Originaltitel: Deathstalker__Herstellungsland: USA/Argentinien__Erscheinungsjahr: 1983__Regie: James Sbardellati__Darsteller: Rick Hill, Barbi Benton, Richard Brooker, Lana Clarkson, Victor Bo, Bernard Erhard, Augusto Larreta, Lillian Ker, Marcos Woinsky, Adrian De Piero, George Sorvic u.a. |
Nach dem Erfolg von „Conan – Der Barbar“ versuchten diverse Produzenten aus Italien und den USA dem Erfolg nachzueifern und mit eigenen Barbarenfilmen Knete zu scheffeln. Dazu gehörte auch Roger Corman, der gleich mehrere, meist fortgesetzte Werke in der Sparte aus der Taufe hob, am erfolgreichsten wohl mit dem dreimal fortgesetzten „Deathstalker“.
Deathstalker ist der Name des Helden (Rick Hill), doch Corman und seinem Regisseur James Sbardellati („Under the Gun“), der hier unter dem Namen John Watson inszenierte, war augenscheinlich bewusst, dass sie aufgrund fehlender Finanzmittel kein opulentes Fantasy-Epos im Stile des geistigen Vorbildes auf die Leinwand bringen konnten. Also versucht man sich an einem etwas ironischeren Ansatz, wie schon die Anfangsszene zeigt. Hier wird ein Dieb, der Schätze und eine holde Maid gestohlen hat, von missgestalteten Typen angegriffen, die es auf beides abgesehen haben. Der Knilch flieht, trifft dabei auf das Lager von Deathstalker und haut die Angreifer mit ihm platt – ehe Deathstalker ihn erdolcht, denn der hat auch Interesse an der Beute. Doch in dem Moment, in dem Deathstalker die von ihm befreite Dame durchorgeln will, fragt ein Bote nach ihm und die Maid nutzt die Chance zur Flucht.
Der Bote kommt von einem aus seinem Reich vertriebenen König, der um Hilfe bittet, doch Deathstalker lehnt ab: Der plättet Übelwichte nur zum eigenen Vorteil. Dieses Urteil ist allerdings keine drei Szenen später schon wieder dahin, als er die Hexe Toralva (Verónica Llinás) aus den Fängen der Schergen des Thronräubers und Schwarzmagiers Munkar (Bernard Erhard) rettet. Das Vorbild „Conan“ erkennt man schon daran, dass sich der Anführerknilch ebenfalls in eine Schlange verwandeln kann wie dereinst Thulsa Doom; nur eben hier nicht in eine teure Special-Effekt-Schlange, sondern in ein lebendes Exemplar, das man zwischen zwei Takes in die leeren Klamotten gestopft hat.
Toralva erklärt Deathstalker, dass sich Munkars Macht aus zwei Artefakten speist, die ihn in Verbindung mit einem dritten, einem Schwert, unbesiegbar machen würden. Also zieht Deathstalker los, schnappt sich erst das Schwert und zieht dann in Richtung von Munkars Schloss weiter…
httpv://www.youtube.com/watch?v=P8FTMs4hzZk
Das mit dem Schnappen des Schwertes kann man übrigens wörtlich nehmen. Deathstalker reitet in Rekordzeit zur Höhle, hilft einem Ersatzyoda aus der Patsche und kloppt sich ultrakurz mit einem Höhlentroll, der aber dank des Zauberschwertes kein Problem ist. So sieht es leider auch mit dem Rest vom Quest aus, denn die Handlung passt auf einen Bierdeckel. In weiteren Episoden werden noch ein paar Helferlein rekrutiert, neben dem inzwischen zum Menschen zurückverwandelten Hüter des Schwertes Salmaron (Augusto Larreta) der linkische Oghris (Richard Brooker) und die Amazone Kaira (Lana Clarkson). Danach zuckelt man zu Munkars Schloss weiter, wo der gerade ein Turnier zur Bestimmung seines Nachfolgers abhält, das den groben Rahmen für alles weitere abgibt, denn sonderlich aktiv oder forschend wird das Trüppchen nicht. Stattdessen hält der Film sich mit ellenlangen Tavernenszenen (natürlich nicht ohne große Wirtshausschlägerei) und ausführlicher Fleischbeschau auf, bei denen Kaira, Schankmaiden und Munkars Harem, inklusive der entführten Prinzessin Codille (Barbi Benton), ausgiebig abgelichtet werden. Gerade Kairas megaunpraktischer Umhang, der eigentlich alles freilegt und beim Kämpfen eher hinderlich erscheint, zeigt an, dass Corman und seine Truppe eher den pubertären Voyeurismus als Verkaufsargument im Sinne hatten.
