Originaltitel: Sugar Hill__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1974__Regie: Paul Maslansky__Darsteller: Marki Bey, Robert Quarry, Don Pedro Colley, Betty Anne Rees, Richard Lawson, Zara Cully, Charles Robinson, Larry D. Johnson, Rick Hagood, Ed Geldart, Albert J. Baker, Raymond E. Simpson, Truman C. Carroll, ‚Big Walter‘ Price, Charles Krohn, J. Randall Bell, Peter Harrell u.a. |

Das Cover von „Sugar Hill“ in der „Black Cinema Collection“.
Die schwarzen Zombies von Sugar Hill
Den traditionell so leichenblassen Vampirfürsten Dracula mal eben in einen Afroamerikaner verwandeln? Pah, das war doch nur der Anfang. Wie sich herausstellte, würden „Blacula“ (1972) und dessen Fortsetzung „Scream Blacula Scream“ (1973) für American International Pictures nichts als Aufwärmübungen auf dem Weg zum Kamm der Blaxploitationwelle sein, die nach dem Willen der AIP-Bosse eben nicht nur über die Krimi- und Actionfilme nach Vorbild von „Shaft“ (1971) hereinbrechen sollte, sondern auch über das Kino der Monster und Kreaturen, kurz: über den Horrorfilm.
So gestattete man sich also, neben jahrhundertealten Vampirgesetzen gleich auch noch George A. Romeros Zombie-Revolution „Night of the Living Dead“ (1968) kurzerhand zu revidieren. Mit der schwarzen Welle galt es nun, das getrocknete Erdreich auszuheben, um neben Würmern und faulendem Fleisch nicht nur die Anfänge des rituellen Zombiefilms der 30er und 40er Jahre im Kontext schwarzer Magie erneut zum Vorschein zu bringen, sondern mit ihnen auch die afrikanische Voodoo-Mythologie aus dem Totenschlaf zurückkehren zu lassen, die „Sugar Hill“ nun eitel aufträgt wie auffälligen Halsschmuck.
Zottelige Zombies gegen miese Mafiosi
Das Timing kam anno ’74 nicht von ungefähr, hatte doch niemand Geringerer als James Bond soeben beruflich im Voodoo-Ambiente zu tun gehabt („Live and Let Die“, 1973) und war dabei auch auf eine Inkarnation des Totenwächters Baron Samedi gestoßen (Geoffrey Holder), von dem nun eine weitere Ausgabe nach Pimp-Art (Don Pedro Colley) zum lautstarken Rummelansager von „Sugar Hill“ aufgebaut wird. Das Augenmerk liegt jedoch auf Hauptdarstellerin Marki Bey, deren rachsüchtiger Afro-Engel den Paraderollen Pam Griers aus dieser Zeit, insbesondere „Coffy“ (1973), bis auf den letzten Millimeter nachempfunden ist, von der Motivation ihres Handelns über die Outfits bis hin zum schlagfertigen Auftreten.
Paul Maslansky, der später als Produzent der „Police Academy“-Reihe seine größten Erfolge feierte, hat hier also mit verschiedenen Einflüssen zu jonglieren, zusammengesetzt aus filmhistorischen Bausteinen, aktuellen Trends und afroamerikanischer Kultur. Dabei sieht man seiner Arbeit an, dass er wohl gewaltige Mühe hatte, die Kegel in der Luft zu halten. All die muffigen Gestalten in ihren hoffnungslos veralteten Schlaghosen und ihren spießig wie die Hecke eines Vorstadthauses getrimmten Afros, sie müssen gar nicht erst den Mund aufmachen, um diesen weniger nach dem gleichnamigen Stadtteil in Harlem als vielmehr nach der Protagonistin benannten Mix aus Vigilantenthriller und Gruselfilm in eine Massenkarambolage von einem Unfall zu verwandeln… und jedes Mal, wenn Bey mal wieder einen ihrer Coffy-Oneliner abfeuert, fährt sinnbildlich ein weiteres Auto drauf.
