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Longlegs

Originaltitel: Longlegs__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Oz Perkins__Darsteller: Nicolas Cage, Alicia Witt, Maika Monroe, Blair Underwood, Lisa Chandler, Erin Boyes, Dakota Daulby, Vanessa Walsh, Rryla McIntosh, Charles Jarman u.a.
Nicolas Cage gibt den titelgebenden Killer Longlegs

Nicolas Cage ist der titelgebende Killer „Longlegs“.

Eine vierköpfige Familie wurde brutal abgeschlachtet. Der Vater ist ausgetickt und hat erst seine Frau und seine zwei Kinder umgebracht und danach sich selbst gerichtet. Doch das FBI erklärt der hinzugezogenen Agentin Lee Harker, dass es dennoch insgesamt vier Mordopfer gäbe. Das Familienoberhaupt sei demzufolge zu seiner Untat und den Selbstmord getrieben worden. Was das FBI so denken lässt? Ein mit kryptischen Symbolen aufwartender und mit dem Namen „Longlegs“ unterschriebener Brief, der am Tatort gefunden wurde.

Dieser Brief bringt die Bluttat in Verbindung mit weiteren, absolut identisch abgelaufenen Mordfällen in den letzten 30 Jahren. Lee Harker, die über eine starke Intuition verfügt, soll mit ihrer „hellseherischen Gabe“ helfen, die Verbrechen aufzuklären. Der jungen Agentin schwant schnell, dass der Fall eng mit ihrer eigenen, seltsam im Dunklen liegenden Vergangenheit zu tun haben könnte.

Schaut in den Film hinein

Serienkiller-Thrill mit Nicolas Cage

Beginnen möchte ich meine Kritik zu „Longlegs“ mit dem Offensichtlichen: Die Optik des Streifens. Die folgt einer äußerst strengen Kadrierung. So lässt der Film seine Charaktere so gut wie nie aus der Bildmitte ausbrechen. In „Longlegs“ spielt sich alles im Zentrum des Bildes ab. Um diesem optischen Ansatz entsprechen zu können, werden so gut wie alle Dialoge im Schnitt-Gegenschnitt-Format gereicht. Teilweise ergänzt um wirklich seltsame Blickachsen der sich unterhaltenden Figuren.

Die Folge sind ungewöhnliche Bilder, die Regisseur Oz Perkins („Die Tochter des Teufels“) zusätzlich in erdige Farbtöne taucht. Dieses Konzept ziehen Kamera und Regie eisern durch und erschaffen so eine schön seltsame, immer leicht artifizielle Atmosphäre. Die der von Nicolas Cage („Renfield“) verkörperte Killer Longlegs (dies ist aufgrund der Anlage des Filmes kein Spoiler!) nur verstärkt. Der Mime ist in dem Film nur wenig zu sehen, beherrscht dann aber sowohl aufgrund seiner schlohweißen Optik und seines Spiels jede Szene.

FBI Agentin Harker ermittelt in einem Serienkillerfall

Lee Harker vom FBI versucht den Serienkiller Longlegs zu ergründen.

Nicolas Cage lässt sich dabei mehr als einmal zu seinem bekannten Overacting hinreißen, das hier prächtig passt und die betont ruhigen Momente, in denen der Schauspieler dann nur über seine Stimme Bedrohlichkeit ausstrahlt, hervorragend konterkarriert. Wie der Mime im Umfeld des von ihm mitproduzierten Filmes erklärte, diente ihm seine Mutter als Vorbild bei der Schaffung seines Charakters. Man kann nur hoffen, dass seine Mutter nicht halb so bedrohlich war wie Longlegs. Ansonsten: Der arme Nic. Der trägt in „Longlegs“ viele Prothesen im Gesicht, was ihm ein puppenhaftes, leicht verzerrtes Antlitz verleiht und seine Figur schön creepy rüberkommen lässt.

Als seine Gegenspielerin auf Seiten des Gesetzes agiert Maika Monroe („God is a Bullet“), die prinzipiell einen guten Job macht. Allerdings gemahnt ihre Figur überdeutlich an die M.-Night-Shymalanischen Schlaftabletten, die betont bedächtig und langsam agieren. Mehr als einmal würde man ihrer Agentin Harker nur zu gerne in den Popo treten, um „Longlegs“ zumindest mal ein wenig zu beschleunigen. Denn der verfällt doch recht früh in einen ähnlich langsamen Modus.

Maika Monroe in "Longlegs"

Maika Monroe gibt Agent Harker.

Das größte Problem: Der Killer ist im Gegensatz zu der cleveren Marketing-Kampagne, die sehr darauf bedacht war, ihren Killer nicht zu zeigen, sehr früh im Film ultrakurz zu sehen und damit bekannt. Es geht also eher darum, wie er gefasst wird. Was den Weg zum Ziel macht. Doch dieser Weg ist sich seiner Funktion gefühlt kaum bewusst. „Longlegs“ findet keine effektiven Mittel, die Killerjagd spannend zu gestalten. Er wirkt oft arg schwermütig und betulich. Das passt toll zu der beschworenen Atmosphäre, sorgt aber nicht zwingend für Spannung oder Vortrieb in der Dramaturgie.

Erst in den letzten 30 Minuten legt „Longlegs“ handlungstechnisch deutlich zu. Wartet mit Überraschungen auf und entschädigt für das bislang arg verschleppte Tempo mit einer deutlich höheren Ereignisdichte. Das Ergebnis ist kein Finale Furioso, aber ein Ausklang, der „Longlegs“ unvermutet deutlich in Richtung Horrorgenre rückt und sehr gut unterhält.

„Longlegs“ ist ein „Grower“

Was am Ende bleibt, ist ein schwer zu bewertender Streifen. Zunächst einmal würde man sich von allem etwas mehr wünschen. Etwas mehr Nicolas Cage, eine lebendigere Maika Monroe, mehr von der dramaturgischen Dichte des Finales, mehr Tempo und mehr Spannung. Dann wiederum stellt man nach der ersten kleineren Ernüchterung fest, dass „Longlegs“ in der Summe seiner Teile aber sehr rund wirkt und bis in kleinste Bereiche hinein angenehm durchdacht wirkt.

Es dauert dementsprechend ein wenig, bis der Film zündet. Wer sich also zunächst nicht so recht von der durchgehend dichten Atmosphäre, dem ruhigen Aufbau und den starken Darstellern (Alicia Witt und Blair Underwood seien noch dringend genannt) gefangen nehmen lassen kann, der wird vielleicht im Abgang kleinere Überraschungen mit „Longlegs“ erleben. Die Schlussszene ist jedoch in jedem Fall Klasse.

7 von 10

Der Film startet am 8. August 2024 in den deutschen Kinos. Den Verleih hat das Label DCM übernommen. Dank einiger blutiger Momente hat der Film eine FSK 16 abbekommen. Ab dem 14. November 2024 erscheint der Streifen auf DVD, Blu-ray und als Mediabook inklusive 4K UHD.

In diese Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: DCM__Freigabe: FSK 16_Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 08.08.2024 im Kino

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Categorised in: Reviews, Stalk and Slash

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