichtweg plump, verkrampft und unnatürlich; ein wenig so, als würde das alles auf dem Papier wesentlich besser funktionieren.
Assante möchte man dabei eigentlich gar keinen Vorwurf machen, ebenso wenig wie der Casting-Abteilung. Der Hauptdarsteller hat den geeigneten Rollenhintergrund und genau die steinernen Gesichtszüge, um einen den Part überzeugend auszufüllen. Aber wer in einer solchen Rolle gegen einen Leslie Nielsen antritt, kämpft eben gegen Windmühlen… obwohl seine Körperbeherrschung beim Mambo in roten Hochhackigen wahrlich eine echte Schau ist. Auch Sean Young („Blue Motel – Die Hawking-Affäre„) erstarrt als Abziehbild der blonden Versuchung in den kühlen Anlagen ihrer Figur, so dass die Kontraste zwischen Unnahbarkeit und menschlichem Makel bei ihr nicht deutlich genug werden. Besser schneidet da schon Sherilyn Fenn („Twin Peaks„) als liebreizende Sekretärin ab, weil sie wesentlich mehr Nuancen aus ihrer grundsätzlich ebenso stereotypen Figur herausholt. Christopher McDonald („Awake„) und Kate Nelligan („Swing Vote – Die entscheidende Stimme„) in einem heißblütigen Verhältnis sowie James Remar als De-Niro-Karikatur funktionieren immerhin als Comic Reliefs nahezu perfekt.
In letzter Instanz ist der Film Noir aber vielleicht auch nicht das dankbarste Objekt für eine Persiflage; nicht etwa, weil sich seine Anlagen dafür nicht eigneten, sondern weil seine Angriffspunkte im Verlauf der fortschreitenden Postmoderne bis auf die Knochen geplündert wurden, nicht nur von namhafteren Beiträgen ähnlicher Art wie „Dick Tracy“ (1990) oder „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ (1988), sondern sogar von Filmen, die sich den parodistischen Akt nicht als Primärziel auf die Flagge geschrieben haben. Als wenig beachteter Vertreter zweiter Reihe in einer Filmgattung, die in den frühen 90ern fast vollständig von zwei, drei späteren Klassikern dominiert wurde, lassen sich in einer Restekiste aus Räusperern und trockenen Hustern aber immerhin eine Handvoll hochgezogener Mundwinkel bergen, hervorgebracht von einem einsatzfreudigen Armand Assante und einer hinreißenden Sherilyn Fenn.
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Informationen zur Veröffentlichung von „Crazy Instinct“
Limited Collector’s Edition #91
Ein weiteres Kleinod, von Wicked Vision geborgen aus dem großen MGM-Backkatalog und aufbereitet für eine neue Generation von Filmfans. Fast hätte man sich gewünscht, dass es noch zwei Ausgaben der Mediabook-Sammelreihe länger gedauert hätte; so aber bekommt der anno ’93 produzierte „Crazy Instinct“ nun die Seriennummer 91.
Damit folgt das Blu-ray-DVD-Set auf die von MGM selbst vertriebene DVD, die vor mehr als 20 Jahren erschien und längst nicht mehr regulär erworben werden kann. Damals produziert nicht nur für Deutschland, sondern für einen breiteren europäischen Markt, bot die Disc insgesamt fünf Sprachen und elf Untertitelspuren, aber keinerlei Extras. Bei der Neuauflage kehrt sich dieses Verhältnis erwartungsgemäß um, wobei man sich beim Ton aber trotzdem auf eine neue Besonderheit freuen kann.
Die Verpackung
Wenden wir uns aber erst einmal der Verpackung zu. Das Repertoire an Originalpostern, die man auf das Mediabook drucken könnte, erscheint gelinde gesagt überschaubar, und vielleicht wollte man sich bei der geringen Auflage von gerade mal 666 Einheiten, die allesamt exklusiv im hauseigenen Shop vertrieben werden, auch die Kosten für ein neues Artwork sparen. Drei Varianten mit einer Limitierung von je 222 Stück sind es geworden, wobei es streng genommen nur zwei Motive sind, die verarbeitet werden.

