Interpol-Agent Robert Ginty, Hongkong-Cops Shakti Chen und Flughafenpolizistin Victoria Barrett sind die Titelfiguren in der Actionkomödie „Drei abgebrühte Supercops“. Sie müssen zwangsweise zusammenarbeiten, um einem Gangstersyndikat das Handwerk zu legen, das gerade von internen Revierkämpfen geschüttelt wird.
Originaltitel: Three Kinds of Heat__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Leslie Stevens__Darsteller: Robert Ginty, Victoria Barrett, Shakti Chen, Sylvester McCoy, Jeannie Brown, Leslie Clark, Malcolm Connell, Edwin Craig, Barry Foster, Samantha Fox, Jerry Harte, Jack Hedley u.a. |
Drehbuchautor und Regisseur Leslie Stevens arbeitete primär fürs Fernsehen, wo er unter anderem das ursprüngliche „Outer Limits“ in den 1960ern erfand. Zu seinen wenigen Werken fürs Kino gehört seine letzte Regiearbeit „Three Kinds of Heat“, hierzulande: „Drei abgebrühte Supercops“, die für Cannon schrieb und inszenierte.
Ein versuchter Mordanschlag auf den Kurier Harry Pimm (Sylvester McCoy) am Flughafen von New York führt die drei titelgebenden Gesetzeshüter zusammen. Die Flughafenpolizistin Terry O’Shea (Victoria Barrett) greift ein, um die Übelwichte zu stoppen. Hongkong-Cop Major Shan (Shakti Chen) wiederum ist Pimm aus ihrer Heimat gefolgt. Interpol-Agent Elliot Cromwell (Robert Ginty) ist eigentlich nur zufällig vor Ort, als er Zeuge des Massakers wird, aber die Fähigkeiten der beiden Ladys gleich aus erster Hand begutachten kann.
Als Elliot seinen Vorgesetzten von dem Vorfall, der auf Streitigkeiten innerhalb der Verbrecherorganisation Black Lion zurückgeht, erzählt, bekommt er gleich den Auftrag sich des Falles anzunehmen. Also rekrutiert Elliot die beiden Polizistinnen, die sich anfangs nicht riechen können, als Mitstreiterinnen, weil sie ja mehr oder minder mit der ganzen Kiste vertraut sind. Dass Shan erstmals stiften geht und auf eigene Faust ermittelt, das gehört zu den üblichen Anfangsschwierigkeiten im Buddy-Cop-Genre. Immerhin hat sie Hintergrundinformationen, wer dem Black-Lion-Kurier da wohl ans Leder möchte.
Zum Missfallen des Anführers von Black Lion, dessen Identität noch nicht mal die Mitglieder der Organisation kennen, gibt es also interne Querelen, außerdem steht eine große Schmuggelaktion an, der die drei abgebrühten Supercops nun auf die Spur kommen. Diese führt nach London…
Schaut euch den Trailer zu „Drei abgebrühte Supercops“ an
Ortsfremde Gesetzeshüter, die in London nach flüchtigen Gangstern jagen, das erinnert vor allem an „Brannigan“ mit John Wayne, in geringerem Maße auch an den recht aktuellen „One Ranger“ von Jesse V. Johnson. Doch obwohl „Drei abgebrühte Supercops“ zu knapp einem Drittel in der britischen Hauptstadt spielt, macht er wenig daraus: Ein paar Witze über Amerikaner, die plötzlich im Linksverkehr fahren müssen, ein paar eher unspektakuläre Straßenszenen, ansonsten spielt der meiste Teil des London-Parts in Innenräumen und wurde wahrscheinlich nicht dort gedreht. Aber vielleicht passt es auch zur unspektakulären Präsentation des Ganzen: „Drei abgebrühte Supercops“ fühlt sich meist wie ein TV-Film an, bieder runtergekurbelt und nie zu aufregend, auch wenn ein paar blutige Einschüsse und zwei, drei Schimpfwörter daran erinnern, dass der hier von Cannon doch eher fürs Kino- und vor allem Videothekenpublikum gedacht war.