70s, Baby!
Denn es sind bei weitem nicht nur die Zombies, die da künstliche Spinnweben tragen, nein, längst ist alles drumherum mit ihnen vermodert, vom Soundtrack über den Slang bis zur Mode. Haben sich die wahren Klassiker dieser bewegten Epoche bei allem Zeitkolorit durchaus etwas Zeitloses bewahrt, erringt „Sugar Hill“ diesen besonderen Status, diese Tatsache, dass man sich irgendwie doch noch an ihn erinnert, allenfalls durch seine Komik, die ihn heute als Trash-Vergnügen qualifiziert, das gerade in den steifen Darstellergesichtern zur Vollendung reift, die da versuchen, die synthetisch klingenden Dialogzeilen möglichst authentisch auszugeben, ohne dass noch andere Sachen mit rauskommen. Das betrifft bereits die Racheschwüre Beys, mehr aber noch ihre Begegnungen mit Baron Samedi oder auch dessen Medium ins Reich der Lebenden, Mama Maitresse (Zara Cully), denn gerade hier stößt der im Kern nach Schema F verlaufende, geradezu klassisch als Kopie angelegte Blaxploitationer auf den Rand seiner Komfortzone, dort, wo die Dinge so richtig schief gehen können.
Stilecht an Originalschauplätzen in Houston gefilmt, fanden die Dreharbeiten zwar ein paar Autostunden vom amerikanischen Voodoo-Zentrum New Orleans entfernt statt, jedoch wusste Maslansky im Halbdunkel des nahenden Sonnenuntergangs auch ohne die charakteristischen Sumpfzypressen ein paar charismatische Locations aufzutreiben und sie in stimmungsvolles Licht zu tauchen. Wenn die Zombies erstmals aus dem Boden kriechen, fühlt man sich wohlig an klassische Gruselstreifen erinnert, passend verziert mit Laubwerk, Lehm und allem, was in herbstlich-fahle Brauntöne gefärbt ist. Die stets mit ausgestreckten Armen durch die Gegend wankenden Gestalten, die im letzten Moment der Attacke zumeist als Gruppe nach dem Kamera-Fischauge greifen, übertragen dabei diesen Kniff des Fremdgesteuerten und dadurch Marionettenhaften in die damalige Gegenwart, die dem Voodoo-Zombie als Untergattung traditionell eine grundlegend andere Qualität verleiht als etwa dem Virus-Zombie; im Grunde unterscheiden sich beide so sehr voneinander wie der Werwolf und der Vampir.
Jahrmarktsmaskenkunst
Maslansky geizt keineswegs damit, die Untoten zu zeigen, sie tragen ihre Spinnenseide bei jeder sich bietenden Gelegenheit spazieren und grinsen dabei blutig, wobei ihnen allen eine Besonderheit zu eigen ist: Ihre Augen stechen hervor, schlichte weiße Halbbälle ohne Iris und Pupille, die einfach nur reflektieren, anstatt zu fokussieren, ähnlich wie bei den Kreaturen aus C. Courtney Joyners Lovecraft-Adaption „Lurking Fear“ (1994). Ihr Anblick erzeugt insbesondere in heutiger HD-Qualität eine merkwürdige Dissonanz beim Betrachter, der die billigen Jahrmarktseffekte um halbierte Tischtennisbälle einerseits mehr denn je durchschaut, den urtümlichen Grusel, den der Anblick trotz allem verströmt, jedoch nicht ganz beiseite schieben kann. Es fühlt sich an wie eine gehauchte Mahnung aus dem Grab vor dem Verlust der Sinne, hier des Sehens, der im Extremfall einhergeht mit dem Verlust des Menschlichen, das in den reanimierten Körpern nicht mehr vorhanden zu sein scheint… auch wenn man meint, die Komparsen hinter ihren eingebauten Plastikfenstern das ein oder andere Mal mit den Augen rollen zu sehen. Aber es steckt auch eine weniger globale, eine der weißen Bevölkerung inhärente Furcht dahinter, nämlich diejenige vor fremdartigen Bräuchen, die sie nicht kontrollieren können. Dass die Zombies hier keineswegs von bösen Mächten kontrolliert werden, sondern von der Protagonistin, die eines geliebten Menschen beraubt wurde, deckt sich mit dem Anliegen des Films, diese fremden Bräuche auch einem weißen Publikum vertraut zu machen, was den Horror effektiv abmildert.
