Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Agent Recon

Originaltitel: Agent Recon__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Derek Ting__Darsteller: Derek Ting, Marc Singer, Chuck Norris, Sylvia Kwan, Jason Scott Jenkins, Matthew Ryan Burnett, Nikki Leigh, Teo Briones u.a.
Chuck Norris in Agent Recon

Chuck Norris spielt den Cyborg Alastair in „Agent Recon“.

Nach 65 Minuten äußerst zäher „Unterhaltung“ ist in „Agent Recon“ endlich der Moment gekommen, auf den alle Chuck-Norris-Fans seit über zwölf Jahren gewartet haben. Der Meister ist zurück und er steht mit einer Minigun vor der Lumpenhochburg. Er ist bereit, diese mit dem Helden zu befrieden. Chuck Norris („Delta Force“) und eine Minigun – auf die Idee ist bisher noch niemand gekommen.

Und Chuck Norris liefert durchaus ab. In einer jetzt nicht besonders berauschenden Actionszene nietet er mit seiner Puste zahlreiche Fieswichte um. Ist die Munition aufgebraucht, haut er ein paar Goons mit etwas behäbig wirkenden Moves kaputt. Das ist aber auch nicht schlimm, er ist nun einmal nicht mehr der Jüngste. Tja, und direkt danach ballert er beidhändig mit automatischen Knarren. „Agent Recon“ bereitet dem Actionrecken im Showdown also eine schöne Bühne. Das Drumherum ist jedoch mit „schwierig“ noch nett umschrieben.

Derek Ting liefert Independent-Action in Serie

Zunächst muss man wissen, dass „Agent Recon“ eine Fortsetzung zu den ebenfalls von Hauptdarsteller Derek Ting geschriebenen und gedrehten Filmen „Agent“ und „Agent Revelation“ ist. Die erzählten von außerirdischen Invasoren, die mit der Chemikalie „Ash“ zahlreiche Menschen zu willenlosen Marionetten/Zombies machten. Eine Ausnahme bildete unter anderem Jim. Der erhielt durch den Kontakt mit „Ash“ übermenschliche Kräfte.

Er wurde besonders schnell, stark und widerstandsfähig. Und er kann seine Kräfte via „Mana“ kanalisieren und so wie Fighter der „Streetfighter“- oder „Mortal Kombat“-Games Energiebälle / -blitze schleudern. „Agent Recon“ fasst zumindest diese Grundlagen direkt zu Beginn kurz zusammen. So ist man nicht vollends verloren, wurden die Vorgänger doch nie in Deutschland veröffentlicht.

Danach dreht sich alles um eine geheime Militärbasis irgendwo in New Mexiko. Hier wurde eine mysteriöse Energiestörung festgestellt. Da man befürchtet, dass hier irgendein Lump mit Alien-Technologie hantiert haben könnte, entsenden die US and A eine Spezialeinheit, um diesem Vorgang nachzugehen. Kurz darauf verschwindet ebenjenes Team um Anführerin Lila Rupert jedoch spurlos.

Kurzentschlossen wird ein neues Team unter dem erfahrenen Colonel Green zusammengestellt. Zu dem gehört auch unser übermenschlicher Jim. Vor Ort trifft man auf einen außerirdischen Lump namens Alpha, der Lila Rupert als Geisel hält, weil diese über Wissen verfügt, wie man unsere schöne kleine Erde vollkommen übernehmen könnte.

Schaut in den Film hinein

Action mit Chuck Norris

Man stelle sich das vor: Du hast bereits zwei Filme einer aufeinander aufbauenden Reihe gefilmt, die allerdings jedweden Radar unterflogen. Und dann gelingt es dir, für den dritten Teil einen Namen wie Chuck Norris zu verpflichten! Was machst du nun? Setzt du die vorherigen Filme wirklich als gesetzt voraus oder holst du so viele Leute wie möglich mit dem dritten Teil ab? „Agent Recon“ geht eine Art Zwischenweg. Er erklärt zumindest den Zustand seiner Hauptfigur und reißt die großen Plot Points um außerirdische Invasoren, die Kinians, an. Das war es dann aber auch schon.

Und entsprechend schwer tut man sich, wirklich in den Film hinein zu finden. Es fehlen einfach eine ganze Menge an Informationen. Man kann auch null abschätzen, welche Figuren hier eventuell in früheren Filmen bereits eingeführt wurden. Prinzipiell müssten es fast alle sein, da bis auf Colonel Green und Jim keine Figur irgendwie unterfüttert wird, beziehungsweise sich entwickeln darf. Auch die offensichtlich Worldbuilding-inhärenten Themen wie „Mana“ oder „Ash“ werden nicht einmal ansatzweise vernünftig verortet. Warum auch, könnte ja Spannung bringen.

Derek Ting in Agent Recon

Kopf hinter „Agent Recon“ und dessen Vorgängern: Derek Ting.

Dann tauchen auch noch random irgendwelche schwarzgekleideten Typen auf, die wohl die Bösewichte sein sollen. Die sind angeblich nur mittels Schusses in die Leber zu töten. Dieser Cheat ist dem Film selbst aber spürbar früh scheißegal. Außerdem fragt man sich, wieso eigentlich die Wargear der Typen NICHT auf Höhe der Leber verstärkt ist oder spezielle Schutzvorrichtungen besitzt. Nunja, es ist halt C-Z-Action.