Doch letzten Endes ist „Drei abgebrühte Supercops“ kein sonderlich schlechter, sondern ein in erster Linie wenig memorabler Film. Stevens bemüht sich um eine Krimihandlung, in welcher das Heldentrio verschiedenen Hinweisen folgt und die am Ende noch einen Plottwist bringt. Doch er kriegt keine Dramaturgie, keinen Zug in seine Geschichte herein. So kommt man einer Stelle einem Gold-, an anderer Stelle einem Waffenschmuggel von Black Lion auf die Spur, doch keine dieser Erkenntnisse hat große Bewandtnis für die Handlung (außer dass man das Waffenlager am Ende prima in die Luft jagen kann). Die Querelen innerhalb von Black Lion werden lapidar damit erklärt, dass ein Teil Geschäfte ohne die Zustimmung des Chefs machen möchte, was der andere Teil nicht gut findet. So plätschert der Film dann von Hinweis zu Hinweis, von Erkenntnis zu Erkenntnis, die man jedoch nur teilnahmslos wahrnimmt. Standardsituationen wie die Befragung von Verdächtigen, das Auffinden umgenieteter Handlanger oder eine Undercoverermittlung, bei der die weiblichen Cops als Models auf den Laufsteg müssen, werden pflichtbewusst abgehakt, aber das war es dann auch.
Auch die Action ist nur sporadisch vorhanden, meist unspektakulär und teilweise mau inszeniert. So kann man bei einem Fight, in dem Major Shan einem Boxer den Hintern versohlt, angesichts des hakeligen Schnitts so gut wie nichts erkennen. Die Ballereien des Films sind etwas statisch, als Hausmannskost aber okay, eine längere Nahkampfsequenz gegen Ende solider Durchschnitt ohne große Eleganz. Hin und wieder fliegt auch mal ein Auto oder ein Lagerhaus in die Luft, brauchbar getrickst, aber angesichts des vorhandenen Budgets nicht allzu aufwändig und inszenatorisch eben auch zu unaufgeregt, aber das ist ja eh ein allgemeines Problem des Films.
Die größte Überraschung des Films dürfte die Rolle von Robert Ginty sein, den man sonst eher als humorlosen Ausputzer in Filmen wie „Der Exterminator“ oder „Mission Cobra“ kennt. Hier spielt er den Interpol-Agenten als schlitzohrigen, kultivierten Charmeur und macht auch in dieser eher ungewohnten Rolle eine gute Figur. Merklich schlechter sieht es dagegen bei seinen Co-Stars aus, die es (wenig verwunderlich) auf sehr übersichtliche Filmographien bringen. Victoria Barrett war in erster Linie in ein paar Cannon-Filmen wie „America 3000“ zu sehen und spielt bisweilen furchtbar amateurhaft. Shakti Chen („Unmasking the Idol“), die den 34 Jahre älteren Leslie Stevens 1985 geheiratet hatte, spielt hier ihre größte Filmrolle, ist aber auch eher mäßig als klischeehafte Fish-out-of-Water-Polizistin in westlichen Gefilden. Der Rest vom Fest, zu dem Sylvester „Doctor Who“ McCoy und Pop-Sternchen Samantha Fox gehören, ist kaum der Rede wert.
Passend zur Ausrichtung der Robert-Ginty-Rolle kommt „Drei abgebrühte Supercops“ dann auch als eher lockere Actionkomödie her, in der auch Raum für eine Liebesgeschichte zwischen Elliot und Terry ist, die sich in bester Screwball-Tradition anfangs gar nicht riechen können. Dummerweise kommt der Umschwung in ihren Gefühlen aus dem Nichts. Ansonsten gibt es ein paar Käbbeleien zwischen den ungleichen Gesetzeshütern, die in seltenen Fällen mal für ein kleines Lächeln sorgen, aber sowohl in Sachen Pointen als auch in Sachen Kodderschnauze neben große Buddy-Cop-Filmen der 1980ern wie „Nur 48 Stunden“, „Beverly Hills Cop“ oder „Lethal Weapon“ ganz schön flügellahm aussehen.
So ist „Drei abgebrühte Supercops“ unterm Strich ein bieder-unaufgeregter Polizeifilm, der eine spannende Krimigeschichte bieten möchte, aber seinen Plot viel zu unzusammenhängend erzählt, der das Ganze mit Witz würzen will, aber über ein paar zahme Schmunzelgags nicht hinauskommt, und der Action bieten möchte, diese aber viel zu unaufgeregt inszeniert. Robert Ginty überzeugt in einer ungewohnten humoristischen Rolle, aber sonst ist das biederer Standard, den man eher im Fernsehen als bei der knalligen Eighties-Schmiede Cannon erwartet hätte.
„Drei abgebrühte Supercops“ ist in Deutschland bisher nur auf VHS bei Cannon/VMP erschienen, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben.
© Nils Bothmann (McClane)
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