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Ein MordsTeam ermittelt wieder

Der Titel gibt die Richtung vor: In „Ein MordsTeam ermittelt wieder“ geben Omar Sy und Laurent Lafitte zehn Jahre nach dem Erstling erneut die ungleichen Cops, die wider Willen zusammen arbeiten müssen, dieses Mal unter der Regie von Louis Leterrier. Im Sequel verschlägt es das Duo nach dem Fund einer halbierten Leiche in die Provinz nahe der Schweizer Grenze, wo sie kriminellen Machenschaften auf die Spur kommen.

Originaltitel: Loin du périph__Herstellungsland: Frankreich__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Louis Leterrier__Darsteller: Omar Sy, Laurent Lafitte, Izïa Higelin, Dimitri Storoge, Stéphane Pezerat, Jo Prestia, Flavie Péan, Sabrina Ouazani, Djimo, David Talbot u.a.
Ein MordsTeam ermittelt wieder

In „Ein MordsTeam ermittelt wieder“ müssen sich Omar Sy und Laurent Lafitte erneut zusammenraufen

Das französische Buddy Cop Movie „Ein MordsTeam“ spielte das ungefähr Vierfache seines Budgets von 8,4 Millionen Euro ein und hatte ein Ende, das sich sehr für Fortsetzungen anbot, zeitig kam jedoch kein Sequel zustande. Erst rund zehn Jahre später nahm Netflix den Faden auf und finanzierte „Ein MordsTeam ermittelt wieder“ für sein Streaming-Portfolio.

Auch intradiegetisch sind zehn Jahre seit dem Ende des Vorgängers vergangen. Ousmane Diakhaté (Omar Sy) ist weiterhin der unangepasste Hitzkopf, der bei der Verbrecherjagd notfalls auch in einem Käfigmatch gegen einen Gesuchten antritt. Trotzdem hat er es zum Oberkommissar bei der Mordkommission gebracht und soll nun sogar als Posterboy für eine Rekrutierungskampagne der Polizei dienen. Francois Monge (Laurent Lafitte) ist weiterhin Karrierist, hat es aber „nur“ zum Kommissar geschafft und kommt mit seiner Art bei seinen Kollegen nicht gut an. Ein Womanizer und sexueller Freigeist ist er weiterhin, etwa wenn er die Polizeipsychologin, die ihn beurteilen soll, direkt für eine Tete a Tete mitnimmt. „Ein MordsTeam ermittelt wieder“ behält die Grundeigenschaften der gegensätzlichen Partner also bei, dreht das Rad allerdings beinahe wieder auf null, da sich beiden mittlerweile entfremdet haben.

Die Gründe dafür werden klar, als Francois am Bahnhof zufällig eine halbierte Leiche zwischen zwei Wagen eines Schnellzugs findet und Ousmane den Fall zugeteilt bekommt. Francois neidet seinem Kompagnon den beruflichen Erfolg, Ousmane ist nicht darüber hinweggekommen, dass Francois mal etwas mit Ousmanes Schwarm Yasmine (Sabrina Ouazani) hatte. Das Wiedersehen ist unentspannt, wobei „Ein MordsTeam ermittelt wieder“ seine Sympathien noch eindeutiger verteilt als der Erstling: Ousmane kommt sympathischer rüber, hat die verständlicheren Beweggründe, wird allerdings auch von dem größeren Filmstar verkörpert.

Als die andere Hälfte der Leiche in dem kleinen Örtchen Valergnes in der Nähe der Schweizer Grenze gefunden wird, ist es diesmal Francois, der alle Hebel zieht, um weiter an dem Fall beteiligt zu bleiben. Also reisen die Partner wider Willen in die Provinz, wo sich die Hinweise verdichten, dass es kein Unfall war, sondern der Tote auf der Flucht vor Gangstern starb…

Schaut euch den Trailer zu „Ein MordsTeam ermittelt wieder“ an

Wahrscheinlich war es der Erfolg der Netflix-Serie „Lupin“ mit Omar Sy in der Hauptrolle, deren erste drei Folgen Louis Leterrier inszenierte, der den Ausschlag dafür gab, dass Netflix das Sequel in Auftrag gab und dafür sogar das doppelte Budget des Originals ausgab. Das sieht man vor allem an der Action, die im Erstling noch merklich kleiner gehalten war. Hier gibt es größere Highlights, darunter eine blechschadenreiche Verfolgungsjagd auf einer kurvigen Bergstraße (inklusive ganz gut getrickstem CGI-Crash am Ende) oder Showdown, in dem Ousmane einen schleudernden Jeep zur Abwehr eines Feindeshorde einsetzt. Etwas Schusswaffeneinsatz ist dabei, öfter versucht man sich im Nahkampf, was von Stunt Coordinator Michel Bouis („Overdrive“) auch gelungen choreographiert wurde. Manches ist leider in Sachen Schnitt und Kameraführung etwas unübersichtlich (Fight im Stripclub), anderes dagegen wesentlich eindeutig und zackiger (Zweikampf vor der Lagerhalle). Nicht nur das höhere Budget, sondern auch die größere Genreerfahrung von Regisseur Louis Leterrier („Fast & Furious 10“) im Vergleich zu David Charhon merkt man „Ein MordsTeam ermittelt wieder“ deutlich an: Die Action ist dynamischer und druckvoller, obwohl auch das Sequel noch nicht ganz so in die Vollen geht wie manches amerikanische Vorbild.

