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Deathstalker (2025)

Originaltitel: Deathstalker__Herstellungsland: USA/Kanada__Erscheinungsjahr: 2025__Regie: Steven Kostanski__Darsteller: Daniel Bernhardt, Christina Orjalo, Paul Lazenby, Nina Bergman, Conor Sweeney, Laurie Field u.a.__Sprecher: Patton Oswalt u.a.
Deathstalker

In Steven Kostanskis Retro-Trash-Remake „Deathstalker“ gibt Daniel Bernhardt die Titelfigur

Als Teil des Kollektivs Astron-6 hatte Steven Kostanski schon Retro-Filme wie die Giallo-Hommage „The Editor“, die Fulci/Carpenter-Huldigung „The Void“ und den Mutanten-Schmodder-Splatterfilm „Psycho Goreman“ (mit)inszeniert. Dass er sich mit „Deathstalker“ nun am Remake einer kultig-trashigen Roger-Corman-Produktion aus der Barbarenfilmwelle versucht, passt da voll ins Bild.

Schon während die Hintergrundgeschichte via Texteinblendungen erzählt wird, kann man Kostanskis Faible für Gummimonster und derbe Effekte deutlich sehen, wenn die teuflischen Dreadites (welcher Film bei der Namensgebung wohl Pate stand?) eine Horde von Rittern brutalst abschlachten. Die Dreadites stehen im Zeichen des Bösen, welches das Königreich Abraxion einst überrannte, ehe die Kräfte des Guten, angeführt von einem mächtigen Zauberer, dem fiesen Schwarzmagier Nekromemnon den Garaus machten. Damit checkt „Deathstalker“ schnell mal alle Boxen des klassischen Fantasyfilms, ehe dann der obligatorische Barbar auftaucht, dessen Gesicht man anfangs nicht sieht und dessen Name nicht genannt wird, bis er eine Taverne aufsucht, in der man von seinen Taten flüstert – Deathstalker (Daniel Bernhardt).

Zuvor hat der Deathstalker nicht nur die verbliebenen Dreadites über den Jordan geschickt, sondern auch sterbende Ritter um deren Schätze erleichtert – darunter auch eine verzierte Scheibe. Dumm für ihn: Genau hinter dem Artefakt sind die Mächte des Bösen her. Also kriegt er schon in der Taverne Besuch von einem zweiköpfigen Troll, den Deathstalker schlussendlich zerlegen kann. An dem Fight sieht man, dass Daniel Bernhardt auch mit knapp 60 Jahren noch agiler ist als Rick Hill zu Zeiten des Original-„Deathstalker“, aber außer einem Spin Kick in diesem Fight sieht man wenig von den Martial-Arts-Fähigkeiten des Hauptdarstellers.

Eigentlich will Deathstalker keinen Ärger, doch dummerweise wird er das Artefakt nicht mehr los, das sich magisch an seinen Besitzer bindet. Um den Zauber aufzulösen, sucht er nach dem Magier Doodad, während die Mächte des Bösen weiter hin ihm her sind…

Schaut euch den Trailer zu „Deathstalker“ an

„Deathstalker“ von 2025 ist Retro-Trash und als solcher sehr gewollt. Die Mittel waren wie bei quasi allen bisherigen Kostanski-Filmen sehr begrenzt, doch sein Barbarenfilm will das nicht als Not, sondern als Tugend verstanden wissen, als Hommage an das billige Rip-Off-Kino der 1980er. Gedreht wurde im Wald, die Monster aus Gummi und Latex streben nicht nach Realismus, sondern nach dem klobigen, unechten Look vieler Vorbilder aus den Produktionen von Corman und Co. – man achte nur auf die Monsterfrösche, die als Deko im Sumpf sitzen.

VFX werden nur spärlich und meist (bewusst) durchschaubar eingesetzt, etwa wenn der zwergenhafte Doodad Lichtbälle verschießt. Sonst regieren hier handgemachte Effekte, denen man mal wieder Kostanskis Faible für Creature Design ansieht: Eine Art Terracotta-Krieger, Sumpfmonster, eine Hexe, deren Kopf in einer Holzbox gefangen ist, ein Monsterarm mit Knochenstachel als Upgrade für einen untoten Krieger – das ist nur eine Auswahl der Dinge, die der Regisseur und Drehbuchautor hier auffährt. Das ist alles handgemacht, phantasievoll, aber auch bewusst trashig gehalten.

Deathstalker

Im Kampf gegen die Dreadites schwingt Deathstalker (Daniel Bernhardt) mehr als nur ein Schwert

Vielleicht ist „Deathstalker“ auch ein Eingeständnis, dass man anno 2025 keinen naiven Trashfilm mehr drehen kann. Die allgegenwärtige Ironie in den Medien und der Kommunikation (Zwinkersmiley), das stets abrufbare Wissen über Filmtraditionen und Produktionsumstände, all das macht einen „unschuldigen“ Trashfilm mittlerweile zu einem Ding der Unmöglichkeit. Insofern ist hier alles mit einem Augenzwinkern versehen, auch wenn es wenige offene Comedy-Einlagen auf intradiegetischer Ebene gibt – etwa wenn eine Gefahrensituation nur durch eine Umarmung überstanden werden kann, ein magisches Ablenkungsmanöver in die Hose geht oder Doodad in Steve-Urkel-Tradition ein „Did I do that?“ ablässt (nomen est omen).