Die Mediabooks mit einer Auflage von 222 Einheiten pro Variante sind exklusiv im Wicked-Vision-Shop erhältlich.
Cover A setzt voll auf die Blödelkarte und nutzt nicht nur ein vergleichsweise heiteres Motiv mit blau-weißen Farbverläufen im Hintergrund, sondern auch den deutschen Alternativtitel „Allein unter Idioten“, der im Grunde alles und nichts aussagt. Die breitbeinig posierenden Körper von Armand Assante im Anzug und Sean Young im roten Mini fließen dank des berühmten „Eingerissenes-Papier-Effekts“ nahtlos ineinander.
Das ist nicht nur ein dezenter Verweis auf Assantes elegante Tanzeinlage im Film, sondern zugleich eine Persiflage auf das Hardboiled-Männlichkeitsideal, wie es im amerikanischen Krimi des frühen 20. Jahrhunderts vorherrschte, all der Bogarts, Mitchums und Robinsons zum Dank. Der nach oben gebogene Colt mit angebundenen Damenschlüpfer, die Symbolik ist wohl offensichtlich, wirkt layouttechnisch ein wenig verloren in dem Durcheinander und geht noch am ehesten als Titellogo-Zusatz durch. Wenn man sich nur den weiß-blau-roten Spine anschaut, würde man nicht unbedingt auf eine Film-Noir-Parodie schließen, sondern vermutlich eher auf eine seichte US-Familienkomödie aus den späten 80ern.
Cover B schnappt sich den englischen Originaltitel „Fatal Instinct“ und setzt ihn mit spitzer Eispickel-Font gleich über die Scheinwerfer-Szenerie einer Lady in Red, die mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Stuhl sitzt, während ihr Gesicht überwiegend im Dunkeln verborgen bleibt. Man muss wohl kaum mehr erwähnen, auf welchen Film hier angespielt wird, aber man kann ruhig mal auf das Stück Toilettenpapier hinweisen, das unter ihrem linken Schuh klebt. Es ist der einzige verräterische Hinweis auf das Genre, in dem wir uns hier bewegen, weil alles andere die Illusion des Mysteriösen aufrecht erhält – Deadpan in Reinform eben. Unten lesen wir noch die Tagline „Sex, murder and revenge were never this funny“. Witziger wäre mit Blick auf die übereinandergeschlagenen Beine „Opening Soon“ gewesen, aber das passt eben eher auf ein Teaser-Poster und weniger auf den offiziellen Buchdeckel.
Dann wäre da noch Cover C, welches auch zur Ansicht vorliegt. Das Motiv ist das gleiche wie bei der B-Variante, arrangiert wurde es jedoch ein wenig anders. Den Schweinwerferkreis findet man nun weiter nach oben gerückt, damit der deutsche Titel „Crazy Instinct“ (mit umgeworfenem „A“) in dicken weißen Buchstaben darunter passt. Rechts in den Kreis hinein ragt unser alter Freund, der gebogene Colt mit dem Höschen, und zielt auf die Dame auf dem Stuhl. Links lesen wir in Schwarz noch die deutsche Tagline „So schön kann Mord und Totschlag sein“. FSK-Angaben, Logos, Darstellernamen, „Limited Collector’s Edition“-Streifen und Infobox findet man nur auf dem Deckblatt, das im originalverpackten Zustand lose auf dem Mediabook aufliegt.
Das Mediabook selbst schimmert in schlichter Eleganz und lässt das Schwarz um den Scheinwerfer herum schön zur Geltung kommen. Entschieden hat man sich diesmal wieder für einen Hochglanz-Print. Matt mit Spotlack wäre bei einem solchen Motiv sicher noch einmal hübscher gewesen, andererseits wäre es wohl schwierig geworden, die Randübergänge der Lichtquelle sauber auszuschneiden.