Ein MordsTeam ermittelt wieder

Ousmane Diakhaté (Omar Sy) und Francois Monge (Laurent Lafitte) verschlägt es dieses Mal in die Provinz

Der Plot ist auch nicht mehr ganz so sekundär wie im Erstling, dafür aber auch etwas überraschungsärmer. Wenn das ungleiche Cop-Duo in Valergnes auf einen ultrarechten Schmierlappen-Politiker trifft, dann ahnt man schon, dass er was mit dem Mord zu tun haben muss, was sich quasi zur Gewissheit verdichtet, wenn Francois und Ousmane auf eine Abordnung von White-Power-Schlägern treffen. Ansonsten bietet „Ein MordsTeam ermittelt wieder“ aber solide Buddy-Cop-Routine mit Standards wie Tatortbegehung, Zeugenbefragung und weiterem Hinweise-Sammeln, ehe die Schurken dem ungleichen Cop-Duo vermehrt ans Leder wollen. Das wächst natürlich wieder mehr zusammen, inklusive des Eingeständnisses, dass Francois nur etwas mit Yasmine hatte, um Ousmane eins auszuwischen, während Ousmane seinem Kumpan nicht bei der mehrfach verpatzten Prüfung zum Oberkommissar half, was Francois allerdings immer noch als wesentlich größeren Arsch dastehen lässt. Zum Ende hin hat der Krimi-Mainplot sogar noch eine nette, wenn auch nicht revolutionäre Überraschung zu bieten.

Tonal ist „Ein MordsTeam ermittelt wieder“ etwas eigen, wenn manche Witze bisweilen reichlich albern daherkommen, man es dafür mit einer halbierten Leiche zu tun hat und ein Schurke im Finale im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf verliert. Doch irgendwie funktioniert die Mischung aus Blödeleien und Härten ganz gut, während der Film die Unterschiedlichkeiten der Cops betont. Lackaffe und Statusmensch Francois betont andauernd, dass er als Stellvertreter des Chefs seiner Abteilung ja quasi auch Chef sei und gibt sich gewohnt sexuell freizügig, während Ousmane weder etwas mit nackten Leichen oder nackt schlafenden Partnern anfangen kann. Zudem ist der Oberkommissar im Job gewohnt cool, im Umgang mit dem anderen Geschlecht dagegen weniger souverän, weshalb er mit Yasmine weiterhin nur platonisch befreundet ist. Im Sequel kommt dann noch die adrette Provinzpolizistin Alice Gauthier (Izïa Higelin) hinzu, um deren Gunst sich die beiden Streithähne auch noch zanken dürfen, wobei Ousmane hier auf einmal als der Souveräne erscheint. Das ist meist vergnüglich, nicht immer geschmackvoll, aber mit solider Trefferquote, auch bei den Gags unterhalb der Gürtellinie (Stichwort: Stäbchen nach der Leichenschau).

Ein MordsTeam ermittelt wieder

Dieses Mal streiten sich die ungleichen Partner unter anderem um Provinzpolizistin Alice Gauthier (Izïa Higelin)

Trotz zehn Jahren Abstand zum Vorgänger haben Omar Sy („Jurassic World: Ein neues Zeitalter“) und Laurent Lafitte („Elle“) immer noch ordentlich Chemie miteinander. Sy gibt den draufgängerischen Cop noch eine Spur cooler als im Vorgänger, da spielt der Starstatus wohl mit rein, während Lafitte jetzt zwar Bart trägt, den Karrieristen aber noch etwas arschiger anlegt, als großes Muttersöhnchen mit Minderwertigkeitskomplexen, der Figur aber immer noch genug sympathisch Seiten abringt. Sympathisch ist auch Izïa Higelin („Heute bin ich Samba“), während Sabrina Ouazani („Taxi 5“) nur für einen Gastauftritt via Handy vorbeischaut. Die Fieslingsdarsteller rund um Dimitri Storoge („Made in France“) haben zwar keine sonderlich komplexen Rollen zu spielen, funktionieren aber recht gut als Bilderbuchbösewichte.

So mag „Ein MordsTeam ermittelt wieder“ immer noch kein „Lethal Weapon“ und kein „Beverly Hills Cop“ sein, überflügelt den Erstling allerdings dank mehr und besserer Action, auch aufgrund der souveräneren Regie von Louis Leterrier. Der Plot ist solider Standard, die Comedy wartet mit okayer Trefferquote auf und die beiden Hauptdarsteller harmonieren erneut, sodass recht gelungenes Buddy-Cop-Futter mit französischer Note dabei herumkommt.

Als Netflix-Eigenproduktion wurde „Ein MordsTeam ermittelt wieder“ nur dort zu sehen und wurde nicht von der FSK geprüft. Der Streamingdienst empfiehlt ihn ab 16 Jahren.

© Nils Bothmann (McClane)

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