Es ist jedenfalls ein wahres Schmierentheater der praktischen Maskeneffekte, das hier unerwarteterweise tief begrabene Urängste anspricht, ohne natürlich wahrhaftige Angst auszulösen; für sich genommen ist das aber schon bemerkenswert genug. Blut fließt eher wenig direkt auf der Leinwand, gleichwohl im Off, beziehungsweise auf Dialogebene, durchaus Grausames vonstatten geht, was die Aura der schlecht kostümierten Statisten noch ein wenig unheimlicher erscheinen lässt. Don Pedro Colley pendelt als Baron Samedi im gleichen Maß zwischen Horrorgestalt und Witzfigur, ein wenig so wie der langsam zerfallende Ghul aus Wes Cravens „Vampire in Brooklyn“ (1995), gefangen in der Schere zwischen ernstem Horrorfilm und alberner Komödie. Das mag auch daran liegen, dass er als eine Variation des Gestaltwandlers konzipiert ist, der jeweils unterschiedliche Facetten einer langen Geschichte von Sklaverei und Religion aufgreift und in ähnlichem Maße über dem Film verschleudert wie die Spinnwebenmaschinen die Netze über die wandelnden Leichen. Im Gegenzug sehen wir in der Krimi-Rahmenhandlung Robert Quarry, der wenige Jahre zuvor für AIP einen Vampir gespielt hatte („Count Yorga, Vampire“, 1970; „The Return of Count Yorga“, 1971), als typisch schmierigen Gangboss, der typisch schmierige Henchmen unterhält, weitab noch von dem Hokuspokus, der sie im Laufe der Handlung einholt.
Zu diesen Gestalten kehrt schließlich auch „Sugar Hill“ zurück und entwickelt sich daraufhin zu einem repetitiven Police Procedural, bei dem sich Kills und anschließende Tatortbegutachtung permanent abwechseln. Diese wenig raffinierte Struktur tut dem eigentlich recht launigen Trash-Fundament nicht allzu gut, denn die Vorhersehbarkeit des Ablaufs verhindert gerade das, was der unfreiwilligen Komik zu ihrer Durchschlagskraft verhilft: die Entwicklung von Überraschungsmomenten.
Sugar Hill, Rache und Zombies: Ein ungewöhnlicher Stilmix
So lebt „Sugar Hill“ vor allem von seinem unerschrockenen, wenn auch wenig versierten Versuch, Blaxploitation-Trends aufzugreifen und auf die Regeln des Zombiefilms abzubilden, ein Unterfangen, das Regisseur Paul Maslansky vorne und hinten nicht zu einem wasserdichten Paket geschnürt bekommt. Deshalb zerfällt sein Film nach und nach, überwuchert mit Kontinuitätsfehlern und Logikproblemen, wie gut abgehangenes Zombiefleisch in der Mittagssonne. Aber Marki Bey ist eben auch keine Pam Grier, so dass diese abgestandene Klamotte ohne ihre markanten Glupschaugenzombies und die durch sie freigesetzten Eigenarten vermutlich inzwischen vergessen wäre.