Im Inneren finden wir das Frontmotiv hinter den beiden Trays übrigens noch einmal vor. Das ist auch deswegen stimmig, weil der Lichtkegel perfekt zur kreisrunden Einbettung der Discs passt. Auf einer Seite trägt die Femme Fatale Rot, auf der anderen ein helles Olivgrün; der Druck der Datenträger passt sich dem Design an.
Das Booklet
Das Booklet, das ebenfalls den deutschen Titel „Crazy Instinct“ trägt, lässt Armand Assante gemeinsam mit den drei wichtigsten Darstellerinnen des Films (Sean Young, Kate Nelligan und Sherilyn Fenn) für ein Foto posieren. Im Inneren warten schwarze Seiten mit weißer Schrift und goldfarbenen Zwischenüberschriften, der obere und untere Rand kommt mit einem dekorativen Element in Form eines perforierten Filmstreifens, so dass umgehend das Flair des klassischen alten Hollywood aufkommt.
Inhaltlich kümmert sich Christoph N. Kellerbach um die Frage, warum „Crazy Instinct“ als Vertreter aus der Hochphase des Parodiefilms nicht in einem Zug mit den Klassikern genannt wird und gedenkt, dies augenzwinkernd mit etlichen „Beweisstücken“, aka Kapiteln, aufzuschlüsseln. Folgerichtig werden dafür zunächst mit Beweisstück 1 die Ursprünge der Klischees und Tropes des Harboiled-Krimis analysiert, vom Pre-Code-Hollywood der späten 20er bis zum Erotikthriller der frühen 90er. Beweisstück 2 widmet sich dann der Biografie Carl Reiners und endet mit einer Empfehlung, dessen Filme am besten stilecht zu einem Hot Dog mit Sauerkraut und Senf zu genießen.
Beweisstück 3 wiederum richtet sich auf Drehbuchautor David O’Malley – eine ideale Gelegenheit, all die Zitate und Querverweise herauszuarbeiten, die im Film stecken. Auch für den Cast ist in diesem Abschnitt noch genug Platz; man erfährt etwa, wie viel oder wenig Humor man Assante im Vorfeld zutraute oder dass es ursprünglich Sherilyn Fenn war, die die Femme Fatale spielen sollte. Beweisstück 4 dreht sich dann um die Vermarktung des Streifens, die sich offenbar äußerst problematisch gestaltete. Nicht nur konnte man sich kaum auf einen Titel einigen, auch schienen die Plakate ihren Zweck zu verfehlen, dem Publikum zu vermitteln, dass es sich hier um eine Parodie handelte, so dass der Eindruck blieb, dies sei lediglich ein weiterer Erotikthriller von der Stange, aufgrund der Freigabe ein harmloser noch dazu.
Im Schlussplädoyer wird genau dieser Punkt dann auch aufgegriffen, um den ausbleibenden Erfolg zu erklären. Nicht weiter ausgeführt wird hingegen, was denn nun genau die Qualitäten des Films sind und wie er zu der „liebevoll-augenzwinkernden Verneigung“ wird, von der im Fazit gesprochen wird. Allerdings ist das eben auch nicht zwingend Aufgabe dieses Textes, der sich in erster Linie bemüht, zu kontextualisieren, damit die folgende Sichtung nicht im Vakuum stattfinden muss. Nach dem Text folgt übrigens noch ein Abdruck des originalen „Allein unter Idioten“-Posters, die Credits der Edition (inklusive Foto mit Regieanweisung von Carl Reiner an Armand Assante) und als Backcover ein Profilbild von Sherilyn Fenn.
Das Bild
Einmal die Disc eingelegt, und eine spaßig aufbereitete Rechtetafel später sind wir im Hauptmenü, wo uns sinnlicher Smooth Jazz empfängt… und einmal mehr der gebogene Colt, der diesmal als Menüführer dient. Jetzt heißt es nur noch auf „Filmstart“ drücken und dann kann es losgehen. Die einzige bis dato bekannte Blu-ray zum Film ist die US-Disc von Olive Films aus dem Jahr 2015. Da Wicked Vision nicht mit einer Bildrestauration wirbt, ist es recht wahrscheinlich, dass auf das gleiche Master zurückgegriffen wurde.
