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der Letzte Exorzismus 2 – the Next Chapter

Originaltitel: the Last Exorcism, Part II__Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Ed Gass-Donnelly__ Darsteller: Ashley Bell, Muse Watson, Julia Garner, Spencer Treat Clark, Tarra Riggs, David Jensen, Louis Herthum, …

Das deutsche Covermotiv.

Das deutsche Covermotiv.

Ein amerikanisches Postermotiv.

Ein amerikanisches Postermotiv.

httpv://www.youtube.com/watch?v=HJqBMi2Q7oY

Im „Found Footage“-Format bzw. in Gestalt einer „Faux Documentary“ konzipiert und realisiert, von „Genre-Guru“ Eli Roth produziert und seitens des aus Hamburg stammenden Regisseurs Daniel Stramm in Szene gesetzt, avancierte der amerikanische Horror-Thriller „the Last Exorcism“ 2010 sowohl zu einem beachtlichen Kritiker- als auch Publikumserfolg, am Ende dessen weltweiter Kino-Auswertung dem nur knapp 1,8 Millionen Dollar betragenden Budget ein Einspielergebnis von über $67,5 Millionen gegenüber stand. Zu gefallen wusste der Streifen vor allem dank seiner reizvollen Geschichte, dichten Atmosphäre, handwerklich kompetenten Umsetzung sowie der beiden hervorragenden Hauptdarsteller Patrick Fabian und Ashley Bell – während sich an dem überraschenden (zwar passenden, allerdings ein wenig zu überhastet und „over the Top“ dargebotenen) Ende vielerorts „die Geister schieden“. Nahtlos schließt die 2013 veröffentlichte, hier fortan im Fokus stehende sowie im Gegensatz zum Vorgängerwerk (wie damals bei „Book of Shadows: Blair Witch 2“) nunmehr in einem „klassischen Filmstil“ daherkommende Fortsetzung an eben jene finalen Einstellungen an…

Nachdem ihr inmitten des ausgebrochenen Chaos die Flucht vor der Sekte sowie aus dem Wald heraus gelungen war, verschafft sich die zutiefst verstörte und verängstigte Nell Sweetzer (Bell) in den eröffnenden Minuten Zugang zu einem Haus, in welchem sie (in der Küche kauernd) relativ rasch von dem Besitzer-Pärchen entdeckt wird. Im Folgenden in eine Psychiatrie eingewiesen, kümmern sich die Ärzte eingehend um ihre seelische Verfassung, bis sie es für vertretbar erachten, sie in die fachkundige Obhut Frank Merles (Muse Watson) zu überstellen, der in New Orleans ein betreutes Wohnheim für „in Schwierigkeiten geratene“ junge Frauen betreibt sowie Nell darin bekräftigt, von nun an „ihren eigenen Weg zu gehen“ und endgültig mit der Vergangenheit abzuschließen. Schrittweise lässt sie sich darauf ein – etwas, das ihr merklich guttut: Schon bald hat sie sich mit ihren Mitbewohnerinnen angefreundet, übt einen zufrieden stellenden Job als Zimmermädchen aus und trifft sich sogar privat mit einem gleichermaßen netten wie schüchternen Kollegen (Spencer Treat Clark). Die Sache ist nur, dass der Dämon Abalam auch weiterhin an ihr bzw. ihrem Körper „interessiert“ ist und seine Präsenz kontinuierlich an Intensität gewinnt: Anfangs sind es „nur“ solche Dinge wie verrauschte Botschaften übers Radio – doch als Nell an immer belastenderen Visionen zu leiden beginnt und psychisch zunehmend an Kraft verliert, sieht sie irgendwann keine andere Wahl mehr, als Hilfe bei einer örtlichen Voodoo-Priesterin (Tarra Riggs) zu suchen, welche sie zuvor (im Rahmen ihres Klinik-Aufenthalts) kennen gelernt hatte. Ein spezielles Ritual wird als effektivste Möglichkeit angesehen, Abalam ein für alle Mal aufzuhalten – allerdings entpuppt sich der als weitaus stärker als eigentlich gedacht…

