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One More Shot

Originaltitel: Shen bing te gong__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Tang Qiaojia__Darsteller: Siu-Wong Fan, Jiang Yiyi Jiang, Diego Dati, Wang Zhi Peng, Song Zi Qiao, Liu Wei Zhou u.a.
One More Shot aus China auf Blu-ray

In “One More Shot” lässt es Louis Fan ordentlich knallen.

Bodyguard Long Weis aktueller und gut betuchter Kunde erhält seit einiger Zeit Drohmails. Entsprechend alarmiert agieren Long Wei und sein Team. Trotzdem werden die Bodyguards irgendwann von einer Abordnung Fieswichter überrascht. In einer blutigen Ballerei wird Long Weis gesamtes Team ausgelöscht. Er kann seinen Schutzbefohlenen zwar retten und nahezu alle Angreifer ausschalten, wird dabei aber selbst schwer verletzt.

So ist er vermeintlich leichte Beute, als die Bösewichter sich für die erlittene Schmach revanchieren wollen. Doch Long Weis Frau reagiert geistesgegenwärtig, so dass wenigstens ihr Mann und die gemeinsame Tochter einen hinterhältigen Bombenanschlag überleben. Der Witwer zieht sich danach von seinem Bodyguard-Job zurück und versucht, sich als Techniker eines Clubs durchzuschlagen. Das dabei verdiente Geld geht vollends für die Behandlung seiner bei der Explosion schwer verletzten Tochter drauf.

Eines Abends rettet er in dem Club Wissenschaftlerin Amy vor einem Vergewaltiger. Die junge Frau ist ihm mehr als dankbar, zahlt alle Operationen seiner Tochter und bietet ihm einen lukrativen Job an. Amy hat mit ihren Kollegen nämlich ein Exoskelett namens POWER entwickelt. Um dessen Möglichkeiten auszutesten, braucht es einen vertrauenswürdigen Piloten. Unter anderem Long Wei könnte sich ihrer Meinung nach als Proband eignen.

Long Wei willigt ein und unterzieht sich dem dafür notwendigen Test. Just in diesem Moment stürmt eine Abordnung fieser Söldner das Forschungsgebäude und will die Daten für POWER entwenden. Long Wei beschließt, den Halunken so richtig in die Suppe zu spucken.

Schaut in den Film hinein

Rabiater Actionhappen aus China

Das Egalste an „One More Shot“: die Story. Das Beste an „One More Shot“: die Action. Das Schlimmste an „One More Shot“: die Effekte. Viel mehr müsste man über den blutigen Actioner aus chinesischen Landen gar nicht schreiben. Ich versuche es aber trotzdem mal. Zunächst zur Story. Sie ist da. Ihr einziger Sinn besteht darin, alle Figuren des Filmes in ein „Stirb Langsam“-Szenario zu bugsieren, bei dem Held Long Wei zur falschen Zeit am richtigen Ort ist und mit ein paar sehr brutalen Söldnern den Boden wischt.

Dabei gibt die Story ihrem Helden eine Menge zu knabbern. Erst wird sein Team aufgerieben, dann die Frau getötet und am Ende steht eine dem Tod geweihte Tochter. Das ist die Basis für einiges an üblem Overacting und überfordert vor allem Hauptdarsteller Fan Siu-Wong („Kung Fu Killer“) teils sichtlich.

Louis Fan in "One More Shot"

Long Wei (rechts) gibt das Versuchskaninchen.

Der zu Beginn groß eingeführte Kampfanzug spielt im gesamten Film keine weitere Rolle. Wer die Fieswichter sind und was sie motiviert, ist ebenfalls vollkommen Latte. Und die vermutlich überraschend gedachte Auflösung des gesamten Finishs ist in meinen Augen einfach nur feige – und durchaus absehbar. Zudem hat der Film auch ein paar logische Probleme. Der einzige Pluspunkt in Sachen Story: Mit einer Nettolaufzeit von gerade einmal 80 Minuten ist der Spuk schnell vorbei.

Die Story ist also keine wirkliche Stärke des Filmes, dafür haut die Action mächtig gewaltig rein. Schon die erste große Actionszene setzt dahingehend ein nettes Ausrufezeichen. Das Team von Long Wei wird von Kugeln förmlich zerrissen. Das (CGI-)Blut spritzt, die Wunden geraten schlotzig und explodierende Granaten schleudern die Bodyguards durch die Gänge. Immer wieder lässt vor allem Fan Siu-Wong auch seine Arme und Beine fliegen und setzt seinen Gegnern auch mal mit Gabeln brutal ein Ende.