Informationen zur Veröffentlichung von „Sugar Hill“
Black Cinema Collection #15
Das Genre Horror spielte in der ersten, insgesamt zehnteiligen „Black Cinema Collection“ praktisch noch gar keine Rolle. Lediglich in der Blaxploitation-Parodie „Ghetto Busters“ ließen sich die Wayans in Vorbereitung auf ihre spätere „Scary Movie“-Reihe in ein oder zwei Szenen von Horrorklassikern inspirieren, die aber auch nicht unbedingt aus dem Black Cinema stammten, sondern aus dem Mainstream entliehen waren, um ein großes Publikum erreichen zu können. In der zweiten Box war es dann aber soweit: Mit dem vierten Titel darin, „Vampira“, war der erste Horrorfilm der Kollektion unter Dach und Fach, eine Horrorkomödie allerdings, die anstelle des über Studio Hamburg bereits erschienenen „Blacula“ das schwarze Vampirkino repräsentieren sollte. Gleich im Anschluss erschien mit „Sugar Hill“ als Nr. 5 (bzw. 15 in der Gesamtrechnung) der nächste Film, den man übergeordnet der Gattung Horror zuordnen würde. Wieder spielt Comedy eine gewichtige Rolle, doch diesmal ist sie nicht unbedingt das offensive Anliegen des Films, sondern ergibt sich durch das Unvermögen, den von Voodoo inspirierten klassischen Zombiefilm zum Fundament eines typischen Mafia-B-Films seiner Zeit zu machen.
Die Verpackung
Entsprechend exotisch gestaltet sich schon die Poster-Collage auf dem Cover, das ansonsten mit seinem weißen Hintergrund und seiner schwarzen „Black Cinema Collection“-Banderole dem Layout der bisherigen Box folgt. Der volle deutsche Titel „Die schwarzen Zombies von Sugar Hill“ findet nicht darauf Platz, stattdessen beschränkt sich der Titel auf den Namen der Hauptfigur, der sich in verschnörkelten roten Kursivbuchstaben im unteren Viertel des Artworks ausbreitet. Ganz oben ist auch noch Platz für ein paar Taglines: „Meet SUGAR HILL and her ZOMBIE HIT MEN… – The Mafia has never met anything like them“, heißt es da, womit die beiden wichtigsten Genrekomponenten, Zombies und Mafia, auch gleich auf einen Blick zusammengefasst wären. Interessanterweise wird der Name der Hauptdarstellerin nicht genannt. Wüsste man es nicht besser, könnte man die Silhouette mit Afro und knappem Outfit daher auch für Pam Grier halten, so dass man den Verzicht auf die Nennung der Hauptdarstellerin wohl als bewusste Marketingstrategie begreifen muss. Um Marki Bey herum versammeln sich diverse blasse Gestalten mit Macheten, inklusive eines grinsenden Don Pedro Colley mit Zylinder. Eine Grau-Schwarz-Zeichnung direkt über dem Filmtitel deutet noch etwas Großstadtaction an, die es so im Film eigentlich nicht gibt, sie ist aber ohnehin so klein geraten, dass sie in der Collage untergeht. Auf dem Backcover befinden sich wie üblich Inhaltsangabe und Ausstattung. Von innen wartet kein Wendecover, sondern eine verwaschene Schwarzweißaufnahme zweier Zombies. Ein FSK-Logo gibt es zum Glück nur in Form eines Aufklebers auf der Verpackungsfolie.
Das Booklet
Im Inneren der Scanavo-Hülle finden wir alles so angeordnet vor wie immer: Rechts sind Blu-ray und DVD übereinander gesteckt, links ist das 32-seitige Booklet eingeklammert. Die Seiten sind nicht mehr so dick wie sie es zum Auftakt der Reihe mal waren, deswegen wirkt es ein wenig schmal in der Hand, doch Christoph N. Kellerbach schwingt wieder den Füllfederhalter, es gibt also einiges zu sagen über „Sugar Hill“. Im Wesentlichen ist sein Text in drei Hauptabschnitte aufgeteilt. Im ersten Teil leitet er die Entstehung des Films und die ungewöhnliche Kombination der Versatzstücke „Zombie“ und „Black Cinema“ aus der Geschichte des entwickelnden Studios einerseits und den historischen Wurzeln des schwarzen Kinos im Horrorfilm andererseits her. Selbstverständlich fallen dabei einmal mehr Namen wie Samuel Z. Arkoff, James H. Nicholson oder Roger Corman, um die herum kein Weg zu führen scheint. Die Aufarbeitung der Geschichte führt letztlich zu einer These darüber, weshalb das Black Horror Cinema immer eng mit der Komödie verwurzelt war, mündend in einen Ausblick auf spätere Phasen der Strömung in den 2000er Jahren (mit einigen Produktionen, in denen Snoop Dogg im Mittelpunkt stand) bis in die heutige Zeit hinein, in der Namen wie Jordan Peele besondere Aufmerksamkeit erlangen.
