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Winnie the Pooh: Blood and Honey

Originaltitel: Winnie The Pooh: Blood and Honey__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Rhys Frake-Waterfield__Darsteller: Natasha Tosini, Amber Doig-Thorne, Craig David Dowsett, Maria Taylor, Nikolai Leon, May Kelly, Simon Ellis, Richard D. Myers, Chris Cordell, Jase Rivers, Danielle Ronald u.a.
Winnie the Pooh: Blood and Honey Blu-ray Cover

Winnie the Pooh mal anders in “Winnie the Pooh: Blood and Honey”.

Als Christopher Robin im Hundert-Morgen-Wald Winnie Puuh, Ferkel, I-Ah, Kaninchen und Eule begegnet, entspinnt sich eine große Freundschaft. Man erlebt gemeinsame Abenteuer und Christopher Robin sorgt dafür, dass seine neuen tierischen Freunde immer Nahrung haben. Eines Tages jedoch beschließt der Junge, aufs College zu gehen. Er lässt seine Freunde allein im Hundert-Morgen-Wald zurück.

Die haben alsbald nichts mehr zu essen, weshalb sie in höchster Not beschließen, I-Ah zu verzehren. Zwar sind die Mägen daraufhin voll, doch der psychische Schaden ist enorm. Die Tiere trennen sich und beschließen, nie wieder mit Menschen zu sprechen. Das bekommt ausgerechnet Christopher Robin hart zu spüren. Der kehrt nämlich eines Tages mit seiner Ehefrau in den Wald zurück.

Hier treffen sie alsbald auf Winnie Puuh und Ferkel, die sich extrem verändert haben. Das Aufeinandertreffen fällt wenig herzlich aus. Mehr noch: Christophers Ehefrau landet in den Mägen seiner ehemals besten Freunde.

Schaut in den Slasher hinein

Slasher-Spaß mit wenig knuddeligem Helden

Klingt das geil? Na das will ich aber meinen! „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ findet zu Beginn tatsächlich einen weirden Take auf die altbekannte Geschichte von Winnie Puuh, dem Bären, und macht ihn und seinen Buddy Ferkel zu blutrünstigen Killern. Auch die Umsetzung des Anfangs ist gut gelungen. Die „Vorgeschichte“ wird als stimmungsvolle, sehr reduzierte Animationssequenz präsentiert, was gelungen auf die Ursprünge der Figur referenziert. Immerhin wurde der von Alan Alexander Milne für sein Buch „Pu der Bär“ erfundene „Winnie Puuh“ vor allem durch Disney-Zeichentrickfilme der ganzen Welt bekannt.

Danach startet dann der Realfilmteil durch, in dem Winnie und Ferkel amtlich einen raushauen. Moment, metzelnde Disney/Kinderbuch-Figuren? Wie geht denn das? Das wurde möglich, weil Milnes Originalgeschichte 2022 gemeinfrei wurde und entsprechend jeder mit den Figuren der Buchvorlage machen durfte, was er wollte. Freilich hat sich Disney eine Menge Rechte an der Gestaltung der Figur erarbeitet, dementsprechend sieht Winnie Puuh nun auch niemals aus wie die Trickvorlage. Ganz zu schweigen von Ferkel. Und auch neue Figuren, die Disney in „seine“ Franchise eingeführt hat, darf niemand anderes verwenden.

Demzufolge wird die beliebte Trickfilmfigur hier zum schrankwandbreiten Typ mit Latzhose und Bärenmaske. Ein Michael Myers oder Jason mit kaputtem Maskengeschmack, sozusagen. Genau dasselbe bei Ferkel. Und genau hier ist ein Punkt, an dem „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ für so manchen komplett durchscheitern wird. Die Bezüge zum Original sind einfach Makulatur, der freche Take, die Viecher zu Mördern zu machen, verfängt schon deshalb nicht, weil die Figuren den Originalen nicht ähnlich sehen. Entsprechend wenig giftig fühlt sich der nun folgende Metzelmarathon an.

Natasha Tosini wird gleich gemeuchelt in "Winnie the Pooh: Blood and Honey"

SIE ist nicht das Final Girl…

Obendrein sind die Masken nun wahrlich keine große Handwerkskunst. Bei Winnie bewegt sich nur das Maul, wenn er frisst. Bei Ferkel wackeln zumindest die Ohren, wenn es einen Vorschlaghammer in die Fresse gedonnert bekommt. Würde nicht Christopher Robin am Anfang und am Ende immer wieder behaupten, das seien Winnie und Ferkel, man würde es nicht glauben.

