Originaltitel: The Last Breath__Herstellungsland: Großbritannien, Belgien, Malta__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Joachim Hedén__Darsteller: Julian Sands, Alexander Arnold, Jack Parr, Kim Spearman, Erin Mullen, Arlo Carter, Maxime Durand u.a. |
„Escape from the Deep“ ist Julian Sands („The Painted Bird“) gewidmet. Der britische Schauspieler, der im Januar 2023 im Zuge einer Alleinwanderung spurlos verschwunden war und ein halbes Jahr später tot aufgefunden wurde, spielt in einem seiner letzten Filme den Seebär Levi. Der ist seit Jahrzehnten auf der Suche nach dem Wrack der USS Charlotte. Das amerikanische Kriegsschiff wurde während des Zweiten Weltkrieges von einem deutschen U-Boot versenkt.
Inzwischen sucht Levi gemeinsam mit Noah nach dem Wrack. Eines Tages haben sie tatsächlich Glück. Ein Sturm hat den Meeresboden im aktuellen Suchgebiet gehörig umgepflügt. Dabei wird auch die USS Charlotte freigelegt. Als Noah das Wrack entdeckt, schwelgen beide Männer in Fantasien von Reichtum. Doch sie wissen: Sie müssen den Fund melden und dann werden ihre Vorstellungen reichlich entzaubert werden. Doch die beiden haben kaum Zeit zum Trübsal blasen, denn Noah bekommt am gleichen Tag Besuch von alten Freunden.
Und die wollen unbedingt in den Überresten des Kampfschiffes tauchen. Mit viel Geld, das vor allem der finanziell angeschlagene Levi dringend benötigt, überreden sie die beiden Männer zu dem alles andere als ungefährlichen Trip. Vor Ort angekommen, geht zwar lange Zeit alles gut, als jedoch plötzlich ein Hai durch die Gänge des Wracks schießt und einem der Taucher ein gewaltiges Stück Fleisch aus dem Bein reißt, wird es gefährlich. Zumal der Hai hungrige Freunde mitgebracht hat. Und die denken gar nicht daran, die Freunde aus der Todesfalle USS Charlotte entkommen zu lassen.
Survival-Thrill mit Hai-Beilage
„Escape from the Deep“ braucht leider sehr lange, bis er zupackt. Er schwelgt zu Beginn zu lange in Urlaubsbildern des Drehortes Malta und lässt seine Charaktere ein wenig zu viel reden – obschon sie nichts zu sagen haben. Keine der Figuren erhält wirklich einen lebendigen Hintergrund und sämtliche Charaktere wirken wie pure Creature-Feature-Genre-Klischees. Zumindest werden die Figuren von rundweg sympathischen Schauspielern verkörpert. Das hilft.
Doch selbst wenn der Tauchtrupp dann in der USS Charlotte angekommen ist, legt der Film nicht an Tempo zu. Regisseur Joachim Hedén („Breaking Surface“) verlegt sich nun zu sehr darauf, das Wrack zu zelebrieren. Gefühlte Ewigkeiten tauchen die Helden durch das Schiff.
Ungefähr auf der Filmmitte teasen Regie und Drehbuch dann endlich an, dass die Helden nicht alleine da unten im Wasser sind. Das geschieht überraschend subtil und lässt tatsächlich auf die nächsten Minuten hoffen. Fährt dann wenig später einer der Haie seinen ersten Angriff, kommt dies einem Paukenschlag gleich. Und endlich ist man in der Grundsituation drin.
Zumal sich Hedén nicht nur auf seine tierischen Antagonisten verlässt, die die Helden in dem Wrack festnageln. So nutzt er die Enge des Schauplatzes, um immer wieder für Panik zu sorgen. Denn außer auf den Hai zu oder von ihm weg zu schwimmen, gibt es hier keinerlei Möglichkeiten. Die Helden können in den engen Gängen des Schiffes nicht einfach in irgendeine Richtung ausweichen oder schnell ab- oder auftauchen.
Und freilich wird das Wrack nun nicht eben von Licht durchflutet. Entsprechend schießen die Raubtiere gerne mal aus der Dunkelheit hervor oder schälen sich nur langsam aus dem Zwielicht und nehmen gewaltig Fahrt auf.
Die Haiattacken haben dabei gehörigen Druck. Gute Special-Effects erwecken sie glaubhaft zu blutrünstigem Leben. Die Wunden, die sie reißen, sind nicht schön anzusehen und sorgen für ordentlich Aderlass. Ein oder zwei Charaktere werden auch ordentlich weggesplattert. Und der Film zelebriert immer mal wieder die unbändige Kraft der Tiere.
Neben der Enge des Schauplatzes nutzen die Macher natürlich auch die Lebensfeindlichkeit des Schauplatzes Meer für den Mensch an sich ordentlich aus. Entsprechend wird die Luft für die Taucher wortwörtlich immer dünner. Das erhöht die Dringlichkeit, von dem Wrack wegzukommen, drastisch und sorgt für weitere Spannungsschübe.
In den letzten 20-30 Minuten wird „Escape from the Deep“ ordentlich verdichtet. Immer neue Gefahrensituationen rollen auf die zunehmend weniger werdenden Helden zu. Hier generiert der Survival-Thriller zahlreiche sehr ordentlich funktionierende Spannungsmomente. Leider steht er sich aber auch hier und da selbst im Weg. Manche Figuren agieren einfach zu klischiert und dämlich.
Zudem fragt man sich, wieso die Helden niemals so wirklich versuchen, die Haie zu isolieren. Sie also auf bestimmten Ebenen oder in Räumlichkeiten des Schiffes einzusperren. Möglichkeiten gäbe es genug. Des Weiteren wird der auf der Meeresoberfläche treibende Levi niemals mittels Funk kontaktiert. Es wird nicht einmal versucht! Kurzum: „Escape from the Deep“ lässt Körner liegen. Ein paar zu viel.
Technisch überzeugt der Film. Auch wenn das Wrack seltsam neuwertig wirkt, entsteht doch die Illusion, dass hier durch ein gesunkenes Schiff getaucht wird. Die Unterwasserfotografie funktioniert auf den Punkt und liefert feine Bilder. Über Wasser herrschen sonnendurchflutete Motive vor. Die Musik verrichtet einen funktionalen Job, hat aber kaum memorable Themen zu bieten. Die digitalen Effekte rund um die Haie funktionieren ebenso gut wie die handgemachten Bluteinlagen.
„Escape from the Deep“ lässt einen zu lange Luft holen
Letzten Endes bleibt vor allem das angenehm verdichtete, mit zahlreichen gut funktionierenden Spannungsmomenten aufwartende letzte Drittel von „Escape from the Deep“ in Erinnerung. Der Entertainmentfaktor passt, die Haie schlagen oft zu und unsere Helden haben alle Mühe, am Leben zu bleiben. Das ist angenehm actionreich und enorm kurzweilig.
Doch vor seinem Finish braucht der Survival-Thriller einfach zu lange, um in die Gänge zu kommen. Vor allem das viel zu lang ausgekostete, vollkommen ereignislos bleibende Getauche in dem Wrack sorgt für zähe Momente, in denen „Escape from the Deep“ nicht einmal Jump Scares abzufeuern vermag. Hier geht der Blick irgendwann genauso oft zur Uhr, wie unsere reichlich egal bleibenden Helden ihre Atemluftrestbestände checken. Und das passiert sehr oft.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 5. Dezember 2024 von dem Label Eurovideo. Der Film ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten und kommt leider ohne Extras. Streamen könnt ihr den Film freilich auch.
In diesem Sinne:
freeman
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