Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

The Sadness

Originaltitel: Ku Bei__Herstellungsland: Taiwan__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Rob Jabbaz__Darsteller: Berant Zhu, Regina Lei, Wang Tzu-Chiang, Chiu Yang-Shiang, Lan Wei-Hua, Tsai Chang-Hsien u.a.
The Sadness Filmposter

“The Sadness” beweist: Auch Taiwan kann blutigen Horror.

An diesem Morgen kriselt es zwischen Kat und Jim. Kat freut sich auf eine gemeinsame Auszeit vom Alltag, für die sie extra Urlaub genommen hat. Jim hat den Termin verschwitzt und genau für diesen Tag einen Job angenommen. Die beiden raufen sich zwar irgendwie wieder zusammen, trotzdem trennen sie sich spürbar im Groll.

Just an diesem Tag bricht zunächst im Viertel von Jim, dann weitschweifiger, eine seltsame Seuche aus. Eine Seuche, die die Betroffenen zu blutrünstigen Bestien werden lässt, die zudem einen enormen Sexualtrieb entwickeln. Als Jim mit Erkrankten aufeinanderprallt und sieht, zu was diese fähig sind, beschließt er, seine Kat, egal wie sauer sie auch auf ihn sein mag, zu retten.

Die wird derweil von einem Erkrankten verfolgt. Ein schmieriger Geschäftsmann, der ihr am Morgen noch seltsame Avancen in der U-Bahn gemacht hatte, will das Chaos nutzen, um Kat in zweierlei Hinsicht zu „vernaschen“.

Schaut in den blutigen Horrorfilm aus Taiwan hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=ddgtWtpc0Ws

Der taiwanesische Horrorfilm „The Sadness“ reflektiert zu Beginn die anfängliche Situation rund um Corona sehr treffsicher. Im Film grassiert ein Alvin genanntes Virus und trifft auf eine Bevölkerung, die sich zutiefst uneins ist, wie sie auf die Situation reagieren soll. Das Virus selbst erzwingt keine wirkliche Entscheidung, da die Verläufe bei den Infizierten eher harmloser Natur sind. Doch Wissenschaftler warnen, dass dies nur der Anfang sei.

Ob Alvin dann tatsächlich die Ereignisse in „The Sadness“ auslöst, bleibt allerdings im Dunklen – die Wahrscheinlichkeit ist freilich hoch. Sämtliche Ereignisse in „The Sadness“ spielen jedoch am ersten Tag des Ausbruches einer mörderischen Krankheit und an diesem Tag ist noch rein gar nichts klar. Die dem Horrorfilm im Allgemeinen immer wieder gerne zugeschriebene sozialkritische Note ist dank Alvin allerdings evident in „The Sadness“. Und man rutscht als Zuschauer das eine oder andere Mal beklommen auf dem Sitz herum, fühlt sich doch vieles verdammt bekannt an – wenn auch nicht derart überspitzt.

Nach einer extrem kurzen Einführung der Grundsituation und der beiden Hauptcharaktere legt „The Sadness“ schon richtig los. Stürzt Jim mitten ins Chaos. Menschen wird die Gesichtshaut abgekratzt, Stichwerkzeuge werden in Körper gerammt, Menschen fliegen von Dächern, andere werden überfahren und zermantscht. Jim selbst nimmt ebenfalls schnell Schaden und startet verletzt auf seine Odyssee zu Kat.

The Sadness Jim auf Motorrad

Jim will zu seiner geliebten Kat und sie beschützen.

Die erlebt ein wahres Blutbad in einer U-Bahn. Plötzlich sticht hier ein Mann wahllos auf die Passagiere ein. Das fühlt sich so unangenehm real und vor allem auch „möglich“ an, dass die Szene eine irre Intensität bekommt. Die durch den förmlich Amok laufenden Soundtrack von TZECHAR noch mehr Schmackes bekommt. Und auch Kameramann Jie-Li Bai ist immer auf der Höhe des Geschehens, schmeißt den Zuschauer mittenrein ins Gemetzel und kredenzt fantastische handmade Splattereffekte und Blutfontänen, die den Schauplatz in ein dunkles Rot tauchen. Eines der Couleur, nach der man sich gerne duschen würde.

Zudem installiert das Drehbuch rund um diese Szenerie auch den Geschäftsmann. Der ist in der Folge für einige weirde Auftritte zuständig und bekommt von Darsteller Tzu-Chiang Wang ein irres Charisma verliehen. Das ergibt einen Lump mit Serienpotential! Dank seiner Figur wissen wir: Es handelt sich hier nicht um Zombies, sondern um Infizierte, aus denen das in ihnen wohnende, abgrundtief Böse herausbricht. Sie bekommen tiefschwarze Augen, haben eine extrem sadistische Ader, geben sich durchaus auch mal dem Appetit auf Menschenfleisch hin und – und das hat man in dieser Form in ähnlich gelagerten Streifen eher selten gesehen – sind extrem geil.

„The Sadness“ präsentiert demzufolge einige sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen, die sich sowohl gegen Frauen als auch Männer richten. Es wird eine kleine Orgie in Blutrot gezündet und rund um den Geschäftsmann wird sogar angedeutet, dass er sich an der Augenhöhle! eines Opfers vergeht. Zwar überlässt „The Sadness“ die unfreiwilligen Sexakte weitgehend der Fantasie des Zuschauers, das Kopfkino übernimmt allerdings ziemlich treffsicher den geschmacklosen Rest.

Regina als Kat in The Sadness"

Kat geht derweil durch ihre ganz eigene Hölle.

Derweil fällt schnell auf, dass Kat definitiv die interessantere Storyline abbekommen hat. Jim wirkt spätestens ab der Filmmitte reichlich lost. Entsprechend düst er auf seinem Roller nur durch die Gegend und gerät ab und an mal in die Bredouille. Da geht es rund um Kat mehr ab. Es werden erste Vermutungen angestellt, woher die Krankheit kommt, die Splatterexzesse sind eindrücklicher und zahlreicher, die permanente Bedrohung durch den Geschäftsmann treibt die Spannung und allgemein ist einem Kat einfach sympathischer als Jim. Zudem steigt rund um ihre Figur eine herrlich seltsame Präsidentenansprache, die in einem kruden Splattermoment münden darf.

Und obschon man bei Kat durchaus ein gewisses Involvement verspürt, auch weil Darstellerin Regina ordentlich spielt, muss „The Sadness“ insgesamt mit reichlich blassen Figuren hantieren. Ist der Film ab Minute 15 in Bewegung, mag er über seine beiden Hauptfiguren nichts mehr erzählen. Die wirken so nur selten greifbar. Dementsprechend ist man nicht richtig in dem Horrorfilm drin und funktionieren manche Momente nicht, wie vermutlich beabsichtigt. Das prinzipiell interessant gedachte Ende sei hier mal stellvertretend genannt.

In technischer Hinsicht kann man „The Sadness“ kaum Vorwürfe machen. Die Digitaloptik ist nie zu glatt und allgemein macht der Film keinen billigen Eindruck. Vor allem die Szenen im Kern der Großstadt überzeugen mit einigem Aufwand. „The Sadness“ ist zudem angenehm flott montiert, der Soundtrack gibt dabei in den horrorlastigen Momenten mit ordentlich Terror von der Tonspur ebenso gekonnt die Schlagzahl vor wie in den ruhigeren Momenten, wo er angenehm düster dräuend unter den Bildern wabert.

Der Businessman im taiwanesischen Horror

Darf ich vorstellen: Der Geschäftsmann!

Ein Extralob muss freilich an die beherzt mit Blut herumsauende Special-Effects-Crew gehen. Mit herrlich schlotzigen Latexeffekten wird hier forsch gegen die aalglatten digitalen Splattereffekte vergleichbarer zeitgenössischer Produktionen angekämpft. Dabei wird im Übrigen nie die Grenze zum Funsplatter überschritten. Es fliegen also keine Köpfe durch die Gegend, es werden kaum Gliedmaßen abgetrennt. Die gebotene Gewalt soll dem Zuschauer wehtun. Und wenn hier Regenschirmspitzen in Augen getrieben, Köpfe mit Feuerlöschern zertrümmert und Messer immer und immer wieder in Körper gerammt werden, verfehlt das seine Wirkung nicht.

Doch obschon „The Sadness“ ein gewaltiger Ruf vorauseilt, befeuert durch die mehrmalige Verweigerung einer FSK 18 Freigabe für die Kinoauswertung und einer Ablehnung einer Freigabe für die Heimkinofassung, dürften vor allem die sexuelle Komponente und die allgemein fiese Atmosphäre hier die eigentlichen Probleme gewesen sein. Denn grundsätzlich verteilen die Macher einiges an Blut im Film, splattertechnisch hat man aber schon ganz andere Kaliber gesehen.

„The Sadness“ ist wie seine Infizierten: Böse

Der von dem Kanadier Rob Jabbaz gedrehte und geschriebene taiwanesische Horrorfilm „The Sadness“ hat definitiv seine Schwächen. Das beginnt bei den eher uninteressanten Hauptfiguren, geht über Jims belang- und höhepunktlose Odyssee, die auch ihre Längen hat, und endet nicht erst bei seltsam unpointierten Momenten in Kats Storyline, etwa jene um ihre Begegnung mit einem Wissenschaftler. In diesen Momenten nehmen dann auch die Spannung und das Tempo immer mal wieder Schaden.

Wenn der Film dann aber zum Aderlass bittet und seine finstere, extrem intensive Atmosphäre ausspielt und diese dank seines irren Soundtracks und der gelungenen technischen Umsetzung noch verschärft, setzt „The Sadness“ punktgenau die richtigen Trigger. Mit der beklemmenden Aktualität (Alvin-Virus vs Corona) und dem wenig geschmackssicheren, aggressiven und sich gleichzeitig seltsam innovativ anfühlenden sexuellen Element des Filmes setzt „The Sadness“ zusätzliche Wirkungstreffer. Am Ende bleibt ein Film, der seinen Vorschusslorbeeren vielleicht nicht ganz gerecht wird, aber in seinen 95 Minuten Laufzeit diverse Male wirklich amtlich reinhaut.

7 von 10

„The Sadness“ startet am 3. Februar 2022 in den deutschen Kinos und ist dort mit einer FSK 18 Freigabe uncut. Wie bereits erwähnt, verweigerte die FSK dem Film diese Freigabe fürs Heimkino. Capelight Pictures bringt ihn dennoch uncut auf DVD und Blu-ray, dann aber mit einer Spio/JK Freigabe. Mehr Informationen auf der Website zum Film.

In diesem Sinne:
freeman

Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Capelight Pictures__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 3.2.2022 im Kino

Tagged as: , , , , , , , , , , ,

Wie Viele Actionnerds gibt es?

  • Keine Sorge, du bist mit deiner Vorliebe nicht allein! Uns besuchten bereits 15219740 andere Actionnerds