Im zweiten Teil geht Kellerbach vor allem auf die Beteiligten ein, wobei er keineswegs bei den wichtigsten Darstellern halt macht, sondern sich auch ausgiebig mit Stuntmen (Tony Brubaker, der den Zombie-Anführer spielt), Effektleuten (Hank Edds), Drehbuchautoren (Tim Kelly), Produzenten (Elliot Schick) und Kameramännern (Robert Jessup) befasst. Zum Abschluss arbeitet der Autor dann noch einige bedeutsame Details insbesondere der Figur des Baron Samedi heraus, die in dem lax geführten Billigstreifen auch schnell untergegangen sind. Schließlich geht es noch einmal um Vermarktung und Veröffentlichung, die im deutschen Kino leider nie stattgefunden hat. Ein wenig schade ist es allerdings, dass das Bonusmaterial nicht ausschließlich als Quelle für Fakten und Zitate herangezogen wird, sondern teilweise auch die eigene Argumentation ersetzt; gerne hätte man die ganz persönliche Meinung des Autoren noch stärker ausgearbeitet gesehen.
Das Bild
Idealerweise hat man sich vorher natürlich bereits selbst davon ein Bild gemacht, was der Autor hier bespricht, und das kann man wahlweise über die Blu-ray oder die DVD tun, die abgesehen von der Auflösung und einem bestimmten Extra, dazu später mehr, inhaltsgleich sind. Der Hauptfilm kommt dabei im Gegensatz zu den früheren DVD-Releases von ’84 Entertainment, Retrofilm & Co., aber auch im Gegensatz zu den Free-TV-Ausstrahlungen (inklusive SchleFAZ) im Kino-Breitbildformat (1,85:1 / auf Blu-ray 1080p). Ein auffälliger Weichzeichner zieht sich als roter Faden durch das komplette Werk und lässt Schweißperlen auf schwarzer Haut ebenso auffällig glänzen wie die Reflektionen auf den Halbmondaugen der Zombies. Der Transfer lässt den im Hochsommer von Houston gedrehten Streifen tatsächlich auch auf dem Bildschirm unerträglich heiß wirken, wenn gleißende Sonnenstrahlen durch die Baumwipfel leuchten und der Asphalt der Straßen zu dampfen scheint. Die Farbskala hält sich daher vornehmlich im Beige-Braun-Bereich auf. Gelegentlich zeichnen sich an feinen Rändern (etwa dort, wo der Afro in den Bildhintergrund übergeht) leichte Doppelkonturen ab. Im Filmkorn könnte man sich ohnehin verlieren. Ein allzu scharfes Bild ist schon wegen der Weichzeichner nicht zu erwarten, aber die drückende Atmosphäre strahlt regelrecht durch die Mattscheibe.