An sich hätte „the Last Exorcism, Part 2“ durchaus funktionieren können: Der Gedanke, dem Publikum nicht einfach nur eine Variation des ursprünglichen Konzepts (einschließlich seiner gritty-realistischen Herangehens- und Präsentationsweise) darzubieten, sondern die Handlung stattdessen in Form eines „traditionellen“ übernatürlichen Horror-Thrillers (u.a. vom Doku-Ansatz losgelöst sowie frei der berüchtigten „Wackelkamera“-Verwendung) zu erzählen bzw. umzusetzen, ist beileibe kein allzu schlechter – worüber hinaus die gewählte Konzentration auf die vielschichtige Figur der Nell eine Menge Potential in sich barg. Leider aber dauert es im Zuge des Sichtens nicht unbedingt lange, bis man (ebenso ernüchtert wie enttäuscht) zu der Erkenntnis gelangt, dass sowohl die Regie-Arbeit Ed Gass-Donnellys recht uninspirierter Natur ist als auch dass es dem von ihm und Damien Chazelle verfassten Skript am notwendigen Maß an Qualität und Einfallsreichtum mangelt. Ein kurzer Rückblick in Richtung des vorangegangenen Teils, gefolgt von einer angenehm creepy arrangierten Einstiegssequenz sowie der unüberhastet dargereichten „Einfindungsphase“ Nells in ihre neue Umgebung, inklusive ihrer zaghaften ersten Interaktionen mit ihrer offenherzigen Zimmergenossin Gwen (Julia Garner), gefielen mir eingangs noch erfreulich gut: Die Entscheidung, letzteren eher ruhigen, Charakter-orientierten Aspekten einen solch markanten Schwerpunkt innerhalb der Plot-Struktur einzuräumen, ist zweifelsohne eine löbliche und zu begrüßende – bloß erhält man im fortschreitenden Verlauf dann geradezu (unweigerlich) den Eindruck vermittelt, als hätten sich die Verantwortlichen den meisten konkreten Genre-Elementen der Story dagegen nur „mit weitaus weniger Hingabe“ gewidmet…

Das Publikum begleitet Nell dabei, wie sie sich in die „normale Alltäglichkeit“ zu integrieren versucht – was ihr relativ achtbar gelingt, bis sie irgendwann plötzlich jedoch wieder (genau so, wie es zu erwarten war) von den „Geistern der Vergangenheit“ eingeholt wird: Schweigsame Gestalten beobachten sie in den Straßen der Stadt, seltsame Telefonanrufe versetzen sie in Unsicherheit und Angst, einzelne Personen in ihrer Umgebung verhalten sich auf einmal merkwürdig, weitere erleiden mysteriöse „Epilepsie-Anfälle“ und zu allem Überfluss taucht obendrein auch noch ihr (erneut von Louis Herthum verkörperter) Vater auf, der sich in der Zwischenzeit offenbar „nicht allzu viel verändert“ hat (nunja, von seinem Bart vielleicht mal abgesehen). Spielt sich das alles ausschließlich in ihrem Verstand bzw. Kopf ab, leidet sie an etwaigen Auswirkungen des erlittenen Traumas – oder gibt es Abalam möglicherweise wirklich und geschieht das alles um sie herum tatsächlich? Es ist wohl so, dass jener Dämon sozusagen „die Akzeptanz und Zustimmung“ Nells benötigt, um umfassend Besitz von ihr zu ergreifen – was seine unheilvolle Macht noch einmal drastisch steigern würde. Unaufregend, berechenbar, schlicht gestrickt und voller Klischees bewegt sich die Geschichte (in einem arg gemächlichen Tempo) entlang diverser ähnlich aufgebauter Sequenzen schnurstracks auf einen neuerlichen „letzten“ Exorzismus zu – der einen allerdings ebenso unzufrieden zurücklässt wie schon der Großteil des zuvor bereits gebotenen. Nie wird die Intensität vergleichbarer Momente im ersten Film erreicht – und einige potentiell reizvolle Hinzugaben, unter ihnen eine Prise des in der dortigen Region ja nicht unverbreiteten Voodoo-Glaubens, muten unvorteilhaft halbherzig ausgearbeitet bzw. in die Geschehnisse eingebunden an…

Zumindest vermag das Werk mit einem herausragenden Highlight aufzutrumpfen – nämlich ganz klar Hauptdarstellerin Ashley Bell („the Day“), welche dieses Mal über einen weitaus größeren Part verfügt, diesen (unabhängig dessen) aber wiederum mit Bravour meistert. Dank einer Nuancen-reichen Performance gelingt es ihr, die komplexen, sich von Freude über Beklommenheit bis hin zu Furcht und schierem Terror erstreckenden Emotionen Nells absolut glaubhaft aufzuzeigen und der Figur auf diesem Wege „einen Anschein von Authentizität“ zu verleihen, so dass das Interesse an ihr (nicht nur in Anbetracht ihres drohenden Schicksals) durchweg aufrecht erhalten bleibt. Bestimmte Parallelen zwischen Nell und Carrie White sorgen zudem dafür, dass man ohne weiteres zu der Einschätzung gelangen kann, dass sich Ashley gewiss auch prima in der Titel-Rolle der 2013er Neuadaption eben jenes Stephen King Romans gemacht hätte. Einer überwiegend soliden Besetzung zum Trotz, mangelt es den verbliebenen Charakteren dagegen allesamt an „echter Substanz“. Als Therapeut ruft Muse Watson (TV´s „Navy CIS“) an sich keinerlei Anlass zur Klage hervor – genauso wenig wie Julia Garner („We are what we are“) als eines der Mädchen in der betreffenden Einrichtung, welches sich mit Nell anfreundet und ihr in jenem Rahmen einige Dinge näher bringt, die sie so bislang entweder noch nicht kannte oder durfte (wie z.B. das Auftragen von Schminke oder das Hören moderner Rock-Musik per MP3-Player). Spencer Treat Clark („Camp Hell“) portraitiert ihren Kollegen und Date-Partner Chris indes recht ordentlich – während u.a. Tarra Riggs („Ballast“) und David Jensen („Looper“) als Beteiligte des zentralen Rituals in Erscheinung treten, deren Motive und Hintergründe auf jeden Fall aber deutlich besser (bzw. ergiebiger) hätten dargelegt werden können…