Oft sind die Quelle der Komik aber eher die offen ausgespielten Klischees, das Ausstellen unheldenhafter Züge (etwa wenn Deathstalker einen Sterbenden beklaut) oder die bewusst billige Machart – in einer Szene beispielsweise kloppen sich am fernen Horizont zwei reinprojizierte Riesenmonster, dargestellt von Menschen in Gummianzügen, als wäre es die Billo-Version entsprechender Szenen aus den Tolkien-Verfilmungen. Als Hommage an die Original-„Deathstalker“-Reihe darf natürlich auch ein Krieger mit Schweinekopf nicht fehlen.

Schauwerte gibt es dann vor allem in Form derber Splattereffekte, die merklich deftiger daherkommen als in den Vorgängern. Da werden Köpfe gespalten, Kiefer auseinandergerissen und Personen wie Monster auf suppige Weise auseinandergerissen. Das Kunstblut fließt in rauen Mengen, der überzogene Splattergewaltgrad fügt sich in das trashig-bunte Gesamtbild ein, während die Action eher auch Hack and Slay denn auf ausgefeilte Choreographien setzt. Dank des agilen Hauptdarstellers sieht das Gewemmse noch recht dynamisch aus, wobei die Mucke von Blitz//Berlin und Titelsong-Lieferant teilweise noch mehr Schwung reinbringt. Dass „Deathstalker“ von der Bildgestaltung her bisweilen an das Cover eines Eighties-Metal-Albums erinnert, stellt mal wieder die Verbindung zwischen dem musikalischen Genre und Sword-and-Socery-Fantasy heraus.

Deathstalker

Hallo, du Gummimonster!

Auch abseits der Kampfszenen macht Daniel Bernhardt („Afterburn“) mit seiner augenzwinkernden Performance und ein paar Onelinern eine recht gute Figur, wenngleich „Deathstalker“ ihm kein großes Schauspiel abverlangt. Das prominenteste Cast-Mitglied gibt es nicht zu sehen, sondern nur zu hören, denn Komiker Patton Oswalt leiht Doodad seine Stimme. Mit dem Sprechen schräger Sidekicks hat er ja spätestens seit „Happy!“ Erfahrung und macht das auch hier wieder mit Freude. Der Rest vom Fest kommt dagegen deutlich laienhafter und mit reichlich Overacting daher, egal ob Christina Orjalo („16 Blocks“) als weiblicher Diebinnen-Sidekick, Paul Lazenby („The Smashing Machine“) als Feind aus Deathstalkers Vergangenheit oder Conor Sweeney („Another WolfCop“) als affektierter Prinz. In einer kleinen Rolle als Chefin der Diebesgilde ist Model, Sängerin und B-Film-Aktrice Nina Bergman („The Car: Road to Revenge“) zu sehen. Deren Screentime ist gering, dafür steuert sie noch einen Song zum Film bei.

So hat Kostanskis also zumindest gute Zutaten für ein Retro-Trash-Spektakel, doch so ganz will der Funke nicht überspringen. Die Quest-Struktur, die Deathstalker relativ spannungsarm von A nach B nach C schickt, taugt nicht als sonderlich spannende Geschichte, zwischen den Passagen mit Kloppe, Kreaturen und Kunstblut zieht sich „Deathstalker“ bisweilen schon und in Sachen Humor ist Kostanski weiterhin alles andere als subtil. So wirkt „Deathstalker“ in seiner gewollten Trashigkeit bisweilen schon reichlich penetrant, wie ein Komiker, der sein Publikum immer wieder explizit zum Lachen auffordert. Das Comedy-Timing ist auch eher grobstollig, allenfalls hin und wieder ist das Barbaren-Remake mal etwas gewitzter. So darf man angesichts von Kostanskis Freude an Billig-Reißern der 1980er schwer davon ausgehen, dass das Vier-Klingen-Schwert, welches die Titelfigur im Finale schwingt, wohl eine Hommage an „Talon im Kampf gegen das Imperium“ von Albert Pyun ist.

So bleibt „Deathstalker“ bisweilen arg gewollter Retro-Trash, der zwar von der ehrlichen Freude seines Machers an der Materie zeugt, dafür aber arg penetrant auf Trash-Kult-Status schielt. Die Effekte sind derbe, Daniel Bernhardt macht in der Titelrolle eine gute Figur, das Creature Design rockt und bisweilen hat auch das Daueraugenzwinkern seine Momente, aber so ganz will der Funke nicht überspringen. Dafür zieht sich „Deathstalker“ zwischen seinen Highlight-Momenten schon, dafür ist der Humor bisweilen zu plump – Wynorskis „Deathstalker II“ von 1987 bediente eine ähnliche Schiene tatsächlich ein Stück besser.

7 von 10

„Deathstalker“ lief in Deutschland auf dem Fantasy Filmfest, im Oktober erscheint er bei Shout! Studios in den USA. Die deutschen Rechte hat sich Lighthouse Home Entertainment, aber zu einem regulären Release auf DVD, Blu-Ray oder im Stream hierzulande gibt es bisher keine Infos.

© Nils Bothmann (McClane)

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