Der Ton
Auf die Ohren gibt es je nach Präferenz den englischen O-Ton oder auch die deutsche Synchronisation in Zweikanal-Monoton (beide DTS-HD Master Audio). Wie bereits weiter oben angedeutet, lief der Film nie in den deutschen Kinos; dementsprechend stammt die Synchronisation aus dem Jahr 2000, dem Jahr also, als die „Shaft“-Neuverfilmung mit Samuel L. Jackson in den Kinos startete. Dessen Stammsynchronsprecher Engelbert von Nordhausen ist folglich auch hier vertreten, er spricht nicht ganz unerwartet den diabolischen Baron Samedi. Der Rest vom Fest besteht aus nicht ganz so prominenten Namen, bemüht sich aber nach Leibeskräften, die gestelzten Dialoge auch so gestelzt wie möglich herüberzubringen. Die recht dumpfe Hintergrundkulisse passt nicht ganz zu den ungleich deutlicheren Dialogen, hier hat die O-Tonspur natürlich mehr Homogenität zu bieten, obgleich die Dynamik je nach Szene schwankt. Besonders laut wird es, wenn sich die Toten unter Donnergrollen aus den Gräbern befreien. Dschungelgeräusche, Buschtrommeln, Jazz und Funk bestimmen ansonsten die weitere Kulisse. Insgesamt ist schon aus Gründen der Authentizität die englische Spur definitiv zu bevorzugen, auch wenn die deutsche Synchro noch einiges an zusätzlicher Komik beizusteuern imstande ist. Neue Untertitel wurden wie üblich in Deutsch und Englisch angelegt.
Die Audiokommentare
Neben den beiden Standard-Audiospuren finden wir außerdem noch zwei Audiokommentare auf der Disc. Der erste stammt von Regisseur Paul Maslansky persönlich und wurde mutmaßlich für die 2015 erschienene Blu-ray von Kino Lorber produziert. Gesprächspartner ist der 2022 verstorbene Code-Red-DVD-Gründer Bill Olsen. Wie bei solchen Paarungen üblich, bekommt man in dem Kommentar viele Informationen zur Produktion zu hören, von der Umsetzung der Spezialeffekte bis zum Casting und der täglichen Arbeit am Set, auch wenn die Erinnerungen an die Dreharbeiten zu dem Zeitpunkt bereits 40 Jahre zurückliegen. Maslanskys Stimme klingt für sein Alter von damals mehr als 80 Jahren erstaunlich jugendlich, man würde hier wohl eher einen 40- bis 50-Jährigen hinter dem Mikrofon vermuten. Manche Erinnerungslücke lässt sich dennoch nicht vermeiden. Im Laufe des Gesprächs wird deutlich, dass Maslansky zwar eine gute Zeit am Set hatte, er sich aber in der Funktion des Produzenten wohler fühlt, was dann auch erklärt, dass seine Regiekarriere von eher kurzer Dauer war, während er als Produzent mit der „Police Academy“-Reihe einen Welterfolg feiern konnte. Auch für den englischsprachigen Kommentar stehen neu erstellte deutsche Untertitel zur Verfügung.
Der zweite Kommentar wird einmal mehr von Stammtrio Dr. Gerd Naumann, Christopher Klaese und Matthias Künnecke bestritten. Die gleiche Kombo war bereits auf „Vampira“ zu hören, die beiden Erstgenannten waren sogar auf jeder einzelnen Edition bislang vertreten. Dementsprechend eingespielt wirft man sich die Tennisbälle zu, oder mit Blick auf die Glupscher der Zombies diesmal wohl eher Tischtennisbälle. Lange Zeit geht es in dem Gespräch um Grundsatzfragen bezüglich der Genre-Kategorisierung: Ist „Sugar Hill“ wirklich als Horrorfilm zu bezeichnen? Wie „schwarz“ ist „Sugar Hill“ bezüglich Thematik und Umsetzung? Erst später gehen die Herren auch auf Einzelheiten der Produktion ein, inklusive Einbettung in die damalige Kinolandschaft, aber ähnlich wie Kellerbach im Booklet auch auf Darsteller, Dreharbeiten und Kostüme, nur in anderer Gewichtung. Wo Kellerbach aber wie zumeist ein durchweg positives Fazit zieht, werden hier auch die vielen Mängel des Films offensichtlicher, von den haarsträubenden Anschlussfehlern bis hin zu den weitgehend kruden Darbietungen.
Die Interviews

Vier Extras mit Regisseur und Darstellern bilden das Kernstück der Extras.