Und auch die eigentliche Geschichte um Lila Rupert zündet nie. Sie bildet stattdessen nur den Aufhänger für viel zu viel zielloses Gelaber. Viele Szenen fühlen sich zudem wie reine Füllszenen an, um den Film überhaupt auf Spielfilmlänge zu bekommen. Darüber werden positive Eigenschaften einer Handlung, etwa Spannung, Tempo und Involvement des Zuschauers, extrem vernachlässigt. Spätestens auf der Filmhälfte ist „Agent Recon“ schlichtweg komplett uninteressant und vor allem langweilig. Selbst kleinere Twists um Lila Rupert und ein Mitglied von Jims Team führen zu nichts Erquickendem – sorgen eher dafür, dass der Film nach dem Showdown zu keinem Ende finden will.

Marc Singer in Agent Recon

Marc Singer spielt Colonel Green.

Und Regisseur und Drehbuchautor Derek Ting liefert nicht viel Ablenkung. Er lanciert immer mal wieder kleine Kicks zwischen sich und den schwarzgewandeten Lumpen, die aber allesamt äußerst schnell vorbei sind. Keine Actionszene wirkt irgendwie ausgekostet. Auch fehlt es an Gespür für Highlight-Szenen. Und Ting ist definitiv nicht der spektakulärste Kicker.

Wird geballert, bekommt man alle Problemstellen moderner Actionfilme aufs Auge: CGI-Mündungsfeuer, CGI-Treffereffekte und mit zunehmender Laufzeit immer mehr CGI-Blut. Zumindest sieht das alles nicht soooo schlimm aus. Highlight ist definitiv der Showdown, der nicht nur Chuck Norris in Action zeigt, sondern auch eine ordentliche Laufzeit auffährt.

Technisch wirkt „Agent Recon“, gemessen am vermutlich eher schmalen Budget, ganz okay umgesetzt. Vor allem die Kameraarbeit und die Montage überzeugen durchaus. Der Film kann nur wenige Schauplätze auffahren. Die Militärbasis hätte mir persönlich vollkommen ausgereicht, sieht sie doch echt gut aus. Ein echt unmotivierter Schauplatzwechsel zu einem Western-Städtchen macht auch jetzt, Stunden nach dem Filmgenuss, noch immer keinen rechten Sinn. Die Musik bemüht sich immer mal wieder um Dynamik, auch wenn die Handlung vollkommen in den Seilen hängt.

Derek Ting in Action

Ja, es sieht alles ein wenig gleichförmig aus.

Schauspielerisch kommt der inzwischen sehr hagere Chuck Norris mit wirklich vollkommen unbeweglichen Gesichtszügen echt gruselig rüber. Klar, er spielt im Grunde einen Cyborg, aber man hätte ihm schon ein paar menschliche Regungen nahelegen dürfen. Und er spielt leider keine wirklich große Rolle im Film. Zwei Dialogszenen zu Beginn des Filmes steht nur noch der Showdown als weitere Szene gegenüber. So kommt er auf maximal zehn Minuten Screentime. Von denen er in einigen, etwa die wenig subtil nur von hinten gefilmten Martial-Arts-Einlagen, auch noch schlecht gedoubelt wird.

Mit Marc Singer („Cyberzone“) ist noch ein gestandener Mime am Start. Er bekommt wesentlich mehr Auftritte zugeschanzt und macht einen soliden Job. Derek Ting bleibt als Held seltsam blass und auch die anderen Figuren an seiner Seite bleiben total egal. Was unisono für den Bösewicht gilt, der im Grunde nie im Film ankommt.

„Agent Recon“ liefert wenig Chuck fürs Geld

Ja, „Agent Recon“ ist ein Independent-Actionfilm. Ja, er ist ein Herzensprojekt seines Machers Derek Ting, in dessen Kopf das ganze Konstrukt garantiert auch Sinn ergibt und unterhaltsam ist. Nicht umsonst stößt er am Ende des Filmes alle Türen in Richtung einer weiteren Fortsetzung auf. All das erkenne ich an, all das ist mir bewusst. Es ändert aber nichts daran, dass „Agent Recon“ nicht wirklich Spaß macht.

Die Story ist uninteressant, von sinnlosen Dialogen zerdehnt und keinen Deut spannend. Die Darsteller funktionieren teils überhaupt nicht. Und die Action kommt viel zu selten auf, dauert dann nicht ansatzweise lange genug und hat so gut wie nichts Befriedigendes zu bieten. Einzig der Showdown mit den Szenen um Chuck Norris macht ansatzweise Laune. Wenngleich auch hier diverse Makel schnell ins Auge fallen. So bleibt in erster Linie vor allem die Frage, warum Norris sich überhaupt diesen Film für eine Art Minicomeback aussuchte.

02 von 10

Der Film wurde im Juni 2024 in den USA veröffentlicht und ist dort auf verschiedenen VoD-Plattformen zu haben. Im Oktober 2024 ist in Australien eine DVD zum Film erschienen. Ab dem 09. Januar 2025 könnt ihr ihn auf deutschen VoD-Plattformen streamen. Ungeschnitten und mit einer Freigabe ab 16. Am 23. Januar 2025 erscheint der Film dann auch auf DVD und Blu-ray von Eurovideo.

In diesem Sinne:
freeman

Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Eurovideo__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

Tagged as: , , , , , , , , ,

Wie Viele Actionnerds gibt es?

  • Keine Sorge, du bist mit deiner Vorliebe nicht allein! Uns besuchten bereits 17680332 andere Actionnerds