Dementsprechend wurden die Damen auch nicht nach Schauspielkunst, sondern nach Aussehen und Willen zur Freizügigkeit gecastet, was man an ihren Darbietungen, vor allem jenen von Barbi Benton („X-Ray – Der erste Mord geschah am Valentinstag“) und Lana Clarkson („9 ½ Wochen in Paris“), gut sehen kann. Nicht dass die Herren der Schöpfung hier talentierter wären: Rick Hill („Class of 1999 Part II“) kann man freundlich noch als angemessen tumb für die Barbarenrolle beschreiben, während Bernard Erhard („Firefox“) als Zauberer in den vollsten Overacting-Modus schaltet. Ansonsten hat man viele Nebendarsteller am Drehort in Argentinien gecastet, Hauptsache es steht irgendwer in den hübschen Wald-Locations herum, denn um darstellerische Höchstleistungen ging es hier ebenso wenig wie um drehbuchtechnische Höhenflüge.
Leider ist letzteres dann auch ein Problem des Films, der durch das Fehlen von Spannung und Drive streckenweise reichlich öde ist, da helfen auch keine nackten Möpse. Immerhin hat „Deathstalker“ einiges an Make-Up-Tricks und Ideen zu bieten, darunter einen Schweinemenschen oder Munkars Finger, Augen und sonstige Körperteile verspeisendes Haustier (das ansonsten überhaupt nichts zum Film beiträgt). Noch dazu tut der ironische Gestus dem Film gut, etwa wenn Deathstalker auf dem Weg zum Schwert kurz etwas trinken will und ihm die Hexe anstelle seines Spiegelbildes im Wasser erscheint, die ihn zu mehr Tempo antreibt. Oder die Szene, in welcher der Schweinemensch einen gebratenen Schweinekopf beim Buffet entdeckt und erst nicht zu wissen scheint, ob er ihn denn nun küssen oder essen soll. Zuständig für die Effekte war mit John Carl Buechler („Robotjox“, „Ghost Town“) ein echter Profi, weshalb die Maske und das Geschmodder, darunter eine Vierteilung am Ende des Films, ziemlich gut ausschauen und für Schauwerte sorgen.
Weniger gut schaut es dann im Actionbereich aus, denn da könnte es ruhig mehr auf die Omme geben, gerade angesichts des Turnierszenarios. Das beschränkt sich aber auf gerade einmal zwei Passagen: Die erste ein hektischer Zusammenschnitt verschiedener Runden, später der Finalkampf, bei dem Deathstalker natürlich gegen den Schweinemenschen antreten muss. Ansonsten gibt es ein paar Scharmützel, bei denen Deathstalker meist Munkars Truppen aufmischt. Die Choreographie ist eher solala, die Inszenierung bodenständig bis bieder – verantwortlich dafür ist allerdings auch Oghris-Darsteller Richard Booker bei seinem ersten und einzigen Stunt-Coordinator-Credit. Auch in dieser Hinsicht kann „Deathstalker“ dann nicht gegen sein offensichtliches Vorbild „Conan“ anstinken, bei dem er sich sehr freimütig bedient: Kairas Schicksal ist fast identisch mit dem von Valeria aus dem Schwarzenegger-Vehikel.
Natürlich erwartet auch niemand, dass ein solch knapp budgetierter B-Film es mit dem Milius-Klassiker aufnehmen kann, doch andere Barbarenstreifen wie „Beastmaster“ oder Ruggero Deodatos „Die Barbaren“ hatten da schon mehr Schmackes. „Deathstalker“ zieht sich öfter, setzt zu sehr auf pubertäre Fleischbeschau und baut mit seiner Rumpeldramaturgie kaum Spannung oder bloß Zuschauerinteresse auf. Auf der Habenseite gibt es okaye Schwertkampfaction, schicke Masken-, Make-Up- und Gore-Effekte der handgemachten Art, einen angenehm ironischen Ton und ein paar hübsch durchgeknallte Einfälle – das gleicht die Längen dann aber nur etwas aus. Da verspricht das schicke Cover mehr als der Film halten kann, obwohl man das von dieser Sorte Film beinahe gewohnt ist.
Starke:
Lange Zeit gab es „Deathstalker“ hier nur auf VHS, immerhin ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben. Im Ausland gab es diverse DVDs, in den USA z.B. von Shout Factory im Viererpack zusammen mit dem Sequel „Deathstalker 2“, „Barbarian Queen“ und „Der Krieger und die Hexe“. Nun nimmt sich White Pearl Movies/Daredo des Films an und bringt ihn ab 24. August 2018 im Mediabook auf DVD und Blu-Ray heraus, mit einem 16 Seiten starken Booklet.
© Nils Bothmann (McClane)
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