Wissenschaftler werden als Geiseln genommen

Fiese Söldner nehmen das gesamte Wissenschaftsteam als Geiseln.

„One More Shot“ hat Bock auf Aderlass und macht daraus kein Geheimnis. Leider erdet er seinen Spektakelfaktor immer wieder mit miesen CGI-Momenten. Alle Explosionen stammen entweder komplett aus dem Rechner oder wurden derart heftig gepimpt, dass sie alle fake aussehen. In der ersten großen Actionszene kommt ein übel getrickstes Finish in hohen Höhen dazu. Allerdings atmet man bei der ersten Actionszene auch ein wenig auf, denn der eigentliche Einstieg in die Action, eine Präsentation des Kampfanzuges POWER, sah wie ein wirklich schlechtes Playstation-2-Intro aus. Derart übel wird es im ganzen Film zum Glück nicht mehr.

Der zeigt Fan Siu-Wong noch bei einer kurzen Kneipenprügelei und in einer ausladenden POV-Prügelsequenz, bevor dann das lang ausgedehnte Finish steigen darf. Die druckvolle POV-Einlage unterstreicht den Willen der Macher, die Action möglichst dynamisch zu präsentieren, noch einmal eindrücklich. Allgemein ist die Kamera immer in Bewegung, filmt aus schrägen Perspektiven und rast mal auf das Geschehen zu, mal von ihm weg oder umkreist es. OHNE dass dabei der Fokus auf das Wesentliche, die Action, verloren ginge. Ein paar Kamerawege geraten dabei sogar richtig überraschend.

Action aus "One More Shot"

Als Long Wei loslegt, stapeln sich bald die Leichen in den Gängen.

Im großen Showdown platzen dann zahlreiche Blutbeutel und wird noch einmal amtlich mit Blut herumgesaut. Es wird eine Menge geballert, doch auch coole Martial-Arts-Einlagen prasseln auf den Zuschauer hernieder. Highlight ist dabei ganz klar ein Fight in einem Fahrstuhl zwischen Fan Siu-Wong und Diego Dati („Vanguard“). Die Choreographie ist sehr auf Effektivität ausgelegt, brutal schnell und immer wieder mit deftigeren Einlagen versehen. Leider gibt es auch im Finale wenig schön anzusehende Explosionen und die meisten Treffer-Effekte in der Umgebung bestehen aus Einsen und Nullen. Absolutes Lowlight: der Finisher in Form einer Verpuffungsexplosion.

„One More Shot“ dürfte gerne in Serie gehen, ABER…

Der chinesische Actioner „One More Shot“ von Regie-Debütant Tang Qiaojia hat große Probleme, was seine Geschichte angeht. Man ist nie wirklich drin, auch und vor allem, weil die finalen Fieswichte mit der bis dahin erlebten Filmhälfte nichts zu tun haben. Das eigentlich alles zusammenhaltende Element des Filmes ist nämlich ein Kampfanzug, der zugleich aber keinerlei Rolle für den Film spielt. Schafft man es, die Story und die in selbiger teils schlecht aufspielenden Schauspieler auszublenden oder achselzuckend hinzunehmen, kann man sich zumindest von der Action des Filmes blendend unterhalten lassen.

Die kommt knallhart daher, hat einen netten Bodycount aufzuweisen, lässt den roten Lebenssaft spritzen, ist topp choreografiert und wurde äußerst dynamisch in Szene gesetzt. Es wird geballert, getreten und gesprengt, dass es eine wahre Freude ist. Highlight ist dabei ganz klar der lange Showdown, den selbst schwache CGIs und ein langweiliges Setting mit immer gleichen Gängen nicht mehr ausbremsen können.

Die Effekte sind allerdings ein durchgehend nicht zu vernachlässigender Pferdefuß des Unterfangens „One More Shot“. Das Hauptproblem: Ein bereits im Abspann geteaster zweiter Teil könnte deutlich mehr auf den Kampfanzug abstellen. Und dass die Chinesen das niemals vernünftig umsetzen könnten, beweisen die ersten Minuten des soeben geschauten Filmes. Entsprechend wäre zu wünschen, dass „One More Shot“ alleine wegen seiner geilen Action eine weitere Chance mit einer dann vielleicht besseren Story spendiert bekäme, ABER bitte nicht mit Fokus auf den Kampfanzug.

6 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 16. März 2023 von Nameless. Die Datenträger sind mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten und haben keinerlei Extras zu bieten. Die Synchronisation ist sehr gelungen. Das Label beziehungsweise EYK Media wird den Film auch im Mediabook veröffentlichen. Und streamen kann man ihn freilich auch schon.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Nameless Media / Eurovideo__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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