Eine rotzig freche, fiese Umdeutung des bekannten Stoffes ist der Film also definitiv nicht geworden. Dafür hat er auch eine Menge Hass auf sich gezogen. Kindheitserinnerungen seien durch diesen Film zertrümmert worden. Man kennt das, alles hochdramatisch. Wie immer im World Wide Jammerweb. Doch kann man den Film einfach nur als Slasher begreifen, ist er bei weitem nicht so übel, wie er gerne gemacht wird.

Ganz im Gegenteil: Der Slasherpart von „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ hat etwas. Das Wichtigste: Nach den anfänglichen fünf bis zehn Minuten Exposition stellt der Film total das Erzählen ein. Alle nun random in den Film geschmissenen Figuren sind Drehbuch und Regie vollkommen Latte. Es gibt so gut wie keine störenden Dialoge und warum Winnie und Ferkel im weiteren Verlauf nun losholzen, man erfährt es nie. Man erfährt auch nie, warum ausgerechnet die nun zu killenden Damen genau dafür auserkoren wurden. Weder dringen sie ins Revier der tierischen Mörder ein noch haben sie beiden irgendwas getan.

Winnie the Pooh: Blood and Honey mit bärigem Killer

Ein echter Problembär…

Natürlich entwickelt der Film so keinerlei Spannung, legt darauf aber auch offensichtlich gar keinen Wert. Die Damen sollen möglichst sadistisch abgeschlachtet werden, alles weitere ist nur billiges Zubrot. Das nun folgende stupide Gemetzel bleibt nur deshalb interessant, weil das Tempo zwischen den Kills niemals lahmt und der Zuschauer sich schon händereibend darauf freut, wie es wohl den nächsten Charakter aus dem Leben reißen wird. Dass hernach keines der Opfer von irgendwem vermisst wird, nimmt man fast schon als ironisches Spiel mit dem Genre wahr.

Vermutlich aus Budget-Gründen haut Regisseur Rhys Frake-Waterfield bei der Splattererei leider nie so richtig auf die Kacke. Es gibt ein paar memorable, sehr fiese Kills (die gesamte Pkw-Nummer sei genannt), die meisten aber sind erstaunlich unspektakulär. Irgendwie wünscht man sich mal ein paar herausgerissene Gliedmaßen oder Körperteilungen, dazu kommt es aber leider nie. Zumindest bemüht sich der Regisseur, immer wieder neues Kroppzeugs herbeizukarren und es in den Häcksler (teils wortwörtlich) zu schmeißen. So ist zumindest der Bodycount ganz nett. Die Gewalt wird im Übrigen in einem Mix aus handmade (viel) und computergenerierten (wenig) Effekten gereicht. Letztere machen leider nicht viel her.

Showdown im Slasher mit Pu dem Bär

Vier Gegner? Ein Klacks für Winnie Pooh!

Bei den Tagesszenen fällt sofort auf, dass „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ auf einen sehr digitalen Look setzt. Dieser wird über weite Strecken des Filmes aber relativ effektiv dadurch kaschiert, dass der Film weitgehend in einer Nacht spielt. Sonderliche kameratechnische Spielereien braucht man sich ebenso wenig zu erwarten wie einen interessanten Score. Gegen Ende häufen sich leider auch ein paar Szenen, die etwas unrund wirken. Etwa wenn Winnie auf vier Kerle trifft, die eines seiner Opfer zu beschützen gedenken. Diese Sequenz wirkt total schlecht geschnitten und total zerdehnt.

In Sachen Schauspiel sieht es für den Film nicht wirklich gut aus. Am besten kommen noch Craig David Dowsett als Winnie Puuh und Chris Cordell als Ferkel davon, dürfen sie sich ja hinter Masken verstecken. Bei ihren Opfern hingegen sieht es da reichlich verheerend aus. Wirklich spielen kann hier keiner. Muss man bei der Ausrichtung des Filmes auf einen episodenhaften Abzählreim auch nicht, doch selbst in den teils sehr kurzen Abmurkssegmenten fällt schon auf, dass hier eher Amateure denn Schauspieler am Wirken waren.