Das Vorgängerwerk – also eben jene „Doku“ mit Reverend Cotton Marcus und der Sweetzer Familie im Mittelpunkt – existiert im Kontext dieses Streifens nunmehr in Form eines im Internet zu findenden Videos: Aus dieser Gegebenheit resultiert sowohl eine gelungene Szene, in der sich die Bewohnerinnen des Hauses genau dieses Bildmaterial daheim am PC anschauen, als auch eine total überflüssige, in welcher Nell von einem Touristen wiedererkannt wird, worauf dieser sogleich mit ihr für ein Foto posieren möchte. Alles in allem gibt es weder genügend originelle Einfälle noch irgendwie bemerkenswert arrangierte Sequenzen: Einige einzelne sind zwar einigermaßen unheimlich ausgefallen – wie der Einstieg, ihre Begegnung mit einem Pantomimen oder als sie „unter dem Einfluss sexueller Erregung“ eines Nachts über ihrem Bett zu schweben beginnt – doch ansonsten werden einem fast nur lahme „Erschrecker“ offeriert, deren Wirkung nahezu ausschließlich aus der Verknüpfung einer plötzlichen Bewegung mit einem lauten Geräusch hervorgeht. Raffinesse, Hochspannung und/oder eine ausgeprägte Grusel-Atmosphäre werden sträflich vermisst, einige Gewaltakte ereignen sich komplett „off-screen“ und Brendan Steacy´s („Animal 2“) Kamera-Arbeit kommt ebenso mäßig geartet daher wie die Regie-Leistung Ed Gass-Donnellys („Small Town Murder Songs“). Ich bin davon überzeugt, dass man sich das Finale beim Lesen des Drehbuchs mit Sicherheit verdammt cool ausmalen bzw. vorstellen konnte – unglücklicherweise aber krankt die konkrete Umsetzung des Ganzen (in erster Linie) an verschiedenen kostengünstigen, qualitativ unterdurchschnittlichen CGI-F/X, die einem fast vollständig den Spaß an diesen eigentlich „schön entfesselten“ Schlussminuten verderben. Mit Einsetzen des Abspanns steht die sprichwörtliche „Tür“ zu einem direkt daran anknüpfenden Sequel dann geradezu sperrangelweit offen – welches angesichts der Tatsache, dass die Produktion allein an den amerikanischen Kinokassen rund das Dreifache ihres 5-Millionen-Dollar-Budgets eingespielt hat, durchaus (vertretbar) im Bereich des Möglichen liegt…

Fazit:  Inhaltlich wie stilistisch handelt es sich bei „the Last Exorcism, Part 2“ (2013) um eine enttäuschend konventionelle Fortsetzung des Erfolgsfilms aus dem Jahre 2010: Reich an alt-bekannten Genre-Versatzstücken und ineffektiven „Jump Scares“, weitestgehend unaufregend und zum Teil sogar angrenzend ärgerlich – und das nicht nur, wenn einem das gesamte Ausmaß des verschenkten Potentials gewahr wird (selten etwa wirkte Mardi Gras derart unspaßig und stimmungsarm wie im Vorliegenden). Einfach ein ziemlich belangloses Werk. Schade einzig um Ashley Bell, die hier erneut eine erstklassige Performance zum Besten gibt…

 knappe

Hierzulande bringt “StudioCanal” den Streifen im Oktober 2013 ausschließlich in der “harmloseren” US-Kinofassung auf DVD und BluRay heraus – und das unter dem irgendwie unvorteilhaft klingenden bzw. anmutenden Titel “der Letzte Exorzismus: the Next Chapter” (tja, da hat man einfach mal auf die “2” verzichtet sowie den Originaltitel übersetzt, nur um ihn dann kurzerhand mit einem englischen Zusatz zu versehen). In den Vereinigten Staaten ist er dagegen in einer längeren wie härteren (aus dem Hause “Sony Pictures” stammenden) “Unrated”-Version auf DVD und BluRay zu haben – wobei man jedoch (leider) anmerken muss, dass letztere Scheibe “Region A locked” ist…

Stefan Seidl

Last Exorcism 2

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Last Exorcism 2

Copyright der Cover und Pics: CBS Films, Sony Pictures, Strike Entertainment (US) / StudioCanal (D)__ Infos zur deutschen VÖ: FSK 16__ Geschnitten: leider nur die US-Kinofassung__ Blu Ray/DVD: ja/ja__

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