Als Noir-Parodie arbeitet „Crazy Instinct“ verstärkt mit Low-Key-Techniken, wodurch eine Ausleuchtung mit viel Schattenwurf unumgänglich wird. Der Transfer löst die Herausforderung mit gleichmäßig grundierten Schwarzflächen, wenn diese vielleicht auch nicht jedes kleine Detail preisgeben. Das liegt vielleicht auch an der insgesamt eher weichen Konturierung, die ebenfalls dem Film-Noir-Stil nachempfunden ist. Die Farbgebung ist warm und kräftig, genutzt wird die gesamte Braunpalette, um einen organischen Look zu erzeugen, und das Rot von Lippenstift und Stöckelschuhen verströmt vollmundige Signalwirkung.
Der Ton
Die deutsche Synchronisation kommt in einem räumlichen DTS-HD Master-Audio-Stereomix, bei dem die Streicher und Saxophone keineswegs so klingen, als würden sie durch die Tür eines Kleiderschranks ertönen; vielmehr scheinen sie wie dicker Rauch in der Luft zu schweben. Die Stimmen nehmen manchmal den Klang einer Soap aus den frühen 90ern an, was durchaus gut zu der schwülstigen Stimmung des Streifens passt. Es liegt in der Natur der Sache, dass viele Wortspiele des Originals nicht sinnvoll ins Deutsche übersetzt werden können, so dass die Trefferquote in dieser Fassung etwas niedriger liegt als im Original. Eine Riege ausgezeichneter Sprecher dämpft diesen negativen Effekt allerdings merklich ab und kitzelt selbst aus Kleinstrollen noch das Maximum heraus. Das geht soweit, dass man in einer Szene Arne Elsholtz als Sportkommentator im Fernsehen hört. Qualitativ kann sich diese Neurestauration jedenfalls hören lassen.
Der englische Ton ist gleich zweimal an Bord: Einmal als Originalmix und einmal als Remix aus dem Jahr 2018, der teilweise einen anderen Soundtrack nutzt. Damit ist die Präsentation der originalen Kinoaufführung gewährleistet. Auch hier wurde eine Restauration vorgenommen. Das Ergebnis der Mühen lässt sich auf Anhieb heraushören, es klingt nicht weniger räumlich als die deutsche Fassung. Der 2018er Remix ist dabei vielleicht noch einmal eine Spur schärfer, am Ende entscheidet aber eher die Frage, ob man den Film wie ursprünglich veröffentlicht genießen will oder lieber auf die späteren Anpassungen zurückgreifen möchte. Gut und keineswegs selbstverständlich, dass man hier die Wahl hat.
Der Audiokommentar
Auf einer vierten Tonspur bekommen wir noch einen Audiokommentar mit Regisseur Carl Reiner und Drehbuchautor David O’Malley. Es ist nicht vollständig gesichert, wann dieser genau entstanden ist, er scheint aber zumindest bereits auf der zehn Jahre alten US-Blu-ray enthalten gewesen zu sein, und vielleicht war er es schon auf der in den 2000ern erschienenen DVD. Zeitdruck, möglichst viele Informationen in die nicht einmal 90 Minuten zu pressen, scheinen die Beiden nicht zu empfinden, die Devise lautet vielmehr: einfach mal loslegen und schauen, was passiert.
Man hat manchmal fast das Gefühl, in erster Linie werde da der Film geschaut, wodurch es auch mal zu Schmunzelpausen ohne Informationsfluss kommt. Auch die Beschreibungen der Gags gehen selten über das Offensichtliche hinaus; immerhin wird für Unkundige zumeist erläutert, auf welchen Film die jeweilige Szene anspielt. Zwischen den Zeilen werden dann aber doch manchmal Einblicke in Bereiche wie Schauspielführung, Filmkonzeption und Strategien bei den Dreharbeiten gegeben, allzu reichhaltige Insider-Notes sollte man sich von dem Kommentar aber nicht unbedingt erwarten.
Untertitel stehen selbstverständlich auch diesmal wieder zur Verfügung, und zwar in Deutsch, in Englisch und auch in Deutsch für den englischen Audiokommentar.
Die Extras
Der Extras-Bereich leidet zwar diesmal nicht gerade an Platzproblemen, wenn man aber bedenkt, dass auf älteren Veröffentlichungen praktisch nichts zu holen war, bekommt man hier durchaus einige Essentials geliefert. Das Highlight bildet dabei ein 22-minütiger Zusammenschnitt von insgesamt neun gelöschten Szenen, die optional entweder mit englischem Originalton abgespielt werden können oder mit einem weiteren Kommentar von Reiner und O’Malley, in dem sie ausführen, weshalb die Szenen aus dem Endschnitt geflogen sind… wenn sie nicht gerade wieder einfach gebannt zuschauen und nichts sagen. Mit dabei ist unter anderem eine Gesangseinlage auf dem Polizeirevier, eine durchaus witzige Sequenz um die „unzurechnungsfähige“ Jury im Gerichtssaal, eine exotische Tanzeinlage von Sean Young mit fatalen Auswirkungen und eine „Das Schweigen der Lämmer“-Verballhornung.
Bei den meisten Szenen handelt es sich im Endeffekt um Erweiterungen mit weiteren Sketch-Einlagen, die ebenso gut im Film hätten landen können, aber nicht unbedingt nötig waren, so dass man entschied, sie zu entfernen, um die Laufzeit nicht zu sehr zu strecken. Vereinzelt handelt es sich aber auch um alternative Takes, um zu einem ähnlichen Ergebnis zu kommen wie die Szenen, die es in den fertigen Film geschafft haben. Das Material besteht aus unbearbeiteten Rohschnitten, die folglich in Standard Definition präsentiert werden, teilweise mit Timecodes im laufenden Bild. Auch dieses Feature ist mit deutschen Untertiteln für die Szenen und für den Audiokommentar ausgestattet.
Darüber hinaus darf der englische Originaltrailer nicht fehlen, der dank DER Trailerstimme der 80er und 90er, Don LaFontaine, diesen charismatischen Touch hat, den nur Trailer aus dieser Zeit haben. Raffiniert geschnitten ist er noch zudem, sowie ferner optional deutsch untertitelt.
Und was wäre diese Edition letztlich wert ohne eine 23-teilige, mit sexy Saxophon unterlegte Bildergalerie, die jeweils ungefähr zur Hälfte aus Postern und Promoshots sowie Production Stills besteht. Schön auch für DVD-Käufer, dass der komplette Inhalt der Blu-ray 1:1 auf der DVD gelandet ist, so dass hier – abgesehen von der Auflösung des Bildes – keine Abstriche gemacht werden müssen. Streamen kann man den Film freilich auch.
Wem will man hier was vormachen; Comedy dieser Sorte ist noch mehr Geschmackssache als alles andere. Der eine lacht, der andere nicht. Da hilft nur, die Wahrheit selbst herauszufinden. Mit dieser Edition wird es einem immerhin leicht gemacht.
Sascha Ganser (Vince)
Bildergalerie zu „Crazy Instinct“

Beziehungstechnisch wird’s in „Crazy Instinct“ mehr als einmal ziemlich kompliziert.

Der Moment, in dem alle Besitzer der Basic-Instinct-DVD die Pause-Taste gedrückt halten.

Da werden sogar Demi Moore und Patrick Swayze neidisch.

In Armand Assante steckten immer schon ungeahnte Talente. „Crazy Instinct“ kitzelt sie hervor.

Skunk Ride. Jetzt Karten sichern.

Die seit Jahrtausenden ungelöste Frage der Männerwelt: Blond oder Brünett? Letztere hat natürlich den Bierhelm-Bonus.

Kap des Schabernacks: James Remar als Schmalspur-De-Niro.

Lang lebe der Hintergrund-Gag!
Sascha Ganser (Vince)
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