Sowohl die Audiokommentare als auch die meisten anderen Extras findet man sowohl auf der Blu-ray als auch auf der DVD vor. Dazu gehören auch die Interviews mit dem Regisseur und drei Darsteller, die mit einer Gesamtlaufzeit von über einer Stunde den Kern der Video-Features bilden.
Paul Maslansky, diesmal in Ton und Bild, macht den Anfang, indem er schildert, wie er zu dem Job gekommen ist. Die recht unromantische Quintessenz ist die, dass Maslansky, der bis dahin vor allem im europäischen Genrefilm gefuhrwerkt hatte, nicht einmal wusste, was „Black Exploitation“ überhaupt ist, als ihm der Job angeboten wurde. Die Definition musste er sich selbst zusammenreimen, nachdem ihm ein Beispielfilm vorgeführt wurde. Das ist soweit nichts Neues; ein Jack Hill, immerhin Regisseur der Blaxploitation-Kultfilme „Coffy“ und „Foxy Brown“, hat in Interviews Ähnliches berichtet. Dass gerade daraus dann doch Filme entstanden, die die Definition des Blaxploitation anschließend mitprägten, trägt schon eine gewisse Ironie in sich. Im weiteren Verlauf wird Maslansky noch zu diversen Darstellern befragt, er teilt einige Erinnerungen aus der Zeit der Dreharbeiten und geht schließlich auch noch auf andere seiner Produktionen ein, denen er teilweise mehr Euphorie zukommen lässt.
Weiter geht’s mit Richard Lawson, der in „Sugar Hill“ den Detective Valentine spielt. Auch er wird zu einigen seiner Co-Stars befragt, doch zunächst versucht er sich an einer Veranschaulichung der Motivation, die eine schwarze Person in den 70er Jahren hatte, in einer Filmproduktion mitzuspielen, die überwiegend von Weißen gesteuert wurde, deren Lebensrealität nichts mit derjenigen der schwarzen Bevölkerung zu tun hatte. Er scheint jedenfalls seine ganz eigenen Ambitionen daraus gezogen zu haben und diese auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch auf seine Art beruflich auszuleben.
Dann wäre da noch Charles Robinson (Fabulous), der sich im Interview als ausgesprochen eloquenter Geschichtenerzähler entpuppt. Zunächst geht es darum, wie Robert Quarry ihm zum Einstieg in Hollywood verhalf, schließlich um Don Pedro Colleys Forderung nach einer eigenen Umkleidekabine. Eine Story jagt die andere, wenn Robinson einmal losgelegt hat, und alles ist mit dem ironischen Augenzwinkern eines jungen Kerls im Körper eines älteren Mannes abgerundet. So verwundert dann auch nicht das abschließende Urteil über „Sugar Hill“, bei dem potenziellen Käufern der Disc empfohlen wird, sie doch bitte nach dem Ansehen nicht gleich zu verbrennen.
Den Abschluss macht Don Pedro Colley aka Baron Samedi. Von allen Interviewpartnern scheint er den gesamtgesellschaftlichen Kontext seiner Arbeit am Film am meisten zu reflektieren, hat man bei ihm doch durchgehend das Gefühl, er betrachtet das Erlebte stets in einem größeren Zusammenhang. Bemerkenswert ist seine lockere Art, daraus Rückschlüsse für sein eigenes Leben zu ziehen, zu dem ihm eine Wahrsagerin vorhersagte, dass es 105 Jahre dauern solle. Dazu kam es leider nicht mehr; Colley starb im Jahr 2017 79-jährig.
Blax History Month
Über die Interviews hinaus sind aber noch weitere Extras auf der Scheibe geparkt. Dazu gehört auch wieder ein „Blax History Month“-Beitrag von Justin Murray. Das Format besteht aus einem Zusammenschnitt von Clips aus dem Film mit einem Voiceover, steht also in Verwandtschaft zu den „Trailers from Hell“ oder natürlich den „Honest Trailers“. Murray zieht aber nur am Anfang kurz die Filmfehler-vorführen-Karte und wechselt dann schnell zu den einfach übersehenen Vorzügen des Films, die seiner Meinung nach in der authentischen Abbildung der Voodoo-Kultur und dem subtilen Umgang mit Rassismusthemen liegen. Das Ganze ist außerdem kurz und knapp in fünf Minuten auf den Punkt gebracht und damit natürlich nicht erschöpfend, aber doch aufs Wesentliche konzentriert.