„Winnie the Pooh: Blood and Honey“: Von Flop bis Top ist alles drin

Erwartet man sich von „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ eine pervertierte Form der weltberühmten Kindergeschichte und des anhängigen Disney-Franchises, dann kann der Film nur verlieren. Entsprechend sind viele negative Stimmen durchaus nachvollziehbar. Einlassungen um zerstörte Kindheiten kann man dagegen nur milde belächeln.

Sieht man den Streifen trotz „Winnie Puuh“-Zeichentrickintro hingegen als reinrassigen Slasher, macht der Film mit seiner gnadenlosen Ausrichtung durchaus Boden gut. Vor allem Freunde härterer Kost dürfen mal einen Blick riskieren. Zumal der Film hier auch wirklich absolut ehrlich zu sich selbst ist und gar nicht erst nach dem Oscar für das beste adaptierte Drehbuch schielt. Stattdessen reiht er einfach Kill an Kill – ohne störenden Ballast dazwischen. Das wirkt alles sehr random und ist dank desolater/nicht vorhandener Figurenzeichnung total unspannend. Langweilig wird’s aber nie, das Tempo ist hoch und der eine oder andere Kill hat wirklich was.

5 von 10

In Deutschland hat sich PLAION des Filmes angenommen und ihm sogar einen kleinen Kinorun spendiert. Hernach präsentierten sie den Film auf DVD und Blu-ray, jeweils uncut mit einer FSK 18. Freilich kann man den Film auch streamen.

Die Darsteller beehren das Weekend of Hell 2023

Beim „Weekend of Hell“ am 02. und 03. September 2023 in der Oberhausener Turbinenhalle waren die Darsteller Graig David Dowsett (Winnie the Pooh), Natasha Tosini, Amber Doig-Thorne, Maria Taylor und Nikolai Leon als Gäste angekündigt. Leider konnten Nikolai Lenon und Amber Doig-Thorne nicht zugegen sein.

Natasha Tosini (links) und Maria Taylor beim Weekend of Hell

Natasha Tosini (links) und Maria Taylor beim “Weekend of Hell”. Copyright: Actionfreunde

Dafür bezauberten vor allem Maria Taylor und Natasha Tosini mit ihrer lockeren und unverkrampften Art um so mehr. Und Graig David Dowsett überraschte vor allem damit, dass er im Gegensatz zu dem von ihm gespielten Killerbär erstaunlich klein wirkte und witzigerweise im Gesicht selbst ein wenig wie Winnie the Pooh aussah.

Graig David Dowsett spielte Winnie Pooh

Graig David Dowsett spielt Winnie Pooh – und sieht auch ohne Maske ein wenig wie der Bär aus. Copyright: Actionfreunde

Leider hatte der Interviewer beim Panel der drei Anwesenden entweder den Film nicht gesehen oder tatsächlich keine guten Fragen parat und so erfuhr man über „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ eigentlich nur, dass die Dreharbeiten zehn Tage dauerten und man dann feststellte, dass das Ergebnis nicht ganz den Vorstellungen entsprach. Also wurden weitere vier Tage Drehzeit anberaumt, in denen sich der Film selbst und seine Story noch einmal ziemlich verändert haben sollen. Zudem konnte aufgrund des bislang gedrehten Materials noch einmal ein erkleckliches Sümmchen für die Nachdrehs losgeeist werden, welche den Film erst zu dem machten, was er heute ist. So sollen in der Ursprungsversion bei weitem nicht so viele Menschlein abgekratzt sein, wie es nun der Fall ist.

Natasha Tosini und Maria Taylor beim Weekend of Hell

Natasha und Maria verzauberten beim “Weekend of Hell”. Copyright: Actionfreunde

Des Weiteren konnten die drei berichten, dass aktuell am zweiten Teil gearbeitet wird, der am Ende des ersten Teils bereits geteast wurde mit „Winnie the Pooh will return“. Befragt nach ihren Lieblingshorrorfilmen bewiesen alle drei guten Geschmack und nannten Filme wie „Freitag der 13.“, „A Nightmare on Elm Street“, „Der weiß Hai“, „Insidious“, „Halloween Kills“, „Chucky“, „Sinister“ und „Freddy vs. Jason“. Die restlichen Infos waren wenig ergiebig. Es ging unter anderem darum, wie alle drei zum Film gefunden haben, wie sie für „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ gecastet wurden und wie gut das Frittenwerk in Oberhausen ist. Die wichtigen Sachen halt.

In diesem Sinne:
freeman

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