Alternative Titeleinblendung, Trailer, Radiospots
Auch an Bord ist ein alternativer Vorspann in 4:3 mit Titeleinblendung „Voodoo Girl“ anstelle von „Sugar Hill“. Der Originaltrailer darf natürlich auch nicht fehlen, angereichert um einen TV-Spot und zwei Radiospots. Zur Abrundung gibt es noch eine animierte Galerie in Videoform, in der das Pressebuch präsentiert wird, sowie eine Bildergalerie mit Postern, Stills, Lobby Cards, Pressematerial und Mediencovern.
Open-Matte-Bonusfassung

In der alternativen Open-Matte-Fassung in 4:3 hört der Film auf den Namen „Voodoo Girl“.
Das einzige Feature, das wohl aus Kapazitätsgründen nur auf der Blu-ray zu finden ist, ist die 4:3-Version des Hauptfilms mit dem alternativen Vorspann „Voodoo Child“. Die Audio- und Untertiteloptionen dieser Fassung sind identisch mit der Hauptfassung (inklusive Audiokommentare), der Unterschied liegt lediglich im Bild, das den Film „open matte“ präsentiert, sprich, die in der Hauptfassung maskierten oberen und Unteren Bildbereiche sind nun geöffnet, so dass oben und unten mehr Bildinformationen zu sehen sind. Qualitativ wirkt das Bild weicher und die Farben blasser als in der Hauptfassung, dennoch handelt es sich aufgrund der zusätzlichen Bildinformationen nicht einfach um ein nettes Gimmick, sondern eine vollwertige Alternativfassung, wenngleich der Film fürs Kino produziert wurde und der intendierte Filmausschnitt somit im Breitbild liegen dürfte.
Die „Black Cinema Collection 2“ ist mit „Sugar Hill“ jedenfalls um eine bunte Facette reicher. Einmal noch die Voodooflüche aufsaugen, bevor als nächstes mal wieder in Harlem die Hölle los ist…
Hier könnt ihr die DVD- / Blu-ray-Kombination erstehen.
Sascha Ganser (Vince)
Bildergalerie

Das Clubgeschäft ist wirklich wie ein Hai(ti)fischbecken.

Wenn der Zombiewecker im Urwald klingelt.

Die Unschuld vom Lande: Sugar Hill lässt lieber Zombies für sich arbeiten.

Gangsterboss Morgan (Robert Quarry) geht es an den Kragen.

Polonäse Anakondanese.

Da hat’s den Mobster doch glatt an den Hosenträgern erwischt.

Don Pedro Colley ist als unheimlicher Unterweltherrscher Baron Samedi voll in seinem Element.

Sugar Hill ist aus dem Clubgeschäft ausgestiegen. Sie macht jetzt in Voodoo.
Die Black Cinema Collection bei den Actionfreunden:
01: Slaughter [1972]
02: Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs [1970]
03: Strasse zum Jenseits [1972]
04: Ghetto Busters [1988]
05: Die Organisation [1971]
06: Foxy Brown [1974]
07: Car Wash [1976]
08: Coffy [1973]
09: Visum für die Hölle [1972]
10: Black Caesar – Der Pate von Harlem [1973]
11: Cotton Comes to Harlem [1970]
12: Riot – Ausbruch der Verdammten [1969]
13: Hit! [1973]
14: Vampira [1974]
15: Sugar Hill [1974]
16: Hell Up In Harlem [1973]
17: Friday Foster [1975]
18: In the Heat of the Night [1967]
19: Cooley High [1975]
20: Hammer [1972]
Sascha Ganser (Vince)
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |